Meeresschutz
Meeresschutz umfasst alle Maßnahmen, die dem Schutz und der Wiederherstellung mariner Lebensräume in Bezug auf ihre Funktionen im Naturhaushalt dienen. Somit ist der Meeresschutz ein Teilgebiet des Naturschutzes.
Der anthropogene Einfluss auf die Ozeane ist vielfältig und reicht von der direkten Verschmutzung mit Schadstoffen und Müll, bis zur komplexen Erwärmung der Meere als Effekt der globalen Erwärmung. Dennoch wirken sich alle Einflüsse in vielfältigen Wechselwirkungen des Meeres negativ auf das gesamte Ökosystem aus. Zu diesem System gehören neben Pflanzen und Tieren auch ozeanographische Faktoren, wie Strömung, Wassertemperatur, Dichte und klimatische Faktoren. Über vierzig Prozent der Weltbevölkerung lebt heute nicht weiter als 100 Kilometer von einer Küste entfernt. Für viele Menschen ist das Meer der wichtigste Proteinlieferant. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch von den unendlichen Ressourcen des Meeres gesprochen wurde, ist heute klar, dass menschliches Handeln die Funktion der Meere nachhaltig verändert. Seit Anfang der siebziger Jahre setzen sich verschiedene Nichtregierungsorganisationen für den Meeresschutz ein und verschiedene internationale Abkommen wurden geschlossen.

Schutzgut und Funktion

Marine Lebensräume sind die Ökosysteme der Meere und Ozeane, sowie deren Küsten. Durch Maßnahmen des Meeresschutzes sollen die biotischen und abiotischen Bestandteile mariner Lebensräume im Naturhaushalt, sowie deren Wechselwirkungen geschützt werden. Meere und Ozeane erfüllen eine wesentliche Funktion in den globalen Stoffkreisläufen, wie dem Kohlenstoffkreislauf, dem Stickstoffkreislauf und der Carbonatpumpe. Der globale Klimahaushalt wird wesentlich durch die Wassermassen der Weltmeere und Ozeane bestimmt. Die biologische Diversität mariner Ökosysteme ist besonders hoch. Rund vierzig Prozent der Erdbevölkerung lebt in Küstennähe und ist von den Meerestieren als Proteinlieferant abhängig. Ozeane und Meere haben für viele Menschen einen „Wert an sich“ (intrinsischer Wert).
Instrumente des Meersschutzes
Der Schutz mariner Systeme wird meist durch eine Kombination von Bildung und Kommunikation der betroffenen Menschen, rechtlichen Regelungen, freiwilligen Selbstverpflichtungen und politischer Maßnahmen umgesetzt. Ein wesentliches Instrument im Schutz mariner Lebensräume sind Meeresschutzgebiete. Zum Schutz von Küstenlebensräumen wird das auf der Kooperation von verschiedenen Akteuren beruhende Integriertes Küstenzonenmanagement angestrebt, durch das die wirtschaftlichen Eingriffe des Menschen in die Meeresumwelt reguliert und gegebenenfalls gesteuert werden können.
Meeresschutzgebiete (Marine Protected Areas, MPA)
Meeresschutzgebiete dienen als Erholungs- und Rückzugsraum für verschiedene maritime Tierarten. Bedeutend sind hierbei besonders Riffe und Korallenbänke. Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, IUCN definiert ein Meeresschutzgebiet wie folgt:
- „[Ein] Gebiet innerhalb oder unterhalb des Gezeitenbereichs, einschließlich seiner darüberliegenden Wassersäule und der dazugehörigen Flora, Fauna sowie historischen und kulturellen Werte, das gesetzlich oder durch andere wirksame Mittel in seiner Gesamtheit oder in Teilen geschützt wird.“[1]
Die positiven Effekte von Meeresschutzgebieten wurden durch Untersuchungen australischer Meeresbiologen 2008 bestätigt: In Schutzzonen mit Fischereiverbot um das Great Barrier Reef wuchsen innerhalb von nur zwei Jahren die Populationen verschiedener Fischarten um 31 bis 75 Prozent an.[2]
Die ersten deutschen Meeresschutzgebiete auf hoher See wurden aufgrund des Europäischen Programmes NATURA 2000 ausgewiesen. Mit Inkrafttreten der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der europäischen Union 1992, ein zusammenhängendes Netz von Schutzgebieten an Land und zur See zu schaffen.[3]
Die Meeresgebiete stehen aus unterschiedlichen Gründen unter Schutz: teilweise sind sie „Kinderstube“ von Meeressäugern (speziell Schweinswalen), Rastgebiet für Seevögel oder besitzen einen wertvollen Lebensraum am Benthos. 2006 wies Deutschland als erstes Europäisches Land Meeresschutzgebiete seiner ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) aus. Inzwischen stehen vier Gebiete in der Nordsee und sechs Gebiete in der Ostsee unter Schutz.[4]
Küsten-Nationalparks in Deutschland
Mit der Einrichtung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer wurde am 1. Oktober 1985 ein Gebiet innerhalb der 12-Meilen-Zone ausgewiesen, dass tideabhängig trocken fällt. Daneben werden Küstenzonen (unter anderem Salzwiesen) geschützt. Da Naturschutz Ländersache ist, folgte die Ausweisung eines Wattenmeer-Nationalparks in Niedersachsen (Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer) 1986 und in der Elbmündung (Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer) 1990. Die Zuständigkeiten und die verfolgte Politik in den Parks sind länderbedingt unterschiedlich. An der Ostseeküste wurde der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft und der relativ kleine Nationalpark Jasmund auf Rügen ausgewiesen.
Abkommen zum Meeresschutz
Da Meere und Ozeane Länder und Kontinente verbinden, wurde schnell erkannt, dass Maßnahmen zu ihrem Schutz nur zu erreichen sind, wenn sich alle Anrainer um die „Gesundheit“ ihres gemeinsamen Meeres kümmern.
- MARPOL: Das Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe wurde 1973 durch die IMO verabschiedet und 1978 ergänzt. Zunächst sollte damit vor allem die Verschmutzung der Meere durch Öl verhinderte werden. Heute ist MARPOL das wichtigste internationale Abkommen für Meeresumweltschutz in der kommerziellen Seefahrt. MARPOL soll grundsätzlich von dem Staat durchgesetzt werden, unter dessen Flagge das Schiff fährt. Da sich aber die Ausflaggung von Handelsschiffen heute als gängige Praxis erweist und diese Schiffe zum Teil nie einen Hafen ihres Flaggenlandes anlaufen, dürfen Behörden des Hafenlandes ebenfalls die Einhaltung der Regelungen kontrollieren und durchsetzen.
- OSPAR: Vorläufer des Übereinkommens zum Schutz der Meeresumwelt des Nordost-Atlantiks traten mit der Oslo-Konvention, OSCOM von 1972 und der Paris-Konvention, PARCOM von 1974 in Kraft. Das Abkommen soll alle wesentlichen Eingriffe in die Meeresumwelt des Nordatlantiks regeln. Dazu gehört Beispielsweise die Aufstellung von Windenergieanlagen oder Bohrinseln, sowie alle Substanzen, die in den Nordatlantik und die Nordsee eingeleitet werden.
- HELCOM: Die Helsinki-Kommission, HELCOM wurde als zwischenstaatliche Organisation von den Ostsee-Anrainern gegründet, um die den natürlichen Zustand der Meeresumwelt der Ostsee zu verbessern. Mitglieder sind die mittlerweile neun Anliegerstaaten und die Europäische Gemeinschaft. Nach der Novellierung des Abkommens 1992 werden auch die angrenzenden inneren Gewässer sowie deren gesamtes Einzugsgebiet einbezogen. Deshalb unterzeichneten 1992 auch Norwegen, die Tschechische Republik und weitere Staaten das Abkommen.
- Biodiversitäts-Konvention: Die Biodiversitäts-Konvention, CBD (engl. „Convention on Biological Diversity“) ist ein internationales Umwelt-Vertragswerk zum Erhaltung der weltweiten Biologischen Vielfalt. Das auf der Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung, UNCED 1992 in Rio de Janeiro ausgehandelte Abkommen verpflichtet die Vertragspartner geeignete Maßnahmen zum Erhalt und Schutz ihrer Biologischen Ressourcen an Land und im Meer zu unternehmen. Auf der 9. Vertragsstaatenkonferenz 2008 in Bonn wurden zu diesem Zweck weltweit vernetzte Meeresschutzgebiete gefordert.
- Internationales Übereinkommen zur Regelung des Walfangs: Das Abkommen regelt die weltweiten Fangquoten und damit auch den Schutz diese Gattung von Meeressäugern. Ständiges Gremium ist die Internationale Walfangkommission, IWC.
Gefährdungen mariner Systeme
Der folgende Überblick gibt einige Faktoren an, die die Meere gefährden. Details werden in den entsprechenden Fachartikeln dargestellt.
Eutrophierung


- → Hauptartikel: Eutrophierung
Während Stickstoff und Phosphor auf die Biomassebildung in Gewässern limitierend wirken, wird durch die Steigerung der Trophie dieser Faktor verschoben. Damit wird das Potential, also die „Fruchtbarkeit“ durch menschliche Einflüsse herauf gesetzt. Meist führt dies zum vermehrten Wachstum von Kieselalgen, jedoch nicht zur Erhöhung der Biomassebildung insgesamt. Phytoplankton nimmt in der Regel zu und das Artenspektrum verschiebt sich. Für den Menschen schädlich sind die Giftalgenblüten, die auch auf die Euthropierung von Seegebieten zurück geführt werden. Euthropierung wird meist durch die in der Landwirtschaft eingesetzten Düngemittel verursacht und wirkt durch das vermehrte Algenwachstum negativ auf große Teile des marinen Ökosystems.
Schadstoffe
Schadstoffe gelangen aus industriellen Abwässern, Schiffslacken und Verklappung von Abfällen in marine Systeme. Die verschiedenen Stoffe können in folgende Schadstoffgruppen eingeteilt werden (Einteilung vorgeschlagen von R .B. Clark[5]):
- Metalle: Im Zentrum der Diskussion stehen die Schwermetalle Cadmium, Quecksilber, Blei, Zink, Nickel und Kupfer. Speziell das hoch giftige Tributylzinnhydrid (TBT) wurde lange Zeit in großen Mengen in Schiffsanstrichen eingesetzt, um eine Besiedelung durch Seepocken und Muscheln zu verhindern. TBT wirkt krebserregend, erbgutverändernd und stört den Hormonhaushalt von Lebewesen.
- Radioaktivität: Meere und Ozeane werden durch radioaktiv verseuchte Abwässer belastet. In Europa kommen 90 Prozent dieser Einleitungen aus zwei Wiederaufarbeitungsanlagen: La Hague und Sellafield. Von dort aus verteilt sich der flüssige Atommüll im Nordostatlantik und in der Nordsee und erreicht auch die Deutsche Bucht. Nach Angaben von Greenpeace pumpt die staatliche Betreiberfirma der Wiederaufarbeitungsanlage von Sellafield, British Nuclear Fuels (BNFL), jeden Tag rund acht Millionen Liter radioaktive Abwässer in die Irische See, also knapp 3 Milliarden Liter im Jahr. Aus der Anlage in La Hague gelangen demnach jährlich rund 500 Millionen Liter in den Ärmelkanal. [6]
- Kohlenwasserstoffe: Halogenierte Kohlenwasserstoffe schädigen die Fruchtbarkeit vieler Meeresbewohner. Ihre genaue Wirkung ist aber noch nicht hinreichend erforscht. Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKWs) werden von Organismen praktisch nicht abgebaut. Deshalb findet eine extreme Anreicherung innerhalb der Nahrungskette statt.
- Peristente Stoffe
- Feste Abfallstoffe: Die Joint Group of Experts on Scientific Aspects of Marine Environmental Protection (GESAMP) stellte fest, dass 80 Prozent des Mülls im Meer vom Festland und nur 20 Prozent von Standorten im Meer (z.B. von Schiffen) kommt. Im Pazifik schwimmt ein „Müllteppich“ auf einer Fläche, die vergleichbar ist mit der Fläche der Länder Deutschland, Österreich, Tschechien, Polen, Luxemburg, Ungarn und Schweiz zusammengenommen[7] Der Hauptanteil des Mülls besteht aus Kunststoffen. Seevögel (zum Beispiel Albatrosse) halten den Müll für Beute und fressen ihn. Ähnlich verhält es sich bei Meeressäugern. Die IUCN schätzt, dass jährlich eine Million Seevögel, 100.000 Meeressäuger und eine nicht zu beziffernde Zahl an Fischen an Plastikmüll verenden. [8]
- Erdöl
Versauerung

- → Hauptartikel: Versauerung der Meere
Das den Klimawandel beschleunigende Kohlenstoffdioxid (CO2) wirkt auch unmittelbar auf marine Systeme und führt zu einer Versauerung der Meere, also zu Abnahme des pH-Werts.
Verursacht wird sie durch die Aufnahme von Kohlenstoffdioxid aus der Erdatmosphäre. Der Vorgang zählt neben der globalen Erwärmung zu den Hauptfolgen der menschlichen Emissionen des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid. Bei unverändertem Anstieg des Kohlenstoffausstoßes wird der pH-Wert der Meere bis 2100 um 0,4 Einheiten absinken, ermittelten Wissenschaftler des IFM-GEOMAR.[9] Im Meerwasser wirkt das Kohlenstoffdioxid ausschließlich chemisch.
Kohlenstoffdioxid aus der Luft kann sich im Meerwasser lösen und liegt dann größtenteils in Form verschiedener anorganischer Verbindungen vor. Anorganischer Kohlenstoff findet sich im Ozean zu etwa 91 Prozent in Hydrogencarbonat-Ionen (HCO3−). Im Wasser gelöstes Kohlenstoffdioxid steht über die folgenden Reaktionsgleichungen mit Hydrogencarbonat (sowie Carbonat und Oxonium-Ionen) im Gleichgewicht:
Die in diesem Prozess entstehenden Oxonium-Ionen (H3O+) bewirken den sinkenden pH-Wert.
Die Lösung von Kohlendioxid hat schwerwiegende Folgen unter anderem für Tiere mit einem Schutzmantel aus Calciumcarbonat: Korallen produzieren mit Aragonit die neben Calcit am häufigsten vorkommende Kalkform im Meer. Aragonit ist eine besonders leicht durch Kohlensäure lösbare Form von Kalk, was das Risiko für die Korallen durch saurer werdende Ozeane erhöht. Durch einen saureren Lebensraum konnten negative Auswirkungen auch auf Seeigel (verringertes Wachstum) und auf Miesmuscheln nachgewiesen werden.[10]
Auch im planktischen Bereich, besonders bei Kalkalgen, wirkt sich der pH-Abfall negativ aus.
Überfischung
- → Hauptartikel: Überfischung
Die übermäßigen Dezimierung des Fischbestandes in einem Gewässer durch Fischfang wird als Überfischung bezeichnet. Durch Instrumente des Fischereimanagements versuchen die Behörden den maximal nachhaltigen Ertrag (MSY, engl. maximal sustainable yield) zu ermitteln. Das 1997 gegründeten Marine Stewardship Council, MSC verleiht ein Siegel für Produkte von nachhaltig arbeitenden Fischereibetrieben.
Illegale Fischerei (umgangssprachlich auch als „Piratenfischerei“ beizeichnet) trägt zu einem großen, in Zahlen aber schwer zu beziffernden Teil zur Überfischung der Weltmeere bei. Die illegal operierenden Fischer beachten weder Fangquoten, Restriktionen bei der Fangtechnik oder Schutzgebiete. Dem Staat, in dessen Hoheitsgewässern gefischt wird entsteht dadurch hoher Schaden. Das britische Ministerium für internationale Entwicklung, DFID schätzt, dass der Küstenstaat Guinea jährlich 100 Millionen Dollar durch die in seinen Gewässern wildernden illegalen Fischtrawler verliert.[11] Lokale Fischer verlieren ihre Lebensgrundlage, was negative Auswirkungen auf die Sozialstruktur ganzer Regionen hat.
Beifang

- → Hauptartikel: Beifang
Als Beifang werden die gefangenen Meerestiere bezeichnet, die keine Nutzfische sind, aber dennoch mitgefangen werden. Diese Meerestiere sind in der Regel so stark beschädigt, dass sie nicht überleben und häufig wieder zurück in Meer geworfen werden. Nach Schätzungen werden jährlich 22 Prozent der in der Nordsee gefangenen Fische und Wirbellosen nicht angelandet, sondern werden als Abfall wieder über Bord geworfen. Da rund 4 Prozent der gesamten Fisch-Biomasse der Nordsee Fisch- und sonstige tierische Abfälle sind, verändern diese auch das Gefüge des Nahrungsnetzes in der Nordsee erheblich.[12]
Bei der Technik der Langleinenfischerei kommen Meeresvögel in großer Zahl um. Die nahe der Wasseroberfläche während des Setzens der Leinen ausgebrachten Köder ziehen Seevögel auf der Suche nach Nahrung an. Sie verhaken sich und werden beim Absinken der Leine ertränkt. Nach Schätzungen von BirdLife International muss man auf 2.500 Haken einen toten Albatros rechnen.
Rohstoffgewinnung und Offshore-Energieerzeugung
Durch den Abbau von Sand und Kies, sowie durch die Förderung von Erdöl und Erdgas werden marine Systeme am Benthos erheblich gestört. Ölplattformen auf offener See gefährden marine System durch betriebsbedingte Lecks in den Förderanlagen. Die einzige deutsche Ölplattform ist die von der RWE Dea und Wintershall Holding betriebene Mittelplate am südlichen Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer vor Büsum. Die Betriebsgenehmigung erfolgte wenige Tage vor der Verabschiedung des Nationalparkgesetzes. Die Landanbindung erfolgt über Pipelines, die im Wattboden vergraben wurden.
Ein weiteres Problem stellt die Entsorgung ausgemusterter Anlagen dar. 1998 beschlossen die 15 Teilnehmerstaaten der OSPAR-Konferenz ein Versenkungsverbot für Ölplattformen im Nordatlantik.
Zu den regenerativen Energiequellen gehört auch die Nutzung des stark und konstant wehenden Seewindes auf offener See. Offshore-Windparks verändern durch ihre Fundamente und die Kabelzuleitungen den Benthos erheblich. Das Maß der Belastung für ziehende Vögel und Seevögel, die in den Gebieten überwintern ist derzeit noch umstritten. Für die Genehmigung solcher Anlagen in der deutschen AWZ müssen die zukünftigen Betreiber dem BSH ein ausführliches Umweltverträglichkeitsgutachten vorlegen.[13]
Im Dezember 2004 lehnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie zudem erstmalig zwei geplante Offshore-Windparks in der Ostsee vor Rügen ab. Betroffen sind die Parks Adlergrund sowie Pommersche Bucht. Begründet wurde die Entscheidung mit den möglichen ökologischen Auswirkungen.
Tourismus

Tourismus kann Küsten-Öksysteme indirekt und direkt beeinträchtigen: durch Versiegelung wird ein Küsten-Lebensraum meist degradiert. In vielen Ländern entsorgen Hotels und touristische Anlagen ihre Abfälle direkt im Meer und leiten Abwässer ein. In vielen touristisch frequentierten Ländern sind die Umweltstandards niedrig und werden zudem häufig nicht eingehalten. Eine Landschaft, in der wenig menschlicher Einfluss erkennbar ist, gilt als „unberührt“ und hat im allgemeinen Verständnis einen hohen Erholungswert. Hier wirken menschliche Einflüsse direkt, zum Beispiel durch Störung von Schildkröten, Meeressäugern, See- und Wattvögeln (Limikolen). In vielen Gebieten liegen Strände, an denen Wind- und Kitesurfen betrieben werden, unmittelbar neben Vogelschutzgebieten, was zu Nutzungskonflikten führt.
Klimawandel
- → Hauptartikel: Globale Erwärmung
Die Folgen der anthropogen verursachten Klimaerwärmung wirkt sich stark auf die Meere und Ozeane aus. Eine wesentliche Rolle spielt das Schmelzen großer Eismassen in polaren Gebieten. Im Binnenmeer Ostsee konnte seit 1985 eine Erwärmung der Durchschnittstemperatur um 1,4 °C in der Periode von Juli bis September nachgewiesen werden.[14]
Durch den realen und zu erwartenden Meeresspiegelanstieg werden Küstenzonen verlagert und in besiedeltem Gebiet werden häufigere Sturmfluten befürchtet. Flache Inselgruppen im pazififischen Ozean, wie etwa die Inselgruppe Tuvalu mit dem höchsten Punkt von 5 Metern über der derzeitigen Meereshöhe, werden in mittelfristigen Zeiträumen (50 bis 200 Jahre) überschwemmt werden.
Akteure des Meeresschutzes
Eine Reihe staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen setzt sich für den Schutz der Meere ein. Allerdings sind die Prämissen bei den einzelnen Akteuren unterschiedlich.
Regierungsorganisationen
Nennenswerte Maßnahmen für den Schutz der Meere wurden von kleinen Staaten mit Meereszugang schon Ende der sechziger Jahre gefordert. Verbindliche Regelungen wurden erstmals auf der Seerechtskonferenz in Caracas verabschiedet, die sich über acht Jahre hin zog und mit der Verabschiedung einer neuen Seerechtskonvention am 10. Dezember 1982 endete.[15]
Deutschland
In Deutschland liegen die Kompetenzen für den Meeresschutz bei mehreren Ministerien und Fachbehörden. Für Meeresnaturschutz zuständig ist das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU und seine Fachbehörde, das Bundesamt für Naturschutz, BfN. Das BfN ist für Naturschutz in den Gebieten der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone zuständig. Innerhalb der 12-Meilen-Zone sind die Bundesländer und ihre Behörden für den Meeresschutz zuständig.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, BSH ist vor allem mit der Kartographierung und geobiologischen Datenerhebung in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone betraut. Das Amt betreibt das Meeresumweltreportsystem MURSYS, das biologische Parameter, chemische und physikalische Verhältnisse sowie hydrologische Randbedingungen der Deutschen Nord- und Ostsee bereitstellt und dokumentiert.
Am 1. Januar 2003 wurde in Cuxhaven das Deutsche Havariekommando als eine gemeinsame Behörde des Bundes und der fünf Küstenländer eröffnet. Seine Aufgabe ist es, bei Unfällen im Bereich der Nord- und Ostsee ein koordiniertes und gemeinsames Unfallmanagement zu gewährleisten.
Europa
Politisch fällt der Meeresschutz als Teil des Naturschutzes in die Zuständigkeit des EU-Umwelt-Komissars Stavros Dimas. Im Europäischen Parlament befassen sich mehrere Ausschüsse mit Fragen, die im Zusammenhang mit den Europäischen Meeren stehen. Für den Meeresschutz relevante Entscheidungen treffen vor allem der und der Ausschuss für Umwelt und Volksgesundheit aber auch der Ausschuss für Verkehr und Fremdenverkehr und der Ausschuss für Fischerei.[16][17][18]
Weltweit
Die International Maritime Organisation IMO, eine UN-Organisation, befasst sich vor allem mit internationalen Abkommen zum Meeresschutz. Im Rahmen des United Nations Environmental Program, UNEP arbeitet das Regional Seas Program mit 140 Küstenstaaten für den nachhaltigen regionalen Meeresschutz. Die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, IUCN verzeichnet auf der von ihr herausgegebenen Roten Liste auch marine Tiere und Pflanzen. Die international gültigen Kategorien und Richtlinien für Meeresschutzgebiete werden von der IUCN festgelegt.
Nichtregierungsorganisationen

Eine Reihe von Stiftungen, Vereinen und Verbänden arbeiten weltweit zu verschiedenen Aspekten des Meeresschutzes. Beispielsweise stoßen Initiativen der Entwicklungszusammenarbeit ebenfalls Projekte zum lokalen Meeresschutz an. Die im Folgenden aufgeführten Organisationen stehen stellvertretend für eine Reihe weiterer Nichtregierungsorganisationen (NGOs, aus engl. „non-governmental organizations“), die hier nicht in ihrer Gesamtheit aufgeführt werden können.
Deutschland
Die Organisationen und Vereine sind von unterschiedlicher Größe und arbeiten teils stärker lokal im praktischen Naturschutz an der Küste, teils international in der Entwicklungszusammenarbeit oder politisch und Kampagnen-orientiert.
- Aktionskonferenz Nordsee e.V.
- Deepwave e.V.
- Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.
- M.E.E.R. e.V.[19]
- Schutzstation Wattenmeer e.V.
- Sharkproject e.V.
- Verein Jordsand e.V.
Schweiz
Europa
- Federation Seas at Risk; Seas at Risk ist ein Zusammenschluss europäischer NGOs, deren gemeinsames Ziel es ist, die marine Umwelt der europäischen Meere und des Nordatlantik zu schützen.
Weltweit
Wissenschaftliche Akteure zum Meeresschutz
In Deutschland forschen und lehren verschiedene universitäre Einrichtungen und Forschungsinstitute zu Themen, die für den Meeresschutz im engeren Sinne von Belang sind. Meeresschutz-relevante Forschungsgebiete sind meist in speziellen Arbeitsgruppen angesiedelt.
Weitere Institute, die nicht direkt zum Meeresschutz forschen, finden sich in der Rubrik Internationale Liste ozeanografischer Forschungsinstitute. Mit dem CeDAMAR-Projekt (Teil des Census-Projektes) soll durch internationales Wissenschaftsprogramm sämtliches Marine Leben erfasst und dokumentiert werden. Auf Grundlage dieser Daten können dann gezielte Schutzprogramme entworfen werden.[21]
Persönlichkeiten des Meeresschutzes

- Elisabeth Mann Borgese, war eine deutsche Meeresrechtlerin und Ökologin sowie Schriftstellerin. Sie war 1970 das einzige weibliche Gründungsmitglied des Club of Rome und maßgeblich an dem Seerechtsübereinkommen von 1982 beteiligt.
- Jacques-Yves Cousteau, französischer Meeresforscher.
- Jean-Michel Cousteau, französischer Meeres-Dokumentarfilmer.
- Hans Hass, ist ein österreichischer Tauchpionier und Meeresforscher, der vor allem durch seine Dokumentarfilme über Haie und seinen Einsatz für den Umweltschutz bekannt wurde.
- Katherine Richardson, ist Meeresbiologin, Autorin von Fachbüchern und lehrt zur Zeit an der Universität in Århus.
- Paul Watson, militanter Walschützer und Mitbegründer von Greenpeace, heute Sea Shepherd.
Literatur
- H. J. Müller: Ökologie. Gustav Fischer Verlag, Jena, 1991, ISBN 3-334-00398-1.
- R. B. Clark: Kranke Meere? Verschmutzung und ihre Folgen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 1992, ISBN 3-86025-049-3.
- Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson: Wie bedroht sind die Meere? Biologische und physikalische Aspekte. Fischer Taschenbuch, 2007, ISBN 978-3-596-17277-1.
Weblinks
- Seas at Risk, Europäische Dachorganisation verschiedener NGOs zum Meeresschutz
- Datenbank der Meeresschutzgebiete weltweit
- Das Umweltreportsystem MURSYS
- UNEP Regional Seas Program (englisch)
- Meeresschutz-Seite des NABU Schleswig-Holstein
Einzelnachweise
- ↑ http://www.wbgu.de/wbgu_sn2006/wbgu_sn2006_voll_2.html#Heading24
- ↑ http://www.umweltschutz-news.de/334artikel2208.html
- ↑ http://www.econautix.de/site/econautixpage_1413.php
- ↑ http://www.habitatmare.de/de/intro.php
- ↑ R.B. Clark (1992): Kranke Meere? Verschmutzung und ihre Folgen. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg. ISBN 3-86025-049-3
- ↑ http://www.greenpeace.de/themen/meere/meerespolitik/artikel/atommuellkippe_meer/
- ↑ http://reset.to/wissen/plastic-ocean-plastikinseln-im-meer
- ↑ http://www.sueddeutsche.de/wissen/195/325060/text/
- ↑ http://www.ozean-der-zukunft.de/forschungsfelder/ozeanwandel/ozeanversauerung/fakten/
- ↑ Gazeau, Frédéric, Christophe Quiblier, Jeroen M. Jansen et al. (2007): Impact of elevated CO2 on shellfish calcification, in: Geophysical Research Letters, Vol. 34, L07603 http://www.agu.org/pubs/crossref/2007/2006GL028554.shtml
- ↑ http://oceans.greenpeace.org/de/unsere-ozeane/piratenfischerei
- ↑ # Stefan Rahmstorf, Katherine Richardson: Wie bedroht sind die Meere? Biologische und physikalische Aspekte. Fischer Taschenbuch 2007, ISBN 978-3-596-17277-1, S.195
- ↑ http://www.econautix.de/site/econautixpage_1413.php
- ↑ http://www.umweltschutz-news.de/334artikel2034.html
- ↑ http://ioi.zmt-bremen.de/joomla/content/view/12/26/1/2/
- ↑ http://ec.europa.eu/fisheries/index_de.htm
- ↑ http://ec.europa.eu/fisheries/index_de.htm
- ↑ http://www.europarl.europa.eu/activities/committees/homeCom.do?language=DE&body=ENVI
- ↑ http://www.m-e-e-r.org
- ↑ http://www.greenpeace.de/themen/meere/
- ↑ http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=3305