Kapitalismus
Als Kapitalismus wird eine Wirtschaftsordnung verstanden, die sich durch Privateigentum an Produktionsmitteln sowie Produktion für den Markt auszeichnet. Der Begriff wurde von Werner Sombart in die wissenschaftliche Diskussion eingeführt.
Als kapitalistisch wird eine Gesellschaft bezeichnet, wenn die durch den Markt geregelte Arbeitsteilung dominierendes und strukturierendes Prinzip dieser Gesellschaft ist. Produktionsweisen, die auf Sklaverei, bäuerlicher Subsistenzwirtschaft oder feudalen Arbeitsverpflichtungen gegründet sind, werden daher nicht als kapitalistisch bezeichnet.
Der Kapitalismus begann mit dem Fernhandel im ausgehenden Mittelalter und löste in Europa den Feudalismus und die bürgerlich-handwerkliche Stadtwirtschaft ab. Zur Entfaltung kam der Kapitalismus mit der Industrialisierung.
Der Kapitalist bekommt durch die Rendite seines Eigenkapitals das Risiko, das er mit dem Einsatz seines Kapitals auf sich genommen hat, sowie den vorläufigen Verzicht auf das investierte Kapital abgegolten (Opportunitätskosten) - in durchaus unterschiedlicher Höhe (diese hängt von seiner Verhandlungsstärke auf dem Arbeitsmarkt ab). Er strebt also nach Maximierung seiner Eigenkapitalrendite.
Umstrittener Begriff
Kapitalismus ist als Schlüsselbegriff des Marxismus heutzutage längst kein neutraler Begriff mehr, der daher in den Wirtschaftswissenschaften eher gemieden und durch den nicht völlig deckungsgleichen und weitläufiger zu verstehenden Begriff der Marktwirtschaft ersetzt wird. Diese Generalisierung ist aber nur als Abgrenzung von der Planwirtschaft (Zentralverwaltungswirtschaft) sinnvoll und verständlich. Ansonsten kann durchaus zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus unterschieden werden - Märkte gab es bereits vor der Erfindung des Münzgeldes.
Wesentliche Elemente
Privateigentum und dezentrale Entscheidung
Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln (Kapital) werden die Entscheidungsbefugnisse der Politik weitgehend entzogen und in Märkten dezentralisiert, da jeder Eigentümer (Kapitalist) rechtlich (nicht unbedingt tatsächlich) über seine eigene Planung verfügt.
Koordination durch den Markt
Die Planung des Einzelnen wird durch den Marktmechanismus koordiniert. Der Markt ist definiert als der (ggf. virtuelle) Ort, an dem Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Dabei bewirkt der Austausch von Angebot und Nachfrage eine Koordination über den Preis, die Menge und die Art der Sach- und Dienstleistungen.
Aspekte kapitalistischer Ökonomien
Privatwirtschaft
Der Kapitalismus hat die Tendenz, zuvor öffentliche bzw. staatliche Dienstleistungen (sogenannte Daseinsvorsorge) wie auch zuvor private unentgeldliche Dienstleistungen in Waren, d.h. privatwirtschaftlich organisierte Angebote zu verwandeln, die am Markt gehandelt werden (Kommodifizierung). Beispiele sind soziale Dienstleistungen, Kultur- und Bildungsangebote. Kritiker weisen darauf hin, dass kooperative und altruistische Handlungsweisen des Menschen oftmals mit dem Markt nicht vereinbar seien und durch ihn verdrängt würden.
Wachstum (im ökonomischen Sinn)
Kapitalistische Ökonomien zeigte vor allem während ihrer Begründung eine schwankende, aber eindeutige Tendenz in Richtung ökonomischen Wachstums. Überschätzungen neuer technischer Möglichkeiten führte jedoch schon früh zu Spekulationskrisen.
Generell ist der Kapitalismus durchaus einem Wechsel von Konjunktur und Krise unterworfen, besonders ausgeprägt war der deflationäre Zusammenbruch vieler Volkswirtschaften in den 1930er Jahren (Weltwirtschaftskrise). Während manche Kritiker des Kapitalismus behaupten, dass nur die Intervention von Seiten des Staates es ermögliche, einen Kollaps der kapitalistischen Ökonomien anzuhalten, sind andere der Meinung, dass die Krisen durch staatliche Interventionen überhaupt erst ausgelöst oder verstärkt werden.
In Märkten, in denen sich Einzelunternehmen monopolistisch durchsetzen, fällt jedoch der Wettbewerb als Wachstumsantrieb aus, so dass hier die Organisation des "monopolkapitalistischen" Unternehmens zum Kampffeld innerbetrieblicher Gruppierungen wird und das Unternehmen auf dem Markt zunächst nur noch die Mengenabgabe und Preiserzielung mit maximaler Eigenkapitalrendite anstrebt (auf der volkswirtschaftlichen Preis-Absatz-Kurve den Cournotschen Punkt). Zunehmend wird sich dann ihr Marktverhalten auch auf die außerökonomischen (z.B. politischen) Ziele der in ihr herrschenden Gruppe ausrichten, was jähe außerwirtschaftliche Eingriffe (z.B. Staatsinterventionen, Revolten) oder Überraschungseffekte neu entstehender Märkte bedeuten und zu jähen Zusammenbruchen führen kann - dem Gegensatz zum Wachstum: Schrumpfung.
Technischer Fortschritt
Hauptartikel: Technischer Fortschritt
Durch die Konkurrenz der Unternehmen gibt es die permanente Motivation, Produkte zu verbessern bzw. neue Produkte zu entwickeln, sowie Verfahren zu optimieren. Dies führt zu Investitionen in Forschung und Entwicklung (R&D, "research and development") und in deren Folge zu immer neuen Techniken. Nutzen und Gefahren vieler neuer Techiken werden allerdings sehr kontrovers diskutiert, siehe zum Beispiel Kernkraft, Transrapid oder Gentechnologie. Auch sind die Folgen der allgemeinen Automatisierung und Kybernetisierung ökonomisch nicht abschätzbar. Andere argumentieren, dass Wachstum (auch ein Wachstum, das von Demokratien gelenkt wird) von einer bestimmten Grenze an prinzipiell schlecht sei, etwa wenn eine Wirtschaftsbasis (d.h. die Güterproduktion) ihrerseits die Umwelt nachhaltig zerstöre.
Debattiert wird auch die Frage, ob dauerhaftes Wachstum überhaupt möglich sei (Club of Rome - Die Grenzen des Wachstums).
Wohlstand
Befürworter des Kapitalismus behaupten, dieser habe wie keine andere Wirtschaftsordnung breiten Bevölkerungsschichten Wohlstand gebracht. Kritiker bemängeln jedoch die ungleiche Verteilung des Wohlstands. Durch Ausgleichsmechanismen, wie sie die Soziale Marktwirtschaft vorsieht, kann die Verteilung reguliert werden (vgl. Ordoliberalismus). Eine ungleiche Verteilung wird darüber hinaus nicht generell als negativ angesehen, da Kapital, das sich in einigen Händen sammelt, wieder investiert werden könne, und da sie vor allem einen Zwang in Richtung auf Leistung bedeute - im Gegensatz zu vielen vorkapitalistischen Gesellschaften, wo Reichtum zu Leistungsreduzierung verlockt habe, oder wo Vorstellungen eines "angemessenen Gewinns" (wie im in Zünften organisierten Handwerk) den technischen Fortschritt bremste.
Netzwerkstruktur
In kapitalistischen Ökonomien können Unternehmen und Personen freie Vereinbarungen miteinander treffen ("Vertragsfreiheit"). Die Ökonomie reagiert auf Veränderungen in der Technik, auf Entdeckungen und auf andere neue Situationen mit Hilfe der Firmen und ihrer Managements (ihrer Akteure), die ihre Arrangements untereinander wieder neu bewerten. Demgemäß scheinen sich die Kontrollmechanismen der Ökonomie und die sie betreffenden Informationsflüsse immer wieder zu verändern. Analysen der Netzwerke und Arrangements im Kapitalismus haben einen Grad von Ähnlichkeit zu anderen Netzwerken, wie etwa zum Telefonsystem oder Internet gezeigt.
Beschäftigung
In einer kapitalistischen Gesellschaft erhalten viele Individuen die finanziellen Mittel für ihren Lebensunterhalt durch entlohnte Arbeit an einem Arbeitsplatz. Viele andere (oft Frauen in der Familie) werden indirekt über diese Erwerbsarbeit mitfinanziert. Allerdings kommt es in den Krisen der kapitalistischen Gesellschaften häufig vor, dass Menschen keinen Arbeitsplatz finden, also niemanden, der ihr Angebot von Arbeitskraft "kauft", etwa weil in ihrem Umfeld kein Bedarf vorhanden ist, oder weil sie nicht gewillt sind, ihre Arbeitskraft für den von den Unternehmen gebotenen Preis (das Entgelt) anzubieten. In kapitalistischen Volkswirtschaften werden bestimmte Arbeiten, die keiner besonderen Qualifikation bedürfen, oft zu Niedriglöhnen angeboten, die als zu gering angesehen werden, um den Lebensunterhalt des Werktätigen decken zu können. Als Ausweg werden daher oft staatlich garantierte Mindestlöhne angesehen. Allerdings werden durch sie ebenso wie durch staatliche Ersatzleistungen wie Arbeitslosengeld finanzielle Anreize zum Annehmen einer schlecht bezahlten Arbeit veringert. Auch Steuerumverteilung (von 'oben' nach 'unten') kann diese Anreize schmälern. All diese Mittel widerstreben zwar der theoretischen Nullarbeitslosigkeit, werden aber oft als mehr oder weniger gerecht oder fair empfunden. Staatliche Eingriffe sind aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit sogar nötig. Sie geben eine zusätzliche Sicherheit und fangen kranke, alte und schwache Gesellschaftsmitglieder auf, auch wenn auf diese Weise eine systembedingte gewisse Arbeitslosigkeit toleriert wird.
Planung
Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln (Kapital) werden die Entscheidungsbefugnisse dezentralisiert. Jeder Eigentümer (Kapitalist) verfügt über seine eigene Planung. Diese wird durch den Marktmechanismus koordiniert. Kritiker bemängeln unbekannte und ungeprüfte Planung im gesellschaftlichen Maßstab: Obwohl es innerhalb der Unternehmen und auch anderen Organisationen einen großen Aufwand an Planung gibt, gebe es - infolge der durch Unwissen und Eigennutz begrenzten Horizonte der Planer - keine generelle wirtschaftsweite Richtung, keine zuverlässigen wirtschaftlichen Vorhersagen, oder ein Wissen, wie sich eine Firma kurzfristig in den nächsten Jahren orientieren soll. Während heute beinahe jede Transaktion von den Akteuren geplant und bestätigt werden muss, die daran teilnehmen, erscheinen viele gesellschaftliche Phänomene, die sich von Geschehnissen eines Marktes ableiten lassen und die selten geplant, vorhergesehen oder von jemanden autorisiert wurden. Hier sucht die Volkswirtschaftslehre, Antworten zu geben.
Untergang oder Stabilität
Die Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler hält den Kapitalismus für ein stabiles System, das nur durch temporäre Wirtschaftskrisen beeinträchtigt werde. Allerdings wird ihm auch von verschiedenen Kritikern der Untergang prophezeit oder prognostiziert: Marxistische Kritiker gehen davon aus, er werde durch Mehrwertanhäufung und daraus resultierende Monopolbildung unerträglich und durch Revolution beendet (vgl. das Kommunistische Manifest von 1848). Auch manche nichtmarxistische Volkswirte und Soziologen gehen davon aus, das er untergehen werde oder könne, zum Beispiel Joseph Schumpeter.
Frage nach Zusammenhang mit Demokratie und Frieden
Von Befürwortern des Kapitalismus wird die These vertreten, kapitalistische Gesellschaften tendierten langfristig zu Rechtsstaat und Demokratie und verweisen dabei auf die demokratischen Entwicklungen in Europa, Amerika und Teilen von Asien. Eine weitere These ist, dass Demokratien untereinander signifikant weniger Kriege führen als gegen Nichtdemokratien und als diese untereinander. Daraus wird insgesamt gefolgert, dass der Kapitalismus dem Frieden diene.
Seine Kritiker halten dem die Vielzahl kapitalistischer Diktaturen entgegen, wie sie vor allem in den weniger entwickelten Staaten Asiens und Afrikas zu finden sind, sowie die ihrer Ansicht nach große Zahl der durch demokratische Staaten geführten Kriege. Insbesondere eine fortschreitende und globale Monopolisierung des Kapitals führe zu einer Erhöhung der Kriegsgefahr.
Monopole
Kritiker meinen, zur Risikovermeidung tendieren marktbeherrschende Oligopolisten und Monopolisten bei Luxusgütern zu überhöhten Preisen, bei Basisgütern zur Unterversorgung des Marktes. Die Nachfrageseite, die der Verbraucher, versucht durch Vermeidung von Solidaritätsabgaben (Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit, "Bremsen" und Sabotage) die für sie negativen Folgen dieser Entwicklung abzumildern.
Imperialismus
Von verschiedenen Kritikern ist versucht worden, eine Verbindung vom Kapitalismus zum Imperialismus herzustellen. Zuerst von Rosa Luxemburg ("Die Akkumulation des Kapitals", 1913), andere Theoretiker des Marxismus, die einen diesbezüglichen Zusammenhang zu analysieren versuchten, waren Rudolf Hilferding ("Das Finanzkapital", 1910) oder Nikolai Bucharin ("Imperialismus und Weltwirtschaft", 1917). In seiner bekannten Schrift Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus (1917) definiert W. I. Lenin den Monopolkapitalismus, der nach Lenins Auffassung noch zu Lebzeiten von Karl Marx und Friedrich Engels den Kapitalismus der freien Konkurrenz ablöste, als umfassend neues Stadium des Kapitalismus, als dessen höchstes und daher auch letztes Entwicklungsstadium. In den kapitalistischen Zentren schlössen Kapital und Arbeit ein Stillhalteabkommen und konzentrierten ihre Anstrengung auf die Ausbeutung aller anderen Länder, so im Kolonialismus. Dadurch aber werde der Klassenkampf zwischen Lohnarbeit und Kapital weltweit ausgeweitet (hier werden viele Überlegungen zur Globalisierung vorweg genommen). Diese leninische Imperialismustheorie war in weiterer Folge auch Basis für die so genannte Stamokap-Theorie (staatsmonopolistischer Kapitalismus).
Zeitgenössische Welt-System-Theoretiker wie Immanuel Wallerstein sehen den Imperialismus als Teil eines generellen, graduell anwachsenden Kapitalmarktes, der sein Zentrum in den Industriestaaten habe und sich von einer so genannten Peripherie unterscheide. Er stimmt damit mit dem Imperialismustheoretiker J.A. Hobson überein. Wallerstein urteilt (und folgt damit unerkannt Ferdinand Tönnies, der Handel sei das wichtigste Instrument in der Entwicklung von damals semi-peripheren Ländern, wie Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien oder andere, um sog. "Core Countries" zu werden. Wallerstein erkennt ein formales "Empire" als eine ausführende Funktion, als eine notwendige Folge, ähnlich dem, was die Händler und Kaufleute in Portugal, den Niederlanden, England und Frankreich ab dem 16. Jahrhundert angetrieben hat. Die Expansion der industriellen Revolution habe also eine Ära der nationalen Rivalitäten hervorgebracht, das dem Imperialismus der Staaten in Afrika im 19. Jahrhundert vergleichbar sei.
Theoretiker
Adam Smith
Ein bedeutender Theoretiker des Kapitalismus ist der schottische Nationalökonom und Moralphilosoph Adam Smith mit seinem Hauptwerk "Der Wohlstand der Nationen" (1776). Er begründet den Eigennutz als einen wichtigen Motor für Wohlstand und gerechte Verteilung und meint, dass die Selbstregulation des Marktes durch Gleichgewichtspreise mehr Vertrauen verdient (die "Unsichtbare Hand"). In seinem Werk "Theorie der ethischen Gefühle" schreibt er: "Trotz der natürlichen Selbstsucht und Raubgier der Reichen und obwohl sie nur ihre eigene Bequemlichkeit im Auge haben, obwohl der einzige Zweck, welchen sie durch die Arbeit all der Tausende, die sie beschäftigen, erreichen wollen, die Befriedigung ihrer eitlen und unersättlichen Begierden ist, trotzdem teilen sie doch mit den Armen den Ertrag aller Verbesserungen, die sie in der Landwirtschaft einführen. Von einer unsichtbaren Hand werden sie dahin geführt, beinahe die gleiche Verteilung der zum Leben notwendigen Güter zu verwirklichen, die zustande gekommen wäre, wenn die Erde zu gleichen Teilen unter alle ihre Bewohner verteilt worden wäre, und so fördern sie, ohne es zu beabsichtigen, ja ohne es zu wissen, das Interesse der Gesellschaft und gewähren die Mittel zur Vermehrung der Gattung. Als die Vorsehung die Erde unter eine geringe Zahl von Herren und Besitzern, verteilte, da hat sie diejenigen, die sie scheinbar bei ihrer Teilung übergangen hat, doch nicht vergessen und nicht ganz verlassen."
Karl Marx und Friedrich Engels
Der Begriff des "Kapitalismus" wurde maßgeblich von Karl Marx und Friedrich Engels geprägt. Jede Ware habe einen Doppelcharakter, sie sei sowohl Tausch- als auch Gebrauchswert. Die Vermehrung des Kapitals erfolge über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit, in dem diese systematisch unter Wert bezahlt werde und ihr auf diese Weise der Mehrwert vorenthalten werde - der lukreierbare Mehrwert werde aber gleichzeitig systematisch immer weniger (vgl. "sinkende Profitrate").
Marx meinte, angesichts dessen, wie die kapitalistische Dynamik von ihrem eigenen inneren Antagonismus voran getrieben werde, sei die letzte Grenze des Kapitalismus, der kapitalistischen, sich selbst vorantreibenden Produktivität, das Kapital selbst, das heißt, der irre Tanz ihrer bedingungslosen Produktivitätsspirale, sei letzlich nichts als eine verzweifelte Flucht nach vorn, um dem ihr selbst inhärenten und sie schwächenden "Widerspruch" zu entkommen. Dies sei unausweichlich die Stunde der kommunistischen Revolution durch das Proletariat.
Max Weber
Der Soziologe Max Weber stellte in seinem Buch Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus die These auf, dass Kapitalismus und Bürokratie in Europa und Nordamerika aus religiösen Gründen entstanden seien und ihre Weiterentwicklung aus der Reformation bezogen hätten (vgl. das "protestantische Arbeitsethos" und die protestantische Ethik allgemein). Da dies für Japan nicht gilt, hat er hierzu die (funktional entsprechende) Rolle der Samurais untersucht.
Joseph Schumpeter
Der Ökonom Joseph Schumpeter urteilte, die "Maschine Kapitalismus" funktioniere nicht schlecht. Ihr Antrieb sei das freie Unternehmertum; gerade der Erfolg, der sich auch in Monopolen zeige, bringe es jedoch mit sich, dass der Kapitalismus seine eigene soziale Struktur zerstört, die ihn schützt und stützt, immer wieder zerstört und neu errichtet.
Er sah ihn zunächst als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung. Jedoch produziere er zunehmend einen Wasserkopf bürokratischer Strukturen und eine "Krise des Steuerstaats" (indem er den Staat zu schwächen unternehme), der dessen Ende bedeuten könne, wie auch das der Demokratie.
Von Schumpeter stammt auch die Idee der Kreislauf-Marktwirtschaft.
Zitate
- "Ich sehe in naher Zukunft eine Krise heraufziehen. In Friedenszeiten schlägt die Geldmacht Beute aus der Nation, und in Zeiten der Feindseligkeiten konspiriert sie gegen sie. Sie ist despotischer als eine Monarchie, unverschämter als eine Autokratie, selbstsüchtiger als eine Bürokratie. Sie verleumdet all jene als Volksfeinde, die ihre Methode in Frage stellen und Licht auf ihre Verbrechen werfen. Eine Zeit der Korruption an höchsten Stellen wird folgen, und die Geldmacht des Landes wird danach streben, ihre Herrschaft zu verlängern, bis der Reichtum in den Händen von wenigen angehäuft und die Republik vernichtet ist." Abraham Lincoln, US-Präsident, 21. November 1864
- "Und gleiche Ausbeutung der Arbeitskraft ist das erste Menschenrecht des Kapitals." Karl Marx, Kapital I, MEW 23, 309
- "Dem Kapitalismus wohnt ein Laster inne: Die ungleiche Verteilung der Güter. Dem Sozialismus hingegen wohnt eine Tugend inne: Die gleichmäßige Verteilung des Elends." - Sir Winston Churchill (1874-1965), britischer Journalist und später Premierminister
Siehe auch
Kapital, Das Kapital, Kommunismus, Liberalismus, Geld, Ware, Markt, Wert, Regulationstheorie, Kulturkapitalismus, Konsumismus, Entfremdung, Globalisierung, Manchesterkapitalismus, Marktwirtschaft, Monopolkapitalismus, Walter Benjamin, Kapitalismuskritik
Literatur
- Milton Friedman: Kapitalismus und Freiheit ISBN 3821839600
- Friedrich Hayek: Die Verfassung der Freiheit ISBN 3161458443
- Heinrich, Michael: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition, Münster: Dampfboot, 2001, Verlagsinfo: [1].
- Christoph Keese: Rettet den Kapitalismus ISBN 3455094236
- Jürgen Kromphardt: Konzeptionen und Analysen des Kapitalismus ISBN 3825210170
- Kurz, Robert: Schwarzbuch Kapitalismus. Ein Abgesang auf die Marktwirtschaft, ISBN 3548363083, online: [2].
- Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politische Ökonomie, Berlin: Dietz, 1962, online: [3].
- McChesney, Robert W.; Wood, Ellen Meiksins; Foster, John Bellamy: Capitalism and the Information Age. The Political Economy of the Global Communication Revolution, New York: Monthly Review Press, 1998, ISBN 0-85345-988-6.
- McCraw, Thomas K. (Hg.): Creating Modern Capitalism. How Entrepreneurs, Companies, and Countries Triumphed in Three Industrial Revolutions, Cambridge, MA und London: Harvard University Press, Third Printing, 2000, ISBN 0-674-17556-5.
- Johan Norberg: Das Kapitalistische Manifest ISBN 3821839945
- Rand, Ayn: Capitalism: The Unknown Ideal, ISBN: 0451147952
- Ulrich van Suntum: Die unsichtbare Hand ISBN 3540410031
- Lester C. Thurow: Die Zukunft des Kapitalismus ISBN 3896232096
- Daniel Yergin, Joseph Stanislaw: Staat oder Markt ISBN 354870056X
Weblinks
- Einführung in den Kapitalismus: http://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/k_n/kapitali.htm.
- Einführung in den Frühkapitalismus: http://www.sociologicus.de/lexikon/lex_soz/f_j/fruehkap.htm
- Kapitalismus und Sozialismus im 20. Jahrhundert: http://staff-www.uni-marburg.de/~fuelberg/
- Zeit-Artikel von Heiner Geißler:http://www.zeit.de/2004/47/Ohnmacht_2fArbeiter