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Stellvertreterkrieg

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Ein Stellvertreterkrieg ist ein Krieg zwischen Staaten oder ein Bürgerkrieg, in dem eigentlich ein Konflikt externer Mächte ausgetragen wird die jeweils eine bestimmte Seite der Konfliktparteien unterstützen, selbst aber nur mittelbar militärisch in Erscheinung treten. Dabei kommt es hier nicht zu Kampfhandlungen zwischen den Truppen der externen Mächte.

Der Begriff würde geprägt durch Konflikte die ihre Ursache und auch ihren Treibstoff im Gegensatz der beiden Supermächte USA und UdSSR fanden. Hintergrund des mittelbaren Charakters solcher Kriegshandlungen war daß die beiden Supermächte sich während des Kalten Kriegs zwar feindlich gegenüberstanden - jedoch die direkte Konfrontation wegen der möglichen Eskalation zu einem Atomkrieg vermeiden wollten. Deshalb beschränkten sie sich auf die Unterstützung kapitalistischer beziehungsweise kommunistischer Staaten und Bürgerkriegsparteien.


Geschichtliche Beispiele

Koreakrieg

Im Koreakrieg (1950-1953) lieferte die UdSSR der Demokratischen Volksrepublik Korea zwar viele Waffen, bildete Truppen aus, entsandte Berater und stellte sogar einige russische Piloten, trat jedoch nicht in den Vordergrund. Die Volksrepublik China nahm offiziell ebenfalls nicht teil, sondern deklarierte die chinesischen Truppen als "Freiwilligenarmee". Auf der Gegenseite kämpften Verbände der US-Truppen, allerdings nur unter dem Kommando der Vereinten Nationen. Alle drei Mächte vermieden eine direkte Beteiligung.

Vietnamkrieg

Auch im Vietnamkrieg von 1965-1975 kam es zu keiner direkten Begegnung beider Supermächte, die Sowjetunion und China unterstützten jedoch Nordvietnam mit Waffen und Ausrüstung. Auch die Befreiungsbewegung Viet Minh kämpfte mit sowjetischen und chinesischen Waffen. Die USA, von 1965-1973 selbst an den Kampfhandlungen beteiligt, führte unter anderem als Grund an, die Ausbreitung des Kommunismus eindämmen zu wollen.

Sechs-Tage-Krieg

Der Sechstagekrieg (5. Juni bis 10. Juni 1967) zwischen Israel und die arabischen Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien und Syrien war ebenfalls ein Stellvertreterkrieg. Die Sowjetunion hatte die beteiligten arabischen Länder in diesem 3. israelisch-arabischen Krieg aufgerüstet und sowjetische Offiziere entwarfen 1966 den Schild-und-Schwert-Plan für einen Krieg Ägyptens gegen Israel der die Weiten der Wüste Sinai auszunutzen gedachte. Israel war mit amerikanischem Kriegsgerät ausgerüstet - und der ägyptische Plan war ihnen gut bekannt. Bei diesem für Israel siegreichen Präventivkrieg trat die Sowjetunion freilich nicht offiziell in den Vordergrund, behauptete jedoch zuvor gestützt auf falsche Informationen des KGB Israel würde Truppen an der syrischen Grenze zusammenziehen - sie ergriff damit ganz offen Partei für die arabische Position. Im Krieg zeigte sich allerdings deutlich die Unterlegenheit des sowjetischen Kriegsmaterials und Israel eroberte den Gaza-Streifen, die Sinai-Halbinsel, die Golanhöhen und das Westjordanland. Noch heute bestimmen die Kriegsfolgen die Geopolitik in der Region.

Jom-Kippur-Krieg

In Jom-Kippur-Krieg, dem vierten israelisch-arabischen Krieg griffen die wiederum von der Sowjetunion aufgerüsteten Armeen der arabischen Staaten Ägypten und Syrien im Jahre 1973 Israel an. Die Sowjetunion führte ab Frühjahr 1971 von Ägypten aus Aufklärungsflüge über Israel mit der MiG-25R durch wobei die Israelis vergeblich versuchten diese abzufangen. Während des Kriegs kam es zu einem Luftkampf zwischen israelischen F-4 Phantom II bzw. Mirage und von sowjetischen Piloten geflogenen MiG-21 der ägyptischen Luftwaffe wobei Israel auch diesmal die gegnerischen Streitkräfte entscheidend schlagen konnte. Insgesamt waren zu der Zeit 150 sowjetische Piloten in Ägypten stationiert.

Afghanistankrieg

Im Dezember 1979 erfolgte ein sowjetischer Einmarsch der Afghanistan in einen zehnjährigen Krieg stürzen sollte. Die islamischen Kräfte von Afghanistan (Mujaheddin - soviel wie Gotteskrieger) gewannen den Afghanistankrieg mit Unterstützung aus Pakistan, Saudi-Arabien, den USA und (in geringerem Maße) auch aus Großbritannien.

Bürgerkrieg in Angola

Nach der Unabhängigkeit von Portugal im Jahr 1975 bekämpften sich die von den USA und Südafrika unterstützte UNITA sowie die von der UdSSR und Kuba unterstützte MPLA. Diese erste Episode des Bürgerkrieges in dem ausländische Mächte involviert waren, endete für Kuba mit der kommunistischen Seite 1989 faktisch mit einer Niederlage und selbst die Sowjetunion begann einzusehen daß die Südafrikaner und die UNITA nicht mehr zu besiegen waren. Die Kämpfe gingen jedoch auch ohne äußere Einmischung mit zwei Unterbrechungen weiter. 2002 wurde ein Friedensvertrag geschlossen und die MPLA stellt derzeit (2005) die Regierung. Trotzdem ist dieser Konflikt, zumindest unter der Hand, noch nicht ganz beigelegt - der Frieden scheint hier jedoch weiterhin stabil zu sein. (siehe Geschichte Angolas)