Zum Inhalt springen

Lehnwort

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. April 2005 um 17:50 Uhr durch Fuzzy~dewiki (Diskussion | Beiträge) (aus den skandinavischen Sprachen: Fremdwort, schon an der Schreibung zu erke n). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Lehnwort ist ein Wort, das einer anderen Sprache entlehnt ist. Im Unterschied zum Fremdwort, dem der fremdsprachige Ursprung noch anzumerken ist, ist das Lehnwort in Schreibung, Lautung und Betonung so weit an den Sprachgebrauch der Zielsprache angepasst, dass es nicht oder kaum mehr als fremd wahrgenommen wird.

Begriff

Lehnwörter, die vor der 2. Lautverschiebung in die deutsche Sprache aufgenommen wurden, haben diese, ebenso wie die Erbwörter, mitgemacht und sind deshalb von Erbwörtern so ähnlich geworden, dass man sie strukturell nicht mehr unterscheiden kann. (Beispiel: Palatin > Pfalz). In der deutschen Sprache kommt dazu, dass ihre Schreibweise erst viel später festgelegt wurde und man sie deshalb auch nicht mehr an einer abweichenden Schreibweise unterscheiden kann. Eine Unterscheidung ist hauptsächlich durch Kenntnis ihrer Etymologie oder durch Sprachvergleich möglich. Prinzipiell unterliegen Lehnwörter den gleichen sprachlichen Änderungen wie Erbwörter (zum Beispiel Bedeutungswandel und Lautverschiebungen).

An der Art der Lautstruktur eines Lehnwortes kann man den Zeitraum der Entlehnung bestimmen. Einige Wörter wurden mehrfach entlehnt und unterscheiden sich heute in Bedeutung und Aussprache.

Manchmal behält ein Lehnwort die ursprüngliche Form, während es sich in der Ursprungssprache ändert oder dort sogar verschwindet.

Bei der Zuordnung eines Lehnwortes zur Ursprungsprache (siehe untenstehende Liste) kommt es nicht darauf an, aus welcher Sprache das Wort tatsächlich ursprünglich kommt, sondern nur, aus welcher Sprache heraus es in die Zielsprache (zum Beispiel ins Deutsche) übernommen wurde. So wurde Kiosk aus dem Französischen "kiosque" entlehnt; der Ausdruck wiederum gelangte aus dem Türkischen ins Französische, wobei das Türkische zuvor den Begriff aus dem Persischen übernommen hat.

Neben den Lehnwörtern gibt es auch Lehnbedeutungen, Lehnbildungen, Scheinentlehnungen und Falsche Freunde.

  • Beim Lehnwort wird das Fremdwort in Klang und Schriftbild an die eigene Sprache angeglichen, beispielsweise Fenster aus dem Lateinischen fenestra oder Grenze aus dem Slawischen (z.B. polnisch granica).
  • Bei einer Lehnbedeutung wird die Bedeutung eines fremden Wortes übernommen und auf ein einheimisches Wort übertragen. Das gotische daupjan mit der Grundbedeutung untertauchen bekam unter dem Einfluss des griechischen baptizein die Bedeutung jemanden durch Untertauchen zum Christen machen (taufen), und das deutsche Wort schneiden erhielt vom englischen Ausdruck to cut a person die Zusatzbedeutung jemanden absichtlich nicht kennen; s. Begriffsübernahme.
  • Bei der Lehnbildung gibt es drei Varianten:
    • die Lehnübersetzung, wo ein meist zusammengesetztes Fremdwort Glied für Glied übersetzt wird: Beispiele sind Großvater von französisch grandpère oder Flutlicht vom englischen flood light.
    • die Lehnübertragung, wo die fremden Bestandteile teilweise übersetzt werden, z.B. Wolkenkratzer von englisch skyscraper (wörtlich Himmelskratzer) oder Fernsprecher von Telephon (Fern-Klang).
    • die Lehnschöpfung, wo unabhängig vom fremden Wort eine entsprechende deutsche Wortneubildung stattfindet um das Fremdwort zu ersetzen, z.B. Kraftwagen statt Automobil oder Wasserglätte statt Aquaplaning.
  • Scheinentlehnungen sind Wörter, die so klingen, als kämen sie aus einer fremden Sprache, in dieser Sprache aber nicht existieren, z.B. Friseur (französisch coiffeur), Handy (englisch mobile phone), Smoking (englisch dinner jacket).

Ein Xenismus (v. griech.: xenos fremd) ist ein Wort oder eine Wortbildung, das eine neue Bedeutung aus einer fremden Sprache in die eigene Sprache hineinträgt, oder den Begriff der eigenen Sprache ersetzt oder verdrängt. Z.B. bedeutete "realisieren" in der deutschen Sprache immer "verwirklichen"; unter dem Einfluss des englischen "to realise" wird es aber immer mehr als Synonym für "bemerken" verwendet.

So wie die deutsche Sprache zu jeder Zeit durch fremde Begriffe verändert wurde, finden ebenso Germanismen in anderen Sprachen Aufnahme.

Lehnwörter nach Ursprungssprachen

Beispiele:

aus der arabischen Sprache (Arabismus)

Aba - Admiral - Algebra - Algorithmus - Alkohol - Andalusien - Beduine - Gibraltar - Harem - Kaffee - Laute - Schach(matt) - Tarif - Ziffer - Zucker

aus der chinesischen Sprache (Sinismus)

Tee

aus der deutschen Sprache (Germanismus)

siehe Liste deutscher Wörter in anderen Sprachen.

aus der englischen Sprache (Anglizismus)

aus der Sprache der Aborigines

Hier sind Wörter aufgelistet, die durch die englische Sprache in die deutsche Sprache gelangt sind, jedoch ihren Ursprung von australischen Ureinwohnersprachen haben. Siehe auch: Australisches Englisch

Bumerang - Dingo - Känguru - Koala

aus Amerika (Amerikanismus)

Bob - lynchen - Quiz

aus Großbritannien

clever - Film

aus der französischen Sprache (Gallizismus)

Bistro

aus der griechischen Sprache

Achtung: Viele der folgenden Ausdrücke sind nur indirekte Lehnwörter aus dem Griechischen, denn

  • es handelt sich um Wörter, die zwar ursprünglich aus dem Griechischen stammen, dann aber in eine andere Sprache übergingen und nachgewiesenermaßen erst von dort aus ins Deutsche entlehnt wurden
  • es handelt sich um in der Neuzeit in modernen Sprachen aus griechischem Wortmaterial zusammengesetzte Bildungen, die im Griechischen in dieser Form gar nie existiert haben -- auch wenn sie teilweise heute in die Neugriechische Sprache zurück-übernommen worden sind.
  • Liste deutscher Wörter aus dem Griechischen

aus der hebräischen Sprache (Hebraismus)

Kluft - Kohl - Schmiere - schofel - Stuss - Pleite - Sabbat - Tohuwabohu - Chuzpe - Zoff - Mischpoche - meschugge - Tacheles - Schickse - Schlamassel

Jiddisch ist eine häufige Quelle für Hebraismen im Deutschen. Vgl. auch: Sintitikes, Manisch, Masematte (Münster), Töddensprache, Lottegorisch (Carlsberg), Jiddisch, Jenische Sprache, Rotwelsch

aus der indischen Sprache

aus der italienischen Sprache

Antenne - Bank - Bankrott - Bilanz - Fango - Fumarole - Getto - Gorgonzola - Graffiti - Kanone - Kapital - Kartoffel - Kasse - Korridor - Kredit - Konto - Lava - Makkaroni - Marzipan - Mascarpone - Melone - Mole - Mortadella - Mozzarella - Muskat - Netto - Parmesan - Peperoni - Pistazie - Pizza - Porto - Prokura - Rest - Risiko - Salami - Salto - Solfatare - Spagetti - Zitrone - Zucchini sowie eine Vielzahl von Wörtern aus der Musik: Crescendo - Dur - Forte - Fortissimo - Intermezzo - Moll - Piano

aus der japanischen Sprache

Bonsai - Bonze - Geisha - Go - Harakiri - Judo - Kamikaze - Karaoke - Karate - Kimono - Manga - Mikado - Sake - Sashimi - Sushi - Tamagotchi - Tenno

aus der lateinischen Sprache (Latinismus)

Es gilt sinngemäß dieselbe Einschränkung wie oben bei den Gräzismen:

aus der niederländischen Sprache

Auster - Bordell - Boss - Korfball - Matrose - Matjes - Abstecher - bugsieren

aus den polynesischen Sprachen

Tätowierung - Tabu

aus den slawischen Sprachen

Blinse - Grenze - Kren - Peitsche - Petschaft - Quark (Lebensmittel) - Ranzen - Roboter

aus der polnischen Sprache

Penunze

aus der russischen Sprache

Agitprop - Apparatschik - Beluga - BolschewismusDatsche - Droschke - Exponat - Intelligenzia - Kaftan - Kalaschnikow - Kefir - Kosmonaut - Perestroika - Pirogge - Podsol - Pogrom - Politbüro - Pope - Rubel - Sputnik - Taiga - Tundra - Werst - Wodka - Zar

aus der slowakischen Sprache

Brimsen - Fujara

aus den skandinavischen Sprachen

Fjord - Geysir - Hummer - Knäckebrot - Ombudsmann - Sauna - Ski - Skijöring - Slalom - Troll

aus der spanischen Sprache (Hispanismus)

aus der türkischen Sprache

Döner - Kaviar - Kiosk - Schabracke - Schaschlik

aus der ungarischen Sprache

Csárdás (Tschardasch) - Dolmetscher - Gulasch - Husar - Kutsche - Kuvasz - Palatschinke - Paprika - Pörkölt (Pörkelt) - Puszta - Salamitaktik - Tokajer - Tolpatsch

Weiterführende Angaben

Siehe auch