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Seleukeia-Ktesiphon

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Seleukia-Ktesiphon, (arab. المدائن, al-Mada'in = die Städte), persisch Beit-Ardashir, war eine Doppelstadt im heutigen Irak, die aus den zusammenwachsenden Städten Seleukia am Tigris und Ktesiphon gebildet wurde. Die Doppelstadt war unter den Parthern und den Sassaniden Hauptstadt des Perserreiches.

Geschichte

Ktesiphon, deren Name rein griechisch ist und an einer wichtigen Handelsroute lag, befindet sich ca. 35 km südöstlich von Bagdad am linken Ufer des Tigris. Das noch stärker von griechischer Kultur geprägte Seleukia (Seleukeia) lag auf der gegenüberliegenden Tigrisseite. Die Parther erhoben Ktesiphon, welches bereits seit der Zeit der Seleukiden bekannt war, als Gegenstück zum griechischen Seleukia zur Winterresidenz und befestigten es schließlich, auch wenn Seleukeia weiterhin eine wichtige Rolle spielte.

Die Stadt (man müsste genauer sagen: Städte, da es sich um ein Konglomerat von Orten handelte) entwickelte sich unter den Sassaniden, die Seleukia-Ktesiphon ebenfalls als Hauptstadt nutzten (Istakhr und andere Orte wurden im Sommer genutzt, wenn das Klima in Seleukia-Ktesiphon zu unangenehm wurde, doch blieb Seleukia-Ktesiphon Hauptresidenz), aber zusätzlich vergrößerten, zu einer wahrhaftigen Großstadt, die zeitweise um die 500.000 Einwohner hatte. Sie wurde mehrmals von den Römern erobert bzw. belagert, konnte von ihnen aber nie gehalten werden.

Nach der persischen Niederlage bei Qadisija (siehe Islamische Expansion) wurde die Stadt 637 n. Chr. von den Arabern erobert und teilweise zerstört, war jedoch in omayadischer Zeit neben der islamischen Neugründung Kufa ein Zentrum der Schia. Der islamische Gouverneur Seleukia-Ktesiphons Salmān al-Fārisī ist eine bedeutende Figur der islamischen Gnosis. Mit der Gründung Bagdads 762 verfiel Seleukia-Ktesiphon endgültig. Erhalten sind jedoch wundervolle Überreste, besonders des Palastes.

Seleukia-Ktesiphon war Zentrum der christlichen Kirche Persiens (Assyrische Kirche des Ostens). Spätestens 410 führt der Bischof als Grossmetropolit der Kirche Persiens den Titel Katholikos. Ihm waren alle Metropoliten Mesopotamiens, sowie alle Kirchen des Ostens (Persien, Indien, später auch Zentralasien und China) untergeordnet. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts wurde auch der Sitz des Katholikos nach Bagdad verlegt.

Literatur

  • Jens Kröger: Ctesiphon. In: Encyclopaedia Iranica, Bd. VI, S. 446-448.