Josef Oberberger
Josef Oberberger (* 21. Dezember 1905 in Etzenricht in der Oberpfalz; † 2. Dezember 1994 in Kreuth) war ein deutscher Maler, Künstler und Kunstprofessor.
Leben
Schule und Studium
Josef Oberberger wurde am 21. Dezember 1905 in Etzenricht, Kreis Neustadt in der Oberpfalz, geboren. Von 1915 bis 1921 besuchte er das Gymnasium in Regensburg und wurde Mitglied bei den Regensburger Domspatzen. "[...] Meine Regensburger Jugendzeit als Domspatz: ich wurde gotisch-mystisch-katholisch erzogen. Nach Palästrina und Orlando di Lasso haben wir Fußball gespielt, im Domgarten (heute Dombauhütte). Eine Pestsäule war die linke Torlatte, die betenden Hände des steinernen alten Ölbergchristus die rechte. [...]" Von 1921 bis 1924 absolvierte er die Glasmalerlehre bei der Hofglasmalerei Georg Schneider (heute Josef Frank) in Regensburg. Danach verbrachte er vier Semester an der Akademie für angewandte Kunst in München, wo er der angehenden Kunsterzieherin Mathilde Schmeckenbecher begegnete, die er später heiratete. 1925 begann er das Studium an der Akademie der bildenden Künste München in München bei Olaf Gulbransson, dessen Meisterschüler er wurde und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft bis zu dessen Tod 1958 verband. In dieser Zeit begegnete er dem Künstlerkreis um den Simplicissimus: Karl Arnold, Karl Valentin, Josef Wackerle, Karl Knappe(Bildhauer)/Karl Knappe und Bernhard Bleeker.
Zwischen Studium und Professur
Nach Abschluss des Studiums im Jahre 1932 war er bis 1935 Leiter der Glasmalerei-Werkstätte in der Akademie der bildenden Künste. Von 1936 bis 1937 arbeitete er an der Zeitschrift "Jugend" mit. Seine erste Studienreise unternahm er 1937 nach Paris und besuchte die Kathedralen von Chartres und Le Mans. In den Jahren danach wurde er Lehrer für freie Malerei und Grafik an der Akademie für angewandte Kunst in München. Seine Kollegen waren I. Henselmann, I. Hillerbrand, Karl Heinz Dallinger und Anton Marxmüller.
Kriegsjahre
Am 24. Oktober 1939 heiratete er Mathilde Schmeckenbecher in der Wendelinskapelle zu Bobingen. Die Trauzeugen waren Prof. Toni Roth und Karl Heinz Dallinger. 1940 wurde Josef Oberberger zum Kriegsdienst bei der Infanterie in Frankreich eingezogen. Von 1941 bis 1944 war er als Infanterist in Russland. Hier entstanden zahlreiche Zeichnungen und Gemälde, insbesondere in der Ukraine. Die Versetzung zur Luftwaffe erfolgte 1944. Im gleichen Jahr nahm er mit drei Zeichnungen aus den Kriegsjahren an einer Ausstellung in der Städtischen Galerie in München teil und begegnete den französischen Malern André Dérain und Maurice de Vlaminck.
Professor an der Akademie
Nach dem Krieg wurde Oberberger 1945 als Nachfolger von Olaf Gulbransson zum ordentlichen Professor für Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste in München berufen. Während der Zeit bis zur Emeritierung im Jahre 1974 unternahm er zahlreiche Studienreisen nach Paris, Südfrankreich und England. Von 1946 bis 1952 wohnte er in Freising. Dort begegnete er dem Volkssänger Roider Jackl, mit dem er lebenslang in Freundschaft verbunden war. 1951 wurde er zum Beamten auf Lebenszeit ernannt. 1952 zog er nach München-Schwabing.
Die letzten Jahre
1977 starb seine Frau Mathilde. Oberberger bezog neben seiner Schwabinger Wohnung ein Apartment in einem Seniorenheim in Kreuth, wo er 1994 starb. In den letzten Lebensjahren, die zu seinen künstlerisch ergiebigsten gehörten, pendelte er ständig zwischen München und Kreuth. In diese Zeit fallen einige seiner wichtigsten Arbeiten, wie die großen Glasmalereifenster im Regensburger Dom, die der umgebenden gotischen Architektur und seiner mittelalterlichen Glasmalereien angepasst wurden. Für das nördliche Seitenschiff schuf er das "Pfingstfenster", auch "Gott-Vater-Fenster" genannt und für das Hauptschiff acht Obergadenfenster. Von seinem Balkon in Kreuth aus blickte er auf einen Berg, den er "Fudschijama" nannte. In vielen seiner letzten Zeichnungen hat er die Landschaft und diesen Berg dargestellt.
Preise und Auszeichnungen
- 1969 Kulturpreis Ostbayern "OBAG" Regensburg
- 1978 Kulturpreis der Stadt Regensburg
- 1980 Schwabinger Kunstpreis der Stadt München
- 1981 Bayerischer Verdienstorden
- 1983 Poetentaler der Münchner Turmschreiber
- 1986 Bayerischer Maximiliansorden für Kunst und Wissenschaft
- 1987 Gulbranssonmedaille
Werke
Kirchenfenster
- 1935 Chorfenster in der Evangelisch-Lutherische Kirche in Gersthofen
- 1967/1968 Fenster im linken nördlichen Nebenchor des Regensburger Doms
- 1988 Pfingstfenster im Westen des nördlichen Querschiffs und die Obergadenfenster im Regensburger Dom. Diese wurden der mittelalterlichen Konzeption des Domes angepasst.
Glasmalereien
In der Münchner Glasmalereiwerkstatt entstanden außer den Kirchenfenstern auch unzählige kleine "Kabinettscheiben" mit den unterschiedlichsten Motiven. Bekannt sind der pflügende "Ackerbauer" und "Sankt Glasmaler".
Gemälde und Grafiken
Buchillustrationen
- 1954? "Kleiner Schwarm für Schwabylon" von Prévot
- 1963 "Jahrmarkt meines Lebens" von Ernst Hoferichter
- 1977 "Zamglaabt", Anthologie Oberpfälzer Mundartdichtung von Adolf Eichenseer
- 1978 "Bayerische Raritäten" von Kurt Wilhelm
- 1978 "26 Turmschreiber" von Kurt Wilhelm
- 1978 "O Maria hilf, und zwar sofort, damit's ein rechter Bayer wird" von Kurt Wilhelm
- 1980 "Kreuther Ballade" von Dr. Richard May
- 1980 "Sieben Balladen" von Michael Kampik
- 1980 "Der Roider Jackl", verlegt bei Rosenheimer
- 1993 "Ja, ja - die Kunscht!" von Kurt Wilhelm
Verschiedenes
- ab 1930 Festdekorationen und Plakate für Künstlerfeste "Schwabylon"
- 1936 - 1937 Mitarbeit an der Zeitschrift "Jugend"
- um 1952 Gestaltung eines Sitzungssaales in der Bayerischen Vereinsbank München. Wandmalerei und Fries, Motiv: 4 Erdteile
- 1954 nach Wettbewerb Auftrag für ein großes Mosaik für die Papstkirche San Eugenio in Rom (Dankspende des deutschen Volkes an Papst Pius XII durch Bundespräsident Dr. Theodor Heuss), Motiv: Thronende Muttergottes
- um 1954 Figürliches Relief in dem von Prof. Sep Ruf neu erbauten Gerichtsgebäude der Maxburg, München
- Innenraumgestaltung Foyer des Prinzregententheaters, München
- Dekorationen für Künstlerfeste "Schwabylon", Innendekoration im Regina Palast, München, Plakate
- 1958 Großer Gobelin für den Kongresssaal in der Weltausstellung Brüssel, jetzt Nationalgalerie Berlin, Motiv: Sturz der Hybris
- 1959 Wandgemälde mit Christus am Kreuz, flankiert von Maria und Johannes, im Klinikum rechts der Isar, Kirche "Maria Heil der Kranken"
- 1960 Internationaler Wettbewerb, Preis, Wandgestaltung im Max-Planck-Institut, München
- 1961 Drei Bronzetüren für die Kaufmännische Berufsschule, München
- 1962 Kreuzweg-Gemälde in der Kirche im Klinikum rechts der Isar, München`
- 1966 Briefmarke zum 81. deutschen Katholikentag
- 1975 Wandmalerei in der Seitenkapelle im Klinikum rechts der Isar, München, Motiv: Gnadenbild einer "Madonna der Kranken und Trauernden"
- 1979 Druck einer Obe-Mappe mit Lithografien
Ausstellungen
Kunstausstellungen zu Lebzeiten
- 1944 Teilnahme an der sogenannten "3-Blatt-Ausstellung" mit drei Zeichnungen aus den Kriegsjahren in der Städtischen Galerie, München
- 1958 Ausstellung im Ferdinandeum Innsbruck: "Olaf Gulbransson und Josef Oberberger"
- 1969 Ehrenmitglied beim Herbstsalon im Haus der Kunst, München
- 1969 Glasmalereien in der Galerie Handwerk, München
- 1974 Retrospektive Ausstellung von 154 ehemaligen Schülern an der Akademie der bildenden Künste München: "Arbeitsausstellung Malschule Oberberger nach 35-jähriger Lehrtätigkeit"
- 1974 Ausstellung "Ein Schwabinger malt Schwabing" in der Hypobank, München
- 1975 Teilnahme beim Kunstsalon, Haus der Kunst, München
- 1975 Ausstellung 1905 - 1975, eine Retrospektive zum 70. Geburtstag im Haus Heuport, Regensburg
- 1977 Ausstellung im Kunstzentrum der Engelhorn-Stiftung, München-Neuperlach
- 1978 Ausstellung in der Galerie Rakel, Krumbach
- 1978 Ausstellung im Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee
- 1980 Ausstellung in der Dresner Bank (Zweigstelle Leopoldstraße), München
- 1980 Ausstellung in Kreuth zum 25jährigen Jubiläum von Haus Bruneck
- 1981 Ausstellung "Josef Oberberger zum 75. Geburtstag" in der Städtischen Galerie Regensburg im 'Leeren Beutel' (zusammen mit Olaf Gulbransson)
- 1984 Neue Arbeiten (Malerei und Grafik) in der Galerie Rakel, Krumbach
- 1985 Ausstellung mit Wilhelm Holderied im Kornhaus-Museum, Weiler (Allgäu)
- 1988 Arbeiten aus seinem Atelier in der Kunsthandlung Ehmer, München
- 1990 Arbeiten auf Papier in der Galerie Duensing, Gmund am Tegernsee
Kunstausstellungen postum
- 1995 "Zum Gedenken an den Künstler Josef Oberberger" im Gulbransson Museum, Tegernsee
- 1996 "Hommage an Obe" im Künstlerhaus, München
- 1997 Ausstellung in St. Ulrich in Regensburg in Verbindung mit dem Diözesan-Museum, Regensburg
- 1997 "Hommage an Obe" in der Galerie Rakel, Krumbach
- 1997 "Erinnerungen auf Papier" in der Kleinen Galerie, Regensburg
- 1998 St. Martin-Arbeiten auf Papier von Josef Oberberger und Stickereien von Franziska Weber-Müller im Rathaus von Gundremmingen
- 1998 Arbeiten auf Papier in der Galerie Duensing, Gmund am Tegernsee
- 1999 "Frauenbilder und über die Liebe - Arbeiten auf Papier" im Pavillon im Alten Botanischen Garten, München
- 2000 "Mia san mia - Baierisches von Josef Oberberger" der Kestler-Haeusler-Stiftung im Kloster Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck
- 2001 Aquarelle und Zeichnungen, 7. Kunst- und Kulturtage in Rottach-Egern. Arbeiten aus Privatbesitz (Familie Bernhard und Frau Elisabeth Leutheusser-von-Quistorp) bei "Antiquitäten am See", Rottach-Egern am Tegernsee
- 2001 "Malerei und Zeichnung" in der Kleinen Galerie, Christine Berg, Kempen
- 2002 Ausstellung zusammen mit Ingeborg Bernhard im "Interim", München-Laim
- 2002 "Ludwig Erhard in der Karikatur", 19 Arbeiten von Josef Oberberger im Heimatmuseum, Gmund am Tegernsee
- 2002 Zeichnungen, Malerei, Kirchenfenster, Museumfreunde Mertingen e.V.
- 2002 Josef Oberberger, Wilhelm Holderied, Eckart Rotter in der Galerie Neuendorf, Memmingen
- 2003 "Hommage an Josef Oberberger" im Asam-Foyer, Freising
- 2003 "Josef Oberberger" im Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee
- 2004 Josef Oberberger, Sammlung Sandner, Galerie MZ, Augsburg
- 2004 Zeichner der Galerie in der Kleinen Galerie, Christine Berg in Kempen
- 2005 "Zum 100. Geburtstag: Josef Oberberger" im Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee
- 2005 Professor Josef Oberberger, 1905 - 1994 in der Galerie Duensing, Gmund am Tegernsee
- 2005 100 Jahre Josef Oberberger, 1905 - 2005 in der Kleinen Galerie, Regensburg
- 2005 "Josef Oberberger" 100. Geburtstag, Zeichnungen, Briefe, Fotos, 1944 - 1994, Landeshauptstadt München, Kulturreferat, in den Kunstarkaden, München
- 2008 40 Zeichnungen im Förderverein Gempfinger Pfarrhof
- 2008 Josef Oberberger, Zeichner und Glasmaler, in der Stadthalle Germering
Dauerausstellungen
- Gulbransson-Museum, Tegernsee
- Graphische Sammlung, München
- Pfarrhof in Gempfing
Schüler (Auswahl)
- Hanna Axmann-Rezzori
- Arno Bromberger
- Wilhelm Holderied
- Michael Kampik
- Sumiko Kudo
- Jakob Kuffner
- Sigurd Rakel
- Jürgen Reipka
- Hilda Sandtner
- Karl Schlamminger
- Georg Sternbacher
- Franziska Weber-Müller
- Max Wimmer
- Reiner Zimnik
- Reinhard Zell
Arbeit in der Glasmalereiwerkstatt
Um 1938 gestaltete Josef Oberberger seine ersten Glasmalereien in der Mayer'schen Hofkunstanstalt in München und schuf dort auch die großen Kirchenfenster in Augsburg, Regensburg, Luxemburg und Washington. Seine Mitarbeiter waren unter anderen Josef Auer, Helmut Leukert und Hans Bernhard, der die Arbeit an den Fenstern fotografisch dokumentierte.
Einzelnachweise
Literatur
- Horst Haub und Michael Kampik (Hrsg.): Josef Oberberger, genannt Obé. Der Zeichner. München 1995
- Olaf Gulbransson Gesellschaft e.V. Tegernsee und der Oberberger-Stiftung München (Hrsg.): Josef Oberberger. Tegernsee 2003
- Oberberger-Stiftung (Hrsg.): Josef Oberberger. Der Glasmaler. Beiträge von Achim Hubel (Bamberg), Christl Karnehm (München), Norbert Leudemann (Augsburg) und Michel Schmitt (Luxemburg). München, 2005
Weblinks
- http://www.gersthofen-evangelisch.de/GeschichteKirche.htm
- http://www.br-online.de/kultur-szene/artikel/0507/24-oberberger/index.xml
- http://www.kreuth.de/a-z/KuenstlerstoaRelieftafeln.htm
Personendaten | |
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NAME | Oberberger, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 21. Dezember 1905 |
GEBURTSORT | Etzenricht |
STERBEDATUM | 2. Dezember 1994 |
STERBEORT | Kreuth |