Villa Ehinger
Die Villa Ehinger ist ein klssizistisches Gebäude in der Baslerstrasse 33 in Münchenstein in der Schweiz. Die Villa trägt den Namen der letzten Besitzerfamilie.
Lage
Als "Neue Welt" wurde geographische das Gebiet, das mit dem Beginn der Industrieansiedlung am obersten Teil des St. Alban-Teiches entstand, bezeichnet. Der Kanal wurde im 12. Jahrhundert künstlich angelegt und in den Jahren 1624/25 nach Münchenstein, durch die Brüglinger Ebene, Fluss aufwärts bis an der Birswasserfall verlängert. Hier wird das Wasser aus der Birs abgezweigt. Die Villa stand ursprünglich in Verbindung mit der ehemaligen Hammerschmiede. Sie liegt inmitten einer Parkanlage oberhalb der Industrieanlagen der "Neuen Welt".
Geschichte
Die Hammerschmiede von 1660 ist das ältestes Bauwerk am Teichkanal und wurde von Ludwig Krug errichtet. Im Jahre 1822 richtete Felix Sarasin (1771-1839) hier eine Baumwollspinnerei ein und als Ludwig August Sarasin (1804-31), Sohn des Begründer der Baumwollindustrie in der "Neuen Welt", die technische Leitung der väterlichen Baumwollfabrik übernahm, liess er in deren Nähe einen herrschaftlichen Wohnsitz erbauen.
Sarasins Bekanntschaft mit dem jungen Architekten Melchior Berri veranlasste ihn wohl, den Berri mit den Planung und Errichtung diesen Landsitzes zu beauftragen. War Berri bisher in der Stadt, z. B. beim Stadtcasino Basel und am St. Alban-Graben, an festgelegte Strassenfronten gebunden, so konnte er hier in der offenen Landschaft ein Haus planen, das allseitig frei stand und zu dem als Ambiente ein englischer Garten gehörte. Der Bauherr Ludwig August Sarasin starb 1831 vor Vollendung seines Sommersitzes.
Durch Heirat einer der beiden Sarasin Töchter kam das Sommerhaus in den Besitz der Familie Ehinger. Die Familie Ehinger verkaufte das Grundstück samt Wohn- und Nebenbauten in 1959 an die Gemeinde Münchenstein, welche es 1962 an den Kanton abtrat.
Die Villa wurde 1973 nach Abschluss der Restauration und Renovierung als Musikschule eingeweiht. Bei der Instandstellung ging es darum, dem kunsthistorisch bedeutenden Baudenkmal eine neue Funktion zu geben, ohne dass wesentliche räumliche Veränderungen vorgenommen werden mussten. Die Villa Ehinger würde bezeichnet als die reinste Schöpfung der Neurenaissance in der Schweiz. [1]
Architektur
Die Villa hat ein fast quadratischem Grundriss, es ist ein zweistöckiger Bau. Auf der westlichen Seite bildet der Portikus den Eingang. Zwei Säulen tragen über einem Triglyphengebälk den Balkon. Angebaut auf der östlichen Seite (gegen den Park) ist eine zweistöckige, aber schmälere Loggia. Die Rundbogenhalle (Palladiomotiv) mit Fensterlaube ist einer der bedeutendste Bauteile dieser Villa. In der Mitte des Pyramidendaches ist das Fenstergeschoss mit Giebelverzierung (Akroterion) und eine Dachspitze (Äskulapstab). An der Südfront ist der für den Zeitstil typische Brunnen erhalten geblieben.
Im Innern ist die Aufteilung der Räume nach der West-Ost-Achse gerichtet und rundum die zentrale Halle gruppieren sich die Zimmer. Nicht nur den Stuckdecken, sondern auch der klassizistische weisse Ofen im Obergeschoss und die Zeichnung des Portikus sind im Originalentwurf von Berri erhalten geblieben.
Einzelnachweise
- ↑ Adolf Reinle: "Kunstgeschichte der Schweiz", Band IV