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Staufer

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Hohenstaufen auf Ansichtskarte von 1905

Die Staufer (früher auch Hohenstaufen genannt) waren ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das im 12. und 13. Jahrhundert mehrere deutsche Könige und Kaiser stellte. Sie gelten als die populärste mittelalterliche Kaiserdynastie.

Der Name "Staufer" leitet sich von der Burg Stauf auf dem Hohenstaufen (am Nordrand der Schwäbischen Alb bei Göppingen) ab.

Geschichte der Staufer

Die Anfänge

Der erste namentlich bekannte Staufer trug den Namen Friedrich, den Leitnamen des Adelsgeschlechts. Von ihm ist lediglich bekannt, dass seine Schwester mit einem Grafen Berthold im Breisgau verheiratet war. Der Sohn dieses Friedrich mit dem gleichen Namen ist in Urkunden für die Mitte des 11. Jahrhunderts als Pfalzgraf in Schwaben genannt. Von dessen Sohn, wiederum ein Friedrich, ist bereits der Herrschaftssitz bekannt: eine Burg Büren, vermutlich das heutige Wäschenbeuren bei Göppingen. Bekannte Heiratsverbindungen aus dieser Staufer-Generation lassen darauf schließen, das die Staufer bereits in der Mitte des 11. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Adelsfamilien des südwestdeutschen Raums zählten. Allerdings scheint der Landbesitz zu diesem Zeitpunkt noch gering gewesen zu sein. Vermutlich beschränkte er sich auf drei Kerngebiete um Büren und Lorch, sowie im Elsass in und um Schlettstadt mit der Hochkönigsburg sowie bei Hagenau.

Das erste exakt nachweisbare Datum der Familiengeschichte und zugleich eine wichtige Station für den Bedeutungszuwachs der Staufer ist das Jahr 1079, als Friedrich I. von Kaiser Heinrich IV. zum Herzog von Schwaben ernannt wurde und Heinrichs Tochter Agnes heiratete. Friedrich I. errichtete auch die Burg Stauf und stiftete das Kloster Lorch als Hauskloster der Familie. Er und seine Söhne Friedrich II. und Konrad weiteten den Grundbesitz der Familie wesentlich aus. Zugleich wurden die Staufer die wesentlichen Verbündeten des salischen Kaiserhauses im Südwesten des Reiches.

Aufstieg zum Königtum

Nach dem Aussterben der Salier 1125 erhoben Friedrich II. von Schwaben und der spätere Konrad III. als Söhne der letzten Salierin einen Anspruch auf die Königswürde. Zunächst wurde aber Lothar von Supplinburg in das Amt gewählt. Kurz darauf kam es zwischen dem neuen König und den Staufern zu Kämpfen um ehemaliges salisches Hausgut, das die Familie für sich beanspruchte. Die Staufer mussten sich letztendlich unterwerfen. Nachdem Lothar 1137 gestorben war, wurde aber 1138 mit Konrad III. ein Staufer zum deutschen König gewählt. Damit setzte er sich gegen den Welfen Heinrich den Stolzen durch, was den bereits bestehenden Konflikt zwischen beiden Familien verschärfte. Konrad unterhielt gute Beziehungen zu Byzanz, erreichte in Italien jedoch wenig und konnte auch keine Kaiserkrönung erreichen. Neben der sich weiter verschäfenden Auseinandersetzung mit den Welfen war Konrads Regierungszeit vor allem durch einen moderaten Ausbau der staufischen Hausmacht und das Knüpfen von Bündnissen mit zahlreichen Territorialherrschern geprägt. Dabei stießen die Staufer allerdings schnell an die von anderen Herrschaftsgebieten gesteckten territorialen Grenzen.

Friedrich I. Barbarossa

Friedrich Barbarossa und seine Söhne - Miniatur aus der Welfenchronik

Nach dem Tod Konrads 1152 wurde mit Friedrich I., genannt „Barbarossa“, ein König gewählt, dem man den Ausgleich zwischen den Welfen (mit denen er mütterlicherseits verwandt war) und Staufern zutraute. Tatsächlich kam es 1156 zu einer Einigung mit Heinrich dem Löwen, der nun Doppelherzog von Sachsen und Bayern war. Außerdem wurde den Welfen im Norden des Reiches eine faktisch eigenständige Interessensspähre zugewisen. Erst als der Welfe nicht mehr bereit war, die ambitionierte Italienpolitik seines Vetters Barbarossa ohne Gegenleistung zu unterstützen, kam es zum Bruch und 1180 zur Absetzung des mächtigen Welfenherzogs. Nutznießer war aber nicht Barbarossa selbst, sondern die Fürsten, die sich den zerschlagenen Herrschaftskomplex des Welfen aneigneten. Barbarossa scheiterte auch in großen Teilen mit seiner Restaurationspolitik in Italien (Stichwörter: honor imperii und sacrum imperium), wobei das so genannte alexandrinische Papstschisma seinen Teil beitrug, da sich der Kaiser gegen den von der Mehrheit des Kardinalskollegiums gewählten Papst Alexander III. stellte, der als kaiserfeindlich galt. In dem folgenden Machtkampf fand Alexander III. Unterstützung bei den nach Autonomie strebenden oberitalienischen Städten, die sich 1167 zum Lombardenbund zusammenschlossen. Barbarossa, der mehrere Gegenpäste erheben ließ, konnte seine Ziele (die auf eine Unterwerfung der Städte und eine stärkere Unabhängigkeit vom Papsttum hinausgelaufen wäre, wobei der Papst auf Rechte zu Gunsten des Kaisers hätte verzichten müssen) auch militärisch nicht durchsetzen, so dass er 1177 im Frieden von Venedig Alexander III. anerkannte und kurz darauf auf Frieden mit den Lombardenstädten schloss. Es gelang Friedrich jedoch, die Heirat seines zweitältesten Sohnes Heinrich mit der Normannenprinzessin Konstanze zu arrangieren.
Auf dem Feld der Hausmachtspolitik gelangen Barbarossa einige Erfolge. So wurde die Pfalzgrafschaft bei Rhein staufisch (bis 1193) und im Elsass und in Schwaben (wo Friedrichs drittältester Sohn Friedrich V. von Schwaben regierte) wurde das staufische Hausgut zentralisiert verwaltet, wobei es Barbarossa sogar gelang, das welfische Hausgut in Schwaben käuflich von Welf VI. zu erwerben. 1190 verstarb jedoch der Kaiser auf einem Kreuzzug in Kleinasien.

Heinrich VI. und der Thronkampf

Friedrichs Sohn und Nachfolger Heinrich VI. betrieb eine Politik, die auf die Vereinigung des Imperiums mit dem süditalienischen Normannenreich hinauslief (Unio regni ad imperium). Nach einigen Rückschlägen konnte er dies auch im Jahre 1194 erreichen. Das staufische Imperium erstreckte sich damit von der Nord- und Ostsee bis nach Sizilien. Doch hatte Heinrich nicht immer so viel Erfolg: So scheiterte beispielsweise der von ihm angedachte Erbreichsplan. Mit dem Tod Heinrichs 1197, der sich zudem aufgrund seiner Italienpolitik mit dem Papsttum überworfen hatte, entbrannte ein jahrelanger Thronkampf zwischen dem Staufer Philipp von Schwaben und dem Welfen Otto IV.. Nach dem Tod Philipps 1208 und dem Beginn einer aggressiven Italienpolitik von Seiten Ottos, rief Papst Innozenz III., der vorher den Welfen unterstützt hatte, zur Wahl eines neuen Königs auf. Friedrich, der zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters minderjährige Sohn Heinrichs VI., wurde 1211 von einem Kreis stauferfreundlicher Reichsfürsten gewählt.

Friedrich II. - stupor mundi

Friedrich II., von Zeitgenossen später stupor mundi (das Erstaunen der Welt) genannt, gilt als das Wunderwesen unter den römisch-deutschen Kaisern des Mittealters. Er war hochgebildet, sprach mehrere Sprachen und zeigte sein Leben lang Interesse am Islam, was ihn nicht davon abhielt, christliche Häretiker mit aller Schäfre zu verfolgen. Aufgewachsen unter unsicheren Bedingungen in dem von ihm geliebten Königreich Sizilien, zog er 1212 nach Deutschland. Der staufische Südwesten fiel ihm schnell zu und Otto IV. musste sich nach Norden zurückziehen. Bezeichnenderweise fiel die Entscheidung zu Gunsten Friedrichs jedoch nicht in Deutschland, sondern in Frankreich, wo in der Schlacht von Bouvines, eine der wenigen Entscheidungsschlachten des Mittelalters, der mit dem englischen König verbündete Otto dem mit Friedrich verbündeten französischen König Philipp II. unterlag. Bald darauf verstarb Otto und Friedrich war damit uneingeschränkter römisch-deutscher König.
Friedrich wurde 1220 auch zum Kaiser gekrönt, doch überließ er Deutschland seinem Sohn Heinrich und kümmerte sich selbst lieber um die Belange seines sizilianischen Reiches. Dort zentralisierte er die Verwaltung, nahm zahlreiche Reformen in Angriff und gründete auch die erste Staatsuniversität. Zudem bekämpfte er die Sarazenen auf Sizilien und gliederte sie, als sie unterlagen, seiner Leibwache ein. Mit dem Papsttum kam es zum Konflikt, als Friedrich nicht sofort zum versprochenen Kreuzzug aufbrach und auch die anti-kommunale Politik seines Großvaters Barbarossa aufnahm. Er wurde daraufhin von Papst Gregor IX. gebannt, reiste aber dennoch 1228 ins Heilige Land, wo er ohne Kampf, nur durch Diplomatie, einen Waffenstillstand erreichte und sich in Jerusalem selbst die Krone des Königreiches Jerusalem aufs Haupt setzte.

Castel del Monte

Wieder in Italien kam es zu Kämpfen mit päpstlichen Truppen, die in das Regnum eingefallen waren. Friedrich konnte sich jedoch behaupten und 1230 Frieden mit dem papst schließen. Er wandte sich nun den Problemen in Deutschland zu, wo sein Sohn eigenmächtig gegen die Landesfürsten agiert hatte. Friedrich setzte ihn ab und musste gezwungenermaßen 1231 die Rechte der Landesfürsten vertraglich anerkennen (Statutum in favorem principum; ähnliche Zugeständnisse hatte er bereits den geistlichen Fürsten im Jahre 1213 gemacht), wobei er mehrere königliche Rechte aufgab. Konrad IV., Friedrichs zweitältester Sohn, wurde zum König gewählt und der Kaiser ging nun gegen die aufständischen lombardischen Städte vor. Zwar konnte er sie 1237 bei Cortenuova schlagen, doch wurde Friedrich kurz darauf erneut vom Papst gebannt, dem die Italienpolitik des Staufers nicht passte.
Die folgenden Jahre waren geprägt von einem Kampf zwischen Imperium und Sacerdotium, bei dem beide Universalmächte nicht nur militärische, sondern zunehmend auch propagandistische Mittel einsetzten und sich gegenseitig schwere Vorwürfe machten. Friedrich wurde gar als Anti-Christ bezeichnet, während der Kaiser dem Papst vorwarf, nur reine Machtpolitik zu betreiben. Auch Gregors Nachfolger, eigentlich ein Ghibelline (ein in dieser Zeit aufkommender begriff für die Kaisertreuen), führte die harte Linie fort. Papst Innozenz IV. entzog Friedrich gar 1245 die Kaiserwürde - ein einmaliger Vorfall, der in der christlichen Welt überwiegend negativ aufgenommen wurde.
Friedrich konnte sich dennoch behaupten, verstarb jedoch überrachend am 13. Dezember 1250. Der Kaiser starb als Gebannter, doch macht sein Testament deutlich, dass er sich eine Verständigung mit dem Papsttum von Herzen gewünscht hatte. Es ist auch bezeichnend, dass Friedrich II. nie einen Gegenpapst erhob. Friedrich II. war trotz all seiner Fähigkeiten aber kein moderner Renaissancefürst (wie ihn J. Burckhardt gerne sehen wollte), sondern ein den Idealen des universalen-christlichen Kaisertums zutiefst verpflichteter Monarch.

Das Ende der Staufer

Nach dem Tod Friedrichs II. brach die staufische Machtstellung zusammen, zuerst in Deutschland, wenig später auch in Italien. Konrad IV. verstarb 1254, der letzte männliche Staufer in direkter Linie, Konradin, endete 1268 in Neapel unter dem Henkerbeil. Die Staufer, die so weit emporgestiegen waren, erlitten einen tiefen Sturz und ein Ende, welches die Phantasie der Nachwelt beflügelte. Für Deutschland begann das Interregnum, für das universale Kaisertum bedeutete diese Entwicklung jedoch den letztendlichen Todesstoß, auch wenn es im Spätmittelalter zu zaghaften Restaurationsversuchen kam (siehe vor allem Heinrich VII.).

Die Tragik der Staufer liegt darin begründet, dass sie versuchten mit teilweise relativ modernen Mitteln eine alte Idee (die des universalen Kaisertums, dessen Wurzeln bis in die Spätantike reichten) zu bewahren, dabei aber auf die Fragen der Zeit keine gültige Antwort fanden.

Bedeutsame Staufer

Bedeutende Herrscher aus dem Haus der Staufer:

Vor allem seit der Zeit des Humanismus bewegte das tragische Schicksal des letzten Staufers Konradin, der 1268 in Neapel hingerichtet wurde, nicht nur die Gelehrten. Nach dem so genannten Interregnum etablierten sich die Habsburger mit Rudolf von Habsburg als neue Königsdynastie.


Literatur

  • Odilo Engels: Die Staufer. 8. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2005, ISBN 3-17-017997-7
  • Die Zeit der Staufer. Geschichte, Kunst, Kultur, hrsg. von Reiner Haussherr, 5 Bde., Stuttgart 1977-1979.