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Baltenauslieferung

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Die Auslieferung internierter Wehrmachtsangehöriger durch Schweden an die Sowjetunion ereignete sich von November 1945 bis Januar 1946 nach Ende des Zweiten Weltkriegs. In Schweden befanden sich sich etwa 3.000 internierte Angehörige der Wehrmacht, von denen durch Schweden etwa 2.520 an die Sowjetunion und 50 an Polen ausgeliefert wurden. Etwa 310 Mann wurden an die britischen Besatzungsbehörden in Deutschland übergeben. 80 Mann entzogen sich der Auslieferung durch Selbstverstümmelung und wurden nach weiterer Internierung an zivile Behörden übergeben,[1] einige wenige flüchteten.[2]

Internierung der Wehrmachtsangehörigen in Schweden

Eine größere Zahl von Wehrmachtsangehörigen war bei der Flucht vor der Roten Armee aus den letzten Brückenköpfen der Wehrmacht im östlichen Ostseeraum – der Halbinsel Hela, der Weichselmündung, Kurischen Nehrung und Kurland (Lettland) – mit Booten, Schiffen und Flugzeugen an der schwedischen Küste gestrandet bzw. dorthin geflüchtet. Ein Teil der so gelandeten Wehrmachtsangehörigen setzte nach Instandsetzung der Fahrzeuge die Flucht mit Richtung Schleswig-Holstein fort. 3000 deutsche Soldaten wurden in bis zu sechs schwedischen Lagern interniert: Bökeberg (nur im Mai 1945), Havdhem, Ränneslätt (bei Eksjö), Grunnebo (bei Trollhättan), Backamo (bei Uddevalla) und Rinkaby.[3]

Gesuch um Auslieferung durch die Sowjetunion

Die sowjetische Regierung forderte am 2. Juni 1945 von Schweden in einer Note die Auslieferung der nach dem 8. Mai eingetroffenen Soldaten.[4] Die schwedische Regierung erklärte daraufhin in einem geheimen Schreiben, alle seit dem 1. Mai Angekommenen auszuliefern. Im November 1945 schickte die Sowjetunion das Frachtschiff „Kuban“ nach Trelleborg.

Als der Auslieferungstermin zwei Wochen vorher bekannt wurde, kam es zu passivem Widerstand der Wehrmachtssoldaten, von denen ein Teil in einen Hungerstreik trat. Da mehrere schwedische Offiziere die Vollstreckung des Auslieferungsbefehls verweigerten, wurde die Staatspolizei (Statspolisen) mit der Durchführung beauftragt. Als am 30. November 1945, dem Tag der Auslieferung, die Soldaten, mit den Armen ineinander verhakt, den Abmarsch verweigerten, konnte der Widerstand nur mit massivem Knüppeleinsatz gebrochen werden. Es kam hierbei zu Suiziden und Selbstverstümmelungen: Viele Soldaten schnitten sich die Pulsader auf.

Auslieferung

Im ersten Transport wurden 1.600 Mann ausgeliefert. Die Verwundeten folgten in zwei Transporten am 17. Dezember 1945 und 24. Januar 1946. Die einzelnen Transporte wurden zunächst im Lager „Zuckerfabrik“ in Libau / Lettland gesammelt. Im Lagerjargon wurden diese Internierten auch „Schwedenfahrer“ genannt. Außerdem wurden etwa 310 Mann an die britischen Behörden in deren Besatzungszone in Deutschland ausgeliefert. Einigen Männern gelang die Flucht. Von den 2.522 an die Sowjetunion Ausgelieferten – darunter 146 baltische freiwillige Wehrmachtssoldaten – starben etwa 1.200. Die Auslieferung der Soldaten erfolgte in einer Zeit der Annäherung Schwedens an die Sowjetunion, mit der 1946 ein Wirtschaftsabkommen abgeschlossen wurde.

Rezeption

Die Unterlagen zu diesen Vorgängen waren bis 1990 für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Der Bestsellerautor und frühere SS-Offizier Paul Carell behandelte die Ereignisse 1980 in einem Kapitel eines Buches, das bis 1996 in neun Auflagen erschien.[5]

Quellen

  • Enar Runsteen (2001): Schutzlos in Schweden – Schicksale deutscher Soldaten 1945/46. 449 Seiten. Gerig Verlag, Königstein, ISBN 3-928275-58-5
  • Der Tagesspiegel, 26. Februar 1996, S. 5. Jörgen Detlefsen: „Auslieferungspolitik mit Rücksicht auf Stalin“.

Einzelnachweise

  1. Peter Fritz: „Ort der Gefangennahme: Schweden” – Zur Auslieferung von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht aus Schweden an die Sowjetunion 1945/1946. In: „Schwedische Perspektiven: Schriften des Zentrums für Deutschlandstudien“, Vol. 4, S. 147. ISSN 1651-8209.
  2. Peter Fritz: „Ort der Gefangennahme: Schweden” – Zur Auslieferung von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht aus Schweden an die Sowjetunion 1945/1946. In: „Schwedische Perspektiven: Schriften des Zentrums für Deutschlandstudien“, Vol. 4, S. 161. ISSN 1651-8209.
  3. Peter Fritz: „Ort der Gefangennahme: Schweden” – Zur Auslieferung von Angehörigen der Deutschen Wehrmacht aus Schweden an die Sowjetunion 1945/1946. In: „Schwedische Perspektiven: Schriften des Zentrums für Deutschlandstudien“, Vol. 4, S. 145-47. ISSN 1651-8209.
  4. Peter Fritz: „Ort der Gefangennahme: Schweden”. In: „Schwedische Perspektiven: Schriften des Zentrums für Deutschlandstudien“, Vol. 4, S. 155.
  5. Paul Carell und Günter Böddeker: Der Sündenfall Schwedens. In: „Die Gefangenen: Leben und Überleben deutscher Soldaten hinter Stacheldraht“. Ullstein Verlag. Berlin 1980. ISBN 3-550-07901-X.

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