Zum Inhalt springen

Garnisonkirche (Potsdam)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. April 2005 um 17:32 Uhr durch 141.89.55.21 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Potsdamer Garnisonkirche, ein Barockbau, wurde 1732 – zunächst ohne den 88,4 Meter hohen Turm – als Militärkirche eingeweiht, der Turm wurde 1735 fertiggestellt. Die preußischen Könige Friedrich II. der Große und sein Vater Friedrich Wilhelm I. waren bis 1943 hier begraben.

Die Kirche diente den Nationalsozialisten als Kulisse für ihren Aufmarsch am 21. März 1933, dem so genannten "Tag von Potsdam", bei dem der greise Reichspräsident Paul von Hindenburg mit den Worten "Möge der alte Geist dieser Ruhmesstätte auch das heutige Geschlecht beseelen, möge es uns frei machen von Eigensucht und Parteizank und uns in nationaler Selbstbesinnung und seelischer Erneuerung zusammenführen zum Segen eines in sich geeinten, freien, stolzen Deutschlands." dem neu ernannten Reichskanzler Adolf Hitler die Hand drückte und damit die Verbindung von Militär (Reichswehr) und Nationalsozialismus symbolisierte.

Die Kirche wurde im April 1945 bei einem anglo-amerikanischen Luftangriff schwer beschädigt, schließlich 1968 als Ruine abgerissen, obwohl sich in ihr wieder eine Kirchengemeinde gebildet hatte, die schon einen Wiederaufbau plante. Bemerkenswert ist, dass dies von den Stadtverordneten nicht wie sonst üblich einstimmig, sondern mit drei Gegenstimmen beschlossen wurde.

Nun soll zunächst der Kirchturm, später die ganze Kirche wieder vollständig aufgebaut werden. Die Grundsteinlegung fand am 14. April 2005 - begleitet von Protesten von Wiederaufbaugegnern - statt. Das Grundstück, welches der ARAG-Versicherung gehört, wird von der Stadt Potsdam gekauft. Im derzeit auf dem Gelände stehenden Gebäude ist unter anderem auch der brandenburgische Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Mieter.

Bereits im Jahre 1987 ließ die aus Iserlohner Fallschirmjäger hervorgegangene nationalkonservative Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. (TPG) das Glockenspiel des Kirchturmes neu gießen. Dabei erhielten einige der für 470 000 Mark angeschafften insgesamt 40 Glocken die Namen der "verlorenen Ostgebiete" Ostpreußen (Königsberg), Schlesien (Breslau), Pommern (Stettin) und Westpreußen. Am 14. April 1991 wurde das Glockenspiel an die Stadt Potsdam übergeben und zunächst in einer Stahlkonstruktion hängend aufgestellt.

Als nächste Aufgabe stellte sich die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V. den Wiederaufbau der Garnisonkirche. Dessen Vorsitzender, der Oberstleutnant des Fallschirmjägerbataillons 271 Max Klaar meint zum Wiederaufbau der Garnisonkirche: "Nach dem Fall der Mauer und der formellen Vereinigung brauchen wir etwas, das uns auch innerlich zusammenführt." Die TPG beendete im März 2005 ihre Aktivitäten zum Wiederaufbau.

Der Wiederaufbau ist umstritten. Irritationen entzündeten sich zunächst daran, dass die TPG die bereits gesammelten 6 Millionen Euro nur unter Auflagen freigeben wollte, die für die Evangelische Kirche als unakzeptabel angesehen wurden. So wurde unter anderem gefordert, dass die neugebaute Kirche "unpolitisch" sein sollte und Kriegsdienstverweigerer nicht beraten und homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürften. Es wird aber auch auf das Signal verwiesen, welches vom Nachbau eines Symbols des preußischen Militarismus ausgeht: Die Kirche war mit Kriegstrophäen bestückt und diente der sakralen Begleitung und Rechtfertigung kriegerischen Handelns. Die Potsdamer Soldaten mussten dort vor dem Feldzug ihre Waffen segnen lassen.

Im Zuge dieser Auseinandersetzungen wurde eine neue Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. (FWG) gegründet, die nun das Projekt mit einem Internationalen Versöhnungszentrum umsetzen soll. Die wiederaufgebaute Garnisonkirche soll eines der weltweiten Nagelkreuz-Zentren werden. Gegner des Wiederaufbaus argumentieren, dass der Nachbau einer Militärkirche ein problematisches Signal für ein Versöhnungszentrum ist. Sie fordern unter dem Stichwort "den Bruch bauen" einen architektonischen Neuentwurf.

http://www.garnisonskirche.de

http://www.garnisonkirche-potsdam.de

Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam e. V. (FWG)

Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel e.V.