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Science-Fiction

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Science Fiction („wissenschaftliche Fiktion“; Abk.: Sci-Fi, SF) eine Form der Literatur und des Films, aber auch in anderen Disziplinen wie z. B. der bildenden Kunst, die den Einzelnen, die Gesellschaft oder die Umwelt in zeitlich, räumlich oder historisch radikal alternativen Konstellationen betrachtet. Am häufigsten geschieht dies in Form einer, aus der tatsächlichen Gegenwart extrapolierten Zukunftsvorstellung, es finden sich aber auch andere Topoi, wie zum Beispiel jenes der so genannten Parallelwelt. Wenn sich die SF einer zeitlich relativ nahen Zukunft annimmt, diskutiert sie häufig den Einfluss neuer wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Entwicklungen.

Diese naturwissenschaftlichen (engl. science) und gesellschaftswissenschaftlichen (Begriff ist erweitert gegenüber dem englischen) Betrachtungen werden auf eine erdachte (engl. fiction) Welt angewendet. Dies können zum Beispiel eine erdachte Zukunft, eine alternative Welt, eine Zeitreise in die Vergangenheit oder der Weltraum sein. Im Gegensatz zu solchen Begriffen wie Drama oder Komödie ist die Stilbezeichnung Science Fiction nicht primär durch die Art der Handlung, sondern über das Handlungsumfeld bestimmt.

Die von einigen Sprach- und Literaturwissenschaftlern im deutschen Sprachraum synonym verwendete Bezeichnung für einen Teilbereich lautet Zukunftsroman oder Zukunftsfilm. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich im professionellen Bereich und unter Liebhabern die Bezeichnung Science Fiction etabliert. Weitere Bezeichnungen, die mehr oder weniger exakt als Synonyme verwendet wurden beziehungsweise werden, sind Wissenschaftliche Phantastik, utopische Literatur und einfach nur Phantastische Literatur (nicht zu verwechseln mit Fantasy oder der romantischen Phantastik). Der Begriff Zukunftsliteratur wird ebenfalls (nicht ganz exakt) manchmal als Synonym für Science Fiction betrachtet. Er stimmt aber gegebenenfalls nur für das Teilgebiet der Science Fiction, das sich mit der Zukunft beschäftigt. Die Kontroversen über die Bezeichnung des Genres sind kennzeichnend für seine Entwicklung und seine Themen und Motive, aber auch für politische Anschauungen.

Die Stilrichtung der Fantasy wird häufig dadurch von der Science Fiction unterschieden, dass ihr Handlungsumfeld nicht von wissenschaftlichen oder gesellschaftlichen Errungenschaften gegenüber unserer Zeit geprägt ist, sondern die Geschichte in einer antiken oder mittelalterlichen Umgebung stattfindet, wobei das Vorhandensein übernatürlicher Phänomene wie beispielsweise Magie oder Fabelwesen essentiell ist.

Von Science Fantasy spricht man, wenn sowohl Elemente aus Fantasy als auch aus der Science Fiction in einem Werk gefunden werden können. Beispiele hierfür sind die Star Wars Filme oder die Darkover-Romane.

Das Wort Science Fiction hat sich in vielen Sprachen direkt oder als Lehnübersetzung eingebürgert.

Übersicht und Richtungen

Definitionen

Die Frage, ob und wie SF definiert werden sollte, ist fast so alt wie der Begriff selbst. Schon von Beginn an versuchten Autoren und Leser, SF zu definieren, die Zahl der Definitionsversuche ist mittlerweile Legion. Bis heute herrscht Uneinigkeit darüber, ob SF überhaupt definiert werden kann. Poststrukturalistisch orientierte Autoren wie Samuel R. Delany vertreten sogar die Ansicht, dass die Undefinierbarkeit ein wesentliches Merkmal von SF ist. In der theoretischen Diskussion ist auch ungeklärt, ob SF ein Genre bzw. eine Gattung ist, also ob sie sich durch ein relativ festes Set von formalen, inhaltlichen und/oder strukturellen Elementen definieren lässt, oder ob SF nicht treffender als Modus beschrieben werden sollte, der auf grundlegenderen Ebene als ein Genre die Beschaffenheit der fiktionalen Welt bezeichnet. Delany geht sogar weit, in der (literarischen) SF eine grundsätzlich eigene sprachliche Ausdrucksform zu sehen, die wie Poesie anders gelesen werden muss als "normale Literatur".

Weitgehend Einigkeit herrscht darüber, dass sich SF durch ein oder mehrere Elemente auszeichnet, die in unserer 'normalen' Alltagswelt (noch) nicht möglich ist/sind. Für dieses Element hat sich der von Darko Suvin, einem Pionier der SF-Forschung, geprägte Begriff Novum (pl. Nova) weitgehend durchgesetzt. Uneinigkeit herrscht darüber, inwiefern sich das Novum von typischen Märchen- oder Fantasyelementen unterscheidet. Befürworter der Hard-SF argumentieren, dass das Novum wissenschaftlich erklärbar und rational nachvollziehbar sein muss. Diese Position ist sehr umstritten, da in der Praxis die wenigsten SF-Nova naturwissenschaftlich möglich sind. Typische Nova wie Zeitreise oder Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit unterscheiden sich in ihrer Plausibilität kaum von Märchenelementen wie fliegenden Besen oder magischen Tränken.

Neuere Definitionsansätze gehen deshalb auch meist nicht mehr von der Wissenschaftlichkeit von SF aus, sondern argumentieren, dass SF ihre Wissenschaftlichkeit primär behauptet. SF ist demnach weniger eine Frage der Plausibilität, sondern der Haltung, die ein/e Film/Roman gegenüber der dargestellten Welt einnimmt. Die SF gibt Wissenschaftlichkeit vor, sie 'tut so als ob', indem sie sich einer wissenschaftlichen oder wissenschaftsanalogen Rhetorik bedient. In der Literatur äußert sich dies durch einen typischen und oft parodierten (pseudo-)wissenschaftlichen Jargon, der darüber hinwegtäuschen soll, dass das jeweilige Novum schlicht unmöglich ist.

Als Beispiel sie hier die Hexe angeführt, die mittels Zauberstab einen Menschen an einen anderen Ort verfrachtet, und der Beamer aus Star Trek: In beiden Fällen handelt es sich um Teletransportation und somit um einen Vorgang, der gemäß heutigem Wissen unmöglich ist. Dass wir als Zuschauer den Beamer sofort als SF identifizieren, hat nichts damit zu tun, dass er plausibler oder technisch nachvollziehbarer wäre als der Zauberstab der Hexe, sondern einzig und allein damit, dass die Geräte an Bord der Enterprise technisch aussehen, weil sie "so tun", als wären sie technisch möglich. Vereinfach lässt sich sagen: SF ist, was wie SF aussieht. Das heißt nicht, dass SF-Nova per se unmöglich sind, sie müssen aber keineswegs möglich sein, und je mehr sich SF in ihrer Darstellung von aktuellen Vorstellungen davon, wie Technik und Wissenschaft auszusehen haben, entfernt, desto mehr nähert sie sich der Fantasy an.

Phantastik

Der Begriff Science Fiction wird heute allgemein für Werke verwendet, die über die bekannte Wirklichkeit hinausgehen und die Ereignisse und Gegebenheiten rational erklären oder zumindest als rational erklärbar darstellen.

Es gibt verschiedene Ansätze zum Ordnungssystem von Literatur (und Film, Theater, bildender Kunst) mit "nicht-realistischen" Elementen.

Im ersten Ansatz wird Science Fiction neben Fantasy, phantastischem Horror und den Grenzbereichen dazwischen, die wegen Zuordnungsschwierigkeiten als Phantastik zusammengefasst werden, direkt unter "Literatur" (bzw. Film, Theater, bildender Kunst) eingeordnet.

Systematischer ist das Vorgehen, Phantastik als Gruppe derjeniger literarischer (filmischen etc.) Werke anzusehen, welche mit nach heutigem Erkenntnisstand nicht realen Elementen operieren. In diesem Ordnungssystem belegt die Science Fiction dann den Bereich, der ohne Übernatürliches (wie Zauberei und Fabelwesen) operiert. Bei Fantasy dagegen gehören Magie und/oder Fabelwesen zur Kulisse bzw. zur Handlung. Übernatürliches, das weder mit »klassischer Magie« noch mit »typischen Fabelwesen« (Drachen, Elfen, Trolle etc.) zu tun hat, oder Dinge, die (noch) nicht wissenschaftlich-logisch erklärbar sind, werden oftmals unter »Mystery« zusammengefasst (dieser Begriff wird vor allem im Film-Bereich verwendet). Horror kann in dieser Ordnung in jedem der Genres stattfinden.

Bevor Fantasy als eigenes Genre Anerkennung fand (und nicht mehr als »Märchen« gehandelt wurde), wurde Phantastik oft (z. B. abgrenzend zur Utopie) als Synonym für Science Fiction verwendet. Aus der Anfangszeit der Fantasy-Welle stammt auch der Gebrauch von Phantastik als Synonym für Fantasy.

Überschneidung mit anderen Genres

SF ist kein puristisches Genre, das sich allen anderen gegenüber verschließt. Im Gegenteil besteht eine der großen Stärken in der Absorption aller denkbaren literarischen Strömungen und Stile. Als übergeordneter Begriff wird deshalb häufig auch auf Phantastik zurückgegriffen.

Überschneidung mit Horror und Fantasy

Die größte Nähe besteht wohl zu Genres wie Horror (vergleiche die Kinoreihe Alien) und Fantasy. Horror beschreibt weniger den Inhalt einer Erzählung, als vielmehr den Stil, die Wirkung auf den Leser. Fantasy umfasst jene Fälle, in denen das Geschehene eben nicht mehr rational erklärbar ist. Von Grenzfällen zur Fantasy kann man auch sprechen, wenn entweder die Geschichte in einer so weit entfernten Zukunft / so anderen Welt spielt, dass das dort "Natürliche" auf uns wie "übernatürlich" wirkt (z. B. "Star Wars"), oder die Kulisse (z. B. mittelalterliche Hierarchien) und/oder die Handlungsstruktur (z. B. die Quest) fantasy-typisch ist, die Geschichte aber weder mit Magie noch Fabelwesen funktioniert.

Obwohl Mary Shelleys Frankenstein und Robert Louis Stevensons Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde übernatürliche Elemente enthalten, enthalten sie immer noch eine Extrapolation wissenschaftlicher Ideen und gelten daher als Science Fiction. Dagegen ist Bram Stokers Dracula reine Fantasy.

Auch viele unter dem Überbegriff SF laufende Werke nutzen etwa den Weltraum oder eine zukünftige Welt nicht, um über Fragen menschlicher Entwicklungen zu spekulieren, sondern als exotische Kulisse, vor der traditionelle Genres (Abenteuer, Romanze) ablaufen. Der Begriff hierfür lautet Space Opera – Beispiele sind u. a. Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise (Star Trek) oder Krieg der Sterne (Star Wars).

Überschneidung mit Utopie

Eine weitere Überschneidung ergibt sich für den modernen Science Fiction-Roman in der Regel mit der Utopie (Gegensatz: Dystopie).

Während die SF sich oft mit der Darstellung von Teilaspekten technischer und gesellschaftlicher Entwicklungen begnügt, wurde die Utopie, deren Ziel in dem Entwurf eines vollständigen Gesellschaftsentwurfes liegt, ursprünglich als Trojanisches Pferd benutzt. Ziel war es oft, der Öffentlichkeit ohne obrigkeitliche Zensur politische und philosophische Ideen vorzustellen. Allerdings können die klassischen Utopien wie Thomas Morus' Utopia (1516) oder Tommaso Campanellas Civitas Solis (1623) kaum als SF gelten, da sie zu einem Zeitpunkt entstanden sind, zu dem wissenschaftlicher und technischer Fortschritt noch keine wichtigen Kategorien darstellten; enstprechend weisen die frühen Utopien auch kein SF-Novum auf. Die klassischen Utopien sind meist auf einer fernen Insel angesiedelt, erst im 19. Jahrhundert, mit dem der Industriellen Revolution verlagert sich die Utopie in die Zukunft, werden Nova zu typischen Utopieelementen.

Die klassische Utopie geht von einem statischen, perfekt organisierten Staatsgebilde aus, an dem höchstens noch im Detail gefeilt werden muss. Diese Vorstellung widerspricht einer modernen dynamischen Gesellschaftsauffassung. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass im 20. Jahrhundert kaum noch klassische Utopien erschienen sind, sondern eher satirische utopische Romane wie die von Robert Sheckley. Er kritisiert ironisch gesellschaftliche und technologische (Fehl-)Entwicklungen und weist dabei auf die Tücken des Alltags und die Gefahren des Weltalls hin.

Je nach Inhalt der erdachten Welt wäre ein heute erscheinender Roman entweder als SF oder Fantasy anzusehen.

Aus diesem Grund versuchen Verlage häufig erst gar nicht, eine genaue Trennung der Genres durchzuführen und führen eine "SF&F"-Reihe, in der Science Fiction, Fantasy und manchmal auch Horror zusammengefasst sind. Hierfür wurde auch der Begriff Speculative Fiction als alternative Deutung der Abkürzung SF geprägt. Im Deutschen spricht man auch von "Phantastischer Literatur".

siehe hierzu auch: Themen und Motive in der Sciencefiction, Utopische Literatur

Harte und weiche Science Fiction

Die Unterscheidung zwischen hard (dt. "hart") und soft (dt. "weich") SF stellt nur eine grobe Orientierung dar und ist eher historischer Natur. Viele Romane entziehen sich in der Unterscheidung einer eindeutigen Zuordnung. Der Begriff Soft-Science Fiction ist im deutschsprachigen Raum ungebräuchlich, wohingegen Hard-SF als Sub-Genre durchaus anerkannt ist.

Hard-Science Fiction

Hard-SF bezeichnet eine Richtung in der SF, die gekennzeichnet ist durch ein Interesse an wissenschaftlicher Genauigkeit oder Details. Im Mittelpunkt der Geschichten stehen die Naturwissenschaften (zum Beispiel Astronomie, Physik, Mathematik, Biologie) sowie technische Fortschritte. Die Entwicklung der handelnden Personen kann gegenüber der Erforschung von wissenschaftlichen Phänomenen zweitrangig sein, es gibt aber auch Autoren, die das menschliche Wesen in den Vordergrund rücken. Gewöhnlich ist der technische beziehungsweise wissenschaftliche Aspekt ein wichtiger Bestandteil der Handlung. Die Autoren gehen meistens vom modernsten Wissensstand ihrer Zeit aus, um eigene Ideen logisch weiterzuentwickeln. Als Vertreter aktueller Hard-SF gelten Greg Bear, Alastair Reynolds, Kim Stanley Robinson und Greg Egan.


Soft-Science Fiction

Die Soft-SF befasst sich mehr mit philosophischen, psychologischen, politischen oder gesellschaftlichen Themen, und benutzt technische Errungenschaften eher am Rande und als Hilfsmittel, um die Handlung einzubetten. Der Begriff soft stammt aus dem Englischen, und grenzt dort die genannten Geisteswissenschaften gegen die (harten oder 'exakten') Naturwissenschaften ab.

Ein Beispiel der Soft-SF stellt Frank Herberts Wüstenplanet-Serie dar, in der ein Universum mit fortgeschrittener Technik, aber gleichzeitig einer feudalen Struktur erdacht ist. Die Rolle der Führungsschicht und Fragen nach Verantwortung und Ethik sind tragender Teil der Handlung.

Ein weiteres Beispiel ist die SF Stanisław Lems, in der er Fiktionen über psychochemische Weltverbesserung oder politische Ideen ins Extreme getrieben hat.

Zukunftsliteratur

Zukunftsliteratur ist zum einen das Teilgebiet der Science Fiction, das sich mit der Zukunft der Menschen befasst und über die Weiterentwicklung der Menschheit spekuliert. Zeitweise war es das Hauptgebiet der Science Fiction und wurde als Gattungsbezeichnung verwendet, wobei die Zukunft immer eng mit der Gegenwart verbunden war. Einige Autoren versuchten sich auf die nähere Zukunft zu beschränken. Ein Beispiel dafür ist das Konzept der »Nahphantastik«, das beispielsweise von Carlos Rasch vertreten wurde.

Zum anderen kann man mit dem Begriff »Zukunftsliteratur« auch wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Arbeiten über die Zukunft bezweichnen. Die Fernsehsendung The future is wild nutzte dazu die Möglichkeiten der modernen Computeranimation.

Geschichte der Science Fiction

Vorläufer

Die Science Fiction im engeren Sinne konnte erst mit der Entwicklung von Wissenschaft und Technik entstehen. Neben dem in allen Kulturen vorhandenen sagenhaften, märchenhaften und phantastischen Erzähl- und Literaturgut, das zwar Anregung gegeben haben mag, aber nicht als Vorläufer im eigentlichen Sinne verstanden werden kann, gibt es im Europa der beginnenden Neuzeit einige Ansätze.

Nach der Entwicklung des Fernrohrs wurde der Mond als ausgedehnter Himmelskörper erkannt, und im Zeitalter der Entdecker wurde sogleich von Mondreisen geträumt (Johannes Kepler: Somnium, dt. Der Traum, 1634; Cyrano de Bergerac: L’histoire comique contenant les états et empires de la lune, 1656). Voltaire führte seine Leser im Micromégas (1752) in den weiten Weltraum, während Jonathan Swift in Gullivers Reisen (1726) fremde Völker und Kulturen auf der Erde erkundet.

Im 19. Jahrhundert finden sich Elemente der SF bei Autoren wie Edgar Allan Poe, Nathaniel Hawthorne, und Fitz-James O'Brien - ein deutscher Vertreter wäre E.T.A. Hoffmann.

siehe hierzu auch: Entwicklung der Science Fiction

Frühe Werke

Im ausgehenden 19. Jahrhundert begann in Europa die Zeit der eigentlichen Science Fiction. Bekannteste Vertreter sind Jules Verne mit seinen wissenschaftlich-romantischen Abenteuern und H. G. Wells mit technisch-gesellschaftskritischen Werken. Als Gründerin des Genre aber gilt Mary Shelley mit ihrem Roman Frankenstein. Ein deutscher Vertreter dieser Periode ist Kurd Laßwitz, nach dem der wichtigste Preis für deutsche Science Fiction-Literatur benannt ist. Mit seinen technisch-wissenschaftlichen Werken wird Hans Dominik als der deutsche Jules Verne bezeichnet, er ist einer der wichtigsten Pioniere der Zukunftsliteratur in Deutschland. Viel gelesen wurde Mitte des vorigen Jahrhunderts auch Paul Eugen Sieg mit seinen technischen Zukunftsromanen.

In den USA trat die Science Fiction vorwiegend in der Kurzgeschichte an ihr Publikum. Das bekannteste periodisch erscheinende SF-Magazin dieser Zeit war das von Hugo Gernsback herausgegebene Amazing Stories, das sich ausschließlich der Veröffentlichung von SF-Geschichten widmete. Allerdings war die von Hugo Gernsback gewählte Bezeichnung scientifiction, und danach wird diese Periode der SF auch "scientifiction" genannt.

Die aus dieser Zeit stammende Assoziation der SF mit 'billigen' Magazinen und aufreißerisch gestalteten Titelseiten (scheußliche Monster und halbnackte, hilflose Frauen) machen es der SF bis heute schwer, als 'seriöse' Literatur anerkannt zu werden. Aber diese »Pulps« gaben den SF- Autoren jahrzehntelang Gelegenheit, ihre unzähligen Kurzgeschichten zu drucken und wegen ihres billigen Preises das Publikum zu erreichen, das für SF am empfänglichsten ist: Kinder.

Das Golden Age in den USA

Eine Aufwertung der SF geschah, als John W. Campbell, Jr. der Herausgeber von Astounding Science Fiction wurde. Er brachte Geschichten später bekannter und erfolgreicher Autoren (Isaac Asimov, Arthur C. Clarke, Robert Heinlein) heraus. Insgesamt ist die SF weltweit stark von US-Autoren dieser Zeit beeinflusst.

Aber auch eine Reihe von Autoren, die nur bedingt der SF zuzurechnen sind, versuchten sich im Genre, und brachten der SF ein seriöseres Image (Karel Čapek, Aldous Huxley, Clive Staples Lewis, Ray Bradbury, Kurt Vonnegut, George Orwell, Gore Vidal).

In der Philosophie wurde das Problem des möglichen Selbstbewusstseins von Robotern als Problem der Logik von Gotthard Günther behandelt, der darüber sogar in Astounding Science Fiction publizierte, was A. E. van Vogt seinerseits in Die Welt der non-A aufgriff.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Nachkriegszeit sah insbesondere in den USA eine wachsende Popularität der SF. In immer neuen Magazinen finden die Schriftsteller eine Plattform für ihre Geschichten. Der US-amerikanische Traum schien nach dem gewonnenen Krieg greifbar, die 50er waren eine Zeit des Aufschwungs und der Hoffnung. Trotzdem zog der Kalte Krieg heran. Die Ängste vor ihm oder der Atombombe zu benennen, war Aufgabe der SF, da das Thema ansonsten eher verschwiegen wurde. Ihre Autoren wurden inspiriert, über Paranoia und Diktaturen im Weltall zu schreiben und das mitunter mit tiefbösem Humor.

Obwohl die Weltraumerforschung realistischer erscheint, schreibt E. E. Smith seine erste Space Opera, Visionen eines Universums, das nur darauf wartet, von tapferen Helden erobert zu werden. Damit folgt er der Tradition Robert Heinleins.

Unterschiedliche Autoren wie Philip K. Dick, John Brunner oder Frank Herbert debütierten.

Jetzt entdeckt auch das Kino die Möglichkeiten der SF. Legendär die Sonntag vormittags stattfindenden Doppelvorführungen, in denen die Kinder großartige Filme wie Der Tag, an dem die Welt stillstand, Das Ding aus einer anderen Welt (nach John W. Campbell), Gefahr aus dem Weltall, Metaluna 4 antwortet nicht oder Die Dämonischen (nach einer Vorlage von Jack Finney) sehen. Filme, die als Mahnmal gegen Atombomben oder - je nach Standpunkt - den Ausschuss von Joseph MacCarthy oder den Kommunismus gesehen werden können. Vielleicht die Phase der besten SF-Filme überhaupt, die das Interesse an den Büchern wach hielt.

Moderne SF

1957 startet der Sputnik als erster von Menschen geschaffener Satellit, kurz darauf folgt Sputnik 2 mit dem Hund Laika an Bord, 1961 wird Juri Gagarin der erste Mensch im All. Die USA sind geschlagen, weshalb Präsident John F. Kennedy verkündet, der erste Mensch auf dem Mond müsse US-Amerikaner sein.

Das Interesse an der SF bekommt wieder einen Schub. Zumal in Folge des Weltraum-Wettlaufs eine Reihe technischer Errungenschaften gemacht werden, die bald darauf im Wohnzimmer der Bevölkerung stehen. Aber diese Fortschritte ziehen nicht, wie erhofft, Frieden nach sich. Im Gegenteil, Science Fiction wird erstmals ernst genommen, denn jeder potentielle Leser weiß, dass SF über kurz oder lang Realität werden kann. Die Probleme und ihre Lösungen unterscheiden sich nicht allzu sehr von denen auf der Erde. James Graham Ballard und Anthony Burgess stehen für eine SF, der die Gegenwart näher ist, als ihr lieb sein kann. Harry Harrison schreibt Soylent Green, Philip K. Dick verfasst Das Orakel vom Berge über die USA, die den Zweiten Weltkrieg verloren, Thomas M. Disch Die Feuerteufel.

Frank Herberts Wüstenplanet ist der Beginn eines mehrbändigen Zyklus, der ein Universum beschreibt, nicht nur zeitlich und örtlich unendlich von der Gegenwart der Erde entfernt, das ihm eine ähnlich fanatische Leserschaft einbringt wie Tolkien mit Der Herr der Ringe. Herberts SF mit seiner Betonung auf Regierungsformen, Menschen und weniger auf Technik wird deshalb als Soft-SF betrachtet.

Auch Raumschiff Enterprise, im Original als Star Trek bekannt, dessen Debüt 1966, also auf dem Höhepunkt des Weltraumfiebers erfolgt, kann letztlich als solche Soft-SF angesehen werden. Obwohl großer Wert auf die technischen Details und deren Stimmigkeit gelegt wurde (Asimov als Physiker fungierte einige Male als Berater), sind die Handlungen der Folgen nicht sehr SF-typisch: Kirk verliebt sich ständig unglücklich, muss mit überlegenen Außerirdischen Faustkämpfe bestreiten und es gibt sogar eine Halloween-, eine Hippie- und sogar eine erst in den späten 80ern in Deutschland gesendete Nazi-Folge. Nichtsdestotrotz ist es die erste weltweit erfolgreiche SF-Serie, die für Universalismus und Humanismus eintritt. Mit einer Schwarzen, einem Asiatisch-stämmigen, einem Russen sowie dem Halbvulkanier Spock (nicht nur ein Außerirdischer sondern noch dazu ein Mischling!) an Bord wirbt sie für Völkerverständigung und war damit durchaus politisch unbequem, was an der vorzeitigen Absetzung der Serie durch die Geldgeber beteiligt war.

Speziell die 1987 gestartete Nachfolgeserie Raumschiff Enterprise: Das Nächste Jahrhundert (Original: Star Trek: The Next Generation) griff in der Tradition des Vorgängers immer wieder brisante gesellschaftskritische Themen auf. Das gleiche gilt für einige der Star-Trek-Kinofilme. Im Gegensatz zum Haudegen Kirk tritt Cpt. Jean-Luc Picard noch mehr für Völkerverständigung, Toleranz und friedliche Lösungen ein.

Eine Weiterentwicklung im Film brachte die SF einem weiten Publikum näher: 2001: Odyssee im Weltraum (geschrieben von Arthur C. Clarke) und Planet der Affen (nach Pierre Boulle, beide 1968) zeigten, dass die bösen Außerirdischen das Pubikum nicht mehr reizten. New Hollywood begann seine Revolution und erwischte auch das SF-Kino. Dann kamen Der weiße Hai und Krieg der Sterne und erfanden den Blockbuster. Zwischen dem "Space-Märchen" und Unheimliche Begegnung der dritten Art (beide 1977) liegen, auch im Stil und der Art, bereits Welten. Gleiches gilt für Alien (1978) und seinen Nachfolger 8 Jahre später. Die meisten folgenden SF- Filme sind bunte, teure Actionfilme, auf den Geschmack des jugendlichen Publikums zugeschnitten und kaum noch mit ernsthafter SF- Literatur vergleichbar.

(Siehe auch: Science-Fiction im Fernsehen, Science-Fiction-Film)

Eine zunehmend gedanklich und gesellschaftlich geprägte SF fand sich seitdem auch außerhalb der USA. Insbesondere in den Ländern des Warschauer Pakts konnte die SF eine verdeckte Gesellschaftskritik üben. Bekannte Autoren umfassen Stanisław Lem und die Brüder Arkadi und Boris Strugazki.

Eine relativ neue Richtung der Science Fiction ist der Cyberpunk, in dem insbesondere die Idee der virtuellen Realität im Computer verfolgt wird. Als Begründer dieser Richtung sind vor allem William Gibson (Neuromancer, Count Zero (dt. Biochips), Mona Lisa Overdrive) und Bruce Sterling zu nennen, daneben Pat Cadigan und in jüngster Zeit Neal Stephenson (Snow Crash, Cryptonomicon). Weitere Vertreter dieser meist dystopischen Filme sind zum Beispiel Matrix oder Dark City. Eine der ersten virtuellen Realitäten kam mit der Film 'Tron' auf die Kinoleinwände.

Eine Unterart der Science Fiction ist die "Alternate Reality", eine andere Realität. Diese Geschichten beschreiben eine Welt, in der die Historie einen anderen Verlauf als in der uns bekannten Realität genommen hat. Bekannter deutscher Autor ist u. a. Oliver Henkel.

Bekanntester aktueller SF-Autor aus Deutschland ist wohl Andreas Eschbach, dessen Bücher Das Jesus Video und Eine Billion Dollar große Erfolge sind. Frank Schätzings Roman Der Schwarm beschreibt ein Szenario der Apokalypse.

Die größte Science Fiction-Serie und damit das größte Science Fiction-Universum stellt Perry Rhodan dar. Ebenfalls sehr umfangreich ist der Kosmos von Star Trek, der sowohl durch die verschiedenen Serien und Kinofilme, aber auch durch Romane, Comics und Computerspiele gebildet wird. Auch bei Star Wars hat in den letzten Jahren ein umfassendes Merchandising eingesetzt.

Schreibweise

Die normale Schreibweise lautet schon seit Jahrzehnten Science Fiction.

Nach der deutschen Rechtschreibreform gibt es aber auch die Alternativen:

  • Sciencefiction (Schreibweise ohne Bindestrich, primäre Duden-Schreibweise)
  • Science-Fiction (Schreibweise mit Bindestrich, laut Duden auch möglich)

Oft steht nur die Schreibweise ohne Bindestrich im Wörterverzeichnis, die Möglichkeit der Schreibweise mit Bindestrich ergibt sich aus dem Regelwerk.

In originalsprachlichen Texten und Zitaten wird die in der entsprechenden Sprache übliche Schreibweise verwendet.

Preise

Deutsche Preise: Kurd Laßwitz Preis, Deutscher Science Fiction Preis, Deutscher Phantastik Preis, Wetzlarer Phantastik-Preis

Internationale Preise: Hugo Award (Science Fiction Achievment Award), Nebula Award

Fandom

Das SF-Genre zeichnet sich durch eine starke Fan-Gemeinde (engl. Fandom) aus, in der viele der Autoren sich aktiv beteiligen. Neben vielfältigen Publikationen (Fan-Magazine, Fanzine) gehen viele der SF-Konferenzen ebenfalls auf die Initiative engagierter Fan-Gemeinden zurück.

Wichtige SF-Magazine sind phantastisch!, Nova und der von Franz Rottensteiner herausgegebene Quarber Merkur, sowie das Online-Magazin Alien Contact. Die Anlaufstelle für alle Fragen und Diskussionen zur SF ist das Science Fiction Netzwerk!.

Die bedeutendste SF-Konferenz ist der Worldcon, auf welcher der Hugo Award, einer der begehrtesten Preise der SF-Literatur, vergeben wird.

Nach längerer Zeit wieder in Europa, findet der 63. Worldcon "Interaction" vom 4. bis 8. August 2005 in Glasgow statt. Als Ehrengäste werden Greg Pickersgill, Christopher Priest, Robert Sheckley, Lars-Olov Strandberg und Jane Yolen erwartet.

Siehe auch

Literatur

Brian Aldiss, David H. Wingrove: Trillion Year Spree: The History of Science Fiction. Atheneum Books, New York 1986, ISBN 0689118392

Darko Suvin: Poetik der Science Fiction. Zur Theorie einer literarischen Gattung. Übers. aus dem Englischen von Franz Rottensteiner. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1979 (=Phantastische Bibliothek; 31). (Original: Metamorphoses of Science Fiction. Yale 1979), ISBN 3518370391

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