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ABC-Analyse

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Die ABC-Analyse ist die praktische Anwendung der Pareto-Verteilung im Rahmen betriebswirtschaftlicher Analysen, ein Verfahren, um wichtige Artikel zu identifizieren. Dabei erfolgt eine Einteilung in unterschiedliche Klassen.

Erläuterungen

  1. Das "Wesentliche" vom "Unwesentlichen" zu trennen
  2. Rationalisierungschwerpunkte zu setzen
  3. Unwirtschaftliche Anstrengungen zu vermeiden
  4. Die Wirtschaftlichkeit zu steigern

Die gängige Aufteilung sieht die Bildung jeweils einer A-, B- und C-Klasse vor, woher das Verfahren seinen Namen hat. Es existieren aber ebenso Anwendungsfälle, in denen eine Aufteilung in ABCD-Klassen erfolgt. Das Einsatzgebiet der ABC-Analyse ist vielfältig; so werden Kunden nach ihrem Umsatzanteil, Produkte nach ihren Verkaufszahlen bzw. ihrer Drehgeschwindigkeit oder Lieferanten nach ihrem Einkaufsvolumen klassifiziert. Aber auch in der Lagerhaltung werden mit Hilfe dieses Verfahrens A-, B- und C-Plätze identifiziert.

Durch die Festlegung von Klassen wird es möglich, diese ihrem Wert für das Unternehmen entsprechend zu behandeln. So bringen A-Kunden das meiste Geld, A-Artikel sind Verkaufsschlager und mit den A-Lieferanten hat man die größten Umsätze. A-Kunden werden also bevorzugt behandelt (bspw. durch Sonderrabatte), A-Artikel werden an prominenter Position im Verkaufsraum angeboten und wenn ein A-Lieferant ein Problem hat, wird man ihm aufmerksam zuhören.

Als idealtypisch gilt die sog. 80/20-Regel, d.h. mit lediglich 20% der Kunden werden bereits 80% des Umsatzes erzielt (A-Kunden), mit 30% der Kunden 15% des Umsatzes (B-Kunden) und mit 50% der Kunden 5% des Umsatzes (C-Kunden). Realtypisch betrachtet sehen die Werte etwas anders aus, sind aber vergleichbar. Stellt man das Ergebnis der Analyse grafisch dar, erhält man eine Lorenzkurve, anhand derer man jeden untersuchten Datensatz entsprechend der festgelegten Klassen einteilen kann.

Beispiel

Eine ABC-Analyse kann mit jeder Tabellenkalkulation durchgeführt werden. Im Folgenden wird das grundlegende Vorgehen anhand von einigen zufällig generierten Daten demonstriert. Zunächst benötigt man folgende Daten:

  • Artikelnummer (damit eine spätere Zuordnung erfolgen kann)
  • Preis pro Einheit
  • Jahresbedarf
Nr. Preis/Tonne Jahresbedarf in kg
1 305,04 185.609
2 176,24 28.281
3 335,71 101.614

Nun werden der Jahreswert sowie die anteilige Menge und der anteilige Wert jedes Artikels berechnet bzw. und die Daten anschließend nach ihrem Wertanteil absteigend sortiert. Darauf aufbauend können die kumulierten Mengen und Anteile (jeweils in prozentualen Anteilen angegeben) bestimmt werden, die dann die Ausgangsdaten für die eigentliche Analyse darstellen.

Nr. Preis/Tonne Jahresbedarf in kg EUR/p.a. Menge in % Wert in % Menge kum. Wert kum. Klasse
781 693,68 197.225 136.811 0,10 0,34 0,10% 0,34% A
980 661,03 192.194 127.046 0,10 0,31 0,20% 0,65% A

Die Formel zur Berechnung der Klasse lautet in Microsoft Excel (Spalte I = Menge kum.):

=WENN(I5>80;"C";WENN(I5>50;"B";"A"))

Geschichtliches

Die ersten Ansätze der ABC-Analyse stammen von Vilfredo Pareto (1848 - 1923) und Max O. Lorenz (1880 - 1962). Sie wird daher gelegentlich auch als Pareto-Analyse bezeichnet, was jedoch nicht ganz richtig ist. Die erste Anwendung in einem Unternehmen wird H. Ford Dickie von General Electric zugeschrieben, der 1951 mit dem Artikel "Shoot for Dollars, not for Cents" Aufmerksamkeit erregte.

ABC-Analyse.info

Siehe auch



ABC – Analyse

1.Geschichte der ABC-Analyse Die ABC-Analyse wurde von H. Ford Dickie (General Electric Company) Anfang 50-er Jahren erstmals in seinem Artikel "Shoot for Dollars, not for Cents" aufgenommen und führte zur heutigen ABC-Klassifikation. Da wurden also die Ergebnisse von Pareto und Lorenz als ABC-Analyse erstmals in der Theorie der Unternehmensführung angewendet. Grundlage von Dickie's Artikel waren die Ergebnisse von V. Pareto ("80/20 Regel") und M. O. Lorenz. Vilfredo Pareto (1848 - 1923) 1893 wurde er Nachfolger von Léon Walras (1834 - 1910) auf dem nationalökonomischen Lehrstuhl in Lausanne (Schweiz). Dort entstand die berühmte "80/20 Regel" aus einer Untersuchung des italienischen Volksvermögens: Das Ergebnis war, dass sich 80 % des Vermögens auf (nur) 20 % der Bevölkerung verteilen. An der "Université de Lausanne" gibt es heute ein "Centre Walras-Pareto" (www.unil.ch/cwp).

2.Sinn & Zweck der ABC-Analyse Die ABC-Analyse ist 1. ein wichtiges und einfaches Hilfsmittel in der Materialwirtschaft, und stellt nur ein Bild der IST-Situation dar 2. ein Ordnungsverfahren zur Klassifizierung einer großen Anzahl von Daten (Erzeugnisse oder Prozesse). Dabei werden die Daten anhand vorgegebener Kriterien, wie Umsatz, Gewinn, Einkaufspreis, Jahresverbrauch oder Produktionsbedarf in drei Klassen eingeteilt, die stellvertretend für einen hohen (A-Teile), mittleren (B-Teile) oder geringen (C-Teile) Verbrauchswert der Erzeugnisse oder Prozesse stehen. 3. In ABC-Analysen werden die zu bewertenden Angaben nach ihrer Wichtigkeit und ihrem Einfluss sortiert, um eine Konzentration auf das Wesentliche zu erreichen. 4. Die ABC-Analyse ist eine Methode um eine Struktur des Problems zu finden und nicht, um dieses zu lösen.

3.Ziel der ABC-Analyse Das Ziel der ABC-Analyse ist es also herauszufinden, welchem Bereich besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Mit der ABC-Analyse ist es somit möglich • das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, • die Ansatzpunkte für Verbesserungen (z. B. Rationalisierungsmassnahmen) zu identifizieren, • Anstrengungen zu identifizieren, die wirtschaftlich wenig Wirkung zeigen (Steigerung der Wirtschaftlichkeit!), • materialwirtschaftliche Entscheidungen zu fundamentieren, • Ressourcen optimal nutzen. Die Grundidee ist, den Managern die relevantne Probleme zu verdeutlichen und die Beschäftigung mit nicht existierenden Problemen oder Problemen geringerer Bedeutung sollte vermeiden werden.

4.Klassifikation der ABC-AnalyseDie drei Klassen lassen sich wie folgt spezifizieren, wobei die Grenzwerte für die drei Klassen basieren jeweils auf betrieblichen Erfahrungswerten und können von Fall zu Fall leicht schwanken. Je nachdem welcher Bereich der Materialwirtschaft mittels der ABC-Analyse untersucht wird, bedeutet: • A: wichtig / hochwertig / umsatzstark • B: mittelwichtig / mittelwertig / mittlere Umsatzstärke • C: weniger wichtig / niedrigwertig / umsatzschwach Darüber hinaus stellt man stets fest, dass ein mengenmäßig kleiner Teil einen sehr hohen Wertanteil besitzt (Klasse A). Dies wird oft mit der 80/20-Regel (auch "Pareto-Prinzip" genannt) in Verbindung gebracht; also stark vereinfacht gesagt: "Um 80% Ertrag zu erzielen, ist (nur) 20% Aufwand nötig". Klasse Wertanteil Mengenanteil A ca. 60 - 85 % ca. 10% B ca. 10 - 25 % ca. 20 - 30 % C ca. 5 - 15 % ca. 70 - 80 % Graphisch dargestellt ergibt sich folgender Verlauf:


Beispiel für eine ABC-Verteilun (Lorenzkurve bzw. Konzentrationskurve)

5.Anwendung der ABC-Analyse Aufgrund der einfachen Anwendbarkeit der Methode, der Unabhängigkeit des zu untersuchenden Gegenstandes sowie durch die Einschränkung der Planung auf die wesentlichen Faktoren und den damit verbundenen Zeit- und Kosteneinsparungen, findet die ABC-Analyse in vielen verschiedenen Gebieten ihre Anwendung: • Lagerplanung: Bildung von Zonen nach der Zugriffshäufigkeit. • Projektmanagement: Einteilung in Groß-, Mittel- und Kleinprojekte. • Marketing: Segmentierung von Kundengruppen oder Absatzgebieten. • Betriebsanalyse: Ermittlung der repräsentativen Produkte. • Standortbestimmung: Berücksichtigung der dominierenden Transportrelation. • Materialflussplanung: Berücksichtigung der dominierenden Transportbeziehungen. • Produktgestaltung: Konzentration auf die gängigen Produkte - Entfernung der nichtgängigen Produkte aus dem Lieferprogramm. • Qualitätssicherung: Ermittlung der häufigsten Ausschussursachen und deren Beseitigung. Voraussetzungen für die Anwendung der Methode und Zulässigkeit der Ergebnisse ist eine einwandfreie Führung der verwendeten statistischen Unterlagen. Bei den Primärdaten, z.B. den Stücklisten, ist es von Bedeutung, dass gleiche Wert-, Mengen- und Verbrauchseinheiten sowie gleiche Beobachtungszeiträume und Sachbeziehungen zu Grunde gelegt werden.

6.Durchführung der ABC-Analyse Die ABC-Analyse wird in drei Schritten durchgeführt: 1. Schritt Die zu untersuchenden Merkmale werden festgelegt und die zu untersuchenden Objekte aufgelistet. Angaben über den mengen- oder wertmäßigen Periodenverbrauch für die zu untersuchenden Objekte werden gesammelt und in tabellarischer Form festgehalten. Anschließend werden die prozentualen Mengenanteile der Untersuchungsobjekte an der Gesamtverbrauchsmenge der Periode bestimmt. 2. Schritt Die Untersuchungsobjekte werden in wert- oder mengenmäßig absteigender Reihenfolge geordnet und deren Verbrauchseinheiten kumulativ aufgerechnet. Danach bestimmt man die prozentualen Wertanteile der Einzelpositionen am kumulativen Gesamtwert. 3. Schritt Die Untersuchungsobjekte werden nach ihrem wertmäßigen Anteil (in Prozent) gegenübergestellt. Gleichzeitig erfolgt die Einteilung der Objekte in drei Klassen. Nachdem in tabellarischer Form das Ergebnis festgehalten wurde, erfolgt die graphische Aufbereitung der Analysedaten mit Hilfe der Summenkurve (Lorenzkurve oder Paretokurve).

Graphisch dargestellt:

7.Folgerungen aus der ABC-Analyse Die folgenden Folgerungen hinsichtlich Disposition, Beschaffungsmarktforschung, etc. können für die jeweilige Klasse gezogen werden: A-Güter Disposition: • bestandsvermeidende Bewirtschaftung • exakte Festlegung von (niedrigen) Sicherheitsbeständen (falls lagergeführt) • exakte Disposition bzgl. Menge u. Termin (ggf. "Just-in-time" • exakte Bestandsführung (falls lagergeführt) • auftragsbezogene, statt verbrauchsbezogene Bewirtschaftung Beschaffungsmarktforschung: • Beobachtung aller Objekte • Nutzung zahlreicher Informationsquellen • alternative Lieferanten qualifizieren • Marktforschung, Markt- u. Preisanalyse • intensive Preisverhandlungen Wertanalyse: • Untersuchungsobjekt für eine Wertanalyse Bestellabwicklung: • intensive Preisverhandlungen • schneller Rechnungsdurchlauf, um vereinbarte Skontofristen zu sichern B-GüterDisposition: • programmgesteuerte Disposition, statt auftrags- bzw. verbrauchsgesteuerte Disposition C-Güter Disposition: • vorratsbezogene statt bedarfsbezogene Bewirtschaftung • einfache Dispositionsverfahren; z. B. ohne Berücksichtigung von Werkstatt-, Bestell- und Reservierungsbeständen • Bestellung in kostenoptimalen Losgrössen • geringer Aufwand in der Bestandsüberwachung; z. B. rhythmische Bestandskontrolle • geringer Aufwand in der Bestandsführung; z. B. Ausgabe in Großmengen, Bewirtschaftung als Handlager mit Vorrat am Arbeitsplatz Bestellabwicklung: • einfache Bestellabwicklung ("C-Artikel-Management-System") • Rahmenverträge / Abrufverträge abschließen (Abrufe nicht durch den Einkauf, sondern durch dien Bedarfsträger!)

8.Vorteile und Nachteile der ABC-Analyse

Die Vorteile der ABC-Analyse liegen besonders in folgenden Punkten: • Analyse komplexer Probleme mit einem vertretbaren Aufwand durch die Einschränkung auf die wesentlichen Faktoren. • Einfache Anwendbarkeit. • Methodeneinsatz ist vom Untersuchungsgegenstand unabhängig. • Sehr übersichtliche und graphische Darstellung der Ergebnisse möglich. Die Nachteilen beim Einsatz der ABC-Analyse liegen in folgende Punkten: • Sehr grobe Klasseneinteilung durch die ABC-Analyse. • Bereitstellung konsistenter Daten als Voraussetzung.



Literatur:

Grün Oskar Industrielle Materialwirtschaft

Kummer Sebastian Logistitmanagement


Internetlinks:

www.abc-analyse.info, www.4managers.de, www.phil.uni-erlangen.de, www.baupreislexikon.de, www.pi-motzko.de,

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