Kirche (Bauwerk)

Unter einem Kirchengebäude (oder kurz einer Kirche) wird im deutschen Sprachraum ein in der Regel durch eine christliche Religionsgemeinschaft zum Gebet, zur Andacht und für Gottesdienste genutztes Bauwerk verstanden. Ausgehend von der etymologischen Bedeutung des griechischen Wortes kyriake (Kirche), nämlich dem Herrn gehörig, gelten Kirchen als „Gotteshäuser“. Zusammen mit den Bauwerken anderer Religionen werden christliche Kirchenbauten übergreifend als Sakralbauten bezeichnet.
Überblick
Das Kirchengebäude ist ein Ort der Zusammenkunft. Seine religiöse Bedeutung ist verschieden. Während zum Beispiel in einigen christlichen Konfessionen das Kirchengebäude als besonderer Ort der Gegenwart Gottes geglaubt wird, hängt in anderen Konfessionen die Gegenwart Gottes von der im Kirchengebäude sich versammelnden Gemeinde ab. Während römisch-katholische Christen eher die zuerst genannte Sicht vertreten, sehen zum Beispiel reformierte und freikirchliche Gläubige den Ort für die Anwesenheit Gottes als sekundär an; entscheidend ist für sie, dass sich Menschen im Namen Jesus Christus – wo auch immer – versammeln.
Die Architektur von Kirchengebäuden ist häufig von reicher Symbolik geprägt. Aus der Art und Weise, wie in bestimmten Epochen die Kirchen gebaut wurden, kann man vieles ablesen über das religiöse Leben dieser Zeit. Jährlich wird der Weihetag der Kirche gefeiert, siehe Kirchweihe beziehungsweise Kirchweih.
Während sich in frühchristlicher Zeit in Erwartung des wiederkommenden Herrn der Eingang meist im Osten befand, wechselte die Richtung im Laufe des Mittelalters, was mit liturgischen Veränderungen zusammenhängt. Fortan befand sich meist die Apsis im Osten, da die Gebetsrichtung sich umgekehrt hatte und weiterhin nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen, gebetet werden sollte. In neuerer Zeit wurde die Himmelsrichtung immer weniger beachtet und baulichen Umständen meist der Vorzug gegeben.
Kirchenbaugeschichte
Im Laufe der Jahrhunderte unterlag der Baustil der Gotteshäuser – je nach Kultur mehr oder weniger stark – ständiger Veränderung. Kirchengebäude waren manchmal wie in der Gotik einflussreiche Vorreiter und Beispiele für einen neuen Stil. Die gesamte abendländische Architekturgeschichte der Neuzeit kann auch anhand von Kirchengebäuden nachvollzogen werden.
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Romanische Kirche – Abtei Maria Laach
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Gotische Kirche – Kölner Dom
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Renaissance-Kirche – Petersdom in Rom
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Barocke Kirche – Stiftskirche St. Gallen
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Klassizistische Kirche – Madeleine in Paris
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Neugotische Kirche – Paulskirche in Straßburg
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Historistische Kirche – Berliner Dom
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Jugendstil-Kirche - Kirche am Steinhof in Wien
Die Dorfkirche
Dorfkirchen sind teilweise mittelalterlichen Ursprungs. Zahlreiche Dorfkirchen wurde jedoch erst im späten 19. Jahrhundert neugebaut und wirken als neoromanische oder neogotische Bauten wie mittelalterliche Kirchen.
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Eine Dorfkirche (Ellichleben), barocker Saalbau
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Eine Dorfkirche mit Kirchhof in Bedekaspel (Ostfriesland)
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St. Remigius zu Düsseldorf-Wittlaer, romanische Dorfkirche
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Die mittelalterliche Wehrkirche aus dem 13. oder 14. Jahrhundert in Goldenstädt.
Moderner Kirchenbau
Der Kirchenbau des 20. und 21. Jahrhunderts ist – wie die moderne Architektur im allgemeinen – von einer bislang nicht gekannten Vielfalt geprägt. Ein international einheitlicher Kirchenbaustil ist bis heute nicht erkennbar. Moderne Kirchen entsprechen oft nicht mehr der traditionellen “Bauform Kirche“ mit Turm, Fassade und Chorraum, sondern haben sehr individuellen Charakter. Ein Kirchturm ist zum Beispiel nicht immer vorhanden. Neue Standorte wie Autobahnkirchen und -kapellen und neue Anforderungen an die liturgische Funktion des Kirchenraumes ließen im frühen 20. Jahrhundert neue Baustrukturen entstehen. Dem innovativen Einsatz aller heute verfügbaren Materialien und Techniken sind keine Grenzen gesetzt.
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Herz-Jesu-Kirche in München, 1996–2000, Architektenbüro Allmann-Sattler-Wappner
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St. Franziskus in Regensburg, 1998–2004, Ulrich und Ilse Maria König
Unterscheidung nach Funktion
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zulässig.- Kathedrale: Bischofskirche
- Dom: Bischofskirche oder große Stiftskirche in städtischer Lage
- Münster: Klosterkirche, Stiftskirche oder Bischofskirche
- Pfarrkirche: Hauptkirche einer Pfarrgemeinde
- Gemeindekirche: Haupt- oder sonstige Kirche einer Gemeinde
- Baptisterium, separate Taufkirche, vor allem neben italienischen Kathedralen
- Friedhofskapelle, mancherorts auch als Aussegnungshalle bezeichnet
- Filialkirche: Kirche einer Filialgemeinde. Die Filialkirchengemeinde ist einer Pfarrei zugeordnet.
- Klosterkirche: Kirche eines Klosters z.B. Klosterkirche Uetersen
- Stiftskirche bzw. Kollegiatskirche
- Wallfahrtskirche
- Simultankirche: Von Gemeinden zweier oder mehrerer Konfessionen genutzt
- Spitalkirche bzw. Krankenhauskapelle
- Sühnekirche
- Bethaus einer freikirchlichen Gemeinde (zum Beispiel Bethaus (Felde))
- Kapelle: ein meist kleinerer Bau oder Raum, der häufig nicht (oder nicht nur) für die regelmäßigen Gottesdienste einer Gemeinde genutzt wird, sondern (auch) für die private Andacht oder die Gottesdienste bestimmter Personengruppen (Mitglieder einer Ordensgemeinschaft, Patienten eines Krankenhauses, Insassen einer Anstalt etc.) bestimmt ist und auch Oratorium, Andachtsraum oder anders genannt wird. Es kann sich um ein eigenständiges Gebäude oder um eine Räumlichkeit handeln, die in einen größeren, geistlichen oder profanen Komplex integriert ist. Ebenso werden auch räumlich abgeteilte Bereiche innerhalb einer Kirche als Kapelle bezeichnet (Taufkapelle, Sakramentskapelle, Krypta, Seitenkapelle oder Apsis des Chorraums usw.).
- Basilika: In der katholischen Kirche ist Basilika ein Titel für Kirchenbauten von herausragender Bedeutung.
Unterscheidung nach Bauform
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zulässig.- Zentralbau
- Langbau mit den Unterscheidungen zwischen Basilika, Hallenkirche
- Kreuzkirche
- Kirchenburg (Bauform)
- Wehrkirche (Bauform)
- Emporenkirche
- Krypta
- eine Kapelle (Kirchenbau): abgeteilter Raum in einem größeren Kirchenbau für Gottesdienste mit weniger Teilnehmern, zum Beispiel eine Taufkapelle oder Sakramentskapelle. Eine Ansammlung solcher Kapellen an der Apsis mittelalterlicher Kirchen nennt man Kapellenkranz, sind die Kapellen im Längsschiff angebaut, heißen sie Seitenkapellen. Eine kleine Kirche wird auch als Kapelle bezeichnet.
- Wegekirche, zentrale Ausrichtung von Kirchenraum und Altarraum
Besondere Bauformen:
- Stabkirche und Palisadenkirche
- Saalkirche
- Staffelhalle
- Doppelkirche
- Chorturmkirche
- Rundkirche
- Querkirche
- Rundturmkirche
- Winkelkirche siehe Winkelkirchen in Deutschland
- Felsenkirche
- Eisenkirche
- Provisorische Notkirche, Barackenkirche als spezielle Unterform; hier sind besonders die Notkirchen des deutschen Architekten Otto Bartning sowie die so genannten als Holzfertigbau konstruierten Schwedenkirchen zu erwähnen. Sie waren eine Stiftung des schwedischen Gustav-Adolf-Werkes und dienten Ostflüchtlingen, die in vorwiegend katholischen Regionen des Westens angesiedelt worden waren, als vorübergehendes Gotteshaus. Notkirchen sind in gewissem Sinne auch gottesdienstlich genutzte öffentliche Räume, Containerkirchen und Zeltkirchen. Sie dienen heute vorwiegend in der Gemeindeaufbauphase als Interimskirche, um später – nach entsprechendem Gemeindewachstum – durch einen festen Kirchenbau ersetzt zu werden.
Siehe auch

- Kirche (Organisation)
- Arbeitskreis Architektur und Freikirche
- Orthodoxe Kirchenbauten
- Sakralbauten anderer Religionen: Islamisch: Moschee; Jüdisch: Synagoge; Buddhistisch: Pagode; Bahai: Haus der Andacht; Andere Religionsgemeinschaften: Tempel
Listen
Siehe Kategorie:Liste (Kirchengebäude)
Literatur
- Ralf van Bühren: Kunst und Kirche im 20. Jahrhundert. Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils (Konziliengeschichte, Reihe B: Untersuchungen), Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh 2008, ISBN 978-3-506-76388-4
- Renate Dürr (Hrsg.): Kirchen, Märkte und Tavernen. Erfahrungs- und Handlungsräume in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main: Klostermann 2005, ISBN 3-465-03413-9
- Emanuel Gebauer: Fritz Schaller. Der Architekt und sein Beitrag zum Sakralbau im 20. Jahrhundert (= Stadtspuren 28), Köln 2000, ISBN 3-7616-1355-5 (Entschlüsselt im Exkurs „Das Thing – Ein Gegenstand der Kirchengeschichte?“ die Theologie von Rudolf Schwarz („Vom Bau der Kirche“, Würzburg 1938) und beschreibt für die Nachkriegszeit vor allem die Organisation / Reform des kath. Kirchenbauwesens sowie dessen „Popularisierungsbeitrag“ moderner Bauformen in der Gesellschaft Westdeutschlands nach 1945.)
- Ludwig Klasen: Grundriss-Vorbilder von Gebäuden aller Art. Abth. XI. Kirchliche Gebäude, Leipzig: Baumgartner 1889 (Digitalisat)
- Edward R. Norman: Das Haus Gottes. Die Geschichte der christlichen Kirchen, München: Bassermann 2005, ISBN 3-8094-1822-6
- Hugo Schnell (Hrsg.): Das Münster. Zeitschrift für christliche Kunst und Kunstwissenschaft, München/Regensburg: Schnell + Steiner 1947–, ISSN 0027-299X (Homepage)
- Peter Wick: Die urchristlichen Gottesdienste. Entstehung und Entwicklung im Rahmen der frühjüdischen Tempel-, Synagogen- und Hausfrömmigkeit, 2. Aufl., Stuttgart 2003, ISBN 3-1701-8107-6
- Wittmann-Englert, Kerstin, Zelt, Schiff und Wohnung. Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne, Lindenberg 2006, ISBN 978-3-89870-263-8
Weblinks
- Notkirchen, private Webseite von Stefan Börner
- Kirchenbau, Kirchenräume, Kirchendecken, Webseite von Frank Rudolph