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Dachauer Straße

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Die Dachauer Straße ist mit 11,2 km Länge die längste Straße Münchens und trägt ihren heutigen Namen als Verbindungsstraße zum Schloss Dachau seit 1877.

Verlauf

Die Dachauer Straße beginnt heute als gleisführende Straße der Trambahnlinien 20 und 21 nördlich des Bahnhofsplatzes im Stadtbezirk Maxvorstadt. Früher war der südlichste Teil der heutigen Dachauerstraße noch Teil der Schützenstraße.[1] Ab der Hirtenstraße dient die Dachauer Straße dann auch zur Nutzung durch den Kraftwagenverkehr, bis zur Elisenstraße als einspurige Einbahnstraße und danach bis zum Stiglmaierplatz mit zwei gegenläufigen Fahrspuren. Ab dem Stiglmeierplatz nimmt sie den aus südlicher Richtung kommenden mehrspurigen Straßenverkehr der dort endenen Seidlstraße auf und führt von dort an meist beidseitig zweispurig durch den Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg, kreuzt dort den Leonrodplatz und führt auf Höhe des Olympiaparks unter der Landshuter Allee (Mittleren Ring) hindurch in den Stadtbezirk Moosach. Dort kreuzt sie am Übergang des Wintrichs- mit dem Georg-Brauchle-Ring, wird an der Kreuzung mit der Bauberger- und der Pelkovenstraße wieder beidseitig einspurig und führt weiter nördlich im Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl den von der ostwärts ankommenden mehrspurigen Straßenverkehr der Max-Born-Straße fort. Sie führt dann über die Gleisanlagen des DB-Rangierbahnhofs München-Nord und die A 99 bis zur Stadt- bzw. Kreisgrenze, wo sie in Karlsfeld unter der Bezeichnung Münchner Straße fortgesetzt wird. Der nördliche Straßenverlauf der Dachauer Straße wurde im Laufe der Zeit verändert. So führte der Weg nach Dachau beispielsweise in Moosach über später die heutige Quedlinburger Straße.[2]

Geschichte

Links im Bild die Gleistrasse vor der Eisenbahnkaserne, auf der heute der östliche Fahrstreifen der mittlerweile ausgebauten Dachauer Straße verläuft.

Ab 1448 wurden alljährlich während der Jakobidult Pferderennen auf der Strecke vom Neuhauser Tor nach Feldmoching ausgetragen, weshalb die Strecke bis 1878 auch als „Rennweg“ geläufig war.[3] Der in Stadtnähe gelegene Straßenteil trug vom Mittelalter (um 1660) bis 1877 die Bezeichnung Mosserstraße, abgeleitet von „Mossach“, da sie von München nach Moosach führte. Die bauliche Erschließung des von der Altstadt abgelegeneren Gebietes begann mit dem Bau mehrerer Militärkasernen mit zugehöriger Infrastruktur in der damals ländlichen Region bei Neuhausen ab Mitte des 19. Jahrhunderts, was dem Viertel südlich des Übungsplatzareals Oberwiesenfeld und nördlich des Exerziergeländes Marsfeld den Namen „Kasernenviertel“ einbrachte und den Strukturwandel Neuhausens erheblich beschleunigte.[4]. Heute befinden sich nur noch militärische Einrichtungen in der Liegenschaft des Bundeswehrverwaltungszentrums München, das sich auf dem Areal der ehemaligen Eisenbahnkaserne mit der Hausnummer 128 befindet (näheres siehe dort).

Am 21. Oktober 1876 passierte die erste Münchner Pferdetram auf ihrer Strecke vom Promenadeplatz zur Nymphenburger Straße/Burgfriedensgrenze (Maillingerstraße) die Dachauer Straße zwischen Bahnhofplatz und Stiglmaierplatz.[5] 1898 entstand westlich angrenzend der Westfriedhof. 1900 wurde die Trambahnstrecke von 1876 elektrifiziert.[6] Auf der westlichen Seite gegenüber des Bundeswehrverwaltungszentrums errichtete der Verein für Verbesserung der Wohnungsverhältnisse in München bereits vor dem Ersten Weltkrieg im Viertel Ebenau eine Kleinwohnanlage, die zu den frühen Beispielen des gemeinnützigen Wohnungsbaus in München zählt.[7] Nachdem die früheren Gaswerke an der Thalkirchner Straße und Am Kirchstein (heute Vogelweideplatz) mit dem wachsenden Gasbedarf der Stadt nicht mehr Schritt halten konnten, wurde 1906 mit dem Bau des Gaswerks Moosach begonnen, heute Hausnummer 148.[8] Am 25. Juli 1909 wurde die neu Straßenbahnverbindung vom Stiglmaier- zum Leonrodplatz erstmals befahren. In der an der Dachauer Straße befindlichen Gaststätte „Zum Deutschen Reich“ veranstaltete die Deutschen Arbeiterpartei 1919 und 1920 Versammlungen mit Adolf Hitler als Redner. Zwischen 1924 und 1929 entstand nördlich des Mittleren Rings die Borstei. Nach Aufforderung des Reichsluftfahrtministeriums von 1936 entstand auf dem heutigen Werksgelände von MTU Aero Engines (Dachauer Straße 665) und MAN Nutzfahrzeuge (Dachauer Straße 667) ein weiteres BMW-Werk[9], das ab Mai 1942 den 801-Motor produzierte.[10] Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden über die Dachauerstraße unzählige sogenannte Schutzhäftlinge in das Konzentrationslager Dachau deportiert.[11] Nach einem Bombenangriff der Alliierten im Jahr 1943 wurde das Gaswerk erheblich beschädigt. Die befohlenen Sprengung des Werks konnte von der Werksleitung verhindert werden. Nach dem Krieg musste das Werk wegen der Kriegsschäden ein halbes Jahr lang stillgelegt werden.[12] Nach der Umstellung der Gasversorgung auf Roherdgas erfolgte am 10. November 1975 die Schließung des Werks.[8] 2008 wurde Teilabschnitte der Trambahngleise in der Dachauer Straße erneuert.[13]

Das Postamt in der Dachauer Straße wurde von Franz Holzhammer errichtet. Weiterhin befindet sich in der Dachauer Straße 90 das Städtische Gesundheitsamt und der Blutspendedienst der Städtischen Klinikum München GmbH[14]. In den ehemaligen Gebäuden der Polizeifahrschule ist seit einigen Jahren die Abteilung Stadtmitte der Feuerwehr München provisorisch untergebracht.

Bildungseinrichtungen

Die Dachauer-Straße vor der Fakultät Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Flugzeugtechnik der FH München

1951 wurde für die Kinder des Ludwigsfelder Lagers eine Volksschule[15] an der Dachauer Straße errichtet und 1963 mit der Hausnummer 98 eine Grundschule.[16] Zudem befindet sich in der Dachauer Straße 5 das Münchner Bildungswerk und in der Dachauer Straße 98 die Fakultät Maschinenbau, Fahrzeugtechnik, Flugzeugtechnik der Hochschule für angewandte Wissenschaften – FH München.

Kultur

Zentrale des Goethe-Instituts

Im Bereich der Gastronomie befindet sich neben dem Löwenbräukeller am durchkreuzten Stiglmaierplatz eines der ältesten Gasthäuser Münchens mit der Bezeichnung „Alter Wirt“ in Moosach, das bereits 1442 erstmals als Täfernhaus urkundlich Erwähnung fand.[17] 1906 ließ Carl Gabriel an der Dachauer Straße unter dem Namen „The American Bio.-Cie“ das erste Lichtspielhaus Münchens errichten, dass heute nach mehreren Umbauten und Renovierung noch unter dem Namen Neues Gabriel existiert. Der Schauspieler Karl Valentin trat auf der Bühne beim „Baderwirt“ unter dem Namen „Skelett-Giggerl“ auf.[18] Seit Anfang der 1980er-Jahre befindet sich das zuvor in der Leopoldstraße untergebrachte Münchner Theater für Kinder im Gebäude des früheren Regina-Lichtspielhauses[9] in der Dachauer Straße 46 und 1982 wurde das Pathos Transport Theater an der Dachauer Straße 110 d gegründet. In den 1980er-Jahren wurden Teile der aufgegebenen Militärliegenschaften in der Dachauerstraße 128, auf denen heute eine Wohnsiedlung und die Zentrale des Goethe-Instituts stehen, unter den Bezeichnungen ETA- und Negerhalle für Theater- und Veranstaltungszwecke genutzt.[19] Südöstlich am Leonrodplatz in der Jutierhalle, einer umgebauten Industriehalle der Stadtwerke München, befand sich bis zum Abschluss der Sanierungsmaßnahmen des Hauptgebäudes eine Schauspielstätte der Münchner Kammerspiele[20] und seit Frühjahr  2003 ist die Veranstaltungstechnik des Kulturreferates im gleichen Anwesen in der Dachauer Straße 114 untergebracht, das als Abbruchobjekt gilt und nur provisorisch intakt gehalten wird.[21][22]

Trivia

  • Karl Valentin stellte während der Zeit des Nationalsozialismus die ironische Frage, was wohl die längste Straße sei, und beantwortete diese mit „Die Dachauer Straße natürlich, da viele hinausfahren und kaum einer zurückkommt - aus dem Konzentrationslager“.[18]
  • An der Ecke Lampadiusstraße befindet sich heute noch ein originales Straßennamenschild in Frakturschrift.

Siehe auch

Commons: Dachauer Straße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr München Abteilung Stadtmitte 09.-10. Juli 1866
  2. Brigitte Obermaier Quedlingburger Straße in Geschichte von Moosach.
  3. Carl A. Regnet München in guter alter Zeit, München, 1879, S. 119.
  4. Gut, Georg A. Das Kasernenviertel, Neuhauser, Nymphenburger Hefte, Heft 7, 1998.
  5. Zeitreise, Münchner Verkehrsgesellschaft.
  6. Michael Schattenhofer (Hrsg.) 100 Jahre Münchner Straßenbahn, Münchner Stadtarchiv, 1976 S. 40.
  7. Dachauer Straße, Landeshauptstadt München.
  8. a b Gaswerk, München-Wiki.
  9. a b Wolfram P. Kastner; Franz Kochseder Vergessen eine Straße - Weg nach Dachau - März 1995: Dachauer Straße, München, 1995.
  10. Wolfgang Benz; Barbara Distel; Angelika Königseder München-Allach (BMW) in Der Ort des Terrors, S. 425.
  11. Vergessen, eine deutsche Straße, BR-Filmbeitrag zum Projekt von Wolfram P. Kastner und Franz Kochseder.
  12. Geschichte der städtischen Gasversorgung Münchens, Stadtwerke München.
  13. Aktuelle Baustellen im Stadtbereich - Stiglmaierplatz (Maxvorstadt), Stand: 22. August 2008.
  14. Blutspendedienst Städtisches Klinikum München GmbH
  15. Norbert Göttler: „Displaced Persons“ und Flüchtlinge in Karlsfeld und Umgebung in Nach der „Stunde Null“, S. 127.
  16. Schule, Grundschule an der Dachauer Straße.
  17. Der "Alte Wirt" in Moosach.
  18. a b Alfons Schweiggert: „Aber über ihre Reden hab ich nich nie lachen können“, Bayerische Staatszeitung, Ausgabe 18 vom 6. Mai 2005.
  19. Vergl. Geschichte - was ging voraus, Tanztendenz München, und Negerhalle, Kunstwelt e.V. Berlin.
  20. Geschichte der Münchner Kammerspiele
  21. Nachfolgelösung für die Hallen an der Dachauer Str. 114, Beschluss des Kulturausschusses vom 14.06.2007.
  22. Die Hallen in der Dachauer Straße 114 sind wieder freigegeben, Landeshauptstadt München, 22. Dezember 2006.

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