Zum Inhalt springen

Revisionismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. Dezember 2002 um 02:00 Uhr durch Wst (Diskussion | Beiträge) (4. ist noch zu allgemein. Was ist denn nun konkret der revisionistische "Punkt"?). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mit dem Begriff Revisionismus (v. lat.: re wieder; videre durchsehen) wird, meist polemisch, das Bestreben eines Teiles einer Interessengruppe bezeichnet, von einer als gemeinsam und verbindlich anerkannten Grundlage abzugehen. Der Begriff kann je nach Zusammenhang unterschiedliche Bedeutungen annehmen:

1. Revisionismus (als Begriff 1903 geprägt) bzw. das revisionistische Abweichen wird in der Politik und Politikgeschichte in der Regel als die moderate, pragmatische und realitätsnahe Herangehensweise beim Durchsetzen der jeweiligen Ziele begriffen. Die dabei an den Tag gelegte Kompromissbereitschaft wird von der jeweils orthodoxeren Gruppe als Verrat beargwöhnt.

2. Aber auch der Gegensatz zu dieser Position, das zugespitzt fundamentalistisch - ideologische, das intolerante und gewaltbereite Herangehen beim Durchsetzen des Programms kann als Revisionismus beschrieben werden.

3. Mit "Revisionismus" bezeichnet man weiterhin in der deutschen Geschichte das Bestreben, insbesondere die historischen Fakten über die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren, "revidieren" und zu verharmlosen.

4. Der Begriff wurde zudem (wann) verwandt, als einige us-amerikanische Geschichtswissenschaftler die Rolle der USA im 1. Weltkrieg untersuchten und mit ihren Forschungsarbeiten ein bis dahin interessengeleitetes Geschichtsbild korrigierten.

  • In Anlehnung an diese ursprüngliche Bedeutung wurden Mitte der 1990er israelische Historiker wie Benny Morris oder Ilan Pappe als Revisionisten bezeichnet, die unabhängig von einander die Vertreibung der arabischen Bevölkerung kurz vor der Gründung Israels 1948 untersuchten. Die Arbeiten erregten international Aufsehen, da die Quellenlage bis dahin kaum erschlossen und das Geschichtsbild sowohl auf israelischer wie auf palästinensischer Seite propagandistisch gefärbt war.

5. Schließlich bezeichnet Revisionismus in der Geschichte der Politik das Bestreben, bestimmte, häufig in der Folge von Kriegen zu vertraglichem Recht gewordene Fakten rückgängig zu machen. Hauptsächlich sucht der Revisionismus, bestimmte zum Territorium eines anderen Landes gehörende Gebiete als legitimen und ursprünglich eigenen Besitz darzustellen, und deren Erwerb zu erreichen.