Emil Jannings
Emil Jannings (* 23. Juli 1884 in Rorschach, Schweiz † 3. Januar 1950 in Strobl, Österreich) war ein deutscher Schauspieler.
Leben
Emil Jannings (eigtl. Theodor Friedrich Emil Janez) wird als Sohn des amerikanischen Kaufmanns Emil Janez und dessen deutscher Frau Margarethe (geb. Schwabe) in Rorschach am Bodensee (Schweiz) geboren. Er wächst als deutscher Staatsbürger in der Schweiz, in Leipzig und in Görlitz auf.
Nachdem er das Gymnasium ohne Abitur verließ und seine Eltern ihm verboten, Schauspieler zu werden, fuhr er als Schiffsjunge für ein Jahr zur See. Nach seiner Rückkehr nach Görlitz durfte er ein Schauspielvolontariat am Theater in Görlitz beginnen, wo ihm allerdings fehlendes Talent attestiert wurde.
Jannings ließ sich jedoch nicht beirren und schloß sich diversen Wanderbühnen an. Zwischen 1901 und 1908 bereiste er so den gesamten deutschen Sprachraum. Sein erstes richtiges Engagement erhielt er danach am Stadttheater Glogau. Es folgten Engagements an den Stadttheatern Rudolstadt, Halle/Saale, Stettin, Bonn, Königsberg, Nürnberg, Darmstadt und Bremen. 1915 kam er dann nach Berlin, um an fast allen Bühnen der Hauptstadt mit großem Erfolg zu spielen. Er erhielt einen Vertrag am Deutschen Theater und profilierte sich unter der Regie von Max Reinhardt als Charakterdarsteller. 1916 begann seine Zusammenarbeit mit Ernst Lubitsch beim deutschen Film. 1918 spielte er am Königlichen Schauspielhaus in Berlin den Dorfrichter Adam in Heinrich von Kleists »Der zerbrochene Krug«. Mit diesem Rollenproträt feierte Jannings einen seiner größten Bühnenerfolge.
Film
Der große Charakterdarsteller Emil Jannings sah in der Filmarbeit nicht seine Erfüllung. Künstlerisch war es ihm kein adäquates Medium für einen Schauspieler, aufgrund der fehlenden Möglichkeit seine variable Stimme entsprechend einzusetzen. Dennoch ist Emil Jannings bis heute vor allem durch seine Filmarbeit unvergessen. Zunächst nutzte er die expandierende UFA als willkommene Geldeinahmequelle und spielte Jahr für Jahr in zahlreichen Filmen. Viele davon unbedeutend - manche wurden zu Klassikern und Emil Jannings zum größten deutschen Filmstar der Stummfilmzeit.
Filmographie
Stummfilme
- Die Augen der Mumie Ma (1918) Regie: Ernst Lubitsch (mit Pola Negri)
- Madame DuBarry (1919) Regie: Ernst Lubitsch (Jannings spielt Ludwig XV., Pola Negri Madame DuBarry)
- Rose Bernd (1919) Regie: Alfred Halm (Verfilmung des Stückes von Gerhart Hauptmann)
- Kohlhiesels Töchter (1920) Regie: Ernst Lubitsch (mit Henny Porten in der Doppelrolle der Töchter - 1962 spielte Liselotte Pulver die gleiche Doppelrolle)
- Anna Boleyn (1920) Regie: Ernst Lubitsch (Jannings spielt Heinrich VIII., Henny Porten Anne Boleyn)
- Algol. Tragödie der Macht (1920) Regie: Hans Werckmeister (Jannings spielt den Industriellen Robert Herne, Käte Haack dessen Frau)
- Danton (1921) Regie: Dimitri Buchowetzki (Jannings in der Titelrolle, Werner Krauss spielt Robespierre)
- Othello (1922) Regie: Dimitri Buchowetzki (Jannings in der Titelrolle, Lya De Puti als Desdemona)
- Der letzte Mann (1924) Regie: Friedrich Wilhelm Murnau (Jannings als alternder Hotelportier)
- Quo Vadis? (1924) Regie: Arturo Ambrosio und Gabriele D'Annunzio (Jannings als Nero)
- Peter der Große (1924) Regie: Dimitri Buchowetzki (Jannings in der Titelrolle)
- Herr Tartüff (1926) Regie: Friedrich Wilhelm Murnau (Jannings als Tartuffe von Molière)
- Faust (1926) Regie: Friedrich Wilhelm Murnau (Jannings als Mephisto)
Nach den Erfolgen mit den vielleicht besten Filmen von Friedrich Wilhelm Murnau wurde Hollywood auf Emil Jannings aufmerksam und holte ihn 1927 in die USA, und er avancierte dort zum international anerkannten Star.
- The Way of All Flesh (1927) Regie: Victor Fleming
- The Last Command (1928) Regie: Josef von Sternberg
Emil Jannings war der erste Schauspieler, der mit dem Academy Award als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung erhielt er für die Filme "Der letzte Befehl" (1928) und "Der Weg allen Fleisches" (1927). Von diesem Film sind heute keine Kopien mehr auffindbar und auch von der Übergabe der Auszeichnung ist kein Filmmaterial mehr vorhanden. Der Preis wurde ihm 1929 vorzeitig übergeben, da Jannings auf dem Weg zurück nach Deutschland war.
Damit wurde Emil Jannings der erste Oscargewinner überhaupt und dazu der bisher einzige Deutsche in dieser Kategorie.
Jannings drehte noch drei weitere Filme in Hollywood, jedoch beendete der aufkommende Tonfilm seine Karriere in den USA, aufgrund seines starken deutschen Akzentes. Er kehrte nach Deutschland zurück, brachte Josef von Sternberg mit, um mit ihm seinen berühmtesten Film bei der UFA zu drehen, der gleichzeitig der Beginn einer anderen Weltkarriere sein sollte: Der blaue Engel mit Marlene Dietrich.
Tonfilme
- Der blaue Engel (1930) Regie: Josef von Sternberg (Jannings als Professor Unrat nach dem Roman von Heinrich Mann)
- Liebling der Götter (1930) Regie: Hanns Schwarz (Jannings als Tenor Albert Winkelmann)
- Stürme der Leidenschaft (1932) Regie: Robert Siodmak
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 stellte Jannings seine Kunst in den Dienst des NS-Regimes. Obwohl er selbst nie Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) wurde, bekannte er sich öffentlich zur NS-Ideologie. Als einer der Lieblingsschauspieler von Adolf Hitler verkörperte er in zahlreichen Filmen den von der NS-Propaganda idealisierten »Herrenmenschen«.
- Der alte und der junge König (1935) Regie: Hans Steinhoff (Jannings als Friedrich Wilhelm I. König von Preußen)
- Traumulus (1936) Regie: Carl Froelich
- Der zerbrochene Krug (1937) Regie: Gustav Ucicky (Jannings als Dorfrichter Adam im Lustspiel von Heinrich von Kleist)
1938 übernahm Jannings die Leitung der Tobis-Filmgesellschaft, für die er auch als Produzent eigener Filme tätig war. Propagandaminister Joseph Goebbels verlieh ihm den Adlerschild, eine der höchsten Auszeichnungen des NS-Regimes.
- Robert Koch (1939) Regie: Hans Steinhoff (Jannings als Dr. Robert Koch)
- Ohm Krüger (1941) Regie: Hans Steinhoff (Jannings in der Rolle des gleichnamigen südafrikanischen Burenführers)
In Anerkennung seiner Leistung erhielt er 1941 den Titel »Staatsschauspieler«
- Die Entlassung (1942) Regie: Wolfgang Liebeneiner (Jannings als Fürst Bismarck)
- Altes Herz wird wieder jung (1943) Regie: Erich Engel
Altes Herz wird wieder jung war der letzte abgeschlossene Film mit Emil Jannings. Er spielt hier einen alten Fabrikdirektor, der sich auf seine alten Tage noch einmal verliebt. Seine bekanntesten Partner in diesem Film waren Viktor de Kowa, Paul Henckels, Elisabeth Flickenschildt und Paul Hubschmid.
Jannings begann 1945 noch mit den Dreharbeiten zu dem Film Wo ist Herr Belling?, konnte ihn jedoch aufgrund einer schweren Erkrankung und dem kurz darauf folgende Ende des Dritten Reiches nicht mehr beenden. Nach den Zweiten Weltkrieg verhängten die Alliierten ein lebenslanges Berufsverbot über Jannings aufgrund seiner schauspielerischen und unternehmerischen Tätigkeit während und im Dienste des Nationalsozialismus.
Emil Jannings zog sich zurück in sein Landhaus nach Strobl am Wolfgangsee und starb 1950 an Krebs. Er war dreimal verheiratet mit den Schauspielerinnen Lucie Höflich, Hanna Ralph und Gussy Holl.
Literatur
- Carl Zuckmayer: Geheimreport. Göttingen: Wallstein-Verlag, 2002. ISBN 3-89244599-0
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Jannings, Emil |
ALTERNATIVNAMEN | Theodor Friedrich Emil Janez (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1884 |
GEBURTSORT | Rorschach, Schweiz |
STERBEDATUM | 3. Januar 1950 |
STERBEORT | Strobl, Österreich |