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Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche

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Die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) ist eine lutherische Freikirche. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Hannover. Die Gemeinden der SELK verteilen sich auf ganz Deutschland.

Geschichte

Die heutige SELK entstand 1972 als Zusammenschluss dreier lutherischer Freikirchen:

Dieser Kirche schlossen sich 1976 die Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora und 1991 die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche (auf dem Gebiet der DDR) als weitere Kirchen an. Damit erreichte sie das heutige Verbreitungsgebiet ihrer Gemeinden. Sie umfasst jedoch nicht alle selbstständigen (also keiner Landeskirche angehörenden) lutherischen Gemeinden in Deutschland. So gibt es etwa nach wie vor noch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden (die sich seit 1983 jedoch (wieder) in "Kirchengemeinschaft" mit der SELK befindet) und die Evangelisch-Lutherische Freikirche (mit Gemeinden hauptsächlich in den nordöstlichen Bundesländern).

Die vor 1972 bestehenden lutherischen Freikirchen haben eine sehr unterschiedliche Geschichte, auf die im Folgenden näher eingegangen wird:

Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche

Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche hatte sich ab 1830 unter der Bezeichnung "Evangelisch-Lutherische Kirche in Preußen" (später "in Alt-Preußen") gebildet. Dabei schlossen sich jene lutherischen Gemeinden in Preußen zu einer vom Landesherrn unabhängigen Kirche zusammen, welche die 1817 erfolgte Union zwischen lutherischen und reformierten Gemeinden nicht akzeptierten. Führender Kopf der neuen Kirche war der Breslauer Professor für Theologie Johann Gottfried Scheibel. Die Kirche hatte daher auch in Breslau ihren Sitz. 1841 wurde sie staatlich geduldet und 1845 schließlich staatlich anerkannt, so dass sie sich eine eigene kirchliche Ordnung geben konnte. Sie ist damit die älteste lutherische Freikirche Deutschlands. Ihre Glieder wurden von Außenstehenden bald als "Altlutheraner" bezeichnet. Später gehörten ihr auch Gemeinden anderer Länder Deutschlands an, etwa in Nassau (ab 1852), Baden, Hessen und Hannover. In diesen Ländern bildeten sich später zum Teil eigenständige lutherische Kirchen, etwa die Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden ab 1865.

1930 wurde die Evangelisch-lutherische Kirche in Alt-Preußen als Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR) anerkannt; 1955 nannte sie sich in "Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche" um. Diesen Namen behielt sie, bis sie 1972 in die SELK einging.
Nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in Oberursel in Hessen eine eigene kirchliche Hochschule.
Die Verwaltung der Freikirche oblag einem Oberkirchenratskollegium. Einer ihrer Kirchenführer war Präses Oberkirchenrat Dr. Walther Günther aus Wuppertal-Elberfeld.
Im Bereich der DDR bestanden die dortigen Gemeinden als eigenständige Freikirche gleichen Namens fort.

Evangelisch-Lutherische Freikirche

Die Evangelisch-Lutherische Freikirche ist eine lutherische Freikirche, die bis heute besteht (vergleiche eigener Artikel). Jedoch waren die Gemeinden dieser Freikirche nach dem Zweiten Weltkrieg durch die innerdeutsche Grenze getrennt. Der westliche Bereich schloss sich 1972 der SELK an, was dem östlichen Bereich nicht möglich war. Dieser blieb daher als selbstständige Evangelisch-Lutherische Freikirche bestehen. Sie ging 1972 mit der "Evangelisch-lutherischen (altlutherischen) Kirche auf dem Gebiet der DDR" eine partnerschaftliche "Vereinigung selbständiger Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der DDR" ein, die sie jedoch 1984 einseitig wieder aufkündigte. (Um einen formellen Zusammenschluss hatte es sich ohnehin nie gehandelt.) In Westdeutschland, wo die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Freikirche seit 1972 zur SELK gehörten, trennten sich 1989 Teile einzelner Gemeinden von der SELK. Sie konnten sich nach der Wiedervereinigung wieder der Evangelisch-Lutherischen Freikirche anschließen, die bis heute als eigenständige Freikirche besteht.

(Alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland

Die (Alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland war bis 1972 eine lutherische Freikirche, deren Namen dann die neue Freikirche übernahm. Die (alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche war 1945 gegründet worden - als Vereinigung von vier lutherischen Freikirchen in Hessen, Niedersachsen, Baden und Hamburg, denen sich 1950 eine fünfte Kirche angeschlossen hatte. Die (alte) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche war föderativ strukturiert. Die Leitung hatte ein 5-köpfiges Superintendentenkollegium unter Vorsitz des Kirchensuperintendenten. Dieses Amt hatten unter anderem Lic. Werner Strucka (Hermannsburg, Landkreis Celle) und Horst Brügmann (Wriedel, Landkreis Uelzen) inne.

Im Einzelnen gehörten folgende Kirchen (zumindest zeitweise) zur alten SELK:

Sie wurde 1865 gegründet. 1965 trat sie aus der SELK aus und blieb bis heute eine selbstständige Freikirche.

Sie war 1878 von Theodor Harms gegründet worden. Harms war 1878 von der Hannoverschen Kirchenbehörde suspendiert worden, weil er sich weigerte, die neue Trauformel der Landeskirche zu gebrauchen. Innerkirchliche Streitigkeiten in der Hermannsburger Kreuzgemeinde führten in den Folgejahren zur Bildung der eigenständigen "Hermannsburg-Hamburger Freikirche".

Innergemeindliche Streitigkeiten bei der Hermannsburger Kreuzgemeinde in der Frage des geistlichen Amtes führten zur Abspaltung der "Großen Hermannsburger Kreuzgemeinde" von der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche. Die "Große Hermannsburger Kreuzgemeinde" gründete daher mit der Hamburger Zionsgemeinde die neue "Hermannsburg-Hamburger-Freikirche". Die "Kleine Hermannsburger Kreuzgemeinde" hingegen blieb bei der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche.

1877 hatten einige Pfarrer und Gemeinden im damaligen Großherzogtum Hessen (Darmstadt) diese Kirche gegründet, weil sie die Einführung der unierten Verfassung der Kirche ablehnten. Dieser Kirche schlossen sich später auch einige Gemeinden in Hessen-Kassel an.

==== Renitente Kirche ungeänderter Augsburgischer Konfession in Hessen ==== Sie war 1873/74 von einigen Pfarrern der damaligen preußischen Provinz Hessen-Nassau (genauer gesagt: des damaligen Konsistorialbezirks Kassel) gegründet worden. Sie protestierten damit gegen das unierte Konsistorium in Kassel und sahen hierin die Auflösung der bisherigen Landeskirche. Die Renitente Kirche hatte sich erst 1950 der (alten) SELK angeschlossen.

Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora

Die Evangelisch-Lutherische Bekenntniskirche in der Diaspora wurde 1924 als "Evangelisch-lutherische Freikirche in Polen" gegründet. Ihre Mitglieder hatte die Kirche hauptsächlich im Raum Łódź. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeindeglieder dieser Freikirche überwiegend vertrieben. Daher wurde sie ab 1946 als "Evangelisch-Lutherische Flüchtlingsmissions-Kirche" weitergeführt. 1951 erhielt sie ihren zuletzt bekannten Namen und 1976 schloss sie sich der SELK an. Der Kirchenleitung stand ein Präses vor. Dieses Amt hatte unter anderem P. Armin Schlender aus Wiesbaden inne.

Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der DDR

Die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der DDR war im Zuge der deutschen Teilung entstanden. Während die westdeutsche Kirche 1972 Teil der SELK wurde, blieb die ostdeutsche Kirche selbständig. Sie bildete ab 1972 mit der Evangelisch-Lutherischen Freikirche (in der DDR) die informelle "Vereinigung selbständiger Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der DDR". Die Evangelisch-Lutherische Freikirche kündigte jedoch 1984 einseitig diese Zusammenarbeit wieder auf. Nach der Wende konnte sich die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche auf dem Gebiet der DDR 1991 der (westdeutschen) SELK anschließen. Die Evangelisch-Lutherische Freikirche blieb hingegen bis heute selbständig.

Kirchenleitung der SELK

An der Spitze der SELK steht der Bischof, der von der Synode gewählt wird.

Bischöfe seit 1972

Aufbau der SELK

Organisatorisch ist die SELK in vier Sprengel aufgeteilt mit je einem Propst an der Spitze. Jeder Sprengel ist in Kirchenbezirke aufgeteilt, an deren Spitze je ein Superintendent steht.

  • Sprengel Nord
    • Niedersachsen-Ost
    • Niedersachsen-West
    • Niedersachsen-Süd
  • Sprengel West
    • Westfalen
    • Rheinland
  • Sprengel Süd
    • Hessen-Nord
    • Hessen-Süd
    • Süddeutschland
  • Sprengel Ost
    • Berlin-Brandenburg
    • Lausitz
    • Sachsen-Thüringen

Internet-Adresse

http://www.selk.de/