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Potsdam ist als Landeshauptstadt des BundeslandesBrandenburg eine Kreisfreie Stadt, die in ihrem Nordosten unmittelbar an die BundeshauptstadtBerlin angrenzt (Entfernung zur Berliner Innenstadt etwa 26 km). Potsdam gehört zur Europäischen Metropolregion Berlin/Brandenburg.
Als einwohnerstärkste Stadt Brandenburgs ist sie eines der vier Oberzentren dieses Bundeslandes. Die Einwohnerzahl der Stadt Potsdam überschritt 1939 die Grenze von 100.000, wodurch sie zur Großstadt wurde. Exonyme für "Potsdam" gibt es in der polnischen Sprache mit "Poczdam", und in der tschechischen mit "Postupim".
Geografie
Potsdam liegt südwestlich von Berlin am Mittellauf der Havel, in einer eiszeitlich geprägten Wald-Seen-Landschaft, die durch den Wechsel von breiten Talniederungen und Moränenhügeln, wie dem die Stadt südlich flankierenden Saarmunder Endmoränenbogen charakterisiert ist. Die Havel fließt am Strandbad Babelsberg bei 29,4 m über Normalnull. Der Teltowkanal und die Nuthe münden im Stadtgebiet in die Havel.
Die höchste Erhebung im Stadtgebiet ist der Kleine Ravensberg mit 114,2 m ü. NN. Die tiefste Stelle ist der mittlere Wasserspiegel der Havelgewässer mit 29 m NN.
Das Stadtgebiet Potsdams besteht nach § 3 der Hauptsatzung aus den Wohngebieten Potsdam, Babelsberg, Bornim, Bornstedt, Drewitz, Nedlitz und Sacrow, die sich ihrerseits teilweise weiter untergliedern, sowie aus neun Ortsteilen im Sinne von § 54 der Gemeindeordnung für Brandenburg. Dabei handelt es sich um ehemals selbständige Gemeinden, die zum Großteil erst am 26. Oktober 2003 in die Stadt Potsdam eingegliedert wurden und seither einen eigenen, von der Bevölkerung gewählten Ortsbeirat mit einem Ortsbürgermeister als Vorsitzenden haben. Die Ortsbeiräte haben je nach Einwohnerzahl des Ortsteil zwischen 3 und 9 Mitglieder. Sie sind zu wichtigen, den Ortsteil betreffenden Angelegenheiten zu hören.
Im 7. Jahrhundert errichtete der slawische Stamm der Heveller gegenüber der Einmündung der Nuthe eine Burganlage an der Havel. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte in einer Schenkungsurkunde von 993 ("Poztupimi"). Mittelalter:
Mitte 12. Jh. wurde am Havelübergang, etwa 700 m von der slawischen Burg entfernt, eine deutsche Burg (steinerne Turmburg) erbaut, neben der sich eine kleine Dienstsiedlung entwickelte. Die slawische Burg blieb daneben als Siedlung erhalten. 1304 wurde Potsdams erstmals als Stedeken („Städtlein“) und 1317 als Burg und Städtlein erwähnt. 1345 erhielt Potsdam das Stadtrecht und blieb lange Zeit ein unbedeutender kleiner städtischer Marktflecken, für den noch 1573 nur 2000 Einwohner und 192 Häuser angegeben werden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) lagen 1660 von den 198 Häusern 119 wüst und es waren nur noch 700 Menschen in der Stadt.
Neuzeit
Mit dem kurmärkischen Landtag 1653, auf dem der Kurfürst die Macht des Landadels einschränkte, begann die absolutistische Zeit in Brandenburg.
Erst mit dem Ausbau des aus der Burg im 16. Jahrhundert entstandenen Stadtschlosses ab 1660 durch KurfürstFriedrich Wilhelm von Brandenburg entstand ein Entwicklungsschub. Das Stadtschloss, zunächst als Jagdschloss ausgebaut, wurde später als Sommersitz der preußischen Königsfamilie genutzt. Die Stadt wurde ein wichtiger Garnisonsort des preußischen Heeres. Damit verbunden war auch die Ansiedlung verschiedener, für das Militär wichtiger Handwerker. Das führte zu einer starken Anwachsen der Einwohnerzahl (die Soldaten eingerechnet) und erforderte den Neubau neuer Wohnquartiere (Erste und Zweite Stadterweiterung). König Friedrich II. (der Große) ließ ab 1745 außerhalb der damaligen Stadt das Schloss Sanssouci auf einem künstlichem Weinberg mit großem Schlosspark und weiteren Bauten errichten. Im 19. Jahrhundert siedelten sich auch viele Regierungsbeamte in Potsdam an.
Das Stadtzentrum von Potsdam wurde in der letzten Phase des Zweiten Weltkrieges am 14. April1945 durch einen alliierten Bombenangriff schwer beschädigt.
Am 30. April 1945 wurde Potsdam durch die Rote Armee vom Naziregime befreit.
Das Stadtgebiet Potsdams war bis Ende des 19. Jahrhunderts recht klein. Durch das Anwachsen der Bebauung musste das Stadtgebiet mehrmals erweitert werden. Dies geschah in mehreren Abschnitten mit der Eingliederung von benachbarten Rittergütern beziehungsweise Teilen hiervon. Damit wuchs das Stadtgebiet von 893 ha im Jahre 1836 auf 1350 ha im Jahre 1905. 1928 wurde der Park von Sanssouci mit den Schlössern sowie ein großer Teil der Insel Tornow sowie 6 Gutsbezirke mit Brauhaus- und Telegraphenberg eingegliedert. Danach betrug das Stadtgebiet 3.206 ha. Ab 1935 wurden dann benachbarte Gemeinden, darunter die Industriestadt Babelsberg, zum Teil zwangsweise eingegliedert, bis das Stadtgebiet im Oktober 2003 seine heutige Ausdehnung erreichte.
Im Einzelnen wurden eingemeindet:
1. April 1926 Gutsbezirke Plantagenhaus (teilweise), Potsdam-Gut und Tornow aus dem Kreis Zauch-Belzig
1. August 1935: Bornim, Bornstedt, Eiche ¹ und Nedlitz
1. April 1939: Babelsberg (Stadt unter diesem Namen seit 1938, vorher Nowawes, als Stadt gebildet ab 1924 aus Nowawes und Neuendorf sowie Gebietsteilen von Neubabelsberg und Klein-Glienicke), Golm ¹, Grube ¹, Schlänitzsee ¹, Nattwerder ¹, Fahrland ¹, Neu-Fahrland ¹, Sacrow, Geltow ¹, Wildpark-West ¹, Drewitz, Bergholz-Rehbrücke ¹ und Krampnitz ¹
5. Dezember 1993: Grube mit Schlänitzsee und Nattwerder
26. Oktober 2003: Fahrland mit Kartzow und Krampnitz, Golm, Groß Glienicke, Marquardt, Neu Fahrland, Satzkorn und Uetz-Paaren
¹ diese Orte wurden 1952 im Rahmen der Gebietsreform in der DDR wieder ausgegliedert, 1993 bzw. 2003 jedoch zum Großteil wieder eingegliedert
Einwohnerentwicklung
Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1860 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst.
Die Stadt Potsdam gehörte anfangs zur Propstei Spandau des Bistums Brandenburg. 1541 führte der Kurfürst von Brandenburg die Reformation ein. Danach teilte die Stadt die Geschicke des gesamten Landes Brandenburg und war über Jahrhunderte eine überwiegend protestantische Stadt. Vorherrschend war das lutherische Bekenntnis, doch gab es auch reformierte Gemeindeglieder. Seit 1730 war Potsdam Sitz einer eigenen "Inspektion", die für die Stadt und das Amt Potsdam zuständig war. Ab 1721 gab es neben der alten Potsdamer Pfarrkirche weitere neue Kirchen und Pfarrgemeinden. In jener Zeit kam es zu Streitigkeiten zwischen den Lutheranern und den Reformierten. Letztere hielten zunächst in der Schlosskirche ihre Gottesdienste ab, doch erhielten sie später die Garnisons- und Heiliggeistkirche gemeinsam mit den Lutheranern. Ab 1723 gab es auch eine Französisch-Reformierte Gemeinde, welche 1753 eine eigene Kirche erhielt. In der Neustadt entstand ab 1795 eine eigene Kirchengemeinde.
1817 wurden beide Konfessionen innerhalb Preußens zu einer einheitlichen Landeskirche (Unierte Kirche) vereinigt. Somit gehörten die protestantischen Gemeinden Potsdams zur "Evangelischen Kirche in Preußen" beziehungsweise deren Provinzialkirche Brandenburg, deren Oberhaupt der jeweilige König von Preußen als "summus episcopus" war. Doch gab es auch Gegner dieser Union. So entstand auch in Potsdam eine alt-lutherische Gemeinde, die 1902 eine eigene Kirche (vorher bestand nur ein Bethaus) baute.
Da Potsdam Garnisonsstadt war, gab es auch katholische Soldaten in der Stadt, die ab 1722 in einer kleinen Fachwerkkirche ihre Gottesdienste abhielten. 1868 entstand am Bassinplatz eine katholische Kirche. Die katholischen Bistümer im Norden Deutschlands waren während der Reformation untergegangen, daher entwickelten sich erst im 18. Jahrhundert wieder katholische Kirchenstrukturen. So konnte zum Beispiel ab 1747 in Berlin die Kirche St. Hedwig (heute Bischofskirche des Erzbistums Berlin) erbaut und 1773 eingeweiht werden. Nach der Säkularisation 1803 konnte sich der Katholizismus weiter ausbreiten und 1821 wurde im gesamten Deutschen Bund die katholische Kirche neu organisiert. Der Papst errichtete 1821 die "Fürstbischöfliche Delegatur Berlin-Brandenburg-Pommern". An ihrer Spitze stand der Propst von Sankt Hedwig in Berlin als Breslauer Delegat (Erzbistum Breslau). Zu diesem Kirchengebilde gehörten auch die Katholiken Potsdams, bis am 13. August 1930 das Bistum Berlin als Suffraganbistum von Breslau errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet der Kirchenprovinz Breslau getrennt. Daher wurde das Bistum Berlin exemt, das heißt, es unterstand direkt dem Papst. Im Zuge der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten wurden auch die kirchlichen Strukturen den neuen Gegebenheiten angepasst. So wurde 1994 das Bistum Berlin zum Erzbistum erhoben. Ihm wurden die beiden Suffraganbistümer Dresden-Meißen und Görlitz zugeordnet. Die Pfarrgemeinden Potsdams gehören somit heute zum Dekanat Potsdam des Erzbistums Berlin.
In Potsdam gibt es eine Jüdische Gemeinde.
Etwa 80% der Bevölkerung gehören keiner Religion an.
Politik
An der Spitze der Stadt stand seit 1345 ein "Consules" beziehungsweise ab 1450 ein Bürgermeister. Einen Rat ist ab 1465 nachweisbar. Im 16. und 17. Jahrhundert hatte der Rat 4 bis 5 Mitglieder, darunter der Bürgermeister. Später hatte der jeweilige Landesherr einen starken Einfluss auf die Stadtverwaltung. Ab 1722 gab es für die Altstadt und die Neustadt einen Magistrat. An der Spitze stand ein Stadtdirektor. 1809 wurde Potsdam eine kreisfreie Stadt mit einem Oberbürgermeister an der Spitze sowie mit einer Stadtverordnetenversammlung als gewähltem Gremium.
In der Zeit des Dritten Reiches wurde der Oberbürgermeister von der Partei (NSDAP) eingesetzt und die Stadtverordnetenversammlung aufgelöst. Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die sowjetische Besatzungszone den "Rat der Stadt" mit einem Oberbürgermeister. Der Rat wurde vom Volk in einer Einheitsliste der Nationalen Front gewählt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Stadtverordnetenversammlung wieder frei gewählt. Sie ist das Hauptorgan der Stadtverwaltung, die zuletzt am 26. Oktober2003 von den Potsdamer Bürgerinnen und Bürger für eine fünfjährige Amtszeit gewählt wurde (nächste Kommunalwahl 2008). Die Bezeichnung des Vorsitzenden war von 1990 bis 1999 "Stadtpräsident", seither Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung.
Der Oberbürgermeister wird ebenfalls direkt von den Bürgern gewählt. Bei den letzten Oberbürgermeister-Wahlen am 22. September2002 konnte keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erringen. Daher musste durch eine Stichwahl am 27. Oktober2002 zwischen Jann Jakobs (SPD) und Hans-Jürgen Scharfenberg (PDS) das neue Stadtoberhaupt ermittelt werden. Dabei konnte sich Jann Jakobs mit einer knappen Mehrheit von 50,1 Prozent durchsetzen.
Potsdam ist durch die Nähe zu Berlin äußerst gut an das Netz der Bundesautobahnen angeschlossen. Die Stadt wird im Westen und Süden vom so genannten Berliner Ring (A 10) und im Osten von der Autobahn A 115, die so genannte AVUS, die in die Innenstadt Berlins führt, umgeben. Folgende Bundesstraßen führen durch das Stadtgebiet: B 1, B 2 und B 273.
In Potsdam erscheinen als Tageszeitung die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) und die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) mit Potsdamer Regionalteil.
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat einen Standort in Potsdam-Babelsberg.
Ihm untergeordnet sind unter anderem die Radiosender Antenne Brandenburg, Fritz und Radio Eins, die ihren Sitz in Potsdam-Babelsberg haben.
Potsdam ist Universitätsstadt. Die Universität Potsdam wurde 1991 als Universität des Landes Brandenburg gegründet. Vorgängereinrichtung war die 1948 gegründete Brandenburgische Landeshochschule, die Anfang der 1950-er Jahre in die Pädagogische Hochschule "Karl Liebknecht", eine der grössten der DDR, überführt wurde.
Ferner gibt es die Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" (HFF Babelsberg), die 1954 als Deutsche Hochschule für Filmkunst gegründet wurde und seit 1985 ihren heutigen Namen trägt.
Die Fachhochschule Potsdam ist hingegen eine junge Hochschule, die im Zuge der Umstrukturierung des ostdeutschen Hochschulsystems in Trägerschaft des Landes Brandenburg gegründet wurde.
Am privaten Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik kann man einen Bachelor- oder Masterabschluss für Softwaresystemtechnik (bzw. neuerdings IT Systems Engineering) erwerben. Diese Abschlüsse werden ebenfalls von der Universität Potsdam verliehen.
Folgende Forschungsinstitute sind in Potsdam ansässig:
Nauener Tor: Baupläne von Johann Gottfried Büring nach 1754 erstellten Skizzen von König Friedrich II.. Erstes Beispiel für Neugotik auf dem europäischen Kontinent.
Der Stadtkanal in Potsdam ist ein wegen des hohen Grundwasserstandes innerhalb des Stadtgebietes künstlich angelegter, ausgemauerter und der Entwässerung dienender Arm der Havel. Zwischen dem Ende der 1960er und dem Ende der 1970er war er zurückgebaut, verfüllt und überbaut worden. Die laufende Rekonstruktion ist teilweise umstritten.Potsdamer Stadtkanal
Regelmäßige Veranstaltungen
alljährliche Schlössernacht in den verschiedenen Schlössern der Stadt
Folgende Persönlichkeiten wurden in Potsdam geboren (Auflistung nach Geburtstag). Ob die Personen später in Potsdam ihren Wirkungskreis hatten oder nicht ist dabei unerheblich.
1901, 21. Oktober, Margarete Buber-Neumann, † 6. November 1989 in Frankfurt am Main, Schriftstellerin ("Als Gefangene bei Hitler und Stalin", "Von Potsdam nach Moskau")
1928, 29. August, Klaus Bölling, Chef des Presse- u. Informationsamtes der Bundesregierung sowie Regierungssprecher (1974-1980 und 1982), Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR (1981-1982)
1934, 2. September, Hilla Becher, Fotografin (zusammen mit ihrem Ehemann Bernhard Becher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen; Hauptarbeiten: Industriebauten, Wassertürme)
1946, 29. Oktober, Oliver Bendt alias Jürgen Koch, Schauspieler, Kunstturner, Sänger ("Amarillo", "Mein Lied für Maria")
Literatur
Bernhard R. Kroener (Hrsg.): Potsdam - Staat, Armee, Residenz in der preußisch-deutschen Militärgeschichte, (im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bernhard R. Kroener unter Mitarbeit von Heiger Ostertag), Propyläen : Frankfurt am Main / Berlin 1993, 637 S., ISBN 3-549-05328-2
Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte Stuttgart, 1939 (Band I Nordostdeutschland) - Im Auftrag der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit der Unterstützung des Deutschen Gemeindetages.