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Schneeeule

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Schnee-Eule
Schnee-Eule, Weibchen
Schnee-Eule, Weibchen
Schnee-Eule ♀ (Bubo scandiacus)
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Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Vögel (Aves)
Vorlage:Ordo: Eulen (Strigiformes)
Vorlage:Familia: Eigentliche Eulen
(Strigidae)
Vorlage:Genus: Uhus (Bubo)
Vorlage:Species: Schnee-Eule (B. scandiacus)

Die Schnee-Eule (Bubo scandiacus) ist eine Vogelart aus der Familie der Eigentlichen Eulen (Strigidae).
Sie ist die einzige Art der Gattung Nyctea, und man hat sie lange isoliert betrachtet. Molekularbiologische Erkenntnisse haben jedoch gezeigt, dass sie zu den Uhus (Bubo) gehört und nahe mit dem Virginia-Uhu (B. virginianus) und dem Magellanuhu (B. magellanicus) verwandt ist. Die äußeren Unterschiede zu den Uhus, etwa die weiße Gefiederfarbe und die dicht befiederten Füße und Zehen, können als Anpassung an den arktischen Lebensraum erklärt werden.

Aussehen

Die Schnee-Eule erreicht fast die Größe des Uhus (Bubo bubo). Die Körperlänge ausgewachsener Vögel beträgt etwa 55 bis 66 cm. Die Männchen sind dabei wie bei vielen anderen Eulenarten etwas kleiner als die Weibchen. Sie erreichen im Durchschnitt eine Länge von 58 cm, Weibchen werden dagegen durchschnittlich 63 cm groß. Ähnliches gilt für das Körpergewicht. Ausgewachsene Schnee-Eulen wiegen zwischen 1,6 und 2,5 Kilogramm. Die Männchen wiegen dabei durchschnittlich 1.700, die Weibchen dagegen 2.100 Gramm. Die Flügelspannweite beträgt 145 bis 157 Zentimeter.

Das Federkleid ausgewachsener Männchen wird mit zunehmendem Alter fast völlig weiß. Weibchen und jüngere Vögel haben dagegen dunkle Flecken und Bänder oder Querlinien auf ihrem weißen Gefieder. Die Jungvögel haben ein anthrazitgraues Federkleid, welches durch die Verlängerung der Federn immer heller wird.

Der Kopf der Schnee-Eule ist rund. Auffällig ist, dass der schwarze Schnabel überwiegend von sogenannten "Vibrissen" bedeckt ist. Dies sind dichte, feine weiße Federn. Die Augen sind goldgelb gefärbt und häufig nur einen schmalen Spalt geöffnet. Die Füße und Zehen sind dicht befiedert – diese dichte, schneeschuhartige Befiederung verhindert, dass die Eule im Schnee einsinkt.

Verbreitung

Die Schnee-Eule hat eine zirkumpolare Verbreitung und kommt in Tundrengebieten in Island, Nordeuropa, Sibirien, Alaska, Kanada und Grönland vor. Die südlichsten Vorkommen, etwa in Norwegen, finden sich in Gebirgen. Von 1967 bis 1975 brüteten sogar auf den Shetland-Inseln Schnee-Eulen.

Die Schnee-Eule ist innerhalb ihres Verbreitungsgebietes ein sogenannter "Überlebenswanderer", d.h. sie passt sich dem jeweiligen Nahrungsangebot an. Ihr Vorkommen ist dabei vollkommen von den Bestandsschwankungen der Lemminge, ihrer Hauptbeute, abhängig. In sehr kalten, schneereichen Wintern oder nach einem Zusammenbruch der Population der Lemminge weichen Schnee-Eulen nach Süden bis nach Mittelrussland, Zentralasien, in die Mandschurei und die nördlichen USA aus. Sie kommen dann gelegentlich auch bis ins nördliche Mitteleuropa.

Lebensraum

Die Schnee-Eule lebt nördlich bzw. oberhalb der Waldgrenze in übersichtlichem Gelände, etwa in Moor- und Heidegebieten. In der Arktis überwintern sie in windgefegten, schneearmen Bereichen der Tundra, in Skandinavien vor allem in den Fjälls. Die Brutgebiete liegen meistens erhöht in Gebieten, die früh schneefrei sind.

Wenn sie weiter im Süden überwintern, halten sie sich auf landwirtschaftlich genutzten Flächen auf.

Ernährung und Lebensweise

Schnee-Eulen jagen anders als die meisten übrigen Eulen auch tagsüber, meist von bodennahen Ansitzwarten aus. Mit ihrem geradlinigen, Gleitphasen enthaltenden Flug überwinden sie in geringer Höhe kurze Distanzen.
Ähnlich wie der Uhu ist auch die Schnee-Eule ein opportunistischer Jäger, der als Beutetier alles annimmt, was er schlagen kann. Die Beute besteht meist aus kleinen Säugetieren, aus Lemmingen und anderen Mäusen. Sie erbeuten aber auch Tiere bis zur Größe von Schneehasen und Enten, manchmal sogar Fische und in Küstengebieten auch Seevögel.
Außerhalb der Brutzeit führen die Eulen ein einzelgängerisches Leben.
In freier Wildbahn können sie etwa 10 Jahre alt werden, in Gefangenschaft auch 35 Jahre.

Stimme

Schnee-Eulen sind außerhalb der Brutzeit sehr schweigsam. Das Männchen gibt am Brutplatz ein lautes, raues Krächzen und ein tiefes "hu" von sich, was dem Anlocken von Weibchen und der Revierabgrenzung dient. Das Weibchen lässt ein helleres Krächzen hören. Die Vögel haben noch weitere Laute im Repertoire, wie Zischen und hundeartiges Bellen.

Schnee-Eule, Männchen
Schnee-Eule, Männchen
Schnee-Eule ♂ (Bubo scandiacus)

Fortpflanzung

Schnee-Eulen werden erst Ende des zweiten Lebensjahres fortpflanzungsfähig. Die Balzzeit beginnt bereits mitten im Winter. Nähert sich ein Weibchen beginnt das am Boden sitzende Männchen mit Lockrufen und angedeuteten Nestscharr-Bewegungen. Danach führt das Männchen Balzflüge aus, bei denen es mitunter so langsam fliegt, bis es nach unten durchsackt. Erst kurz bevor es den Boden berührt, wuchtet es sich mit kraftvollen Flügelschlägen wieder nach oben. Während des Balzfluges trägt das Männchen in der Regel einen toten Lemming im Schnabel, den es nach Ende des Balzfluges dem Weibchen vorlegt. Ohne die Übergabe eines solchen Futtergeschenks kommt es nicht zur Verpaarung.

Anschließend an die Balz beginnt im Mai die Brut. Als Brutplatz bevorzugt die Schnee-Eule Gebiete mit zahlreichen Felsrücken, Vorsprüngen und kleinen Hügeln. Das Weibchen scharrt auf einer erhöhten, schneefreien Stelle eine Erdmulde aus, polstert sie mit Moos und Federn und legt je nach Nahrungsangebot 3-11 Eier, jeweils im Abstand von zwei Tagen. Nach etwa einem Monat schlüpfen die Jungvögel wiederum im 2-Tages-Abstand, sodass innerhalb einer Brut große Altersdifferenzen auftreten können. Wenn nicht genügend Futter für alle Küken vorhanden ist, sterben jüngere und kleinere Küken zuerst. Während das Weibchen die Eier bebrütet, wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt. Nach weiteren 6-7 Wochen sind dann die Jungvögel flügge.
Der Bruterfolg schwankt von Jahr zu Jahr stark. Er hängt vor allem vom Bestand der Lemminge ab. Bei einer hohen Dichte von Lemmingen kommt ein Paar mit einer Reviergröße von zwei Quadratkilometern aus.
Der kurze arktische Sommer lässt den gerade selbständig gewordenen Jungvögel nur wenig Zeit, notwendige Jagderfahrung zu sammeln. Daher ist die Mortalität unter den Jungvögeln sehr hoch.

Natürliche Feinde, Gefährdung

Abgesehen von Raubmöwen und Polarfüchsen, die unbewachte Nester plündern, besitzen die Schnee-Eulen kaum natürliche Feinde. Früher wurden in Kanada zahlreiche Vögel in ihren südlichen Winterquartieren abgeschossen. Heute kommen hier aber nur mehr selten illegale Abschüsse vor.

Weitere Angaben

Die Schnee-Eule ist der offizielle Vogel der kanadischen Provinz Québec.
Harry Potter, eine populäre Romanfigur der Autorin Joanne K. Rowling, besitzt eine Schnee-Eule namens Hedwig.

Literatur

  • Jürgen Nicolai: Greifvögel und Eulen, Kompaß Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag, München 1987, ISBN 3774238057
  • Theodor Mebs, Wolfgang Scherzinger; Die Eulen Europas - Biologie, Kennzeichen, Bestände, Kosmos Verlag, Stuttgart 2.000, ISBN 3-440-07069-7
Das Buch von Mebs und Scherzinger umfassend die Lebensweise der dreizehn in Europa vertretenen Eulen wieder. Mit insgesamt 396 Seiten wird kein Lebensaspekt der Eulen ausgelassen.
  • John A. Burton (Hrsg); Eulen der Welt - Entwicklung - Körperbau - Lebensweise, Neumann-Neudamm Verlag Melsungen, 1986, ISBN 3-7888-0495-5
  • Wolfgang Epple; Eulen - Die geheimnisvollen Vögel der Nacht, Gräfe und Unzer Verlag, 1994, ISBN 3-7742-1790-4
Verglichen zu dem Buch von Mebs und Scherzinger ist dies eher das Buch für "Euleneinsteiger" - es ist bewußt so einfach geschrieben, dass es auch für Kinder und Jugendliche geeignet ist.