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Diskussion:Heinrich Heine

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Heine und die Religion

Herzlichen Dank für deine Heine-Biografie. Gefällt mir. ... Ich stoße immer wieder auf folgendes Heine-Gedicht und Zitat:

  • "Zerschlagen ist die alte Leier / am Felsen, welche Christus heisst! / Die Leier, die zur bösen Feier / bewegt ward von dem bösen Geist. / Die Leier, die zum Aufruhr klang / die Zweifel, Spott und Abfall sang. / O Herr, o herr, ich knie nieder, / vergib, vergib mir meine Lieder!"
  • "Ich sterbe im Glauben an einen einzigen Gott, den ewigen Schöpfer der Welt, desseen Erbarmen ich anflehe für meine unsterbliche Seele. Ich bedaure, in meinen Schriften zuweilen von heiligen Dingen ohne die ihnen schuldige Ehrfurcht gesprochen zu haben, aber ich wurde mehr durch den Geist meines Zeitalters als durch meine eigenen Neigungen fortgerissen. Wenn ich unwissentlich die guten Sitten und die Moral beleidigt habe, welche das wahre Wesen aller monotheistischen Glaubenslehren ist, so bitte ich Gott und die Menschen um Verzeihung."

Als Beleg wird (Landolt 54) angegeben ...

Kannst du mir zu diesen Zitaten etwas sagen? Stammen sie wirklich von Heine? --Gregor Helms 01:45, 7. Jul 2004 (CEST)


Hallo Gregor,
erstmal danke für die Frage. Hat mich drauf gebracht, dass man den Artikel bei Gelegenheit noch um den Punkt Religion erweitern könnte.
Jetzt die kurze Antwort auf Deine Frage: Der Prosatext stammt tatsächlich von Heine, das Gedicht aber definitiv nicht.
Und nun die lange: Heines Haltung gegenüber der Religion hat sich gegen Ende seines Lebens sehr gemildert, nicht aber das zu den großen Kirchen. Der Prosatext stammt aus § 7 seines Testaments vom 13. November 1851. Er lautet vollständig:

Ich verlange, daß mein Leichenbegängnis so einfach wie möglich sei und daß die Kosten meiner Beerdigung nicht den gewöhnlichen Betrag derjenigen des geringsten Bürgers übersteigen. Obschon ich durch den Taufakt der lutherischen Konfession angehöre, wünsche ich nicht, daß die Geistlichkeit dieser Kirche zu meinem Begräbnisse eingeladen werde; ebenso verzichte ich auf die Amtshandlung jeder andern Priesterschaft, um mein Leichenbegängnis zu feiern. Dieser Wunsch entspringt aus keiner freigeistigen Anwandlung. Seit vier Jahren habe ich allem philosophischen Stolze entsagt und bin zu religiösen Ideen und Gefühlen zurückgekehrt; ich sterbe im Glauben an einen einzigen Gott, den ewigen Schöpfer der Welt, dessen Erbarmen ich anflehe für meine unsterbliche Seele. Ich bedaure, in meinen Schriften zuweilen von heiligen Dingen ohne die ihnen schuldige Ehrfurcht gesprochen zu haben, aber ich wurde mehr durch den Geist meines Zeitalters als durch meine eigenen Neigungen fortgerissen. Wenn ich unwissentlich die guten Sitten und die Moral beleidigt habe, welche das wahre Wesen aller monotheistischen Glaubenslehren ist, so bitte ich Gott und die Menschen um Verzeihung.

Daraus geht, denke ich, hervor, dass Heine einem persönlichen Gottesglauben anhing, zu den Kirchen bzw. zur Synagoge aber in etwa gleichen Abstand hielt. Ihm waren im Kern alle monotheistischen Religionen gleich viel wert. Ein Bekenntnis zu nur einer von ihnen war ihm nach wie vor fremd. Es tat ihm leid, Menschen verletzt zu haben, die es mit ihrer Religion ernst und ehrlich gemeint hatten, aber einen "katholischen", "evangelischen" oder "jüdischen" Gott konnte er sich wohl kaum vorstellen. Dafür sprechen auch zwei Textstellen aus seine Schrift Geständnisse von 1854:

Ausdrücklich widersprechen muß ich jedoch dem Gerüchte, als hätten mich meine Rückschritte bis zur Schwelle irgendeiner Kirche oder gar in ihren Schoß geführt. Nein, meine religiösen Überzeugungen und Ansichten sind frei geblieben von jeder Kirchlichkeit; kein Glockenklang hat mich verlockt, keine Altarkerze hat mich geblendet. Ich habe mit keiner Symbolik gespielt und meiner Vernunft nicht ganz entsagt. Ich habe nichts abgeschworen, nicht einmal meine alten Heidengötter, von denen ich mich zwar abgewendet, aber scheidend in Liebe und Freundschaft.

Und weiter:

Sehr fromme, aber nicht sehr gescheute Männer des protestantischen Deutschlands haben mich dringend befragt, ob ich dem lutherisch-evangelischen Bekenntnisse, zu welchem ich mich bisher nur in lauer, offizieller Weise bekannte, jetzt, wo ich krank und gläubig geworden, mit größerer Sympathie als zuvor zugetan sei. Nein, ihr lieben Freunde, es ist in dieser Beziehung keine Änderung mit mir vorgegangen, und wenn ich überhaupt dem evangelischen Glauben angehörig bleibe, so geschieht es, weil er mich auch jetzt durchaus nicht geniert, wie er mich früher nie allzusehr genierte.


Nach all dem dürfte feststehen, dass ein Gedicht, in dem vom "Felsen, welcher der Christus heißt" die Rede ist - das also ein klares Bekenntnis zu nur einer der drei monotheistischen Religionen darstellt - kaum von Heine stammen kann. Es findet sich auch in keiner einzigen seiner Gedichtsammlungen. Wer der Verfasser ist, weiß ich auch nicht, aber das letzte Zitat gibt ja bereits einen Hinweis: Schon seit dem 19. Jahrhundert geistert das Gedicht nämlich durch "fromme aber nicht sehr gescheute" Broschüren von Missionsgesellschaften. Mit Hilfe der Heine fälschlicherweise zugeschriebenen Verse sollten wohl verirrte Schafe auf den rechten Weg zurückgebracht werden mit der Argumentation: "Seht her, selbst der größte aller Spötter kroch reumütig zu Kreuze als es dem Ende zu ging." Im Internet schreibt nun kritiklos einer vom anderen ab, und so wird die "alte Leier" wohl noch eien Zeitlang die Runde machen. Nur hie und da gibt es eine Hinweis, darauf, dass das Gedicht "apokryph" oder "Heine zugeschrieben" ist.
Ich hoffe, Dir ein wenig weiter geholfen und keine allzugroßen Illusionen zerstört zu haben :-) Stefan Volk 15:54, 8. Jul 2004 (CEST)

hallo zusammen, ich häng mich mal mit in die disskusion ein. und zwar hab ich bisher immer gedacht, das heine von der syphilis (oä) in seine matratzengruft getrieben wurde. ist damit dieses -nervenleiden- gemeint?

Fettschreibung von Namen

Dass Heinrich Heine "Heinrich Heine" heißt, steht ja schon dick und fett über dem Artikel. Als Suchbegriff ist dieser allgemein bekannte Rufname ja auch der einzig richtige. Bei Wikipedia ist es aber bisher so, dass der volle Name, wenn er denn vom Rufnamen abweicht, in Fettschriuft am Anfang des Artikels steht. Deshalb sollte man es auch hier so belassen. MfG Stefan Volk 21:59, 1. Aug 2004 (CEST)


Ich denke, die Argumentation "steht ja schon dick und fett über dem Artikel" trägt nicht. Denn oben steht das Lemma (und dessen Findung gehorcht ganz anderen Überlegungen) und unten (bei Biografien) der Name. Dieser sollte einen "Wiedererkennungswert" haben - denn sonst bräuchte er überhaupt nicht fett gedruckt zu werden.
Da ich aber kein Interesse habe, hier immer wieder etwas zurückzusetzen und mich auch nicht herumstreiten mag - schau Dir doch einmal Wikipedia Diskussion:Formatvorlage Biografie an (auch bezüglich der Überschrift "Leben" statt "Biographie"). Vielleicht findet sich ja eine akzeptable Lösung, die für alle diese Fälle trägt.
MfG yorg 22:54, 1. Aug 2004 (CEST)

Um solche Kinkerlitzchen sollte man wirklich nicht streiten. Ich finde ganz einfach, dass aus dem Lemma (auch wenn es primär einem anderen Zweck dient) der Rufname klar und unmissverständlich hervorgeht und der Wiedererkennungwert damit gegeben ist. Und es erschließt sich meiner Meinung nach auch ganz von selbst, dass der fettgeschriebene Name in der ersten Zeile den selben Menschen meint. Alle Vorschläge, die in Wikipedia Diskussion:Formatvorlage Biografie genannt werden, verwirren meiner Meinung nach mehr als dass sie weiterhelfen, weil sich aus ihnen eben nicht intuitiv erschließt, was Unterstreichung, Fett- oder Kursischrift bedeuten. Deshalb hat man da ja offensichtlich nicht zu einer allgemeinverbindlichen Lösung gefunden. So lange das so ist, würde ich auch bei Heine gerne bei der seit Monaten unbeanstandeten Form bleiben.
Ob es "Leben" oder "Biographie" heißen soll, da bin ich ganz leidenschaftslos, obwohl ich den Eindruck habe, dass sich - Formatvorlage hin oder her - "Biographie" immer mehr durchsetzt. MfG Stefan Volk 01:21, 2. Aug 2004 (CEST)

Zitate oder Ähnliches

Die vermeintlichen Zitate sollten erst einmal belegt werden ehe sie in den Artikel gehören. Mit welcher Logik sollten sie unbelegt hineingenommen werden und dann, sagen wir mal, vielleicht belegt werden. Die deutsche Wikipedia strotzt von "Behauptungen" ohne jeglichen Anschein eines Beleges. Es ist schon erstaunlich, wer sich hier dafür einsetzt. --Cornischong 00:14, 19. Okt 2004 (CEST) Besonders die Zitat"sammlungen", die größtenteils dem google-Krabbenkorb entsprangen sind anfällig.

"Literarische Denkmäler" für Burschenschaftler

Am 13. Dezember führte Benutzer:82.135.11.238 die Textpassage ein, daß Heine sich in Göttingen

"der Studentenverbindung Guestphalia (heute Corps Hildeso-Guestphalia) anschloss, der er mehrfach literarische Denkmäler setzte, etwa in seinen Werken Harzreise und Deutschland"

Die Einstufung der Harzreise und des Wintermärchens als literarische Denkmäler der Hildeso-Guestphalia Göttingen ist nicht nur mir neu: Auch die Homepage der Hildeso-Guestphalia weiß davon nichts.
Von daher fand ich die Korrektur des Satzes durch Stefan Volk vollkommen naheliegend und im Sinne des NPOV.
Die kommentarlose Wiedereinsetzung der ominösen Passage durch Anarch ist mir nun allerdings ein Rätsel.
Oder findet der Konflikt Wikipedia:Vermittlungsausschuss/Streit zum Themenkomplex „Studentische Verbindungen“ jetzt hier seine Fortsetzung?
Mag Benutzer:82.135.11.238 weiterhin die Corps-Mitgliedschaften in die jeweiligen Biographien einführen, literaturgeschichtliche Wertungen sind anscheinend nicht sein Metier.
Knud Klotz 09:11, 15. Dez 2004 (CET)

Wer Heine auch nur ein bisschen kennt, weiß, mit wieviel Ironie er die so genannten "literarischen Denkmäler" (kurze Passagen in den angeführten Werken) gemeißelt hat. Wie Heine über die Burschenschaftler "aus seinen Jünglingsjahren" wirklich dachte, geht wohl zur Genüge aus dem Gedicht hervor, das unter dem Kapitel "Die gescheiterte Revolution" zitiert ist. Die einfache Erwähnung seiner kurzfristigen Mitgliedschaft in dem Verein genügt deshalb vollkommen. MfG Stefan Volk 13:00, 15. Dez 2004 (CET)
Wer Heine auch nur ein bißchen kennt (womöglich persönlich), der weiß, daß Heine überhaupt kein Burschenschafter war, sondern Corpsstudent; das für eine Marginalie oder gar Quasi-Identität zu halten wäre grottenfalsch.
Warum dem Leser unbedingt verschwiegen werden soll, daß er überzeugter Corpsstudent und als solcher ein natürlicher Kritiker burschenschaftlicher Ideen war, ist mir unklar.
Natürlich bin ich gerne bereit über Änderungen zu diskutieren und bitte daher um konkrete Begründungen für die Löschung (die wilde Vermischung von Heines Auffassungen zu Corps, Burschenschaften und Studentenverbindung scheint jedenfalls nicht von übermäßiger Sachkenntnis geprägt). Vorerst kläre ich daher nur den mißverständlichen Passus "Studentenverbindung Guestphalia" & harre ansonsten der Diskussion.
--Anarch 00:44, 16. Dez 2004 (CET)
Ob irgendwelche Damen und Herren sich nun "Burschenschaftler" oder "Corpsstudenten" nennen, ist mir so schnurz wie piepe. Auf diesem Seitenzweig der Ornithologie bin ich tatsächlich kein Experte und habe auch nicht den Ehrgeiz, es zu werden. Ebensowenig werde ich mich an den lächerlichen Streitereien um das Thema "Studentenverbindungen" beteiligen.
Worum es hier geht, ist Heine. Da soll nichts "verschwiegen", sondern nur korrekt dargestellt werden. Wenn das mit der Einfügung des Worts "Corps" getan ist, solls mir recht sein. Eine längere Erwähnung dieser Episode aus Heines Leben wäre aber völlig überproportioniert. Ebenso überproportioniert - will sagen: aufgeblasen - ist der Ausdruck "literarisches Denkmal" auf eine kurze Textpassage in einem langen Versepos wie "Deutschland - ein Wintermärchen". Also lassen wir den Text so stehen und gut damit. Mit einem fröhlichen "Allzeit bereit!" (Oder wie grüßt man sich in diesen Kreisen?) Stefan Volk 18:01, 16. Dez 2004 (CET)

Das Corps Hildeso-Guestphalia Göttingen bezieht sich sehr wohl auf Heine (siehe: [1]). Meines Erachtens ist es schon für die Biographie eines so bedeutenden Dichters von Relevanz, zu wissen, in welchen Kreisen er sich als junger Mensch bewegt und von wo er seine Anregungen bekommen hat. Wir finden in seinem Werk kritische Elemente gegenüber den Aktivitäten der Burschenschafter (Bücherverbrennung auf der Wartburg, Ausschließung von Slawen, Franzosen und Juden bei der anzustrebenden Gründung eines deutschen Reiches, später Enttäuschung über die demokratischen Ideen, die mit den Farben schwarz-rot-gold verbunden waren). Andererseits finden wir hochemotionale Auslassungen über die landmannschaftlichen Zusammenschlüsse (heute als Corps bezeichnet, damals war die Terminologie noch nicht so deutlich) der Studenten an der Universität Göttingen, wenn auch satirisch etwas abgeschattet. Wenn man sich dann noch Gedanken macht über die geistesgeschichtlichen Grundlagen des Corpsstudententums, die im klassischen Idealismus liegen und sich auf Kant, Schiller und (teilweise) Fichte zurückführen lassen, bekommt man eine Vorstellung, warum sich ein Heine-Biograph durchaus mit dessen studentischer Vergangenheit befassen sollte. Es ist heute guter Brauch geworden, aus Ablehnung den heutigen Studentenverbindungen gegenüber diese Aspekte des studentischen Lebens aus geschichtlichen Darstellungen einfach auszuklammern. Für die damaligen Menschen waren das nicht irgendwelche speziellen Zusammenschlüsse, sondern die typische Organisationsform der Studenten schlechthin. Wer seine diesbezügliche Ignoranz mit herablassenden und hochnäsigen Formulierungen ("Ornithologie") zu rechtfertigen sucht, sollte sich literaturwissenschaftlich nichht allzu viel einbilden.--Rabe! 11:36, 28. Dez 2004 (CET)

Ich habe mit Benutzer:Tsui auf dessen Diskussionsseite darüber gesprochen, warum Heine in einigen Biographien als (später ausgeschlossenes) Mitglied von Burschenschaften in Göttingen und Bonn bezeichnet wird. Wir haben da leider keine Primärquelle zur Verfügung. Vielleicht können professionelle Literaturgeschichtler mit ihrer umfassenden Quellenkenntnis da mal helfen. Ich halte das für eine Bewertung des Werkes von Heine für ziemlich wichtig.--Rabe! 11:36, 28. Dez 2004 (CET)

Heine war nicht mal ein halbes Jahr Mitglied in dem Verein. Und je genauer man sich die Literatur zu dem Abschnitt seiner Biographie anguckt, desto schlechter sehen die komischen Corps-Vögel dabei aus. Also, lasst es gut sein Jungs. Rät der alte Herr Stefan Volk 01:41, 30. Dez 2004 (CET)

Das mit dem halben Jahr war ziemlich normal, damals trat man nach dem Examen oder bei Studienortwechsel wieder aus (jedenfalls bei den so genannten Waffencorps im norddeutschen Raum), die Altherrenvereine wurden erst viel später gegründet. Heine wurde übrigens wegen eines Duellvergehens relegiert, muss also ein wilder Bursche gewesen sein. Und dass ein Satiriker seine eigenen Jugenderfahrungen satirisch beschreibt, ist auch nicht so ungewöhnlich. Im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sogar typisch. Siehe dazu auch die Szene in Auerbachs Keller in Goethes Faust, wo der Dichterfürst eine studentische Trinkszene beschreibt, wie er sie wohl öfter während seines Studiums in Leipzig erlebt hat. Er war damals übrigens Mitglied er Landsmannschaft der Bayern. Warum sollen solche Dinge eigentlich aus Schriftstellerbiografien ausgeklammert werden?--Rabe! 22:11, 30. Dez 2004 (CET)

Hallo, klopf klopf klopf - irgend jemand zuhause, da oben? Was lernt man eigentlich in diesen Trachtenvereinen? Mit Lesen (fürs Studium eigentlich ganz vorteilhaft) kanns nicht viel zu tun haben. Sonst müsstest Du doch allmählich bemerkt haben, dass hier niemand etwas ausklammert. Dein Westfalen-Corps steht doch im Text drin - und zwar in völlig ausreichender Gewichtung. Dass die knapp 5-monatige Mitgliedschaft in dem Laden Heine maßgeblich geprägt hätte, habe ich noch keiner Biographie entnommen. Wenn Du allerdings epochal Neues zu diesem Thema beitragen kannst: Bitte, nur zu! Bis dahin aber sollten wir uns an die nachprüfbaren Tatsachen halten:
  1. Heine ist nicht wegen des Wechsels nach Berlin regulär aus dem Corps ausgetreten, sondern unter dubiosen Umständen, die nur mittelbar mit der Duellaffäre zu tun hatten, rausgeschmissen worden. In Berlin, wo er noch längere Zeit studiert hat, ist er keiner Verbindung mehr beigetreten. Warum wohl?
  2. Die kurze Erwähnung der "Westfalen" in Deutschland - Ein Wintermärchen ist bestenfalls eine freundlich ironische Marginalie und kein "literarisches Denkmal"
  3. Die Erwähnung in Michel nach dem März (siehe Kapitel: Die gescheiterte Revolution) zeigt, dass Heine die "Burschenschaftler allesamt" eher zu den reaktionären Kräften in Deutschland zählte.
  4. Es gibt ein Reihe anderer Textstellen in seinen Werken, aus denen klar hervorgeht, dass er dem Treiben der damaligen Corpsknaben schon relativ früh ablehnend gegenüberstand (um es mal milde auszudrücken).

So, damit ist diese fruchtlose Diskussion hoffentlich beendet Stefan Volk 01:55, 31. Dez 2004 (CET)

Dazu trotz Deiner unfreundlichen Worte noch ein paar Anmerkungen:
  • Heine wird mit "Burschenschaftler allesamt" mit Sicherheit keine Corpsstudenten gemeint haben. Burschenschafter und Corpsstudenten standen sich damals so feindselig gegenüber wie heute vielleicht die Burschenschafter mit den Autonomen - und das ist nicht übertrieben.
  • In den 1820er Jahren hielten die Studenten eine Mitgliedschaft in einer studentischen Verbindung tendenziell geheim, denn so was war in der Regel zumindest suspekt, wenn nicht strafbar. So ist es ziemlich schwierig, eine solche Mitgliedschaft historisch nachzuweisen. Das gilt auch für Heine in Göttingen wie in Berlin. In Berlin wurde im Jahre 1821 - also etwas zu der Zeit, als er da ankam - die vorhandene Guestphalia (bei der vorher auch Theodor Körner Mitglied gewesen war) aufgelöst. Erst im Jahre 1845 gründete sich das heute noch existierende Corps Guestphalia. Also gab es da schon mal keine "lieben Westfalen". In solchen Fällen sind die doch dort Studierenden bei anderen landsmannschaftlichen Zusammenschlüssen untergeschlüpft. Obwohl das alles verboten war, ist doch davon auszugehen, dass die weitaus meisten Studenten dabei mitgemacht haben, Heine bestimmt auch, denn wer damals nicht mit dabei war, muss ein totaler Sozialkrüppel gewesen sein - andere Freundeskreise gab es nicht. Damals kann man pro normal großer Uni von vielleicht zwanzig Verbindungen ausgehen. Und die meisten gibt es heute nicht mehr. Die einzige Verbindung, die es heute in Berlin aus dieser Zeit noch gibt, ist das Corps Marchia, also grob geschätzt, eins von zwanzig. Und die Unterlagen der anderen sind vermutlich größtenteils perdü. Und bei der schlechten Beleglage willst Du ausschließen, dass Heine in eine Verbindung eingetreten ist? Zumal er ja offensichtlich in Göttingen munter dabei war, mit "unter den Tisch trinken" und mit dem Ausfechten von Duellen. Seine Ablehnung gegenüber den "deutschtümelnden" Burschenschaftern wäre übrigens eine typische Reaktion eines damaligen (und heutigen) Corpsstudenten.--Rabe! 21:19, 4. Jan 2005 (CET)


Rabe! hat hier ja bereits alles wesentliche gekraht, daher nur eine sehr kleine Ergänzung, um den Kreis zu schließen: Dieser Abschnitt der Diskussion wurde eingeleitet durch den Kommentar von Knud Klotz...

    "der Studentenverbindung Guestphalia (heute Corps Hildeso-Guestphalia) anschloss, der er mehrfach
    literarische Denkmäler setzte, etwa in seinen Werken Harzreise und Deutschland, ein Wintermärchen"
Die Einstufung der Harzreise und des Wintermärchens als literarische
Denkmäler der Hildeso-Guestphalia Göttingen ist nicht nur mir neu

... und beruhte offenbar auf des Klotzens mangelnder Lesekompetenz: Nicht durch die Harzreise und das Wintermärchen setzte demnach Heine den Burschenschaftlern Corpsbrüdern Denkmäler sondern in ihnen; nicht die Werke als solche sieht der ursprüngliche Autor auf das Corps geprägt sondern die konkreten Passagen - und dem läßt sich tatsächlich nicht widersprechen.

Und eine redundante Bemerkung noch: Rabe! hat recht, Corpsstudenten sahen (und sehen) Burschenschafter nicht als politisches Komplement sondern als Feindbild; das war zu Heines Zeiten der Fall und ist heute immer noch so. Der krampfhafte Versuch, den Corpsstudenten Heine zu verleugnen wirkt irgendwie surreal und wäre zB den Corpsstudenten Karl Marx und Wilhelm Liebknecht wohl als ziemlich wirrköpfig erschienen - das historische Bild sollte gerade von den überzeugten Dialektikern mal vom Kopf auf die Füße gestellt werden, anstatt nur wohlfeil tradierte Feindbilder zu pflegen... --Anarch 01:51, 5. Jan 2005 (CET)

PISA lässt grüßen. Der Bildungsnotstand scheint ja mittlerweile voll auf die Unis durchzuschlagen. Wollt Ihr nicht richtig lesen, oder könnt Ihr's nicht? Also zum allerletzten Mal: Hier wird nichts verleugnet! Heines Corps-Mitgliedschaft steht im Text!! Und niemand hat das je gelöscht!!! Nur die großkotzige Formulierung "litrarische Denkmäler" wurde gestrichen, weil ein paar kurze Erwähnungen ganz einfach keine solchen sind.
Ich gewinne so allmählich den Eindruck, dass Ihr Euch in der Rolle der unschuldig Verfolgten gefallt. Oder veranstaltet Ihr das ganze Trara hier vielleicht nur deshalb, weil Vereine, deren Vorläufer noch vor '33 den Arierparagrafen für sich entdeckt haben, sich nach '45 schon immer gerne mit Alibi-Juden geschmückt haben? Bevor Ihr jetzt Zeter und Mordio schreit, lest lieber hier [2] nach und verschont uns künftig mit Euren Vereinsmeiereien. Ob Corpsknäbchen oder Bürschlein es im 19. Jahrhundert mit- oder gegeneinender getrieben haben, interessiert im Zusammenhang mit Heine kein Aas. Punktum.
Außerdem: Rabe kann ja viel vermuten, aber Heines Mitgliedschaft bei den "lieben Westfalen" oder irgendeinem dieser Kaffeekränzchen lässt sich eben nur für die 5 Monate in Göttingen belegen. Da sein Leben relativ gut dokumentiert ist, er selbst weder in seinen Memoiren noch sonstwo eine spätere Mitgliedschaft erwähnt hat und auch keinen Anlass hatte, eine solche zu verschweigen, ist es eher wahrscheinlich, dass es bei den erwähnten 5 Monaten geblieben ist. Zumal der Verein ihn unter dubiosen Gründen rausgeschmissen hat. Heine hat auf solche Zurücksetzungen immer sehr empfindlich reagiert. Schon deshalb ist es nur schwer vorstellbar, dass er von sich aus noch einmal versucht hätte bei diesen Typen mitzumischen.
Und schließlich: Rabes Behauptung, Heine müsse ein "totaler Sozialkrüppel" gewesen sein, wenn er in Berlin nicht Mitglied einer Verbindung geworden wäre, ist ja wohl der Gipfel der Borniertheit. Als ob es nicht damals schon anregendere Gesellschaft gegeben hätte, als ein paar postpubertäre Jünglinge. Rabe muss nur ein paar Zeilen weiterlesen, um festzustellen, dass Heine in Berlin Anschluss an Kreise fand, die geistig mit Sicherheit anregender waren als ein paar besoffene Westfalen. Stefan Volk 13:04, 6. Jan 2005 (CET)


Geburtsdatum

Hallo und guten Tag,

zum Geburtsjahr des HH folgendes:

Alle zeitgenössischen Akten, die genaue Auskunft geben könnten, sind im Laufe der letzten 200 Jahre verloren gegangen. Nach heutigem Forschungsstand gilt aber als gesichert, dass Harry Heine - so sein Geburtsname - am 13. Dezember 1797 zur Welt kam.

Den 13.Dez.1797 liest man öfters, aber einen nachvollziebaren Beweis dafür habe ich noch in keiner Bio gelesen. Hat offenbar irgendwann mal einer vom anderen abgeschrieben usw. Fakt ist: Es gibt darüber, wie es auch im Artikel erwähnt wird, keine Unterlagen mehr. Hier sollten aber nur Fakten zählen. Falls jemand mehr weiß, her damit!

Müßte also zumindest heißen:

...wahrscheinlich am 13.Dezember 1797.

Heine selbst machte auch keineswegs ein Geheimnis um sein Geburtsdatum, sondern einen öfters wiederholten Scherz: Er behauptete gern, in der Sylvesternacht des 1.1.1800 geboren zu sein. Daher wäre er mit Fug und Recht der erste Mann des Jahrhunderts.

Mit Eitelkeit (ein kleines Geheimnis um sein genaues Geburtsdatum) hat das nicht das geringste zu tun.

Henri Bender

Na denn: Bedankt für den Hinweis. Wird gleich korrigiert Stefan Volk 14:29, 27. Jan 2005 (CET)

Gedichtinterpretation(en)

Die den Absatz einleitende Interpretation des Gedichts "Die Wanderratten" erscheint mir doch sehr eigenwillig, auch fragwürdig. Da heißt es: "..., war sich aber zugleich bewusst, dass der Materialismus und die Radikalität der kommunistischen Idee vieles von der europäischen Kultur vernichten würde, was er liebte und bewunderte. Ausdruck dieser Haltung ist sein Gedicht "Die Wanderratten" ..." - Das hört sich stark danach an, als wäre das Gedicht von Sorge über einen möglichen Sieg des Proletariats/Pöbels (nichts anderes ist im Grunde mit den "Wanderratten" gemeint), wie immer man sagen will, geprägt, weil die revolutionären hungerleidenden Massen die ach so schöne und erhabene "europäische Kultur" vernichten könnte. Tatsächlich aber solidarisiert sich Heine, wenn auch in einem bitteren, satirisch-polemischen Stil quasi nach dem Motto: "Erst das fressen, dann die Moral" eben mit den Unterprivilegierten, die weiß Gott andere Sorgen als die "europäische Kultur" (welche und wessen Kultur eigentlich?) hatten, und für deren Anliegen Heine mehr als nur Verständnis hatte. Sicherlich war Heine auch Romantiker, aber zugleich war er, zumal in jenen Jahren, ein sozialkritischer Sprachkünstler, der auch versuchte, mit romantisch-verklärender traditionell verstandener Ästhetik zu brechen und die Dinge (sozialen Zustände/Mißstände) ganz und gar nicht romantisch (oder erhaben sich vor der "europäischen Kultur" verneigend) beim Namen zu nennen, wie es eben auch bei "Die schlesichen Weber" (ein Fluch gegen Gott, König und (falschem) Vaterland) zum Ausdruck kommt - auch nicht gerade ein erhabenes, aber ein sehr politisch-engagiertes Gedicht, das Partei eben gegen die herrschende Kultur in Deutschland ergreift. Die von mir kritisierte Artikel-Interpretation von "Die Wanderratten" (das Gedicht hat ähnliche Intentionen wie "die schlesischen Weber") scheint mir doch ein ziemlich schräges und damit falsches Bild von Heines Motivation zu dem Gedicht zu geben. Es ist auch nicht als Kritik an Marx oder dessen Parteigängern zu verstehen. Das Gegenteil ist der Fall, auch wenn es stimmen mag, dass Heine zum Marxismus eine, wenn auch sympathisierende, aber kritische Distanz gehalten hatte. Er war jedenfalls kein Gegner des Sozialismus, eher schon Gegner des überbordenden Nationalismus der Deutschen, gerade und zunehmend auch dem der Burschenschaften. --Ulitz 22:51, 22. Apr 2005 (CEST)

Die kritisierte Passage stammt von mir, und ich halte sie nach wie vor für richtig. Sie besagt ja auch nicht, dass Heine den Sozialismus ablehnte, sondern nur, dass er für sich persönlich (als Künstler und Romantiker), dessen Auswirkungen fürchtete. Es mag aber stimmen, dass das zitierte Gedicht diese Haltung nicht so deutlich zum Ausdruck gebracht hat wie ich dachte. Deshalb habe ich es jetzt durch eine Passage aus dem Vorwort zur französischen Ausgabe von "Lutetia" ersetzt, in der Heine selbst in aller Deutlichkeit sagt, was er meint. Schöne Grüße Stefan Volk 17:36, 23. Apr 2005 (CEST)

Danke für die Aufklärung. Die Sache war mir nicht ganz so bewusst - wobei, ganz so falsch (in Teilen) scheinen meine Gedanken auch nicht gewesen zu sein. Immerhin - jetzt wird Heines Einstellung klarer und kommt in dem Zusammenhang deutlicher zum Ausdruck. So long --Ulitz 18:36, 23. Apr 2005 (CEST)

P.S.: Nachdem ich mir die Passage nochmal zu Gemüte geführt habe, klingt Heines Zitat in der ersten Hälfte doch auch arg (selbst)ironisch (oder war das die Sprache - seine ernst gemeinte Sprache - der Zeit ? Ich kann´s mir fast nicht vorstellen bei dem Ton, den er am Ende seines Lebens sonst angeschlagen hat - dieses überquellende "ach", "der" Dichter - verallgemeinernd, weg von seiner Person, "meine Lobeerhaine" (hatte er welche ?) - mir scheint er eher seine alten (in der rückblickenden Selbstbetrachtung "falschen") Illussionen dabei auf die Schippe zu nehmen), wobei er im 2. Teil des Zitats dagegen ernst und deutlich seine Abneigung/Hass gegen den Nationalismus der Deutschen ausdrückt. Übrigens: Das Gedicht "Die Wanderratten" hättest Du meinethalben ruhig drin lassen können - es hat was ... --Ulitz 23:44, 23. Apr 2005 (CEST)