Kaškäer
Die Kaskäer sind ein Volk, das zur Zeit des hethitischen Großreichs in Nordanantolien lebte. Früheste gesicherte hethitische Erwähnungen der Kaskäer stammen aus dem frühen 14. Jh. v. Chr. Daher nimmt ein Teil der Forschung an, daß sie erst zu jenem Zeitpunkt nach Nordanatolien gekommen sind. Ein anderer Teil der Forschung meint, dass sie indigen sind. Letzteres ist wahscheinlicher, da die bezeugten kaskäischen Namen sehr wahrscheinlich altanatolisch sind. Ein Fehlen in Texten, die sicher von 1400 v. Chr. datieren, ist damit zu erklären, daß wir aus dem Alten Reich wenig Quellen haben und daß die Region damals weitgehend unter hethitischer Kontrolle war. Die Kaskäer waren allenfalls Halbnomaden und in mindestens 9 verschiedene Stämme zersplittert. U.a. auch deshalb stellten sie eine ständige Bedrohung an der hethitischen Nordgrenze dar. Denn Verträge, die mit dem einen Stamm geschlossen wurden, ignorierten die anderen Stämmen. Ihre Einfälle ins Hethiterreich waren aber offenbar weniger Eroberungs- als vielmehr Plünderungszüge. Lediglich zur Zeit des Suppiluliuma I. (ca. 1345-1320 v. Chr.) sollen sich die Stämme zusammengeschlossen haben und eine zentrale Gewalt in Form eines Königs mit dem Namen Pihhunija besessen haben. Danach scheinen sie aber wieder uneins gewesen zu sein. Wenngleich die Kaskäer in hethitischen Texten aus der Zeit des Großreichs so oft wie nur wenige andere Völker erwähnt sind, wissen wir sehr wenig über sie. Das liegt schlicht daran, dass die Hethiter sich bei der Schilderung von Feldzügen und Festhalten von Verträgen auf das Wesentlichste beschränkten und keine Geschichtsschreibung a la Herodot praktizierten.
Ob die Kaskäer den Zusammenbruch des Hethiterreichs mitverursachten ist bis heute nicht geklärt. Sicher ist aber, daß sie nach 1200 v. Chr. das entstandene Vakuum nutzten und weit nach Südosten wanderten. Ab Ende des 12. Jh. begegnen sie als "Gasga" mehrfach in assyrischen Quellen. An einer Stelle in den Annalen des Tiglatpilesar I. (ca. 1114-1171 v. Chr.) heißt es, daß sie die Gebiete, die sie erobert hatten, nicht dauerhaft besiedelten. Daraus kann man ableiten, daß sie ihre Heimat am Schwarzen Meer aufgegeben hatten und nicht etwa ihr Territorium von dort bis nach Ostanatolien ausdehnten. Noch bis ins 8. Jh. begegnen sie sporadisch in assyrischen Texten. Offenbar hatten sie sich inzwischen in Ostanatolien festgesetzt und ein Reich gegründet. In Annalen Sargons II. werden die Kaskäer zum letzten Mal erwähnt. Danach verliert sich ihre Spur.
Archäologisch sind die Kaskäer bis heute nicht faßbar. Das liegt zum einen daran, daß sie offenbar keine größeren festen Siedlungen besaßen. Zum anderen ist es schwierig, z. B. Streufunde mit grober Keramik einem bestimmten Volk zuzuordnen. Außerdem sind systematische Ausgrabungen in Nordanatolien bis heute nur in sehr geringem Ausmaß unternommen worden.
Literatur
- Einar von Schuler, Die Kaskäer. Ein Beitrag zur Ethnographie des alten Kleinasien, Berlin 1965.