Tim Patterson
Der Erfinder von MS-DOS ist unter Tim Paterson zu finden
R. Timothy Patterson ist Geologe und Klimaforscher. Er ist Professor an der Fakultät für Geowissenschaften an der Carleton University und Direktor des Ottawa-Carleton Geoscience Centre in Ottawa in Kanada. Außerdem ist er Senior Visiting Fellow der School of Geography an der Queen's University in Belfast, Nordirland und hat einen B.Sc. in Biologie, einen B.A. in Geologie, beide von der Universität Dalhousie, Halifax und einen Ph.D. in Geologie von der University of California, Los Angeles (UCLA).
Karriere
Patterson ist kanadischer Leiter des Projekts 495 des UNESCO Programms für Internationale Geowissenschaften (IGCP) mit dem Titel „Quaternary Land-Ocean Interactions“. Es soll die Veränderung des Meeresspiegels in der Vergangenheit untersuchen und Vorhersagen für die Zukunft treffen. Patterson war darüber hinaus Principal Investigator bei Projekten des Natural Science and Engineering Research Council of Canada (NSERC) und der Canadian Foundation for Climate and Atmospheric Sciences (CFCAS). In diesen Forschungen wurden hochpräzise Klimadaten aus Meeresbecken westlich von Kanada gewonnen.
Er war Gründungsherausgeber der Zeitschrift Palaeontologia Electronica (1998-2000), und ist zur Zeit Mitherausgeber des Journal of Foraminiferal Research, einer Zeitschrift für Mikropaläontologie.
Forschung
Bis zum Jahr 2007 hatte Patterson über 120 Artikel in Zeitschriften mit Peer-Review veröffentlicht. Seine Forschung betont die Dynamik von Klima und Meeresspiegelveränderungen über die letzten Jahrtausende, außerdem erforscht er den Umwelteinfluss von Landnutzung in agrarischen und städtischen Umgebungen.
In Anerkennung seiner Forschungsleistung wurde Patterson der 2002-2003 Carleton University Research Achievement Award für „herausragende Forschung“ verliehen.
Klimawandel
In einer im Jahr 2004 veröffentlichten Studie schreibt Patterson, dass abrupte Klimawechel und langfristige klimatische Fluktuationen des späten Holozäns mit externen Faktoren wie Veränderungen der Solaren und Kosmischen Einstrahlung gut korreliert werden können[1][2]. Als Resultat seiner Forschungen nimmt Patterson in der Kontroverse um die globale Erwärmung eine skeptische Position ein und wendet sich gegen viele Szenarien des Klimawandels, wie sie vom IPCC prognostiziert werden.
Speziell in Kanada wird der Umgang mit dem Klimawandel kontrovers diskutiert[3], Pattersons Darlegungen wurden bei Parlamentsanhörungen und unter anderem bei Vorträgen vor dem kanadischen Chapter des Club of Rome entsprechend wahrgenommen. Im Jahr 2005 sagte er bei einer Anhörung des Umweltausschusses des kanadischen Parlamentes zur Implementierung des Kyotoprotokolls : „Es gibt keine bedeutsame Korrelation zwischen CO2-Konzentrationen und der Temperatur der Erde über diesen geologischen Zeitrahmen. Tatsächlich war der Planet - als die CO2-Konzentration mehr als zehnmal so hoch war wie heute, vor rund 450 Mio. Jahren - mitten in der absolut kältesten Periode in den letzten 500 Mio. Jahren. ... Wie kann auf Grundlage dieses Beweises irgend jemand immer noch daran glauben, dass das neuere, relativ kleine Anwachsen der CO2-Konzentration die Hauptursache der moderaten Erwärmung im vergangenen Jahrhundert wäre?“[4]
Juni 2007 veröffentlichte Patterson einen Artikel, in dem er vorhersagte, dass sich das Klima abkühlen werde, da die Sonne im Jahr 2018 in den Sonnenfleckenzyklus 25 eintreten würde. Er stützte seine Vorhersage auf die enge Korrelation zwischen Sonnen- und Klimazyklen in stratigraphischen und paläoklimatischen Analysen verschiedener Sedimentbohrkerne[5]. Sonnenzyklus 25 würde in etwa so schwach ausfallen wie Sonnenzyklen Anfang des 19. Jahrhunderts, also gegen Ende der Kälteperiode der sogenannten Kleinen Eiszeit.
Im Juni 2007 sagte Patterson, dass „die Klimaabkühlung, die mit dem Sonnenzyklus 25 verbunden ist, den Agrarsektor Kanadas betrifft. ... Eine Abkühlung, wie sie ab ca. 2018 eintreten wird, wäre eine agrarische und nationale Katastrophe.“[5]
Wissenschaftlicher Hintergrund und Kontroverse und Streit um die angeführte Beweisführung
Patterson bezieht sich bei seinen Aussagen grundsätzlich auf eigene (geologische) Forschungen, so Untersuchungen an Bohrkernen in Land-See Grenzbereichen im Holozän und deren Klimazyklizität. Den Arbeiten zufolge sind sie in Übereinstimmung mit dem Verlauf der kosmischen Höhenstrahlung, regionale Studien hat er unter anderem für Ontario[6], British Columbia[7][8] wie den Nordostpazifik[1] erstellt. Patterson leitet aus seinen Forschungen auch Aussagen u.a. zur Ergiebigkeit von kommerziell bedeutenden Fischvorkommen[2] in Abhängigkeit der Sonnenaktivität ab.
Die Ergebnisse widersprechen dem IPCC Konsens eines geringeren Einflusses der Sonnenaktivität gegenüber Treibhausgasen deutlich.[5] Darüber hinaus bezieht sich Patterson ausdrücklich[5] auf Arbeiten, die im gesamten Phanerozoikum Temperatur und Kohlendioxid deutlich voneinander entkoppelt sehen und drüber hinaus den Einfluss der kosmischen Höhenstrahlung für einflussreicher betrachten als die Klimawirkung durch den Anteil von Treibhausgasen. In einem 2000, in der abgedruckten Version sehr vorsichtig formulierten Leserbrief[9] an Nature von Jan Veizer, Yves Godderis und Louis M. François wurden dabei folgende Möglichkeiten angeführt:
- Mögliche Variationen bei den für Klimaveränderungen verantwortlichen Mechanismen,
- Ungenauigkeiten bei den (mit unterschiedlichen Methoden über den Gesamtzeitraum) rekonstruierten Kohlendioxidkonzentrationen
- oder (bei Anwendung des in der Geologie grundlegenden Aktualismuskonzepts) es sei der Kohlendioxidmechanismus nur begrenzt wirksam und die kosmische Höhenstrahlung von höherer Bedeutung
Die letztere Folgerung wurde 2003 in einer Veröffentlichung bei der Geological Society of America von Jan Veizer und Nir J. Shaviv detailliert untermauert und ausgeführt.[10]
Im deutschsprachigen Raum reagierten am IPCC orientierte Klimatologen auf die Vorausmeldung der Veröffentlichung mit einer gemeinsamen Pressemeldung des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).[11] Jan Veizer und Nir J. Shaviv wiesen persönliche Angriffe zurück und betonten, unabhängig voneinander auf vergleichbare Schlüsse gekommen zu sein. Sie wiesen auch darauf hin, dass die Wirksamkeit einer Verdoppelung des CO2-Gehalts bei Anwendung ihrer Thesen auf das vergangene Jahrhundert bei ungefähr 1.5 Grad liege und somit nur mit dem oberen Bereich des beim IPCC angenommenen Intervalls von „1.5 bis 4.5 Grad Celsius“ nicht übereinstimme.
Pattersons Darstellung vor dem Umweltausschuss des Kanadischen Parlaments

Die von Patterson angesprochene Periode ist das Hirnantium, eine Vereisungsperiode innerhalb des Ordoviziums, in der es zu grossräumigen Vereisungen und damit verbunden, zu einer globalen Meeresspiegelabsenkung von ca. 80 Metern kam.
Die CO2 Konzentration der damaligen Atmosphäre war mit wahrscheinlich ca. 4.200 ppm etwa 11 mal so hoch wie heute, jedoch herrscht über den genauen Wert sehr große Unsicherheit (s. Abbildung).
Eine Rekonstruktion vergangener Klimate ist bereits für den Zeitraum der letzten 15.000 Jahre erheblich fehlerbehaftet;[12] eine Abschätzung der Globaltemperaturen aus einer Zeit, die 30.000 mal weiter in der Vergangenheit liegt, kann nicht mit Klimaproxies wie beispielsweise Pollen oder Eisbohrkerne abgesichert werden, was die Unsicherheiten der Temperaturrekonstruktion nochmals vergrößert.
Die Strahlungsleistung der Sonne war vor 450 Mio. Jahren bedeutend geringer als heute.[13][14][15] Damals strahlte die Sonne um ca. 50 Watt/m² schwächer.[16] Um überhaupt genügend Wärme auf der Erde zu halten, damit Wasser in flüssiger Form existieren konnte, bedurfte es folglich sehr großer Mengen an Treibhausgasen, denn der Zusammenhang zwischen Strahlungsantrieb und Treibhausgaskonzentration verläuft logarithmisch.[17]
Zum Vergleich: Während der letzten Eiszeiten lag der Strahlungsantrieb lediglich um ca. 7 Watt unter dem heutigen Wert.[18]
Patterson stellt vor dem kanadischen Parlament einen Zusammenhang zwischen Temperatur und Kohlendioxidgehalt her, wie sie vor 450 Mio. Jahren geherrscht haben. Sowohl im Bezug auf die damalige Temperatur wie auch die damals herrschenden Treibhausgaskonzentrationen bestehen große Unsicherheiten. Er verwendet gar den Begriff Beweis, obwohl das Ergebnis von zwei unsicheren Eingangsparametern (Temperatur & CO2) kein sicheres Ergebnis liefern kann. Darüber hinaus lässt er in seiner Argumentation einen elementaren Faktor - die damals signifikant geringere Sonnenleistung - weg.
Im Rahmen der Theorie vom Schneeball Erde wurde errechnet, dass zum Auftauen eines total vereisten Planeten die 350-fache CO2-Konzentration (im Vergleich zu heute) notwendig wäre[19][20]; niedrige globale Durchschnittstemperaturen bei hohen CO2-Niveaus sind also - entgegen Pattersons Darstellung - sehr wohl plausibel und im Einklang mit geltenden Vorstellungen zu den Wirkmechanismen dieses Treibhausgases (Aktualismuskonzept).
Ausgewählte Veröffentlichungen
- R. Timothy Patterson, Andreas Prokoph, Eduard Reinhardt, Helen M. Roe: Climate cyclicity in late Holocene anoxic marine sediments from the Seymour-Belize Inlet Complex, British Columbia. Marine geology, Bd. 242, Nr. 1-3, S. 123-140, 2007
- R.T. Patterson, A.P. Dalby, H.M. Roe, J.-P. Guilbault, I. Hutchinson, J.J. Clague: Relative utility of foraminifera, diatoms and macrophytes as high resolution indicators of paleo-sea level. Quaternary Science Reviews, Bd. 24, S. 2002-2014, 2005
- A.S. Chang, R.T. Patterson: Climate shift at 4400 years BP: Evidence from high-resolution diatom stratigraphy, Effingham Inlet, British Columbia, Canada. Palaeogeography, Palaeclimatology, Palaeoecology, Bd. 226, S. 72-92, 2005
- R.T. Patterson, A. Prokoph, A.S. Chang: Late Holocene sedimentary response to solar and cosmic ray activity influenced climate variability in the NE Pacific. Sedimentary Geology, Bd. 172, S. 67-84, 2004
- A. Prokoph, R.T. Patterson: Application of wavelet and discontinuity analysis to trace temperature changes: Eastern Ontario as a case study. Atmosphere Ocean. Bd. 42, S. 201-212, 2004.
- R.T. Patterson, A.D. Fowler, B. Huber: Evidence of Hierarchical Organization in the Planktic Foraminiferal Evolutionary Record. Journal of Foraminiferal Research, Bd. 34, Nr. 2, S. 85-95, 2004.
- R.T. Patterson, A. Prokoph, C. Wright, A.S. Chang, R.E. Thomson, D.M. Ware: Holocene Solar Variability and Pelagic Fish Productivity in the NE Pacific. Palaeontologia Electronica, Bd. 6, Nr. 1, 17 Seiten, 2004
- W.R. Gehrels, G.A. Milne, Jason R. Kirby, R.T. Patterson, D.F. Belknap: Late Holocene sea-level changes and isostatic crustal movements in Atlantic Canada. Quaternary International, Bd. 120, S. 79-89, 2004.
- Martin Durkin: The Great Global Warming Swindle, DVD, WAG TV 2007. In den Extras ist unter dem Punkt Some real science ein kompletter Seminarvortrag von Tim Patterson zu sehen, der seine klimaskeptischen Thesen darstellt und begründet.
Akademische Mitgliedschaften
- Direktor von Coquina Press, Herausgeber von Palaeontologia Electronica
- Geological Society of America (GSA)
- Society for Sedimentary Geology (SEPM)
- North American Micropaleontological Society (NAMS)
- International Climate Science Coalition: Patterson ist derzeitiger Chairman dieses internationalen Zusammenschlusses klimaskeptischer Wissenschaftler.
Einzelnachweise
- ↑ a b R.T. Patterson, A. Prokoph, A.S. Chang: Late Holocene sedimentary response to solar and cosmic ray activity influenced climate variability in the NE Pacific. Sedimentary Geology, Bd. 172, S. 67-84, 2004
- ↑ a b R.T. Patterson, A. Prokoph, C. Wright, A.S. Chang, R.E. Thomson, D.M. Ware: Holocene Solar Variability and Pelagic Fish Productivity in the NE Pacific. Palaeontologia Electronica, Bd. 6, Nr. 1, 17 Seiten, 2004 (doi:10.1016/j.sedgeo.2004.07.007, Kurzfassung)
- ↑ Eine massive Erschließung der umfangreichen Ölsandvorkommen in der Provinz Alberta wäre nur schwierig in Einklang mit den Verpflichtungen des Landes aus dem Kyotoabkommen zu bringen. Kanada würde auch durch eine weiteren Öffnung der Nordwestpassage für die Schifffahrt wie auch mögliche erweiterte landwirtschaftliche Nutzungen von einer globalen Erwärmung profitieren
- ↑ Zitiert nach Tom Harris, 12.Juni 2006 in der Canada Free Press: '"The Inconvenient Truth" is indeed inconvenient to alarmists
- ↑ a b c d Zeitungsbericht dazu: R. Timothy Patterson: Read the sunspots. Financial Post, 20.6.2007
- ↑ A. Prokoph, R.T. Patterson: Application of wavelet and discontinuity analysis to trace temperature changes: Eastern Ontario as a case study. Atmosphere Ocean, Bd. 42, S. 201-212, 2004
- ↑ R. Timothy Patterson, Andreas Prokoph, Eduard Reinhardt, Helen M. Roe: Climate cyclicity in late Holocene anoxic marine sediments from the Seymour-Belize Inlet Complex, British Columbia. Marine geology, Bd. 242, Nr. 1-3, S. 123-140, 2007
- ↑ A.S. Chang, R.T. Patterson: Climate shift at 4400 years BP: Evidence from high-resolution diatom stratigraphy, Effingham Inlet, British Columbia, Canada. Palaeogeography, Palaeclimatology, Palaeoecology, Bd. 226, S. 72-92, 2005
- ↑ (Ján Veizer, Yves Godderis, Louis M. François: Evidence for decoupling of atmospheric CO2 and global climate during the Phanerozoic eon. Nature, Bd. 408, S. 698-701, 7. Dezember 2000 (Leserbrief, Online-Version)
- ↑ Nir J. Shaviv, Ján Veizer: Celestial driver of Phanerozoic climate. GSA Today, S. 4–10, 2003
- ↑ Dr. Josef König: Schlagabtausch über die Ursachen des Treibhauseffekts - zurück zur sachlichen Diskussion., Pressestelle Ruhr-Universität Bochum, 31.10.2003, mit beiden Pressemeldungen und weiteren Informationen
- ↑ Wikipedia: Verschiedene Temperaturrekonstruktionen der vergangenen 15.000 Jahre
- ↑ Wikipedia: Paradoxon der schwachen jungen Sonne
- ↑ Wikipedia: Methanhypothese
- ↑ Wikipedia: Solarkonstante
- ↑ Die Solarkonstante liegt heute bei 1367 W/m². Die Sonnenleistung steigt alle 100 Mio Jahre um 1%; vor 450 Mio Jahren strahlte die Sonne somit um 4,5%=61,52 Watt schwächer. Abgerundet ergibt sich eine Grössenordnung von 50 Watt
- ↑ IPCC Third Assessment Report, Working Group I: The Scientific Basis.
- ↑ Wikipedia: Klimasensitivität
- ↑ Paul F. Hoffman and Daniel P. Schrag: The Snowball Earth. Website von Paul Hoffman an der Harvard Universität
- ↑ Joachim Schüring: Schneeball Erde: Ein Ende mit Schrecken. Spektrum direkt
Weblinks
- Pattersons Homepage an der Carleton University
- Veröffentlichungen von Patterson (mit Peer-Review)
- Patterson: Read the Sunspots, Financial Post 2007. Artikel im Rahmen der Reihe The Deniers: The National Post's series on scientists who buck the conventional wisdom on climate science.
- Biographie Pattersons auf der Website der International Climate Science Coalition, u.a. mit Videoaufnahmen von Pattersons Vorträgen im kanadischen Parlament wie auch beim kanadischen Chapter des Club of Rome
Personendaten | |
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NAME | Patterson, R. Timothy |
KURZBESCHREIBUNG | Kanadischer Geologe und Klimaforscher |