Zum Inhalt springen

Harald Welzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. Januar 2009 um 14:59 Uhr durch Cholo Aleman (Diskussion | Beiträge) (+ lückenhaft - geburtsort etc, studien fehlen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Harald Welzer (* 1958) ist ein deutscher Sozialpsychologe.

Harald Welzer, Hennef, 9. November 2007

Welzer leitet die Forschungsgruppe "Erinnerung und Gedächtnis" am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und ist Forschungsprofessor für Sozialpsychologie an der Universität Witten/Herdecke.

Wirken

Harald Welzer vertritt die Auffassung, dass die heutigen deutschen Schulen zunehmend Wert auf die Vermittlung von reinem Wissen und kognitiven Fähigkeiten legen, und nicht mehr auf Leistung, was eine bedauerliche Entwicklung sei. Dies sei nicht das, was der Mensch eigentlich zum Leben brauche. In diesem Zusammenhang kritisierte er beispielsweise Pläne von Politikern und dem Wunsch von Teilen der Öffentlichkeit, das Einschulungsalter zu senken oder Kinder schon früher in die Vorschule einzuführen.

In seinem Buch „Opa war kein Nazi“ beschäftigt er sich mit der Zeit des Nationalsozialismus aus sozialpsychologischer Sicht, indem er das Verhalten von Menschen im Alltag während des Nationalsozialismus sowie Formen familiärer Erinnerungstradierung untersucht. Dabei fällt auf, dass es mit der deutschen Vergangenheitsbewältigung nicht weit her ist. Von Täterschaft oder Verantwortung ist in den Familien wenig zu hören gewesen. Verharmlosungen und vorgebliches Nichtwissen tauchen dagegen sehr oft auf. Aus dem abstrakten Wissen über den Holocaust wird bei konkreten Personen im persönlichen Umfeld schließlich das Gegenteil. Beteiligte Familienmitglieder werden sogar als Opfer oder als Helden geschildert.

Im Buch „Klimakriege“ beschreibt Welzer den Klimawandel als noch immer unterschätzte Bedrohung des menschlichen Zusammenlebens. Er werde als Naturkatastrophe betrachtet, es seien aber die sozialen Effekte, die aus den Klimaveränderungen erst Katastrophen werden ließen. Im Zuge dieser Entwicklungen werde Gewalt zunehmend wieder als Problemlösungsstrategie angesehen. Der Zusammenbruch der politischen und sozialen Ordnung in weiten Teilen der Welt werde zu einem „Dauerkrieg“ führen. Dies sei nur abzuwenden, wenn die wohlhabenden Bevölkerungen der Industrieländer ihren bisherigen Konsumstil veränderten.

Werke

(Auswahl)

  • Das kommunikative Gedächtnis. Eine Theorie der Erinnerung, Beck, München 2002, ISBN 3-406-49336-X
  • Opa war kein Nazi. Nationalsozialismus und Holocaust im Familiengedächtnis. S. Fischer, Frankfurt/M. 2002, (Fischer Taschenbuch; Bd. 15515), 246 S. Mit Sabine Moller, Karoline Tschuggnall, Olaf Jensen, Torsten Koch, ISBN 3-596-15515-0
  • Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Erinnerung, Tradierung, Hamburger Edition, Hamburg 2001, ISBN 3-930908-66-2
  • Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, von Harald Welzer, Michaela Christ, S. Fischer, Frankfurt/M., 4. Aufl., 2005, ISBN 3-10-089431-6
  • Das autobiographische Gedächtnis. Hirnorganische Grundlagen und biosoziale Entwicklung, von Hans J. Markowitsch, Harald Welzer, Klett-Cotta, 2. Aufl., 2005, ISBN 3-608-94406-0
  • Der Krieg der Erinnerung. Holocaust, Kollaboration und Widerstand im europäischen Gedächtnis, von Harald Welzer (Hg.), S. Fischer, Frankfurt/M. 2007, ISBN 3596172276
  • Klimakriege. Wofür im 21. Jahrhundert getötet wird, S. Fischer, Frankfurt/M. 2008, ISBN 3-100-89433-2

Rezension des Buches: Täter

Rezension des Buches: Klimakriege

  • [1] Filmversion des Vortrages „Holocaust-Täterforschung: Entwicklung von sozialen Gruppen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen“ auf der Jugendpflegertagung des Landesjugendamtes Rheinland“ (Version für Windows-Mediaplayer)
  • [2] Wirtschaftskrise: Warum keiner mehr durchblickt, Harald Welzer im Gespräch mit Nils Minkmar, faz.net, 7. Dezember 2008
  • [3] Ein schlechtes Gewissen reicht nicht. Gespräch mit Jan Feddersen und Reiner Metzger über „Klimakriege“ in der taz vom 18. April 2008
  • [4] Harald Welzer, Gedächtnisforscher und Sozialpsychologe im Gespräch mit Eva Lauterbach aus der SWR 2-Sendereihe Zeitgenossen vom 28. Mai 2006 (ca. 45 Min.) (zum Abhören mit Real Audio)
  • [5] Die harmlosen Bestien. Wie aus normalen Menschen Massenmörder werden. Vortrag von Harald Welzer aus der SWR 2-Sendereihe Aula vom 30. Oktober 2005 (Manuskript)
  • [6] Mein Opa und die Nazis. Über Geschichte, Erinnerung und Subjektivität. Vortrag von Harald Welzer aus der SWR 2-Sendereihe Aula vom 25. Juli 2004 (Manuskript)
  • [7] Siv Stippekohl: Opa war kein Nazi – Erinnerung in Ost und West (Für das NDR-1-/Radio-MV-Hörfunkprojekt „Erinnerungen für die Zukunft“ mit Sabine Moller)