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Sorbische Sprache

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Sorbisch (Wendisch)

Gesprochen in

Deutschland
Sprecher ca. 60.000
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in -
Sprachcodes
ISO 639-1

wen

ISO 639-2 (B) – (T) –


Serbšćina, Serbska rěč

Das Sorbische (auch: Wendisch genannt) gehört zur Gruppe der westslawischen Sprachen. Man unterscheidet zwei Schriftsprachen, die wiederum in mehrere Dialekte zu untergliedern sind:

Der Language Code ist (nach ISO 639):

  • für das Sorbische insgesamt: wen
  • für Niedersorbisch: dsb
  • für Obersorbisch: hsb.

Sorben in Deutschland

Insgesamt leben in Deutschland ca. 60.000 Sorben, davon ca. 40.000 in Sachsen und ca. 20.000 in Brandenburg. Somit ist das Sorbische nach dem Dänischen zweitgrößte Minderheitensprache Deutschlands. Da es eine feste Nationalitätenzugehörigkeit für deutsche Staatsbürger nicht gibt, sind diese Zahlen auf der Basis von Hochrechnungen entstanden, und demzufolge vergleichbar genau anderen Angaben (auch hier in der Wikipedia). Die tatsächliche Anzahl der aktiven Sprecher ist wesentlich geringer. Nur eine kleine Minderheit spricht im Alltag primär Sorbisch, eine größere ist primär deutschsprachig, spricht und versteht es aber noch (gegebenfalls nur gelegentlich und teilweise); das sorbische Zugehörigkeitsgefühl reicht deutlich darüber hinaus. Anders als das Obersorbisch gilt das Niedersorbische als akut vom Aussterben bedroht.

Sorbische Grammatik

Die sorbische Grammatik kennt sieben Fälle:

  1. Nominativ
  2. Genitiv
  3. Dativ
  4. Akkusativ
  5. Instrumental
  6. Lokativ
  7. Vokativ

Bemerkenswert ist, dass es neben Singular und Plural noch den Dual (=Zweizahl) gibt. Singular: ruka ("Hand") Dual: ruce ("zwei Hände") Plural: ruki ("mehr als zwei Hände")

Im Gegensatz zu anderen westslawischen Sprachen (Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Kaschubisch) hat sich in der obersorbischen Schriftsprache und einem Teil der Dialekte bis in die heutige Zeit auch das synthetische Präteritum (Aorist, Imperfekt) erhalten. Auch in der niedersorbischen Schriftsprache war diese Form gebräuchlich, ist aber im Laufe des 20. Jahrhunderts immer seltener geworden und wird heute kaum noch verwendet. Das geschriebene Sorbische kann von Muttersprachlern der westslawischen Sprachen zumindest verstanden werden.

Das Niedersorbischen hat dafür aber das Supinum (als Variante des Infinitivs nach Verben der Bewegung) erhalten, z. B. "njok spaś" (ich will nicht schlafen) gegenüber "źi spat" (geh schlafen).

Geschichte des Sorbischen

Die Geschichte des Sorbischen in Deutschland nahm mit der Völkerwanderung (etwa seit dem 6. Jahrhundert) ihren Anfang. Seit dem 12. Jahrhundert, mit dem massenhaften Zuzug von bäuerlichen germanischen bzw. deutschen Siedlern aus Flandern, Sachsen, Thüringen und Franken und der vorangegangenen Verwüstung des Landes durch kriegerische Handlungen begann der langsame Rückgang der sorbischen Sprache.

Hinzu kam, dass das Sorbische eine rechtlich untergeordnete Stellung gegenüber dem Deutschen bekam, die u.a. im Sachsenspiegel festgeschrieben wurde. Später kamen Sprachverbote hinzu: 1293 wurde das Sorbische in Bernburg (Saale) vor Gericht verboten, 1327 in Altenburg, Zwickau und Leipzig, 1424 in Meißen. Weiterhin gab es in vielen Zünften der Städte des Gebietes die Maßgabe, nur Mitglieder deutschsprachiger Herkunft aufzunehmen.

Das Kerngebiet der Milzener und Lusizer, zwei der etwa 20 sorbischen Stämme, die in etwa in der heutigen Lausitz lebten, war von deutschsprachiger Neusiedlung und rechtlichen Beschränkungen relativ wenig betroffen. Die Sprache hatte daher dort einen guten Halt. Die Sprecherzahl wuchs dort bis in das 17. Jahrhundert zu über 300.000 Sprechern an.

Ältestes Sprachdenkmal des Obersorbischen ist der Budissiner (Bautzener) Bürgereid in sorbischer Sprache aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Wichtige sorbische Dichter und Schriftsteller

siehe auch die Liste sorbischsprachiger Schriftsteller

Siehe auch: Sorben, Elbslawen, Surbi