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Bienen

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Bienen

Die Holzbiene, unsere größte einheimische Biene

Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Insekten (Insecta)
Vorlage:Subclassis: Fluginsekten (Pterygota)
Vorlage:Superordo: Neuflügler (Neoptera)
Vorlage:Ordo: Hautflügler (Hymenoptera)
Vorlage:Subordo: Taillenwespen (Apocrita)
Vorlage:Superfamilia: Bienen (Apoidea)

Die Bienen (Apoidea) sind eine Überfamilie aus der Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera). Umgangssprachlich wird der Begriff Biene meist auf eine einzelne Art, die Europäische Honigbiene (Apis mellifera) reduziert, die wegen ihrer Bedeutung als staatenbildender Honigproduzent, aber auch ihrer Wehrhaftigkeit besondere Aufmerksamkeit erfährt. Dabei wird übersehen, dass es sich bei den Bienen um eine recht große Gruppe mit sehr unterschiedlichen Arten handelt.

Systematik

Eine Honigbiene auf einer Majoran-Blüte
Mauerbiene auf Blüte
Mauerbiene (Wildbiene)
Wildbiene (möglicherweise Feldweg-Schmalbiene)

Weltweit schätzt man die Zahl der Bienenarten auf rund 20.000. Davon sind in Europa etwa 700 Arten heimisch, davon wiederum etwa 500 in Deutschland. Die über einen Wehrstachel verfügenden Bienen gehören zu den Stechimmen.

Die Bienen bilden nach allgemeiner Überzeugung eine monophyletische Gruppe, allerdings gibt es unterschiedliche Ansichten, ob dieser Gruppe der Rang einer Überfamilie (Apoidea) oder einer Familie (Apidae i.w.S.) zukommt. Für ersteres spricht die Möglichkeit der Unterteilung in die Familien (siehe unten ), die sich inzwischen etabliert haben, letzteres drückt besser die Verwandtschaftsverhältnisse zu den Familien der paraphyletischen Gruppe der Grabwespen aus. Die Systematiker sind sich auch über die Aufteilung in Untergruppen nicht ganz einig, aber nach weit gehender Übereinstimmung erkennt man neun Familien an:

Die Apidae unterteilen sich wiederum in folgende Unterfamilien und Gattungen:

  • Apinae (Honigbienen)
    • Apis (7 Arten, davon bei uns heimisch nur die Westliche oder Europäische Honigbiene)
  • Bombinae
  • Meliponinae (3 Gattungen)
  • Euglossinae
    • Euglossa

Ernährung

Bienen ernähren sich rein vegetarisch. Ihre wichtigste Nahrungsquelle sind süße Planzensäfte, insbesondere der Nektar von Blüten. Für die Eiweißversorgung sind sie auf die deren Pollen angewiesen. Staatenbildende Arten wie die Europäische Honigbiene stellen als Wintervorrat aus Nektar und Körpersäften Honig her, der von den Imkern aus den Waben genommen werden kann. Da die Bienen für den Winter in diesem Fall eine Ersatznahrung benötigen, füttert der Imker für den ganz oder teilweise entnommenen Honig eine konzentrierte Zuckerlösung, welches die Bienen als Wintervorrat in den Zellen lagern, vorher invertieren und eindicken.

Dieses Winterfutter wird genau wie der Honig mit einer luftdichten selbsterzeugten Wachsschicht vor Feuchtigkeit geschützt.

Entwicklungsgeschichte

Bienen sind in der Erdgeschichte ungefähr gemeinsam mit den Blütenpflanzen, den Angiospermen, vor knapp 100 Millionen Jahren aufgetreten. Die älteste fossile Biene ist 90 Millionen Jahre alt. Sie wurde eingebettet in Bernstein im amerikanischen Staat New Jersey gefunden.

Vermutlich haben sich Bienen und Blütenpflanzen gemeinschaftlich entwickelt und ihre Entwicklung gegenseitig gefördert: Vorläufer der heutigen Bienen könnten sich von den Pollen windbestäubender Pflanzen ernährt haben. Indem sie die Pollen von Pflanze zu Pflanze weiter trugen, verbesserten sie deren Fortpflanzungschancen. Die Pflanzen begannen sich darauf einzustellen und entwickelten süße Säfte, um die Tiere an sich zu binden. Mit der Zeit passten sich beide, Bienen und Blütenpflanzen, immer besser aneinander an: die Pflanzen entwickelten ihre heutigen Blütenformen mit tiefen Nektarkelchen und Staubfäden, die Bienen ihre langen Rüssel, um gut an den Nektar heranzukommen, und ihr speziell an den Pollentransport angepasstes Haarkleid.

Heute sind Bienen und Blütenpflanzen perfekt aufeinander abgestimmt und wechselseitig aufeinander angewiesen. Eine solche gemeinschaftliche Entwicklung bezeichnet man als Ko-Evolution.

Stammesgeschichtliche Vorläufer der Bienen sind wahrscheinlich wespenähnliche Tiere, beispielsweise Vorläufer der heutigen Grabwespen. Viele Grabwespenarten versorgen ihre Brut mit einem Nahrungsvorrat, indem sie ein Beutetier mit einem Stich lähmen und dann gemeinsam mit ihrem Ei oder ihren Eiern vergraben. Dieses Brutverhalten ähnelt dem der heutigen Solitärbienen, mit dem Unterschied, dass letztere kein Beutetier, sondern Pollen als Nahrungsvorrat für ihren Nachwuchs verwenden.

Sozialverbände und Staaten

Bienenschwarm

Hochsoziale Gemeinschaftsformen, insbesondere Staaten wie bei der Honigbiene, sind unter den Bienenarten die Ausnahme. Solche Gemeinschaften konzentrieren sich fast ausschließlich auf die Familie der Apinae, nämlich auf Apis mit 7 Arten, Bombinae mit rund 200 und Meliponinae mit rund 300 Arten.

Die überwältigende Mehrzahl aller Bienenarten sind Solitärbienen und Kuckucksbienen, die keine Insektenstaaten bilden, sondern alleine leben und nur für die eigene Nachkommenschaft Brutpflege betreiben. Das Ei wird bei Solitärbienen zusammen mit einem Nahrungsvorrat abgelegt und der Ablageplatz fest verschlossen. Kuckucksbienen sind Brutschmarotzer, die ihre Eier in die Brutzellen anderer Bienenarten legen, wo diese die Larve töten und sich vom Nahrungsvorrat ernähren.

Zwischen solitärer Lebensweise und der Staatenbildung gibt es eine ganze Skala von Zwischenformen:

  • Gemeinschaftliches Abwehrverhalten bei größeren Ansammlungen von Bienen, die ansonsten in unabhängiger Nachbarschaft nebeneinander her leben. Beispielsweise wurde bei der Weiden-Sandbiene (Andrena Vaga) und der Gemeinen Pelzbiene (Anthophora acervorum) Schwarm-Angriffe auf Menschen beobachtet, die in den Flugbereich einer Kolonie gerieten.
  • Überwinterungsgemeinschaften in gemeinschaftlich genutzten Erdhöhlen oder Pflanzen-Aushöhlungen.
  • Schlafgemeinschaften von Bienenmännchen im Frühjahr. Diese Schlafgemeinschaften finden sich meist an exponierten Stellen zusammen, insbesondere an der Spitze von Pflanzenstängeln. Der biologische Sinn dieser Gemeinschaften ist noch unklar, da die Tiere in ihnen weder Nahrung noch Schutz vor Feinden, Kälte oder Wind finden.
  • Nistgemeinschaften mit gemeinsamen Nesteingängen. Innerhalb der Nistgemeinschaft besetzt jedes Weibchen eine eigene Zelle, in der es ihr eigenes Ei ablegt. Bei Gedränge am Eingang nehmen die Weibchen aufeinander Rücksicht.
  • Wachdienste am Eingang der Nistgemeinschaften.
  • Zusammenarbeit bei der Anlage und der Verproviantierung der Zellen.
  • Arbeitsteilung bei der Fortpflanzung: Nur ein Teil der Weibchen legt Eier, die anderen kümmern sich um Nestbau, Proviant und Wachdienst.
  • Brutpflege durch Nachfütterung der Larven und Beiseiteschaffen von deren Kot.
  • Weitere Spezialisierung bei der Fortpflanzung. Bei der Furchenbiene Laxioglossum pauxillum beispielsweise baut das überwinterte Weibchen im Frühjahr einen Nestgang mit bis zu 25 Zellen, in das sie ihre Eier legt. Die Nachkommen pflanzen sich nicht fort, sondern erweitern das Nest und pflegen die weitere Nachkommenschaft ihrer Mutter. Erst im Spätsommer werden Männchen und größere, fortpflanzungsfähige Weibchen geboren. Die Mutter stirbt, und die begatteten Jungweibchen gründen im nächsten Frühjahr neue Kolonien. Dieses Fortpflanzungs- und Brutpflegeverhalten kommt den Verhältnissen in einem Bienenstaat schon recht nahe.

Solche mehr oder weniger ausgeprägten Formen sozialer Gemeinschaft wurden bei der Gattung Euglossa sowie innerhalb der Familien der Halictidae, der Anthophoridae, der Megachilidae und der Andrenidae beobachtet.

Stachel

Der Giftstachel der Bienen, auch Wehrstachel genannt, ging in der Entwicklungsgeschichte aus einem Legestachel hervor. Die Pflanzenwespen benutzen den Stachel zum Anstechen von Pflanzen für die Eiablage, bei den Legimmen, wie etwa den Schlupfwespen, wird das Ei im Körper eines Wirtstieres abgelegt. Bei den Stechimmen wandelte sich die Funktion des Stachels, er dient zur Verabreichung von Gift um Beutetiere zu lähmen, die als Larvennahrung dienen. Schließlich hat bei den Bienen, die ihre Larven ausschließlich mit Blütenpollen versorgen, der Stachel eine reine Verteidigungsfunktion. Besondere Bedeutung hat dabei die Verteidigung des Staates bei den staatenbildenden Bienen (speziell Honigbiene).

Außer den staatenbildenden Arten können auch viele andere Bienenarten mit ihrem Stachel den Mensch stechen (beispielsweise Furchenbienen und Maskenbienen), die Folgen sind aber meist weit weniger dramatisch als beim Stich der Honigbiene. Bei anderen Arten ist eine Reduktion der Verteidigungsfunktion des Stachels zu beobachten, teilweise werden andere Verteidigungsmittel, wie die Abgabe von Sekreten, eingesetzt (z. B. bei Keulhornbienen).

Literatur

  • Paul Westrich: Die Wildbienen Baden-Württembergs (2 Bände), Ulmer, 1989 (2. verbesserte Auflage erschienen 1990). ISBN 3-8001-3307-5 (Sehr ausführliche Informationen zu Biologie, Lebensräumen, Schutz, jede Bienenart Deutschlands (alte Bundesrepublik) wird in einem eigenen Abschnitt vorgestellt) leider vergriffen
  • May R. Berenbaum: Blutsauger, Staatsgründer, Seidenfabrikanten. Die zwiespältige Beziehung zwischen Mensch und Insekt (ISBN 3-8274-0078-3)

Siehe auch

Vorlage:Wiktionary1