Gerhard Löwenthal
Gerhard Löwenthal, dt. Journalist und ZDF-Moderator, wurde als Sohn eines jüdischen Fabrikanten am 8. Dezember 1922 in Berlin geboren. Er und sein Vater waren zeitweise im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert, seine Großeltern verstarben in Theresienstadt.
Löwenthal studierte Medizin an der Humboldt-Universität Berlin, wechselte aber dann nach Westberlin über. Zunächst wurde er Reporter beim RIAS, mit 29 Jahren stellvertretender Programmdirektor am RIAS und beim SFB. 5 Jahre wirkte er bei der OECD in Paris. 1963 kam er, zuerst als Redaktionsleiter in Brüssel, zum ZDF. "Dann aber fand er die Aufgabe seines Lebens: den publizistischen Kampf gegen die kommunistische Tyrannei in aller Welt" (Rheinischer Merkur, 12. Dezember 2002). Von Anfang 1969 bis Ende 1987 moderierte er in 585 Sendungen das "ZDF-Magazin". Er war gleichsam der Gegenspieler von Karl-Eduard von Schnitzler.
In den 1970er Jahren engagierte sich Löwenthal für den Bund Freies Deutschland, eine Berliner Regionalpartei, die sich gegen die sozialliberale Ostpolitik und angebliche kommunistische Unterwanderungsversuche einsetzte. Von 1977 bis 1994 war er Vorsitzender der Deutschland-Stiftung, der mehrfach eine politische Nähe zur NPD vorgeworfen wurde; seinen Vorsitz legte u.a. wegen seinen Verbindungen zum Bund freier Bürger, einem deutschen Ableger der FPÖ, nieder. In den 1980er Jahren war er Kurator der Konservativen Aktion, die aus der Bürgeraktion Demokraten für Strauß hervorgegangen war und Kampagnen "gegen die nützlichen Idioten Moskaus" durchführte; 1982 organisierte sie eine Pro-USA-Veranstaltung beim Besuch des Präsidenten Ronald Reagan.
Löwenthal war außerdem Kurator des Instituts für Konservative Bildung und Forschung (IKBF), das Verbindungen zu rechten und rechtsextremen Gruppen (u.a. Republikaner) aufweist. Er war Funktionär der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, die sich primär gegen Menschenrechtsverletzungen in kommunistischen Ländern einsetzte. Berührungsängste hatte Löwenthal auch nicht mit dem Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis (VPM), einer konservativen Sekte, deren Kongress "Mut zur Ethik" Löwenthal 1993 als Ehrenvorsitzender vorstand.
Löwenthal, der mit dem rechten Flügel der bayrischen CSU symphatisierte, sah sich selbst als "Mann der Mitte". Er beklagte aber eine zunehmende Verschiebung der Gesellschaft hin zu "linken" Positionen.
Löwenthal verstarb am 6. Dezember 2002.
Bücher
Mitgliedschaft in und Nähe zu rechten und rechtsextremen Organisationen:
- Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch deutscher Rechtsextremismus. Berlin: Elefanten Press, 1996. ISBN 3885205858 (wird nicht von Grossisten geführt, Lieferzeit: 1-2 Wochen)
- Gerlof, Kathrin: Gegenspieler - Gerhard Löwenthal / Karl Eduard von Schnitzler. Fischer Taschenbuch, 1999 ISBN 3596141834 (vergriffen, nur gebraucht erhältlich)