Revisionismus
Mit dem Begriff Revisionismus (v. lat.: re wieder; videre durchsehen) wird polemisch das Bestreben eines Teiles einer Interessengruppe bezeichnet, von einer als gemeinsam und verbindlich anerkannten Grundlage abzugehen.
1. Revisionismus, bzw. das revisionistische Abweichen wird in der Politik und Politikgeschichte in der Regel als die moderate, pragmatische und realitätsnahe Herangehensweise beim Durchsetzen der jeweiligen Ziele begriffen. Die dabei an den Tag gelegte Kompromissbereitschaft wird von der jeweils orthodoxeren Gruppe als Verrat beargwöhnt.
- In der deutschen Geschichte der Arbeiterbewegung wurde das Schlagwort des Revisionismus zum Grundvorwurf der kommunistischen Partei gegen die Sozialdemokratie. Diese würde die revolutionären Lehren revidieren und damit Verrat am Klassenkampf üben.
2. Aber auch der Gegensatz zu dieser Position, das zugespitzt fundamentalistisch - ideologische, das intolerante und gewaltbereite Herangehen beim Durchsetzen des Programms kann als Revisionismus beschrieben werden.
- So lehnte die 1925 gegründete militante Revisionistische Zionistische Allianz in Palästina jegliche Zusammenarbeit sowohl mit der britischen Mandatsregierung als auch mit den benachbarten Arabern radikal ab.
3. Mit "Revisionismus" bezeichnet man weiterhin in der deutschen Geschichte das Bestreben, insbesondere die historischen Fakten über die Verbrechen des Nationalsozialismus zu relativieren, "revidieren" und zu verharmlosen.
- Im Zentrum revisionistischen Bemühens steht die Leugnung des Holocaust sowie die Leugnung der Kriegsschuldfrage. Zu den Revisionisten zählen u.a. Ernst Zündel und Fred Leuchter. Als Zentrale des "Revisionismus" kann man das Institute for Historical Review Kalifornien ansehen.
4. Revisionismus ist in der Geschichte der Politik das Bestreben, bestimmte, häufig in der Folge von Kriegen zu vertraglichem Recht gewordene Fakten rückgängig zu machen. Hauptsächlich sucht der Revisionismus, bestimmte zum Territorium eines anderen Landes gehörende Gebiete als legitimen und ursprünglich eigenen Besitz darzustellen, und deren Erwerb zu erreichen.
- Mit der Annexion von Elsass-Lothringen 1870/71 rief Deutschland einen französischen Revisionismus hervor.
- Die mit dem Ausgang des 1. Weltkrieges verbundenen Gebietsabtretungen an die Slowakei und Rumänien schürten den ungarischen Revisionismus.
- Das revisionistische Vorgehen der Nationalsozialisten unter Hitler gegen den Versailler Vertrag fand in Deutschland 1933 uneingeschränkte Zustimmung.
- Nach 1945 bestreitet der Revisionismus in Deutschland die im Zuge des Potsdamer Abkommens gezogenen deutschen Grenzen nach Osten. Diese völkerrechtlich gültigen Grenzen, insbesondere die von Deutschland als unantastbar angesehene Oder-Neiße-Linie unterliegen anhaltender Kritik revisionistischer Kreise.