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Eurasisches Eichhörnchen

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Eichhörnchen

Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) mit winterlichen Ohrpinseln

Systematik
Unterordnung: Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie: Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie: Baum- und Gleithörnchen (Sciurinae)
Tribus: Baumhörnchen (Sciurini)
Gattung: Eichhörnchen (Sciurus)
Art: Eichhörnchen
Wissenschaftlicher Name
Sciurus vulgaris
Linnaeus 1758

Das Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), auch Eichkätzchen, Eichkater oder niederdeutsch Katteker, ist ein Hörnchen (Sciuridae) aus der Ordnung der Nagetiere (Rodentia). Es ist der einzige natürlich in Mitteleuropa vorkommende Vertreter aus der Gattung der Eichhörnchen und wird zur Unterscheidung von anderen Arten auch als Europäisches Eichhörnchen bezeichnet.

Merkmale

In seinem Körperbau ist das Eichhörnchen an eine baumbewohnende und kletternde Lebensweise angepasst. Die Knochen sind verhältnismäßig leicht. Es bewegt sich mit vielen aufeinander folgenden Sprüngen fort, bei denen der Schwanz ausgestreckt nach hinten gehalten wird. Das Eichhörnchen hat ein Gewicht von etwa 200 bis 400 Gramm. Die Kopfrumpflänge beträgt 20 bis 25 cm. Bei Sprüngen kann es mit Leichtigkeit Entfernungen von 4 bis 5 m überbrücken. Eichhörnchen können auch schwimmen.

Schwanz

Der zweizeilig behaarte, oft buschige Schwanz ist ca. 15 bis 20 cm lang. Er dient beim Klettern als Balancierhilfe und beim Springen als Steuerruder. Entgegen einer Ansicht in der Antike benutzt das Eichhörnchen seinen Schwanz eher selten als Schattenspender, dagegen wärmt es sich mit ihm bei Kälte. Beim Laufen wird der Schwanz stets in der Luft gehalten und schleift nie über den Boden.[1]

Pfoten

Eichhörnchen gehören zu den Sohlengängern. Sie haben an den Vorderpfoten vier lange, sehr bewegliche, mit langen gebogenen Krallen ausgestattete Finger; die verkümmerten Daumen haben ebenfalls Krallen. Die fünf Zehen an den Hinterpfoten sind ihren Fingern sehr ähnlich. Die Hinterbeine sind überproportional lang und sehr kräftig, sie geben den Tieren bei Sprüngen den Schwung. Die langen gebogenen Krallen bieten den Eichhörnchen sogar beim schnellen kopfüber Klettern an glatten Stämmen noch guten Halt. Geschickt nutzen sie ihre Vorderpfoten nicht nur beim Fressen wie Hände; sie graben Löcher für ihre Vorräte und bauen Nester.

Fell

Das Fell des Eichhörnchens variiert von hellrot bis zu braunschwarz; die Bauchseite ist weiß oder cremefarben. Das Winterfell ist wesentlich dichter als das Sommerfell. Im Winter wird die Fellfarbe oft dunkler und kann auch graue Farbtöne annehmen, durch das Eichhörnchen farblich dann nur noch schwer vom Grauhörnchen zu unterscheiden ist. Ein Merkmal, das das Eichhörnchen gegenüber dem Grauhörnchen auszeichnet, sind die rotbraunen Ohrpinsel, die im Winter wachsen und bis 3,5 cm lang werden können. Im Sommerfell sind diese Ohrpinsel klein oder nicht vorhanden (siehe Bilder).

Verschiedene Morphen gibt es oft innerhalb einer Population. Die Fellfarbe sagt nicht unbedingt etwas über die Unterart aus. Es gibt jedoch bestimmte Merkmale, die für Unterarten typisch sind. Das britische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris leucourus) hat zum Beispiel blasseres Fell an Ohren und Schwanz, das skandinavische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris vulgaris) einen dunkel bis schwarz gefärbten Schwanz.

Die Geschlechter sind anhand von Größe und Fellfarbe nicht zu unterscheiden, einen im Feld nutzbaren Sexualdimorphismus gibt es daher nicht. Albinismus und Melanismus sind auf dem europäischen Kontinent recht häufige Phänomene unter Eichhörnchen.

In der kalten Jahreszeit weisen die sonst nackten Fußsohlen eine Behaarung auf.

Zähne

Im Ober- wie im Unterkiefer befinden sich je ein Paar lange gebogene Schneidezähne. Diese Nagezähne wachsen das ganze Leben und müssen ständig gebraucht und dadurch abgewetzt und geschärft werden.[1] An der Vorderseite sind die Nagezähne mit einem harten Schmelz überzogen, während die Rückseite weicher ist. Hinter den Schneidezähnen klafft eine große Lücke. Eichhörnchen besitzen keine Eckzähne. Die Backenzähne sind klein und abgerundet.

Sinne

Sehen

Eichhörnchen sind tagaktiv und sehen am Tage ausgezeichnet, nachts sehen sie nicht sehr gut. Die Augen befinden sich seitlich am Kopf. So können sie gleichzeitig nach vorn, zur Seite und begrenzt auch nach hinten sehen, nach vorn überschneiden sich die Sehfelder. Deshalb sehen sie räumlich sehr gut und können Entfernungen hervorragend abschätzen.[1]

Hören

Eichhörnchen können sehr gut hören und sind ständig auf der Hut vor herannahenden Feinden. Dadurch wirken sie oft sehr sprunghaft und ruhelos. Bestimmte Geräusche wie Knistern oder Knacken lösen eine sofortige Flucht aus. Mit ihren Artgenossen verständigen sie sich über eine Vielzahl von Lauten.[1]

Riechen

Eichhörnchen können mit ihrer feinen Nase Vorräte noch 30 cm unter dem Schnee riechen. Eichhörnchen erkennen am Geruch einer Nuss, ob sie noch fressbar oder bereits verdorben ist.

Haar

Die dichte Behaarung ist kurz, seidig bis gröber (8000 bis 10.000 Haare pro cm2). Die Länge der Grannenhaare beträgt: auf der Nase 3 bis 11 (Mittelwert 9,5) mm, am Bauch 13 bis 23 (Mittelwert 5,9) mm, am Bauch 13 bis 23 (Mittelwert 16,4) mm, auf dem Rücken 17 bis 23 (Mittelwert 22,5) mm. Im Haargrund haben die Haare einen Durchmesser von 0,04 mm, im Bereich der Granne steigt der Durchmesser bis auf 0,12 mm. Die Wollhaare sind unterschiedlich lang, gewellt oder spiralförmig gewunden. Ihr Durchmesser beträgt 0,010 bis 0,015 mm. Sie sind zur Spitze und zur Haarzwiebel hin verjüngt. Die ausgewachsenen Ohrpinselhaare sind sind 3 bis 5 cm lang, die Schwanzhaare 5 bis 8 (bis zu 10) cm.

Eichhörnchen verfügen nicht nur an der Schnauze über Tasthaare. (Vibrissen) Ihnen wachsen insgesamt 60 bis 70 lange Sinneshaare am Kopf, an den Körperseiten und an den Gliedmaßen. Einige dieser Tasthaare dienen ihnen beim Springen zur Kontrolle des Gleichgewichtes.[2]

Haarwechsel

Das Eichhörnchen wechselt zweimal jährlich das Fell. Der Haarwechsel im Frühjahr verläuft vom Kopf über den Rücken und die Körperseiten bis zu den Hinterschenkeln, der Herbsthaarwechsel verläuft in umgekehrter Richtung, beginnend an der Schwanzwurzel hin zum Kopf. Ohren und Schwanz wechseln ihr Haar nur einmal im Jahr. Zuerst gehen im Frühjahr ein Teil der Grannen und die gesamte Unterwolle des Schwanzes aus. Während des Sommers erneuern sich die Schwanzhaare dann völlig, beginnend von der Mitte zu den Seiten hin endend. Die Ohrpinselhaare wachsen vom Sommer bis in den Winter hinein. Die Fußsohlen sind nur im Winter behaart. Der Haarwechsel im Frühjahr dauert etwas länger als der Herbsthaarwechsel. Weibchen beginnen den Fühjahrshaarwechsel etwas später als die männlichen Tiere, beim Werfen der Jungen haben sie ihn abgeschlossen.[2]

Verbreitung und Lebensraum

Europäisches Eichhörnchen

Eichhörnchen sind bis in eine Höhe von 2000 m weit verbreitet.[1] Das Verbreitungsgebiet umfasst beinahe ganz Europa (ausgenommen den Süden Spaniens, Portugal und manche Regionen Italiens) und außerdem Nordasien vom Ural ostwärts bis Kamtschatka, Korea und Hokkaido.

Der typische Lebensraum sind, auf das gesamte Verbreitungsgebiet bezogen, boreale Nadelwälder. Nur im europäischen Teil des Verbreitungsgebiets sind Eichhörnchen auch in Laub- und Mischwäldern heimisch. Als Kulturfolger sind sie dort heute auch in Parks und Gärten häufig zu finden.

Lebensweise

Aktivität

Das Eichhörnchen ist ein tagaktives Tier, das ganzjährig aktiv ist und keinen echten Winterschlaf hält. Allerdings kann es in strengen Wintern verminderte Aktivität zeigen, bei der es das Nest nicht verlässt (Winterruhe).

Der Aktionsraum eines Eichhörnchens variiert je nach Gegend. Sein Leben spielt sich fast vollständig auf den Ästen der Bäume ab. Auf Inseln gibt es Tiere mit Aktionsräumen von unter einem Hektar, während diese im Bayerischen Wald bis 47 Hektar groß sein können. Männchen haben größere Aktionsräume als Weibchen. In England betragen die Aktionsräume der Männchen 23 bis 40 Hektar, die der Weibchen 14 bis 26 Hektar. Die Aktionsräume verschiedener Individuen überschneiden einander. Wenn Weibchen Junge haben, verringern sie die Größe ihres Aktionsraums. Innerhalb des Aktionsraums werden Wege und Aufenthaltsorte mit Urin und mit einem Sekret der Kinndrüsen markiert.

Bei Sprüngen kann es mit Leichtigkeit Entfernungen von 4 bis 5 m überbrücken. Eichhörnchen wagen sich wegen ihres geringen Gewichtes auch auf sehr dünne Zweige. Dabei bewegen sie sich stets in Sprüngen. Selbst auf dem Boden laufen sie nicht, sondern bewegen sich auch hier in Sprüngen vorwärts. Dabei setzen sie ihre Hinterpfoten vor die Spur der Vorderpfoten.

Eichhörnchen sind sehr gute Schwimmer.

Verhalten

Meistens leben Eichhörnchen meistens als Einzelgänger. Nur zur Paarungszeit jagen die Männchen die Weibchen durch die Äste der Bäume. Doch manchmal leben sie auch außerhalb der Fortpflanzungszeit gesellig. Dann nutzen mehrere Tiere einen Kobel. Innerhalb einer Gruppe dominieren die größeren und älteren Tiere. Männchen sind größeren und älteren Weibchen gegenüber nicht unbedingt dominant. Allerdings dominieren sie Weibchen gleicher Größe und gleichen Alters.

Eichhörnchen sind sehr reinlich und putzen sich sehr häufig. Fühlen die Tiere sich im Geäst beobachtet, bewegen sie sich nur auf der abgewandten Seite des Stammes.

Wenn es den Eichhörnchen in heißen Sommern zu warm und zu sonnig wird, halten sie in ihrem Kobel ausgiebigen Mittagsschlaf. An diesen heißen Tagen streifen sie dann nur sehr früh am Morgen oder am Abend umher, um sich mit Nahrung zu versorgen. Noch unangenehmer sind ihnen tagelange Regenfälle, Stürme, Gewitter und dichter Schneefall.

Nest

Zum Schlafen und Ruhen bauen Eichhörnchen Nester, die Kobel genannt werden. Sie werden in einer Astgabel oder an der Basis eines Astes platziert, normalerweise in Höhen über 6 m.

Der Durchmesser des Nestes beträgt etwa 30 - 50 cm während der Innendurchmesser bei 15 - 20 cm liegt. Das Nest ist beinahe wasserdicht und durch die dicke Wandstärke hält es das Eichhörnchen im Winter sehr warm.[1] Kobel besitzen mindestens zwei Schlupflöcher, wobei eines davon immer nach unten weist, weil Eichhörnchen, anders als Vögel, von unten ihr Nest betreten.

Der Kobel wird aus Zweigen, Nadeln und Blättern errichtet, innen wird er mit Moosen, Blättern und Gras ausgepolstert. Der Bau eines Kobels dauert etwas 3 - 5 Tage. Da es recht häufig vor kommt, dass die Tiere wegen Parasitenbefall oder Störungen umziehen müssen, bauen sie mehrere Nester[1] und nutzen diese stets gleichzeitig. Dabei wird unterschieden zwischen Schlafkobeln, in denen die Nächte verbracht werden, und Schattenkobeln für Ruhephasen am Tage. Ein Eichhörnchen hat zwischen zwei und acht Kobel. Verlassene Höhlen von Spechten werden auch gern von Eichhörnchen genutzt. Ebenso nutzen sie verlassene Vogelnester als Fundament für den eigenen Kobel.

Nahrung

Vom Eichhörnchen benagter Fichtenzapfen
Benagte Haselnuss

Eichhörnchen gehören zu den Allesfressern. Dabei variiert die Nahrung der Tiere je nach Jahreszeit. Sie besteht in erster Linie aus Beeren, Nüssen und anderen Früchten sowie Samen. Daneben werden auch Knospen, Rinde, Blüten, Flechten, Körner, Pilze, Obst und wirbellose Tiere wie Würmer gefressen. Auch Vogeleier und Jungvögel sowie Insekten, Larven und Schnecken gehören zum Nahrungsspektrum der Eichhörnchen.[1] Typischerweise wird die Nahrung zum Verzehr in den Vorderpfoten gehalten. Die Tiere fressen die Samen von bis zu 100 Fichtenzapfen pro Tag; durchschnittlich sind es 80 – 100g am Tag. Dabei zerlegen sie die Zapfen mit ihren scharfen Zähnen, in dem sie die einzelnen Schuppen abbeißen, um an die nahrhaften Samen zu gelangen. Eichhörnchen benötigen Wasser zur Flüssigkeitszufuhr.[1]


Eichhörnchen legen im Herbst Nahrungsvorräte an, damit sie den Winter gut überstehen. Dabei ist es wichtig, dass sie ausreichend Nahrung finden um die Vorratslager zu füllen. Finden sie nicht genügend Nahrung verhungern viele Tiere in strengen Wintern. Da sie in ihrem Kobel keine Vorräte lagern, vergraben Eichhörnchen Nahrung entweder im Boden, oft in der Nähe von Baumwurzeln, oder verstauen sie in Rindenspalten oder Astgabeln als Wintervorrat. Die Einlagerung der Vorräte im Boden folgt immer dem gleichen Schema: Loch scharren - Nahrung hineinlegen - zuscharren und Erde festdrücken - mit der Schnauze nachstoßen.

Im Winter dienen diese Vorräte oft als einzige Nahrungsquelle. Werden diese eingegrabenen Vorräte vergessen, beginnen die Samen im Frühjahr zu keimen. Deshalb spielen die Eichhörnchen eine wichtige Rolle bei der Erneuerung und Verjüngung des Waldes. Für das Wiederfinden der Nahrungsvorräte ist der Geruchssinn sehr wichtig, auch wenn sich Eichhörnchen einige ihrer vergrabenen Vorräte merken, so sind sie doch nicht in der Lage, sich alle Verstecke einzuprägen.[1]

Das Vergraben von Vorräten ist ein Verhalten, das man vor allem in den europäischen Laub- und Mischwaldpopulationen findet. In borealen Nadelwäldern fehlt dieses Verhalten meistens, da die immer zur Verfügung stehenden Zapfen als Winternahrung dienen können.

Eichhörnchen fressen Pilze die für Menschen giftig sind. Sie vertragen sogar giftige Eibensamen.

Fortpflanzung

Geschlecht

Das Geschlecht von Eichhörnchen ist nur sehr schwer zu bestimmen. Äußerliche Geschlechtsmerkmale sind nur während der Paarungszeit sichtbar. Bei den Weibchen schwillt die Vulva an, manchmal sind bei säugenden Müttern auch die Zitzen sichtbar, während bei den Männchen die Hoden zu sehen sind.[1]

Paarung

Die ersten Annäherungen sind ab Ende Januar, in strengen Wintern ab Februar zu beobachten. Die Männchen werden durch Vaginalsekrete, die von brünstigen Weibchen verströmt werden, angelockt.[1] Bei den Annäherungsversuchen kommt es zu wilden Verfolgungsjagden in den Ästen, am Boden und in der Luft. Sind die Weibchen noch nicht zur Paarung bereit, kommt es zu Kämpfen.

So bald das Weibchen paarungsbereit ist, wird das Davonlaufen zu einem Spiel. Vor der Begattung gibt das Weibchen ein wenig Harn ab. In manchen Fällen kann es jedoch Tage dauern, bis es tatsächlich zur Paarung kommt. Wenn es so weit ist, umklammert das Männchen die Lenden des Weibchens und begattet es von hinten, mit aufgestelltem Schwanz.

In den meisten Jahren gibt es zwei Paarungszeiten, eine im ausgehenden Winter mit Wurf im März oder April, eine weitere im späten Frühjahr mit Wurf zwischen Mai und August. Stehen am Jahresbeginn zu wenig Nahrungsressourcen zur Verfügung, kann die erste Paarungszeit entfallen. Treffen mehrere Männchen bei einem Weibchen ein, kann es zu aggressivem Verhalten mit Schreien und Bissen. Eichhörnchen sind polygyn - die Männchen verlassen das Weibchen also bald wieder und suchen neue Partnerinnen, mit der Aufzucht der Jungen haben sie nichts zu tun. Hält sich ein Männchen sich bis zur Geburt der Jungen in der Nähe des Weibchens auf, wird es spätestens jetzt vom Weibchen verbissen. Das Männchen wehrt sich selbst dann nicht, wenn es deutlich stärker als das Weibchen ist. Eine "Weibchen-Beißhemmung" hindert es daran. Das Männchen räumt dann kampflos das Feld. [1]

Nachwuchs

Nach einer Tragzeit von 38 Tagen kommen ein bis sechs Junge im Kobel zur Welt. Sie sind bei der Geburt nackt, taub und blind (Nesthocker) und haben ein Gewicht von etwa 8,5 Gramm. Die Körperlänge beträgt etwa 6cm, die Schwanzlänge bis zu 3cm.

Die jungen Eichhörnchen sind nach drei Wochen vom ersten Haarflaum vollständig bedeckt; gleichzeitig brechen die ersten Zähne durch. Die Jungen öffnen nach 30 - 32 Tagen ihre Augen. [1] Zwischen dem 37. und dem 41. Tag brechen die oberen Schneidezähne durch den Kiefer. Nach sechs Wochen verlassen sie erstmals das Nest, nach acht bis zehn Wochen werden sie nicht mehr gesäugt und suchen selbständig nach Nahrung.

Bei Gefahr reagieren die Mütter sehr schnell und tragen ihre Jungen im Maul in einen Ausweichkobel.

Die Jungtiere bleiben noch einige Monate in der Nähe des mütterlichen Nestes. Geschlechtsreif werden Eichhörnchen schon nach elf Monaten, doch meistens ziehen sie erst nach zwei Jahren sebst Junge groß. Etwa 80 Prozent der Jungtiere überleben das erste Jahr nicht.

Die statistische Lebenserwartung eines sechs Monate alten Eichhörnchens liegt bei drei Jahren. Manchmal werden Eichhörnchen sieben, in Gefangenschaft auch bis zu zehn Jahre alt.

Feinde

Zu den natürlichen Feinden des Eichhörnchens zählt der Baummarder. Er klettert fast so geschickt wie das Eichhörnchen. Während das Eichhörnchen am Tage durch sein geringeres Gewicht im Vorteil ist, überrascht der Baummarder das Eichhörnchen gern im Schlaf. Als nachtaktiver Jäger nutzt er Dunkelheit. Weitere Feinde sind die Wildkatze, der Habicht und der Mäusebussard. Den Greifvögeln können die Eichhörnchen allerdings oft entkommen, indem sie in kreisenden Bewegungen um den Baumstamm herumlaufen. Junge Eichhörnchen fallen oft Wieseln zum Opfer, die auch in die Kobel eindringen. In den Parks und Gärten der Städte ist die Hauskatze der wichtigste Feind des Eichhörnchens.

Eichhörnchen werden von vielen Ektoparasiten befallen. Die wichtigsten sind der Eichhörnchenfloh (Monopsyllus sciurorum) und die Eichhörnchenlaus (Neohaematopinus sciuri).

Bedrohung

Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) verdrängt auf den britischen Inseln allmählich das Europäische Eichhörnchen

Das Grauhörnchen ist im eigentlichen Sinne kein Feind des Eichhörnchens, sorgt aber in manchen Regionen für dramatische Bestandsrückgänge. Dies ist in Großbritannien, Irland und Italien der Fall, wo das ursprünglich aus Nordamerika stammende Grauhörnchen eingeschleppt wurde. Das Grauhörnchen ist erfolgreicher als das Eichhörnchen, da es im Herbst vergrabene Nahrungsvorräte mit größerer Zielsicherheit wiederfindet, daneben auch die Vorräte des Eichhörnchens stiehlt und nicht an Parapocken erkrankt, dafür aber ein Wirt für dieses für Eichhörnchen oft tödliche Virus ist. Befürchtet wird, dass ein Vordringen der Grauhörnchen auf dem Kontinent das Eichhörnchen weiter zurückdrängen könnte. Allerdings gilt die Überlegenheit der Grauhörnchen nur für Laub- und Mischwaldhabitate. In Nadelwäldern können sich die Eichhörnchen gegen die nordamerikanischen Konkurrenten behaupten.

Die IUCN stuft das Eichhörnchen vor allem aus diesem Grund als Art der Vorwarnliste (near threatened) ein[3].

Systematik

Mehr als 40 Unterarten des Eichhörnchens sind beschrieben worden. In der bis heute nicht angefochtenen Systematik von Sidorowicz 1971[4] wird diese Zahl auf siebzehn reduziert:

Europäische Unterarten

Asiatische Unterarten

Mensch und Eichhörnchen

Von der in der Antike verbreiteten Ansicht, dass sich Eichhörnchen mit ihrem gewaltigen Schwanz selber Schatten geben könnten, stammt ihr griechischer (in die wissenschaftliche Gattungsbezeichnung eingegangener) Name σκιοῦρος (neugr. σκιουράκι Skiuros/Skiouraki = Schattenschwanz).[5]

Dass Eichhörnchen früher auch gegessen wurden, belegen Funde von Überresten in den jungsteinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz.[6].

In der Mythologie findet man das Eichhörnchen Ratatöskr, das an der Weltenesche Yggdrasil auf und ab läuft.[6]

Eichhörnchenfelle werden seit alters zur Herstellung von Kleidungsstücken benutzt, sie finden sich als heraldisches Pelzwerk in alten Wappen. Für Pelzzwecke kommt heute fast nur noch das Grauhörnchen infrage, und zwar fast ausschließlich die russischen Provenienzen. Die Felle werden als Feh bezeichnet.[6]

Quellen und weiterführende Informationen

Zitierte Quellen

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. a b c d e f g h i j k l m n Wolfgang Gewalt, Das Eichhörnchen, A. Ziemsen Verlag, 1956, ISBN 3 89432 1644
  2. a b Dr. Heinrich Dathe (Berlin, Dr. Paul Schöps (Leipzig): Pelztieratlas, VEB Gustav Fischer Verlag, Jena, 1986, S. 95-98
  3. IUCN Species Account, abgerufen 05.10.2008
  4. J. Sidorowicz: Problems of subspecific taxonomy of squirrel (Sciurus vulgaris L.) in Palaearctic. In: Zoologischer Anzeiger 1971, Nr. 187, S. 123–142
  5. Henry George Liddell, Henry Stuart Jones, Robert Scott: A Greek-English lexicon, A new ed. (9th), rev. and augm. throughout / by Henry Stuart Jones, Oxford, Clarendon Pr. 1951
  6. a b c Bernhard Grzimek (Hrsg.): Grzimeks Tierleben, Band 11: Säugetiere 2. dtv-Verlag, 1979, S. 250ff

Literatur

  • Peter W. W. Lurz, John Gurnell & Louise Magris: Sciurus vulgaris. In: Mammalian Species 2005, Nr. 769, S. 1-10.
Commons: Sciurus vulgaris – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien