Bruno Beger

Bruno Beger (* 27. April 1911 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Anthropologe und war Hauptsturmführer der SS.
Leben
Bruno Beger studierte Anthropologie, Geografie und Ethnografie in Jena und Heidelberg. Anschließend ging er nach Berlin, um zu promovieren. Er schloss sich von 1938 bis 1939 der Deutschen Tibet-Expedition Ernst Schäfer an. Dort nahm er Schädelmessungen an mehreren hundert Tibetern vor, um mögliche Bezüge zur „arischen Rasse“ zu untersuchen. Dort traf er auch auf den damals vierjährigen Tenzin Gyatso, den 14. Dalai Lama, mit dem er sich bis in die 1990er Jahre hinein mehrfach traf.[1]
Bruno Beger gehörte zum persönlichen Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler. Im Auftrag der „Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V.“ betrieb Bruno Beger rassekundliche Forschungen.
In einer Besprechung am 10. Dezember 1941 hatte der Geschäftsführer der Forschungsgemeinschaft Ahnenerbe Wolfram Sievers ihm in Berlin den Vorschlag unterbreitet „zur Beschaffung von Judenschädeln zur anthropologischen Untersuchung“ die Zusammenarbeit mit dem Anatomen Professor August Hirt in Straßburg zu suchen. Auf Befehl von Sievers reisten Bruno Beger und Hans Helmut Fleischhacker zum Konzentrationslager nach Auschwitz. Beger kam am 7. und Fleischhacker am 11. Juni 1943 dort an. Die beiden Anthropologen wählten zwei polnische, 86 jüdische Häftlinge sowie vier „Innerasiaten“ aus. An ihnen nahmen sie fast eine Woche lang anthropologische Messungen vor. Die jüdischen Opfer wurden in das elsässische KZ Natzweiler-Struthof deportiert und im August 1943 in einer Gaskammer ermordet. Die Leichen wurden zum Anatomischen Institut der Reichsuniversität Straßburg gebracht und im dortigen Keller konserviert. Der ursprüngliche Plan, daraus eine Sammlung von Skeletten anzufertigen und sie als Belege einer angeblichen jüdischen Rasse auszustellen, konnte Hirt nicht mehr verwirklichen.
Bruno Beger wurde 1970 vor dem Landgericht Frankfurt am Main wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Das Gericht verurteilte ihn am 6. April 1974 wegen Beihilfe zu 86-fachem Mord zur Mindeststrafe von drei Jahren. Unter Anrechnung der Internierung nach dem Krieg und der Untersuchungshaft wurde ihm dabei der Strafrest wegen guter Lebensführung erlassen.
Literatur
- Michael H. Kater: Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945 Oldenbourg, München 2001 ISBN 3-486-56529-X
- Hans-Joachim Lang: Die Namen der Nummern Hoffmann & Campe, Hamburg 2004 ISBN 3-455-09464-3 Fischer TB 2007 ISBN 3596168953
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945? S. Fischer, Frankfurt 2003 ISBN 3-10-039309-0
- Christopher Hale: Himmler’s Crusade: The Nazi Expedition to Find the Origins of the Aryan Race John Wiley & Sons, 2003 ISBN 0-471-26292-7
Weblinks
- Vorlage:PND
- Commons: Bruno Beger – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Hans-Joachim Lang: Skelette für Straßburg; in: Die Zeit Nr. 35/2004 vom 19. August 2004
- Die Namen der Nummern. Eine Initiative zur Erinnerung an 86 jüdische Opfer eines Verbrechens von NS-Wissenschaftlern: Bruno Beger (1911–2004)
- Justiz und NS-Verbrechen. Lfd.Nr.752a (Ausschnitt): V. Die Beteiligung des Angeklagten Dr. Beg. (Urteil über die Selektion in Auschwitz mit Hinweisen zu Bruno Be(ger) und seiner Tatbeteiligung=
- Justiz und NS-Verbrechen. Lfd.Nr.748 (Ausschnitt): Gründe. III. Der Sachverhalt (Juristische Aufarbeitung der Verbrechen)
- Hartmut Walravens (Hg.): Briefwechsel Johannes Schuberts mit Bruno Beger und Ernst Schäfer (über Tibet); in: NOAG 175–176 (2004), S. 165–225
- Spiegel-Artikel zum Prozess gegen Beger: 46/1970, 51/1970, 16/1971, 23/1972
Einzelnachweise
- ↑ konkret: „Bewußtsein ohne Gehirn?“ - Colin Goldner - Heft 06 2008
Personendaten | |
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NAME | Beger, Bruno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Anthropologe und „Rassenforscher“ |
GEBURTSDATUM | 27. April 1911 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |