Motorradstreife (Bayerisches Rotes Kreuz)


Die Motorradstreife des Bayerischen Roten Kreuzes ist eine Organisation mobiler Sanitäter mit der Aufgabe, während der Hauptreisezeit auf Autobahnen bzw. Landstraßen schnelle Hilfe zu leisten
Die Motorradstreife wurden 1983 als Versuchsmodell "Mobile Wache" gegründet. Inzwischen sind etwa 100 Motorradsanitäter (Ausbildungsstand: Rettungsassistent, Rettungssanitäter), verteilt auf 18 Standorte in Bayern, im Einsatz. Dabei werden jährlich etwa 300.000 km zurückgelegt und 11.000 Einsätze unterschiedlichster Art in enger Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten, Polizei, Feuerwehr und THW abgewickelt. In rund 70% der Fälle erreicht die Streife die Einsatzstelle vor dem regulären Rettungsdienst.
Die Motorradstreife ist als ein rein ehrenamtlicher Fachdienst innerhalb der Bereitschaften (DRK) angesiedelt, wird von der BRK Landesgeschäftsstelle mit Sitz in München aus betrieben und ist in der Form nur in Bayern existent. Die Motorradstreife unterliegt nicht dem Rettungsdienstgesetz und der Vorhaltung, wird aber bei Bedarf mit zu Unglücksfällen gerufen. Die Alarmierung erfolgt über die Rettungsleitstelle oder die Polizeieinsatzzentrale. Im Katastrophenschutz unterstützt die Motorradstreife die jeweilige Einsatzleitung.
Geschichte Entwicklung
1983 - 1990
Der Landesausschuss der Sanitätskolonnen beschließt „Motorradstreifen“ zur Betreuung Reisender auf Bayerns Autobahnen einzusetzen. Start des Modellversuchs „Motorradstreife“ In Oberbayern mit 5 Einsatzmaschinen. 1985 erfolgt die Ausweitung der Aktion „Motorradstreife“ auf den nordbayerischen Bereich (Mittel- und Unterfranken) und Übernahme der Aktion durch den DRK Landesverband Baden-Württemberg. Eingesetzt werden insgesamt 10 Einsatzmaschinen. Ein Jahr später übernimmt die Aktion auch der DRK Landesverband Niedersachsen. Beratung und Information durch das Bayerische Rote Kreuz. Ausweitung der Aktion „Motorradstreife“ auf 15 Einsatzmaschinen im Bereich des Bayerischen Roten Kreuzes. 1987 Übernahme der Aktion durch den DRK Landesverband Westfalen-Lippe. Ausbildung der Einsatzkräfte durch das Bayerische Rote Kreuz. 1988 erste Bilanz: Seit 1984 wurden über 1 Million Einsatzkilometer gefahren. 1989 zählt die BRK – Motorradstreife 17 Einsatzmaschinen.
1990 - 1999
1991 wird der neue Standort Bayreuth in Betrieb genommen. Seit der Gründung 1984 wurden 1998 über 3 Millionen Einsatzkilometer gefahren. In der BRK Motorradstreife werden seit 1994 zukünftig auch Frauen eingesetzt. Ein tragischer Unfall erschüttert 1995 die Motorradstreife. Bei einem Einsatz stirbt ein Fahrer der BRK Motorradstreife Augsburg Land und der zweite Fahrer wird lebensgefährlich verletzt. 1998 wird der neue Standort Schwandorf in Betrieb genommen. Somit werden auf Bayerns Autobahnen 98 Motorradfahrer und 9 Fahrer der Versorgungsfahrzeuge eingesetzt.
2000 - 2008
2001 ist teilweise der Fahrzeugbestand veraltet. 2003 sind in der Motorradstreife 100 Fahrer im Einsatz und 4 neue Motorräder können angeschafft werden, 2 Motorräder können auch für den Katastrophenschutz eingesetzt werden. 2004 steigt der Fahrzeugbestand auf insgesamt 24 Maschinen, davon 6 als Reserve und die Ausrüstung wird mit AED-Defibrillatoren durch Sponsoring erweitert. 2006 werden die Motorradstreifen bei der Fußballweltmeisterschaft eingesetzt. 2008 erfolgt der Einsatz der Motorradstreifen bei der Fußball Europameisterschaft in Österreich und die Standorte Bayreuth und Erlangen erhalten 2 neue Einsatzmaschinen. Ende 2008 erfolgte die Änderung der Funkrufnamen der Motorräder nach bayerischen Richtlinien.
Standorte in Bayern
Insgesamt sind die Motorradstreifen an 18 Standorten in Bayern im Einsatz:
- Altötting
- Ansbach
- Augsburg
- Bad Kissingen
- Bayreuth
- Berchtesgadener Land
- Dachau
- Erding
- Erlangen
- Kempten
- Kitzingen
- Miltenberg/Obernburg
- Nürnberg
- Regensburg
- Rosenheim
- Schwandorf
- Unterallgäu
- Würzburg
Aufgaben

Die primären Aufgaben der Motorradstreife umspannen ein breites Spektrum. Obwohl diese, im Gegensatz zum Rettungsdienst, nicht im Rettungsdienstgesetz verankert sind, sind die Aufgaben in einer Ausnahmegenehmigung beschrieben. Die Ausnahmegenehmigung, die von der Regierung von Oberfranken erteilt wird, stellt im Falle eines Einsatzes oder einer Alarmierung den Bezug zum Rettungsdienstgesetz und zur Straßenverkehrsordnung her. Dabei wird die Benutzung von Sonder- und Wegerechten, das Verhalten bei der Einsatzfahrt und der gerechtfertigende Notstand geregelt.
Zum primären Einsatzspektrum zählen:
- Medizinische Erstversorgung und First Responder im Rahmen des Rettungsdienstes
- Betreuung von Reisenden
- Betreuung von Beteiligten nach Unglücksfällen
- Basis-Notfall-Nachsorge und Unterstützung der Krisenintervention (KIT)
- Einsatzleitung Rettungsdienst
- Verkehrslenkung, Stauabsicherung und Staubetreuung
- Wegweisungen
- Medikamenten– und eiliger Blutkonserventransport
- Lotsendienste für Fremdfahrzeuge des Rettungsdienstes
- Sicherheitswachdienst bei Veranstaltungen
Die Sekundäraufgabe der Motorradstreife ist der Katastrophenschutz Im Falle eines Katastrophenschutzeinsatzes unterstützt die Motorradstreife die Einsatzleitung als "KRAD-Melder".
Hierzu zählt im Allgemeinen:
- medizinische Erstversorgung
- Triage
- Erkundung des Einsatzgebietes
- Nachrichtenübermittlung
Ausbildung
Die Ausbildung in der Motorradstreife unterteilt sich in einen Grundlagen- und Weiterbildungsblock.
Grundlegende Ausbildung
Zu Beginn muss für das neue Mitglied der Motorradstreife einen eintägigen Informations- und Grundlagenworkshop durchlaufen, der von der BRK Landesgeschäftsstelle angeboten wird. In diesem Workshop werden die Aufgaben und Kompetenzen, das Verhalten an Unfallstellen anhand von Fallbeispielen, sowie den Umgang mit Polizei, Feuerwehr und anderen Organisationen am Einsatz durchgesprochen.
Im Anschluss an den Grundlagenworkshop erfolgt ein dreitägiges Sicherheitstraining bei einer Motorrad-Sicherheitsschule. Hier wird der Umgang mit Motorrädern aufgefrischt und trainiert.
- Trial und Umgang mit dem Motorrad im Gelände
- Schräglagentraining
- Bremsen und Ausweichen
Weiterbildungen
Die weitere Ausbildung übernehmen die einzelnen Streifen selbst. Dabei handelt es sich um aktuelle Themen aus der Notfallmedizin wie beispielsweise:
- Reanimation nach dem Megacode-Training (jährlich mit Zertifikat)
- Belehrung über die Benutzung von Sonderrechten im Straßenverkehr (jährlich)
- Basis-Notfall-Nachsorge und Krisenintervention
- EKG-Interpretation
- Einsatzleitung im Rettungsdienst
Ausrüstung

Bei den Einsatzmaschinen handelt es sich um Fahrzeuge der Reihe BMW RT1150 in der Behördenausführung. Funk- und Sondersignalanlage zählen standardgemäß dazu.
In den beiden Seitenkoffern sind untergebracht:
- Notfalltasche mit
- Infusionen und Injektionen
- Intubation und Beatmungsbeutel
- Blutdruckmessung
- Glucosemessung
- Notfallmedikamente (Reanimation, Hypoglykämie, u.ä.)
- Verbandmittel und Stifneck ® - Halskrausen
- Rettungsschere
- Notfallprotokolle zur Dokumentation der Einsätze
- AED (Automatic External Defibrillator)-Frühdefibrillator
- Sauerstoffeinheit
Weblinks
weitere Informationen über die Motorradstreifen in Bayern: