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Vagina des Menschen

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Die Vagina (lat. für Scheide, griech. Kolpos) ist ein weibliches Geschlechtsorgan. Beim Geschlechtsverkehr nimmt sie den Penis auf und leitet das von ihm ausgestoßene Sperma mit den darin enthaltenen Spermien durch den Muttermund (Gebärmutterhals) zur Gebärmutter (Uterus) und weiter in die Eileiter. Die Vagina dient bei Primaten auch als Abfluss für die Menstruationsblutungen. Bei der Geburt wird die Vagina zum Geburtskanal für das Neugeborene.

In vielen Kulturen sind die weiblichen Geschlechtsorgane ein Tabuthema. Fälschlicherweise werden oft die äußeren weiblichen Geschlechtsorgane, die Vulva, als Vagina bezeichnet. Ebenso falsch ist es, die Vagina als das Geschlechtsorgan der Frau zu sehen.

Anatomie

Schnitt durch das weibliche Becken mit Vagina (Lumen magenta koloriert)

Die Vagina ist ein dehnbarer, muskulärer Schlauch, der beim Menschen 8–10 cm lang ist. Bei primitiven Säugetieren (Monotremata, Beuteltiere) ist die Vagina paarig, da der Endabschnitt des paarigen Müller-Gangs, aus dem beim Embryo die Vagina entsteht, bei ihnen nicht verschmilzt.

Gebärmutterseitig ragt die Portio vaginalis des Gebärmutterhalses zapfenartig in die Scheide vor. Dadurch entsteht ein größeres hinteres (dorsales) und ein vorderes (ventrales) Scheidengewölbe (Fornix vaginae). Bei einigen Säugetieren (z.B. Schwein) ist keine Portio und damit auch kein Scheidengewölbe ausgebildet. Der Zugang zum Gebärmutterhals ist beim Menschen nach vorn abgeknickt. Bei Abtreibungsversuchen von Laien, die der Verlaufsrichtung der Scheide folgen, gelangen entsprechende Instrumente deshalb in das hintere Scheidengewölbe und durchstoßen dessen Dach. Dabei kann der Bauchfellsack eröffnet werden und eine Peritonitis entstehen. Mit der Scheidenöffnung (Ostium vaginae) mündet die Vagina in den Scheidenvorhof.

Die Hinterwand (Dorsalwand) der Vagina ist durch Bindegewebe (Septum rectovaginale) mit dem Rektum, die gegenüberliegende Wand mit Harnblase und Harnröhre verbunden.

Bei der Frau wird die Vagina von einer kleinen Membran, dem Jungfernhäutchen (Hymen), teilweise verschlossen. Es befindet sich am Übergang der Scheide in den Scheidenvorhof. Auch bei intaktem Hymen ist eine Öffnung zum Abfluss des Menstruationsblutes vorhanden. Der Hymen reißt beim ersten Geschlechtsverkehr ein, was als Entjungferung (Defloration) bezeichnet wird. Sie spielt in vielen Kulturen eine große Rolle. Häufig reißt der Hymen aber schon vorher, z.B. infolge stärkerer körperlicher Betätigung (Sport). Nach dem Einreißen vernarbt das entsprechende Gebiet, die Reste werden als Carunculae hymenales bezeichnet. Bei den meisten übrigen Säugetieren ist der Hymen in Form einer kleinen Ringfalte nur gering entwickelt.

Die Vaginalschleimhaut besitzt ein Plattenepithel, dessen Höhe und Aufbau vom Alter und vom Hormonstatus abhängig ist. Die weibliche Vagina wird durch die so genannten Bartholinschen Drüsen bei Erregung befeuchtet. Das Vaginalsekret ist unter Einfluss des Sexualhormons Östrogen und einer speziellen Keimflora (Döderleinflora) sauer (pH-Wert 4–4,5) und dient somit dem Schutz gegen aufsteigende Infektionen des weiblichen Genitaltraktes. Jede Störung dieses Vaginalmilieus steigert die Anfälligkeit gegen Infektionen und mechanische Reize – es kann zu einer Scheidenentzündung (Kolpitis) mit Ausfluss (Fluor vaginalis) kommen.

Neben der glatten Muskulatur in der Scheidenwand wird die Scheide von einem quergestreiften Muskel umgeben. Der Musculus pubococcygeus, ein Anteil des Musculus levator ani, ist ein Muskel des Beckenbodens. Die Muskeln beider Seiten (Levatorschenkel) umfassen die Scheide wie eine Schlinge und ermöglichen eine trainierbare, willkürliche Verengung der Scheide. Die Kontraktion dieses Muskels lässt sich von der Scheide aus fühlen.

Untersuchungsmöglichkeiten

Die Scheide kann mit einem Finger (bei Großtieren mit der ganzen Hand) abgetastet werden. Zur optischen Begutachtung verwendet man ein Spekulum.

Für Untersuchungen der Schleimhaut und des Scheidenmileaus führt man Scheidenabstriche durch oder entnimmt Gewebeproben mittels Scheidenbiopsie.

Verhütung

Zu den vaginalen Verhütungsmethoden zählt die Kombination aus einem Diaphragma und die Einführung einer chemischen Substanz mit spermienabtötender Wirkung (als Gel oder Zäpfchen erhältlich). In den USA werden auch statt des Diaphragmas sogenannte "Verhütungsschwämme" aus Polyurethan eingesetzt. Der Konzeptionsschutz (gemessen am Pearl-Index) ist jedoch geringer als bei hormonellen Methoden.

Als weitere neuere Variante der vaginalen Verhütung gibt es das "Femidom". Dabei handelt es sich um ein Kondom für die Frau, einen Polyuretan-Schlauch, der, von zwei Ringen gehalten, die Scheidenwände auskleidet, und so eine kondomähnliche Funktion erfüllt.

Geschlechtsverkehr

Das medizinische Adjektiv intravaginal bedeutet "in der Vagina liegend"; beim intravaginalen Geschlechtsverkehr dringt der Mann mit seinem Penis in die Vagina der Frau ein. Der intravaginale Geschlechtsverkehr kann – wie auch andere Formen der sexuellen Betätigung – zum Orgasmus führen. Da die Vagina im Wesentlichen aus relativ nervenarmem Gewebe besteht, ist unter Wissenschaftlern noch umstritten, ob der vaginale Orgasmus durch die Reizung in der Vagina oder eine durch die Bewegung ausgelöste Reizweiterleitung zur Klitoris ausgelöst wird.

Siehe auch