Altonaer Blutsonntag
Bei einem Provokationsmarsch der SA durch die Arbeiterviertel der damals zu Preussen gehörigen Altonaer Altstadt am 17. Juli 1932 kam es zu Auschreitungen von Seiten der SA, viele Gegendemonstranten wurden verletzt. Die Polizei griff nicht ein. Kurz vor 17 Uhr ereignete sich ein Schußwechsel, bei dem 2 SA-Leute erschossen wurden. Viel später griff die Polizei ein, dabei wurden vom Hamburger Polizeikommando "Kosa" 16 Demonstranten und Unbeteiligte erschossen. Dieser Vorfall wurde von der rechten Regierung unter Reichskanzler Franz von Papen dazu genutzt, die demokratische gewählte sozialdemokratische preußische Regierung am 20. Juli 1932 abzusetzen (Preußenschlag). Damit wurde das letzte Hindernis gegen die nationalsozialistische Machtübernahme vorzeitig beseitigt. Dieser Tag ging als "Hamburger Blutsonntag" oder "Altonaer Blutsonntag" in die Geschichtsschreibung ein.
Es gab außerdem noch ein juristisches Nachspiel. Bei den 16 von der Polizei Erschossenen wurde gar nicht erst ermittelt. Im Falle der zwei SA-Männer wurden schon 1932 von der Staatsanwaltschaft Beweise manipuliert, um Schuldige zu finden. Aufgrund dieser und anderer Manipulationen wurden 1. August 1933 die vier unschuldigen Altonaer Bruno Tesch, Walter Möller, Karl Wolff und August Lütgens "legal" mit dem Handbeil hingerichtet, die ersten legalen Hinrichtungen im Dritten Reich überhaupt. Die Urteile wurden im November 1992 in einem gerichtlichen Verfahren aufgehoben. - Diese Hinrichtungen sind geschichtlicher Hintergrund des Buches Das Beil von Wandsbek von Arnold Zweig.
Literatur
- Leon Schirmann: Altonaer Blutsonntag 17. Juli 1932, Dichtungen und Wahrheit. Hamburg 1994, ISBN 3-87016-018-X
- Leon Schirmann: Justitzmanipulationen, Der Altonaer Blutsonntag und die Altonaer bzw. Hamburger Justiz 1932-1994, Verlag Typographica Mitte, Berlin 1995, ISBN 3-929390-11-6
Siehe auch: Blutmai, Preußenschlag