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Frankfurt-Höchst

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Höchst
Stadtteil von Frankfurt am Main
Wappen Karte
Datei:Wappen Höchst.jpg Datei:Hoechstinfrankfurt.png
Basisdaten
Fläche: 4,709 km²
Einwohner: 12.313
Bevölkerungsdichte: 2.614 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 60529, 65929, 65931
Vorwahlen: 069
Gliederung
Ortsbezirk: West
Anzahl Stadtbezirke: 4 (Ost, West und zweimal Süd)

Höchst am Main ist seit 1928 Stadtteil von Frankfurt am Main, hat etwa 12.500 Einwohner und liegt rund 10 km westlich der Frankfurter Innenstadt an der Mündung der Nidda in den Main.

Höchst ist im Gegensatz zu den meisten anderen Stadtteilen eine alte Stadt (Stadtrecht seit 1355) und bis heute das wichtigste städtische Subzentrum im Frankfurter Westen. Bis 1987 war Höchst Verwaltungssitz eines eigenen Landkreises, der seit 1928 den Namen Main-Taunus-Kreis trägt. Höchst ist Zentrum des Ortsbezirks Frankfurt-West mit 120.000 Einwohnern.

Der Name Höchst wurde durch den ehemaligen Weltkonzern Hoechst AG (1863 bis 1999) weltweit bekannt. Mit kurzer Unterbrechung (1925 bis 1952) war Höchst Konzernsitz des Unternehmens.

Die gut erhaltene Höchster Altstadt steht seit 1972 unter Denkmalschutz. Auf mittelalterlichem Stadtgrundriss stammen die meisten Fachwerkhäuser aus der Zeit nach dem großen Stadtbrand 1586.

Ein bedeutendes kulturelles Ereignis ist das Höchster Schlossfest, das seit 1957 jährlich stattfindet. Es beginnt Mitte Juni und dauert vier Wochen. In der Zeit finden zahlreiche Veranstaltungen wie das Altstadtfest, eine "Kerb" am Mainufer, das Jazz-Festival im Schloss und ein großes Feuerwerk (unter anderem) statt. Das Schlossfest lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher aus der Region nach Höchst.

Wirtschaft

Höchst war bis 1999 Sitz der Hoechst AG (heute Bestandteil von Sanofi-Aventis). Auf dem ehemaligen Werksgelände, heute Industriepark Höchst, sind noch zahlreiche ehemalige Tochterunternehmen der Hoechst AG ansässig.

Das zweite große Industrieunternehmen waren die Mainkraftwerke (gegründet 1911), die in direkter Nachbarschaft der Altstadt ein Kohlekraftwerk betrieben. 2004 wurde das lange Zeit stillstehende Kraftwerk nach einem Brand komplett abgerissen.

Die Königsteiner Straße, seit 1990 Fußgängerzone, ist ein wichtiger Einzelhandelsstandort. Die "Einkaufsstadt Höchst" leidet allerdings sehr unter der Konkurrenz des nur 3 km entfernten Main-Taunus-Zentrums, eines der größten deutschen Einkaufszentren. Zum unübersehbaren Symbol der Krise wurde die Schließung des Warenhauses Hertie in der Königsteiner Straße Ende 2001.

Verkehr

Der Höchster Bahnhof ist ein Knoten im Regionalverkehr, hier halten zahlreiche Regionalexpresse. Die wichtigsten Anbindungen in die Frankfurter Innnenstadt von hier sind die S-Bahnen S1 (Wiesbaden-Hauptbahnhof - Rödermark-Ober-Roden) und S2 (Niedernhausen (Taunus) - Dietzenbach) sowie die Regionalbahnen 12 (früher K-Bahn) und 13 (Sodener Bahn). Seit 1952 fahren Straßenbahnen nach Höchst, zur Zeit die Linie 11 nach Fechenheim. Die Buslinie 58 verbindet Höchst mit dem Rhein-Main-Flughafen.

Der Stadtteil besitzt keinen direkten Anschluss an die Autobahn. Die Anschlussstelle Höchst der BAB 66 liegt etwa zwei Kilometer vom Ortskern entfernt im nördlich angrenzenden Frankfurt-Unterliederbach. Zur Zeit befindet sich allerdings eine Auffahrt zur Bundesstraße 40 im Bau. Die autobahnähnlich ausgebaute Schnellstraße tangiert Höchst südlich und soll in Zukunft die Höchster Altstadt vom Durchgangsverkehr befreien.

Höchst liegt außerdem an der alten Handelsstraße von Frankfurt nach Mainz. Die Bolongarostraße, die Hauptstraße der Höchster Altstadt, war Teil dieser Verbindung.

Geschichte

Mittelalter

Datei:Höchsterschloss.jpg
Das Höchster Residenzschloss der Mainzer Erzbischöfe

Höchst wurde zum ersten Mal 790 als Hostat (hohe Stätte) urkundlich erwähnt. Der Name hat nichts mit der Hostato-Sage zu tun, nach der der Knappe Hostato als einziger eine Schlacht überlebte, und deswegen von Karl dem Großen als Dank für seine Tapferkeit die hohe Stätte erhielt.

An der Stelle der Stadt war zuvor ein römisches Kastell. Möglicherweise gab es zu römischer Zeit sogar bereits eine Mainbrücke.

Um 830, wenige Jahrzehnte nach der Stadtgründung, wurde die bis heute weitgehend erhaltene Justinuskirche errichtet, eine der ältesten Kirchen in Deutschland.

Über 1.000 Jahre gehörte die Stadt Höchst zum Territorium des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz. Das Mainzer Rad im Wappen des Stadtteils erinnert noch heute daran. Höchst wurde als Mainzer Tochterstadt vor den Toren Frankfurts ein wichtiges Instrument der Mainzer im Konkurrenzkampf der beiden Großstädte.

1355 wurden dem kurmainzischen Dorf "Hoestem" die Stadtrechte durch Karl IV. verliehen. Im Jahr darauf beginnt der Bau der Höchster Burg sowie einer Stadtmauer, außerdem wird seitdem in Höchst Markt abgehalten.

Der von den Mainzern seit 1308 in Höchst von allen den Main befahrenden Schiffen erhobene Zoll führte mehrfach zur Eskalation der Mainzisch-Frankfurterischen Rivalitäten, da die Handelsstadt Frankfurt durch den Mainzoll ihre wichtigste Lebensader bedroht sah. 1396 zerstörten die Frankfurter deshalb Stadt und Burg Höchst, die aber bald danach wiederaufgebaut wurden.

Frühe Neuzeit

1582 wütete in Höchst die Pest, vier Jahre später wurde beim Großen Stadtbrand die Hälfte der Stadt zerstört.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde auch Höchst in Mitleidenschaft gezogen. Am 20. Juni 1622 wurde die Schlacht bei Höchst ausgetragen, bei der die Kaiserlichen unter Tilly die Braunschweiger schlugen. 1631 besetzten die Schweden unter Gustav II. Adolf die Stadt, 1635 Bernhard von Weimar. Brände, Hunger und Pest deziemierten die Bevölkerung. Am Ende des Krieges hatte Höchst nur noch 52 Haushaltungen (1618 waren es noch 126).

Im 18. Jahrhundert blühte in Höchst am Main der Handel. Grund dafür waren zum einen die weltberühmte Höchster Porzellanmanufaktur von Johann Peter Melchior (1746-1796, neugegründet 1946), zum anderen die schweizer-italienische Handelsfamilie Bolongaro, die in Höchst ein Handelskontor errichteten. In dem von ihnen 1772-75 erbauten Bolongaropalast verbrachte Napoleon I. 1813 seine letzte Nacht auf deutschem Boden, danach diente der Palast als Hauptquartier von Blücher. Heute ist das Bürger- und Standesamt untergebracht. Der Trausaal gilt als einer der schönsten Deutschlands. 1768 wird auf Dekret von Kurfürst Emmerich Josef nördlich der Altstadt die Höchster Neustadt gegründet.

19. Jahrhundert

1802 wurden durch den Reichsdeputationshauptschluss die geistlichen Fürstentümer und damit auch das Erzbistum Mainz aufgelöst. Höchst kommt zum Fürstentum Nassau-Usingen, das bald darauf im Herzogtum Nassau aufgeht. Die für Höchst zuständige Residenzstadt ist nun Wiesbaden. Seit der Neuordnung der Bistümer 1821 gehört Höchst auch kirchenrechtlich nicht mehr zum Bistum Mainz, sondern zum damals neugeschaffenen Bistum Limburg.

1839 erhielt Höchst Anschluss an einer der ersten deutschen Eisenbahnen, die Taunusbahn. Der erste Höchster Bahnhof lag am Bahnübergang der heutigen Königsteiner Straße. 1847 eröffnete die Nebenbahn ins damals sehr beliebte Kurbad Soden. 1877 folgte die Bahnstrecke nach Limburg an der Lahn, 1902 die nach Königstein im Taunus.

Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht die Industrielle Revolution in Deutschland ihren ersten Höhepunkt. Dies ging auch an Höchst nicht vorbei. 1863 gründeten Dr. Eugen Lucius aus Erfurt und sein Schwager Carl Friedrich Wilhelm Meister das Unternehmen Theerfarbenfabrik Meister, Lucius & Co. Das Unternehmen wird unter dem Namen Farbwerke Höchst und später als Hoechst AG zu einem der größten Chemie-Konzerne Deutschlands heranwachsen.

Infolge des "Deutsch-Deutschen Kriegs" kam Höchst 1866 mit großen Teilen des heutigen Hessen zu Preußen. 1885 wurde die Stadt Kreisstadt des neugegründeten Landkreises Höchst.

20. Jahrhundert

Datei:Frankfurt-höchst.jpg
Panorama von Höchst

Am 1. April 1917 wurden die Gemeinden Unterliederbach, Sindlingen und Zeilsheim in Höchst am Main eingemeindet.

Infolge des Versailler Vertrags wurden die linksrheinischen Gebiete Deutschlands durch Frankreich besetzt, außerdem drei Brückenköpfe auf rechtsrheinischem Gebiet in einem Radius von jeweils 30 km rund um Köln, Koblenz und Mainz. Höchst lag innerhalb des Mainzer Besatzungsgebiets und wurde am 14. Dezember 1918 von französischen, marrokanischen und algerischen Truppen besetzt, die in den Höchster Kasernen Quartier nahmen. An der Niddabrücke nach Nied wurde ein Grenzübergang (Zollgrenze) eingerichtet, Straßennamenschilder in französischer Sprache wurden aufgehängt. Wegen Widerstand gegen die Besatzungsmacht wurde 1919 Oberbürgermeister Janke ausgewiesen, dasselbe Schicksal traf 1923 seinen Amtsnachfolger Bruno Asch. Er leitete bis 1925 die Amtsgeschäfte telefonisch von Frankfurt aus. Die französische Besatzung endete erst im Jahr 1929.

Am 1. April 1928, kam die Stadt Höchst am Main als Stadtteil zu Frankfurt am Main, die neuen Höchster Stadtteile sind fortan Frankfurter Stadtteile. Teile des Eingemeindungsvertrags von 1928 [1] sind noch heute lokalpolitisches Thema, da nicht alle Vetragspunkte von der Stadt Frankfurt eingehalten wurden. Hauptgrund der Eingemeindung war die Vereinigung der Hoechst AG mit anderen großen Chemieunternehmen zur IG Farben, die ihren Sitz in Frankfurt am Main haben sollte. Die Stadt Höchst, die auf die hohen Steuereinnahmen des gleichnamigen Chemiekonzerns angewiesen war, musste nachziehen, um so wenigstens indirekt von den Einnahmen der IG Farben zu profitieren.

Aus den Restgemeinden des Landkreises Höchst und weiteren umliegenden Gemeinden wurde der Main-Taunus-Kreis gegründet, dessen Kreisverwaltung bis 1987 in Höchst saß.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Höchster Altstadt nur leicht beschädigt. Bei Luftangriffen im Jahr 1940 wurden vier Häuser zerstört, 13 Menschen starben dabei. Gegen Kriegsende wurde Höchst mit Frankfurt von den amerikanischen Truppen besetzt. American Forces Network (AFN) richtete sich im Höchster Schloss ein.

1957 fand zum ersten Mal das Höchster Schlossfest statt, ein kultureller Höhepunkt der Region. 1972 wurde die Höchster Altstadt unter Denkmalschutz gestellt. 1973 wurde die Abfallgrube im Wirtschaftshof des ehemaligen Antoniterklosters entdeckt. Dort machte man bedeutenden Glas- und Keramikfunde aus des Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts.

Sehenswürdigkeiten in Höchst

  • Altstadt, darin
    • Justinuskirche, karolingisch, um 830, dreischiffige Basilika mit hochgotischem Chor (15. Jh.)
    • Höchster Schloss, 14.-16.Jh., Residenz der Mainzer Erzbischöfe
    • Neues Schloss, um 1600
    • Höchster Schlossplatz
    • Stadtmauer und Maintor, gotisch, 14. Jahrhundert
    • Antoniterkloster, 1441, Bolongarostraße
    • Kronberger Haus, Renaissance, 1577, Bolongarostraße (darin die Höchster Porzellanmanufaktur)
    • Greiffenclau'sches Haus, Renaissance, 1590-1600, Wed
    • Altes Rathaus, Renaissance, 1594-95, Allmeygang
  • In der Neustadt (gegr. 1768)
    • Bolongaropalast, barock (1772-80), Bolongarostraße
    • ehem. Kreishaus, 1892, Bolongarostraße
    • Stadtkirche (ev.), 1882, Emmerich-Josef-Straße
    • Josefskirche (kath.), neuromanisch, 1907-08, Hostatostraße
    • Bahnhof Höchst, 1914
    • ehem. Kaufhaus Schiff, später Hertie, 1929, Königsteiner Straße