Netzplantechnik
Netzplantechnik ist ein methodisches Vorgehen, um voneinander abhängige Vorgänge zeitlich so festzusetzen, dass keine Abhängigkeiten verletzt werden.
Die Netzplantechnik findet ihre Anwendung insbesondere darin, Projekte zu planen, ist im Rahmen des Projektmanagements also eine Methode der Projektplanung. Insbesondere macht sie Aussagen darüber, welche Vorgänge auf dem kritischen Pfad liegen: Diese Vorgänge können zeitlich nicht verzögert werden, ohne dass der Endtermin negativ beeinflusst wird. Die direkt aus der Netzplantechnik entstandene grafische Darstellung, der Netzplan, wird häufig für größere Projekte eingesetzt, kleinere Projekte lassen sich in einer daraus abgeleiteten Darstellung, dem Balkenplan (Gantt-Diagramm) zum Teil etwas anwenderfreundlicher darstellen.
Grundbegriffe und Grundprinzip
Ein Vorgang ist im Rahmen der Netzplantechnik eine abgegrenzte Arbeitseinheit, die zu einem bestimmten Zeitpunkt begonnen und einem bestimmten späteren Zeitpunkt beendet wird. Ein Vorgang kann mit anderen Vorgängen verknüpft sein: Beispielsweise müsste ein Vorgang „Socken anziehen“ beendet sein, bevor ein Vorgang "Schuhe anziehen" begonnen werden kann. Auf diese Abhängigkeiten wird weiter unten detailliert eingegangen.
Ein solcher Vorgang besitzt eine wesentliche Eigenschaft, seine Dauer. Aufgabe der Netzplantechnik ist, unter Berücksichtigung der Dauer der einzelnen Vorgänge und unter Berücksichtigung ihrer Abhängigkeiten zu ermitteln, wann die jeweiligen Vorgänge stattfinden. Der Rechenprozess beginnt je nach Bedarf entweder bei den Startvorgängen, und setzt von diesen ausgehend den frühestmöglichen Starttermin der nachfolgenden Vorgänge fest (Vorwärtsplanung), oder bei den letzten Vorgängen des Netzes (die keinen Nachfolger mehr haben), und setzt dann die spätesten Fertigstellungstermine der jeweils vorgelagerten Vorgänge fest (Rückwärtsplanung). Durch Kombination beider Methoden ausgehend von einem definierten Start- und einem definierten Endtermin ergeben sich dadurch für jeden Vorgang neben der Dauer folgende vier weiteren wichtigen Eigenschaften.
- Frühester Beginn (FB) (aus Vorwärtsplanung)
- Frühestes Ende (FE) (aus Vorwärtsplanung und jeweiliger Dauer)
- Spätester Beginn (SB) (aus Rückwärtsplanung und jeweiliger Dauer)
- Spätestes Ende (SE) (aus Rückwärtsplanung)
Geschichtliche Einordnung
Schon am Ende des 19. Jahrhunderts wurden erste Hilfsmittel für die Planung von Projekten eingesetzt. Es gab noch keine Netzpläne, aber mit dem Balkendiagramm von Gantt wurde schon eine graphische Darstellung von Vorgängen bei der Planung von Projekten zur Hilfe gezogen. Erst aber mit der CPM (Critical Path Method) oder der PERT (Program Evaluation and Review Technique), welche 1956 entwickelt wurden, spricht man von der Netzplantechnik.
Die Technik wird Netzplantechnik genannt, weil die graphische Darstellung von Kreisen und Pfeilen in diesen Plänen, bei Projekten mit vielen Vorgängen, wie ein Netz aussieht. Diese Techniken hatten nach ihrer Entwicklung große Erfolge. So erzielte z. B. die US-Navy bei der Vorbereitung und Überwachung des Polaris-Raketen-Projektes durch Anwendung der neuen Verfahren einen Zeitgewinn von fast 2 Jahren. Vor der großen Verbreitung von Computern, wurden Netzpläne noch mit dem Bleistift gezeichnet oder sie wurden mit Hilfe von lackierten Stahlblechen und Magneten angefertigt. Diese hatten den Vorteil, dass man Veränderungen des Projektes für damalige Verhältnisse schnell in die Projektplanung übernehmen konnte, ohne den Projektplan erneut zeichnen zu müssen.
Arten von Netzplänen
Es gibt verschiedene Arten und Varianten von Netzplänen. Grundsätzlich werden folgende Arten von Netzplänen unterschieden.
Vorgangspfeilnetz: Bei einem Vorgangspfeilnetz werden die einzelnen Vorgänge als Pfeile dargestellt. (Beispiel: CPM)
Ereignisknotennetz: Bei einem Ereignisknotennetz werden die Ereignisse als Knoten und die Vorgänge als Pfeile dargestellt. (Beispiel: PERT)
Vorgangsknotennetz: Bei einem Vorgangsknotennetz werden die einzelnen Vorgänge als Knoten dargestellt. (Beispiel: MPM)
Grafische Darstellung
Der Netzplan
Ein Netzplan stellt die einzelnen Vorgänge und ihre Abhängigkeiten dar. Netzpläne sind nach DIN genormt. Vor dem Erstellen des eigentlichen Netzplans werden häufig die Abhängigkeiten der einzelnen Vorgänge und Ihre Dauer in einer Tabelle erfasst. Wird eine Projektplanungssoftware verwendet, so speichert diese (im Prinzip) die Daten der Projektplanung in ähnlicher Weise.
Vorgangsnummer | Vorgang | Dauer | Vorgänger | Nachfolger |
1 | Start | 0 | 2 und 3 | |
2 | Aufgabe AA | 1 | 1 | 4 |
3 | Aufgabe BB | 4 | 1 | 5 |
4 | Aufgabe CC | 5 | 2 | 5 |
5 | Ziel | 0 | 3 und 4 |
Danach wird der eigentliche Netzplan erstellt, wobei jeder Vorgang grafisch als Kästchen (Netzplanknoten) aufgezeichnet wird. An definierten Positionen wird eine Beschreibung, sowie Dauer, frühester Beginn, spätester Beginn, frühestes Ende und spätestes Ende notiert.

Die einzelnen Kästchen pro Vorgang werden durch Pfeile verbunden, welche die Abhängigkeiten zwischen den Vorgängen abbilden. Da keine zyklischen Verkettungen erlaubt sind, lassen sich die einzelnen Vorgänge in ihrer notwendigen zeitlichen Abfolge von links nach rechts anordnen, parallele Pfade befinden sich dabei untereinander.

Dem hier gezeigten Beispielnetzplan kann man die folgenden Informationen entnehmen.
- das Projekt ist nach frühestens 6 Tagen beendet
- der kritische Pfad umfasst die Vorgänge AA und CC
- der Vorgang BB kann auch erst nach einer Pufferzeit von 2 Tagen gestartet werden, ohne das Projekt zu gefährden