Zum Inhalt springen

Familienplanung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. April 2005 um 20:06 Uhr durch PhilippWeissenbacher (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: listen sternerl vergesen *sorry*). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter den Begriff der Familienplanung versteht man im Allgemeinen alle Maßnahmen von Paaren, die Zahl und den Zeitpunkt der Geburt von Kindern individuell zu planen. Mit dem sich wandelnden Familienbegriff in der westlichen Gesellschaft änderte sich in den letzten Jahren aber auch die Bedeutung von Familienplanung. Heute wird nicht mehr unbedingt eine feste Partnerschaft für die Gründung (oder Erweiterung) der Familie vorausgesetzt.

Für die Familienplanung sind sehr unterschiedliche Parameter entscheidend. Hierzu gehören unter anderem die persönlichen Ziele, Wertevorstellungen, Wünsche, die berufliche Karriere, Möglichkeiten der Kinderbetreuung und die Lebensplanung im Allgemeinen. Aber auch die objektive und subjektive persönliche Reife, der soziokulturelle Hintergrund sowie das soziale Umfeld sind wichtige Faktoren, die bei der Familienplanung eine Rolle spielen.

Für die Familienplanung entscheidend ist die Trennung von Sexualität und Fortpflanzung. Die Methoden der Empfängnisverhütung sind hier wichtigstes Mittel. Insbesondere die hormonell wirkende Antibabypille, die in den 1960er Jahren eingeführt wurde, aber auch moderne Kondome erlauben den freizügigeren und unbeschwerteren Umgang mit der Sexualität. Gleichzeitig geben sie Paaren und insbesondere Frauen die Möglichkeit, mit größere Freiheit über ihre Fortpflanzung selbst zu entscheiden.
Der Schwangerschaftsabbruch ist in den meisten Gesellschaften nur in Ausnahmesituationen akzeptiert, und wird auch aus medizinischer Sicht nicht als Methode zur Familienplanung angesehen.

Familienplanung in Kontext von Politik und Gesellschaft

Die bereits erwähnten Parameter der Familienplanung wie Wertvorstellungen, persönliche Reife, der soziokulturelle Hintergrund als auch die berufliche Karriere und die Lebensplanung der Einzelnen sind so stark mit der Gesellschaft und mit der Politik verbunden, dass Familienplanung nicht losgelöst von dieser betrachtet werden kann.

Die von einen Staat beeinflussten mittelbaren wie unmittelbaren Parameter werden unter dem Begriff der Familienpolitik zusammengefasst, und setzten die meist juristischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen die individuelle Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft getroffen werden kann. Diese Verknüpfung zwischen individueller Planung und staatlichen Kontroll- bzw. Regelmechanismen erklärt sich vor allem dadurch, dass in den meisten Staaten die Verantwortung grundlegender sozialer als auch infrastruktureller Leistungen von der Familie auf den Staat übertragen wurde. Die Sicherstellung dieser Leistungen bedarf bei den heute üblichen Konzepten einer ausgeglichenen Bevölkerungspyramide. Somit richtet sich Familienpolitik wie die meiste Politik nach den wirtschaftlichen Interessen, bzw. nach der Notwendigkeit, aber auch ideologische Interessen und der religiöse Hintergrund eines Landes können entscheidend sein.

In den meisten Entwicklungsländern – insbesondere in den afrikanischen und Süd- Ost-Asiatischen Staaten – wird unter Familienplanung in der Regel der Versuch verstanden, das z. T. explosionsartige Bevölkerungswachstum auf ein "normales" Maß zu beschränken. In diesem Fall spricht man auch von Geburtenregelung bzw. Geburtenkontrolle. In vielen dieser Länder gilt eine hohe Kinderzahl als Garant für eine sichere individuelle Altersversorgung. Die makroökonomische Zusammenhänge zwischen gesellschaftlicher Notwendigkeit und mittlerweile veralteten Vorstellungen, dank einer verbesserter medizinischer Versorgung und damit einhergehender sinkender Kindersterblichkeit - werden oft nicht nachhaltig erkannt. Moderne nachhaltige Entwicklungshilfe heißt in diesen Ländern deshalb auch immer Familienbildung und eine gesellschaftliche Stärkung der Frau.

Als radikalstes Beispiel für von den Rahmenbedingungen des Staates reglementierte individuelle Familienplanung ist die VR China - das bevölkerungsreichste Land der Erde - zu nennen. Hier wird versucht, die Zahl der Kinder pro Paar (Frau) auf maximal 2 zu begrenzen, indem nicht nur Familien mit mehr als zwei Kindern mit Repressalien zu rechnen haben, sondern zum Teil auch die Schwangerschaft einer Frau behördlich genehmigt werden muss.

Der Einfluss von sich wandelnden Werten und Lebensplanung

Genauso entscheidend wie die Rahmenbedingungen des Staates ist der kulturelle, soziale und religiöse Hintergrund. In den meisten europäischen Industriestaaten befindet sich dieser seit Mitte der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts enorm in Umbruch, welcher gleichzeitig mit einem Wertewandel und einem veränderten Lebensstil einhergeht. Der Wunsch nach einer eigenen Familie steht zwar nach wie vor ganz weit oben in der individuellen Lebensplanung, kollidiert aber mit dem Bedürfnis nach ungebundener Freiheit, nach wirtschaftlicher Sicherheit und subjektiver persönlicher Reife und wird somit nach hinten hinausgezögert oder auf nur ein Kind beschränkt, wobei hier die wirtschaftlichen Risken gegenüber einem Leben ohne Kinder am schwersten wiegen. In Deutschland gelten nach jüngsten Studien Kinder als maßgeblicher Armutsfaktor. Ohne familiären Rückhalt verringert sich die Bereitschaft, Kinder zu bekommen, zusätzlich.
Es gibt statistische Erhebungen, welche die Zahl der Kinder mit der Entfernung des Wohnortes der Eltern zum Wohnort der Großeltern in Relation setzen. Je näher die Großeltern, desto eher wird ein Kinderwunsch auch verwirklicht, da die Großeltern in der Regel starke Unterstützung bieten.

In den meisten westlichen Ländern wird die niedrige Geburtenrate entsprechend begründet. Vor allem die demografische Bevölkerungsentwicklung wird dadurch negativ beeinflusst, was wiederum die hergebrachten sozialen Sicherungssysteme (z.B. das Rentensystem) zum radikalen Umbruch zwingt. Auf der anderen Seite wird immer wieder eine Änderung der Familienpolitik angemahnt. Tief greifende und nachhaltige Änderungen in der Familienpolitik sind bisher aber noch keinem westeuropäischen Staat gelungen. Im Falle von Deutschland liegen die Geburtenzahlen im europäischen Vergleich an vorletzter Stelle (2004) was für Viele ein eindeutiger Indiz für eine - seit Jahrzehnten - verfehlte Familienpolitik darstellt.

Allerdings wird von einigen Soziologen die These vertreten, dass in den westlichen Industrieländern bei der Entscheidung für ein Kind rationale Erwägungen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen und diese im Grunde eine rein gefühlsmäßige ist. Dafür werden Untersuchungen angegeben, die davon ausgehen, dass die staatliche Förderung von Kindern, (z. B. Kindergeld, Steuervorteile, Kindergarten etc.) zum "Downbreeding" führt.

Siehe auch: Künstliche Befruchtung, Kinderlosigkeit, Unerfüllter Kinderwunsch, Zwangssterilisation, Unfruchtbarkeit, Natürliche Familienplanung