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Benutzer:Wiwiwiki121/Werkstatt

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Wichtige Leitzinsen (Stand: 19. Juni 2025)
Zinssatz Höhe
Europäische Zentralbank (gültig ab: 11. Juni 2025)
Einlagesatz (deposit facility rate) 2,00 %
Hauptrefinanzierungssatz (main refinancing operations rate) 2,15 %
Spitzenrefinanzierungssatz (marginal lending facility rate) 2,40 %
Schweizerische Nationalbank (gültig ab: 20. Juni 2025)
SNB Leitzins 0,00 %
Federal Reserve System (gültig ab: 19. Dezember 2024)
Federal-Funds-Rate-Zielband 4,25 bis 4,50 %
Primary Credit Rate 4,50 %
Bank of Japan (gültig ab: 27. Januar 2025)
Overnight Call Rate 0,50 %
Bank of England (gültig ab: 8. Mai 2025)
Official Bank Rate 4,25 %
Chinesische Volksbank (gültig ab: 20. Mai 2025
Diskontsatz (one-year lending rate) 3,00 %
Reserve Bank of India (gültig ab: 9. April 2025)
Repo rate 6,00 %

Unter Leitzins versteht man die festgelegten Zinssätze, zu denen die Zentralbanken das von ihr geschaffene Geld abgeben und zu dem sich die Kreditinstitute durch Pfandkredite oder Pensionsgeschäfte Zentralbankgeld beschaffen können.[1] Über die Festsetzung dieser Leitzinsen steuert die Zentralbank das Geldmarktgeschehen und insbesondere den Tagesgeldsatz.[2] Die Leitzinsen signalisieren den von der Notenbank angestrebten geldpolitischen Kurs.[3]

Marktpsychologische Bedeutung von Leitzinsenänderungen

Durch eine restriktive beziehungsweise expanisve Geldpolitik können die Notenbanken die Zinssätze des Geldmarkts sowie die allgemeine Zinsentwicklung beeinflussen und haben somit indirekten Einfluss auf eine gesamte Volkswirtschaft. Grund hierfür ist, dass ein beträchtlicher Teil der volkswirtschaftlichen Güternachfrage fremdfinanziert ist.

Zeitliche Verzögerung geldpolitischer Maßnahmen

[4] Die Leitzinsen spielen demnach bei Investitionen eine maßgebliche Rolle, da die Investitionen das zukünftige Wirtschaftswachstum bestimmen.[5] Die Leitzinsen, welche die Geschäftsbanken zahlen müssen um Zentralbankgeld zu bekommen und daher als Kosten für diese angesehen werden können, werden inklusive Aufschlag an die Kreditnehmer weitergegeben. Zudem sind Leitzinsänderung nicht als Ad hoc Maßnahme anzusehen, den in der Regel schlagen sich die Änderungen der Leitzinsen erst mit einer zeitlichen Verzögerung (time lags) auf Wachstum und Inflation nieder.[6] Außerdem gibt die höhe der Leitzinsen die Erwarteungen hinsichtlich der entwicklung von inflation und Wechselkurs wieder.[7]

Vorgehen der Zentralbanken bei Leitzinsänderungen

Der Zinssatz wird durch das Gleichgewicht von Geldangebot und Geldnachfrage in Abhängigkeit vom Einkommen bestimmt. Die Zentralbanken können den Zinssatz unmittelbar ändern, indem sie das Geldangebot durch Offenmarktgeschäfte ändern. Erhöht die Zentralbank das Geldangebot im Zuge von Offenmarktgeschäfte durch den kauf von Wertpapieren, steigen die Wertpapierkurse und äquivalent dazu sinkt der Zins.[8] Bei einer Senkung des Geldangebotes Verkauft die Zentralbank Wertpapier, was den Wertpapierkurs sinken lässt und äquivalent dazu steigt der Zins.[9]

IS-LM-Modell

IS-LM-Modell

Das IS-LM-Modell analysiert das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht von Gütermarkt und Geldmarkt.[10] Entscheiden die obersten Währungshüter, auf Grund gegenwärtiger konjunktureller Probleme die Leitzinsen zu senken (erhöhen), so wird dies mit zeitlicher Verzögerung zum Anstieg (Rückgang)der Geldmenge, dem Rückgang (Anstieg) der Staatsausgaben als auch zu einer Steuererhöhung (-senkung) führen. Dies liegt daran das alle Komponenten interdependent sind.

Wichtige Leitzinsen und ihre Institutionen

Die wichtigsten Leitzinssätze des Euro-Raumes und der USA seit 1999

Europäische Zentralbank

Seit der Jahrtausendwende ist die Europäische Zentralbank (EZB) die oberste Instanz für die Geldpolitik im Eurowährungsraum. Anderst als zum Beispiel beim amerikanischen Federal Reserve System wird bei der EZB zentral entschieden, dass heißt die EZB hat die alleinige Entscheidungsgewalt, und die Entscheidungen im Normalfall dezentral durch die nationalen Notenbanken ausgeführt. Als die wichtigsten Leitzinsen im europäischen Währungsraum sind der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungsfazilität, der die Zinsobergrenze darstellt, und die Einlagefazilität, welche die Zinsuntergrenze darstellt, zu nennen. Als vorrangige Ziele, welche durch eine Änderung der Leitzinsen verfolgt werden, sind ein stabiles Preisniveau und eine niedrige Inflationsrate zu nennen. Des weiteren kann das Wirtschaftswachstum als Ziel angesehen werden.

Federal Reserve System

Der amerikanische Leitzins besteht im Gegensatz zu den europäischen Leitzinsen nur aus der Federal Funds Rate und dem Diskontsatz. Die Steuerungskonzeption des Federal Reserve System (Fed) ist stark von Offenmarktgeschäften geprägt, mit dem Ziel einen hohen Beschäftigungsstand, ein stabiles Preisniveau als auch gemäßigte langfristige Zinsen.


Siehe auch

Inflation

Geldpolitik

Einzelnachweise

  1. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.59.
  2. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.59.
  3. Deutsche Bundesbank Eurosystem Glossar. Abgerufen am 17. Dezember 2008.
  4. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.65.
  5. Vgl. Mussel, Gerhard: Grundlagen des Geldwesens, Sternenfels: Wissenschaft und Praxis, 2004, S.65.
  6. Vgl. Jarchow, Hans-Joachim: Theorie und Politik des Geldes, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2003, S.334.
  7. Vgl. Brand, Oliver: Das internationale Zinsrecht von England, Tübingen: Mohr Siebeck, 2002, S.77.
  8. Vgl. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006, S.119.
  9. Vgl. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006, S.119.
  10. Vgl. Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006, S.164

Deutsche Bundesbank

Literatur

Blanchard, Olivier/ Illing, Gerhard: Makroökonomie, München: Pearson, 2006.

Bofinger, Peter/ Reischle, Julian/ Schächter, Andrea: Geldpolitik: Ziele, Instutitionen, Strategien und Instrumente, München: Verlag Vahlen, 1996.

Görgens, Egon/ Ruckriegel, Karlheinz/ Seitz, Franz: Europäische Geldpolitik, Lucius & Lucius, 2004.

Heine, Michael/ Herr, Hansjörg: Die Europäische Zentralbank: Eine kritische Einführung in die Strategie und Politik der EZB, Metropolis-Verlag, 2004.

Krugman, Paul R./ Obstfeld, Maurice: Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft, München: Pearson, 2006.

Wurm, Gregor/ Möhlmeier, Heinz/ Skorzenski, Friedmund/ Wierichs, Günter: Allgemeine Wirtschaftslehre für den Bankkaufmann/ die Bankkauffrau, Troisdorf: Bildungsverlag EINS-Stam, 2005.