Benedikt XVI.
Benedikt XVI. (lateinisch: Benedictus PP. XVI), bürgerlich Joseph Alois Ratzinger (* 16. April 1927 in Marktl, Bayern), ist der derzeitige Papst der Römisch-Katholischen Kirche. Er wurde am 19. April 2005 nach nur 26 Stunden Konklave (Wahl) im vierten Wahlgang zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt. Er ist der achte deutsche Papst insgesamt und der erste seit 482 Jahren, betrachtet man Hadrian VI. als Deutschen.
Benedikt XVI., der 265. Papst in der Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche, war vor seiner Wahl zum Papst Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Glaubenskongregation. Er war damit einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand seines Vorgängers. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Benedikt XVI. als konservativ und war in der Vergangenheit sowohl innerkirchlich als auch in der Außenwahrnehmung in vielen Punkten umstritten. Hoffnungen werden in seine intellektuelle Brillianz gesetzt, die nicht frei von Widersprüchen und Brüchen ist.
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Leben
Jugend
Joseph Alois Ratzinger wurde im oberbayerischen Marktl am Inn (Sprengel im niederbayerischen Bistum Passau, Bayern) als Sohn eines Gendarmeriemeisters geboren. Seine Geschwister sind Maria und Georg Ratzinger. Ein Großonkel väterlicherseits, Georg Ratzinger war promovierter Theologe sowie Landtags- und Reichstagsabgeordneter, der sich im Parlament gegen Kinderarbeit einsetzte. Mit 14 Jahren wurde er - wie nach einem Gesetz von 1936 verpflichtend - während seines Aufenthaltes im erzbischöflichen Internat in Traunstein in die Hitlerjugend übernommen. Es wird Joseph Ratzinger nachgesagt, daß er mit wenig Begeisterung in der Hitlerjugend war und versuchte, jegliche Gruppentreffen zu vermeiden. 1943, im Alter von 16 Jahren, wurde er Flakhelfer und für den Schutz einer BMW-Fabrik außerhalb Münchens eingesetzt. Er wurde 1944 zur Grundausbildung eingezogen und nach Ungarn zum Reichsarbeitsdienst versetzt, wo er half Panzersperren zu errichten. 1944 floh er (was damals mit dem Tod bestraft wurde). 1945 kam er in ein Kriegsgefangenenlager in dem er am Unterricht zur Entnazifizierung teilnahm. 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Ratzinger wuchs in einer tief religiösen Familie auf. Zwei Jahre nach Josephs Geburt zog die Familie nach Tittmoning an der Salzach, 1932 nach Aschau am Inn. In den 1930er Jahren kaufte der Vater ein kleines Bauernhaus in Hufschlag bei Traunstein. Abgesehen von Sport war er ein Einser-Schüler. Trotz der finanziellen Belastung für die Eltern ist Joseph Ratzinger wie seine Geschwister im Internat zur Schule gegangen. Nach der Pensionierung des Vaters arbeitete die Mutter in der Saison als Köchin in Reit im Winkl. Nach dem Abitur auf dem Chiemgau Gymnasium in Traunstein studierte er an der Theologischen Hochschule in Freising sowie an der Universität München Katholische Theologie und Philosophie. Nach eigener Auskunft im Interview mit Peter Seewald wurden er und Kommilitonen besonders durch Werke von Gertrud von le Fort, Ernst Wiechert, Dostojewski, Elisabeth Langgässer, Theodor Steinbüchel, Heidegger, Karl Jaspers beinflußt. Die drei letztgenannten empfand der junge Stundent als Umbruch aus der Dominanz des Neukantianismus. Als Schlüssellektüre las er das Werk von Steinbüchel Die Wende des Denkens. Zum Abschluß seines Studiums sah er sich bei den älteren Kirchenvätern eher zum tatkräftigen Augustinus als zu Thomas von Aquin hingezogen und bei den Scholastikern interessierte sich Ratzinger auch eher für den heiligen Johannes Bonaventura.
Priester, Professor und Erzbischof
Von 1946 bis 1951 absolvierte Ratzinger ein Studium der Theologie und der Philosophie. 1951 empfing er zusammen mit seinem Bruder Georg Ratzinger das Sakrament der Priesterweihe. Im Jahre 1953 wurde Ratzinger an der Universität München zum Doktor der Theologie promoviert (u.a. gemeinsam mit Uta Ranke-Heinemann), 1957 habilitierte er sich an der Universität München im Fach Fundamentaltheologie.
Mit 31 Jahren trat Ratzinger 1958 eine Professur für Dogmatik und Fundamentaltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Freising an. Seitdem war er Dozent und Lehrstuhlinhaber an verschiedenen deutschen Universitäten (Bonn (1959–1963), München, Münster (1963–1966), Tübingen (1966–1969) und Regensburg (1969–1977)) in den Fächern Fundamentaltheologie, Dogmatik und Dogmengeschichte.
Während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) war Ratzinger auch Berater und Redenschreiber des Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings. Er vertrat dort eine reformorientierte Auffassung. In der ersten Rede Frings verlangte dieser - wie Kardinal Liénart aus Lille, dass nicht gleich abgestimmt werden dürfe, sondern dass die Konzilsteilnehmer zuerst Kontakt miteinander aufnehmen müssten, um zu entscheiden, wer für welche Kommissionen in Frage käme. Die von Ratzinger mitformulierte zweite Rede verlangte eine völlige Überarbeitung des von der Kurie vorgegebenen Textes über die Offenbarung. Die dritte von Frings gehaltene Rede gegen neuscholastische Erstarrung Roms und gegen Mißstände im Heiligen Offizium verlangte transparentere Verfahren, wurde allgemein als Paukenschlag und als Brandrede gewertet und fand unter den Zuhörern des Zweiten Vatikanischen Konzils sehr starken Beifall. Die Rede machte auch Ratzinger einem weiten Kreis in der Kirche bekannt. Unter dem Schlagwort aggiornamento (in das Heute bringen) war er Anhänger einer Öffnung der Kirche. Diese liberale Grundeinstellung, mit der er die Veränderungen des Konzils befürwortete, legte er jedoch – nach eigenen Angaben während der 68er Zeit u.a. in Tübingen – ab, da er den Glauben durch heraufkommende „Beliebigkeit“ gefährdet sah. In Universitätsveranstaltungen war es zum Teil zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen, die den jungen, eher zurückhaltenden Hochschullehrer getroffen haben mögen. Ratzinger: In diesen Jahren lernte ich, wann eine Diskussion aufhören mußte, weil sie sich in eine Lüge wandelte, und Widerstand muß einsetzen, um die Freiheit zu erhalten. Der einst als Reformer gehandelte Ratzinger wandelte sich zum Bewahrer und erhielt so sein konservatives Image. Diese Einstellung behielt er auch als Professor und Erzbischof von München und Freising bei. Von Papst Johannes Paul II., der Ratzinger schon während des 2. Vatikanums kennenlernte, wurde er deswegen auch zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt.
In den Jahren 1963 bis 1966 war Ratzinger Lehrstuhlinhaber des Seminars für Dogmatik und Dogmengeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Zu seiner Antrittvorlesung dort am 28. Juni 1963 zum Thema Offenbarung und Überlieferung drängten sich Studierende und Dozenten in den völlig überfüllten Hörsaal 1 im Fürstenberghaus, um den bekannten Theologen zu sehen.
Von 1966 bis 1969 hatte er – wie Hans Küng – einen Lehrstuhl für katholische Dogmatik an der katholisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen inne. 1969 wurde er an die Universität Regensburg gerufen, wo er bis 1977 Dogmatik lehrte. Der spätere Bundesarbeitsminister Norbert Blüm studierte u.a. Theologie bei Ratzinger.
1976 wurde Ratzinger der Ehrentitel eines Päpstlichen Ehrenprälats für besondere Verdienste um die Kirche verliehen.
Im März 1977 ernannte Papst Paul VI. Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising; schon zwei Monate später wurde er zum Kardinal erhoben. Als solcher empfing er den polnischen Episkopat in München, darunter auch Karol Wojtyła, der bald darauf, nach dem kurzen Pontifikat von Johannes Paul I., zum Papst gewählt wurde. An beiden Wahlen war Ratzinger beteiligt. Ratzingers Bischofsmotto lautet: Cooperatores veritatis (lat, deutsch: Mitarbeiter der Wahrheit). In seinen Bischofswappen nahm er den Bären des heiligen Korbinian auf, des Gründerbischofs der Diözese München und Freising. Der Bär wird z.B. dargestellt in der Statue Ignaz Günthers von 1761 in Rott am Inn. Der Legende nach hatte Korbinian seinen Gepäcksattel diesem Bären aufgelegt, nachdem der Bär Korbinians Pferd auf dem Weg nach Rom zerfleischt hatte. Erst in Rom ließ Korbinian den Bären wieder frei.
Leiter der Glaubenskongregation
„Bayerische Rauflust“ nach Innen und Außen
Joseph Ratzinger war vor seiner Wahl zum Papst Dekan des Kardinalskollegiums und seit dem 25. November 1981 Präfekt der Glaubenskongregation, der Nachfolgeorganisation der Kongregation der römischen und allgemeinen Inquisition (1908 umbenannt in Heiliges Offizium). Als Präfekt der Glaubenskongregation hatte Ratzinger einen Stab von 40 Mitarbeitern. 1992 ernannte ihn der Papst zum Titularbischof der suburbikarischen Diözese Velletri-Segni. Ab 1998 war Ratzinger Subdekan des Kardinalskollegiums und wurde 2002 zum Dekan des Kardinalskollegiums und damit zum Titularbischof von Ostia gewählt. Er war damit einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand seines Vorgängers. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Benedikt XVI. als eher konservativ und war in der Vergangenheit sowohl innerkirchlich als auch in der Außenwahrnehmung in vielen Punkten umstritten.
Als Präfekt dieser Apostolischen Glaubenskongregation war er bis zu seiner Wahl zum Papst für die Ablehnung des Vatikans von pluralistischen Ansätzen in der Kirche, Forderungen nach Dezentralisation der Kirche, Priesterehen, Befreiungstheologie (massiver Konflikt mit dem alternativen Nobelpreisträger und Franziskaner Leonardo Boff und Gustavo Gutierrez), gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und Verhütungsmitteln mitverantwortlich.
Innerkirchliche Kritiker wie Roger Haight (2005), Jacques Dupuis (2001), Anthony de Mello (1998) und Tissa Balasuriya (1997) wurden mit Bußschweigen, Ämterverlust oder mit Exkommunikation bestraft. Auch in Fragen der Ökumene wird er eher als Bremser gesehen, jedoch gestattete er dem Protestanten Frère Roger bei der Messe zur Beerdigung Johannes Pauls II. die Teilnahme an der Kommunion, was allgemein als Sensation aufgenommen wurde, obwohl sie aus der Anerkennung des Primates des Papstes durch die Brüder von Taizé resultierte. Daher rührte die Gestattung des Taizé-Gründers Frère Roger, an der katholischen Eucharistie teilzunehmen. Das umstrittene päpstliche Lehrschreiben Dominus Iesus, bei dem Ratzinger die Feder geführt hatte, richtete nach allgemeiner Einschätzung ökomenischen Schaden an. Eine Beteiligung von Frauen am Priesteramt schloss er als Kardinal aus (siehe Interpolationstheorie). Das Lehrschreiben Ordinatio Sacerdotalis von Johannes Paul II. (Papst), das die Prieserweihe ein für alle mal ausschloss, wurde von Ratzinger als unfehlbar dargestellt. Mit den deutschen Bischöfen, insbesondere mit Karl Kardinal Lehmann, hatte der ehemalige Kardinal Ratzinger Konflikte über die Möglichkeit der Teilnahme an der Kommunion durch geschiedene-wiederverheiratete Katholiken. Kritiker sahen in seinem Aufruf 2004, Politikern, die Abtreibung unterstützen, die Kommunion zu verweigern, eine Einmischung in den damaligen US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu Lasten John Kerrys. Anekdotisch erklärte Ratzinger als Kardinal, dass sein Doktorvater, der Fundamentaltheologe Clemens Gottlieb Söhngen, polemische Sentenzen aus seiner Dissertation als Indiz für bayerischer Rauflust metaphorisch wertete. Entgegen dieser intellektuellen Streitlust wirkt Ratzinger im Umgang mit Menschen eher schüchtern. Im Vorwort des als Buch veröffentlichen Interviews mit Peter Seewald beschreibt dieser den Kardinal, wie er aus dem Auto steigt: Schließlich ging die Türe auf, und ein bescheidener, sehr weißhaariger und leicht zerbrechlich wirkender Mann trat in kleinen Schritten heraus.... Großen Anteil hatte Ratzinger am Katechismus für die Katholische Kirche (KKK, Weltkatechismus), in dessen dritten Teil u.a. die Sexualmoral in Glaubenssätzen und Lehrregeln der katholischen Kirche vorgegeben wird. Kritiker dieser konservativen Festlegungen werfen eine fehlende oder tautologische Begründung dieser Abschnitte vor, insbesondere dort, wo sie - zum Teil sehr weit - über jene der Zehn Gebote hinausgingen.
Qualifikation zum höchsten Priesteramt
Seit Januar 2005 wurde Ratzinger in der Presse zunehmend als möglicher Nachfolger von Papst Johannes Paul II. gehandelt. Dies wurde jedoch oft wenig ernst genommen, denn bei vielen vergangenen Papstwahlen hat sich der römische Grundsatz bewahrheitet: Wer als Papst(favorit) ins Konklave zieht, kommt als Kardinal wieder heraus. Auch das Time Magazine, das Ratzinger als papabile ansah, schrieb: Nicht jeder im Vatikan ist überzeugt, dass Ratzinger im Augenblick der richtige Mann wäre. Nicht nur Italiener, sondern auch viele nord- und südamerikanische Kardinäle wünschten sich lieber einen Italiener. In Londoner Wettbüros wurde aber sein Name bis zum Konklave mit der größten Wahrscheinlichkeit gehandelt. Auch der Name Benedikt war Gegenstand von Spekulationen bei Wetten.
Die umfangreichen Aufgaben der römischen Weltkirche veranlassten Ratzinger selbst, den Papst wiederholt um seine Entlassung zu bitten, um sich in seiner bayerischen Heimat Pentling bei Regensburg dem Bücherschreiben widmen zu können.
Am Vormittag des 8. April 2005 leitete Ratzinger in Rom die Begräbnisfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. Im Zusammenhang mit dem Tode Johannes Pauls II. fiel ihm eine Schlüsselrolle zu. In seiner Funktion als Kardinalsdekan rief er die Kardinäle zum Konklave zusammen, hielt am 18.04.2005 eine vielbeachtete, seine Fähigkeiten unterstreichende Predigt u.a. gegen den Materialismus und leitete die Papstwahl.
Papst
Am Nachmittag des 19. April 2005 wurde Ratzinger zum 265. Papst in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche gewählt. Die Wahl des neuen Papstes wurde der Öffentlichkeit um 17:49 Uhr durch das Aufsteigen weißen Rauches aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle und erstmals auch durch das Glockengeläut des Petersdomes mitgeteilt. Fünfzig Minuten später zeigte sich Ratzinger, der den Papstnamen Benedikt XVI. wählte, erstmals auf der Benediktionsloggia der Peterskirche. Mit seiner Namenswahl spielt Ratzinger auf den Ordensgründer Benedikt von Nursia, Patron Europas, aber auch auf seinen unmittelbaren Namensvorgänger Benedikt XV. an, der als "Friedenspapst" bezeichnet wurde, obwohl dessen Wirken auf die kriegsführenden Parteien des Ersten Weltkrieges während seines Pontifikats von 1914 bis 1922 zum Scheitern verurteilt war. Vielleicht spielt die Namensgleichheit auch auf die Abkehr Benedikts XV. von der dogmatisch-konservativen Herrschaftsweisen dessen Vorgängers Papst Pius X. an, der den Antimodernisteneid zwingend eingeführt hatte.
Benedikt XVI. ist der erste Deutsche als Papst seit Hadrian VI. vor 482 Jahren. Der deutschstämmige Hadrian VI. war in Utrecht geboren, das in den heutigen Niederlanden liegt und zu seinen Lebzeiten Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war. Der letzte Papst, der auf heutigem deutschen Staatsgebiet geboren wurde, war Papst Viktor II., der im Jahr 1055 sein Amt antrat.
Drei Tage vor seiner Wahl zum Papst wurde Joseph Ratzinger 78 Jahre alt und ist damit der älteste gewählte Kandidat seit Klemens XII. (1730). Benedikt XVI. spricht fließend Deutsch, Italienisch, Französisch, Latein, Englisch und Spanisch. Er liest außerdem Altgriechisch und Hebräisch.
Ehrungen
Ehrendoktorwürden
- 1984 College of St. Thomas in St. Paul in Minnesota (Ehrendoktor von Human letters)
- 1985 Katholische Universität Eichstätt
- 1986 Pontificia Universidad Católica del Perú (Katholische Universität Lima)
- 1988 Katolicki Uniwersytet Lubelski (Katholische Universität Lublin)
- 1998 Universidad de Navarra, Pamplona
- 1999 Libera Università Maria SS. Assunta Roma (Freie Universität Maria SS. Assunta in Rom)
- 2000 Uniwersytet Wrocławski (Universität Breslau) (Ehrendoktor der Theologischen Fakultät)
- Universidad de Navarra (Opus Dei-Universität) im spanischen Pamplona
Mitgliedschaften
Ordentliches Mitglied
- KStV Lichtenstein Hohenheim (heute in Erfurt; KV)
- 1964–1967 Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften (seit 1966 Korrespondierendes Mitglied)
- 1966 Académie des sciences religieuses, Brüssel
- 1991 Europäische Akademie für Wissenschaften und Künste, Abteilung Theologie, Salzburg
Korrespondierendes Mitglied
- 1966 Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften
Assoziiertes Mitglied
- 1992 Membre Associé Etranger der Académie des Sciences Morales et Politiques de l’Institut de France, Paris [1]
Ehrenmitglied
- KStV Isaria zu Freising (KV)
- 1981 KSStV Alemannia München (KV)
- 1978 KDStV Rupertia (CV)
- 1985 KDStV Alcimonia (CV)
- 1986 KAV Capitolina zu Rom (CV)
- 1989 KBStV Rhaetia (als Katholische Bayerische Studentenverbindung keinem Verband zugehörig)
- 2000 Päpstliche Akademie der Wissenschaften
Ehrenbürgerwürden
Auszeichnungen
- 1977 Großkreuz des nationalen Verdienstordens der Republik Ecuador
- 1977 Bayerischer Verdienstorden
- 1985 Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern und Schulterband
- 1985 Verfassungsmedaille des Bayerischen Landtages in Gold
- 1989 Ordine della Minerva der Universität Chieti
- 1989 Augustin-Bea-Preis (Rom)
- 1989 Karl-Valentin-Orden (München)
- 1991 Leopold-Kunschak-Preis (Wien)
- 1992 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande der Republik Österreich
- 1992 Literaturpreis Capri S. Michele in Anacapri
- 1992 "Premio Nazionale di Cultura Cattolica", Bassano del Grappa
- 1993 Literaturpreis Premio Letterario Basilicata per la Letteratura Spirituale e Poesia religiosa in Potenza (Italien)
- 1996 Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
- 1998 Kommandeur der Ehrenlegion (Legion d'Honneur) der Republik Frankreich
- 1999 Bali di Gran Croce e Devozione des Souveränen Malteserordens
- 2002 Liberal Trieste
- 2004 Literaturpreis Capri S. Michele in Anacapri
Anekdotisches
- Wegen seines geschliffenen Redetalents trug Benedikt XVI. nach Angaben der Süddeutschen Zeitung vom 05.04.2005 als Kardinal den Spottnamen Goldmund, nach Hermann Hesses Roman Narziss und Goldmund. Benedikt XVI. zählt die Werke des frühexistentialistischen Hesse, z.B. den Steppenwolf, zu seinen Lieblingsbüchern.
- Die Römer gaben Joseph Alois Ratzinger unmittelbar nach der Wahl zum Papst Benedikt XVI. den Kosenamen Papa Ratzi - eine Verballhornung des italienischen Begriffes Paparazzi für lästige Fotografen.
- Als junger Mann hatte Ratzinger gegen die römischen Theologen geschrieben, es gehöre zu den moralischen Pflichten jedes Papstes, vor einer Entscheidung die Stimme der Kirche allumfassend zu hören. Die Kirche sei zu zentralistisch und zu sehr von Rom kontrolliert, sie habe zu straffe Zügel und zu viele Gesetze. Den Primat des Papstes zählte Ratzinger nicht zu den primären Elementen des Kirchenbegriffs, schon gar nicht könne es als sein eigentlicher Konstruktionspunkt gelten. Mit den Wort katholisch sei die bischöfliche Struktur der Kirche ausgedrückt. So schrieb Ratzinger 1968 in seiner Einführung in das Christentum. Sätze, die er in späteren Auflagen streichen ließ. Theologenspötter meinen, dass man bei Ratzinger wie Ludwig Wittgenstein von einem frühen und einem späten Ratzinger sprechen müsse, um seine Widersprüche zu erklären und fragen, ob nicht seine frühen Bücher auf den Index Librorum Prohibitorum gehörten. Der ehemalige Primas von Polen hatte laut Tagesspiegel vom 10. April 2005 die Bücher Ratzingers tatsächlich verboten.
Stimmen zur Wahl
- Der einzige andere Job, für den dieser Papst qualifiziert wäre, ist der des Moderators von "60 Minutes". (Maureen Dowd, "New York Times"-Starkolumnistin, 20.04.2005 - "60 Minutes" ist eine in den USA höchst umstrittene TV-Polit-Show)
- Es kam wie erwartet und wie befürchtet. Die Entscheidung der 115 Kardinäle für Joseph Ratzinger als neuen Bischof von Rom und Papst für alle Katholiken auf der Welt war denkbar klar und so reaktionär wie überhaupt nur möglich. ("Politiken", Dänemark, 20.04.2005)
- Joseph Ratzinger hat sich in seinen Veröffentlichungen immer als Denker präsentiert, dem es um die Bewahrung der kirchlich imprägnierten kulturellen Identität Europas - gerade auch in Abgrenzung zu den expansiven Tendenzen eines vitalen Islam - ging. ("Die Presse", Österreich, 20.04.2005)
- Fälschlicherweise hatte man geglaubt, ein Kardinal aus der Dritten Welt könne das Rennen machen und dieser eine wuchtige Stimme verleihen, so wie es Wojtyla für Osteuropa tat. Das war, wie sich jetzt herausstellt, völlig naiv. Das Kardinalskollegium, das sich fast ausschließlich aus Wojtylas Gefolgsleuten zusammensetzt, hat eine ideologische und eurozentrische Wahl getroffen. ("Der Tagesanzeiger", Zürich, 20.04.2005)
- In einer Zeit wie der unseren, die durch eine internationale Krise der Werte charakterisiert ist und in der sich moralischer Relativismus breit macht, stellen die Züge von Ratzinger einen unschätzbaren Wert dar. ("La Nacion", Buenos Aires, 20.04.2005)
- Auch Benedikt der Sechzehnte kann nicht darüber hinwegsehen, dass die Katholische Kirche an Boden verliert. 100 Millionen Menschen haben ihr unter Johannes Paul dem Zweiten den Rücken gekehrt, die Zustimmung ist in vielen Ländern auf einen historischen Tiefststand gesunken. Andere Glaubensrichtungen rücken vor, oder es macht sich, wie in Europa, der Laizismus breit. Wenn der alternde deutsche Papst wirklich einen halbwegs realistischen Blick auf die aktuelle Lage hat, kann er sich eigentlich nur für die Möglichkeit entscheiden, den Weg dafür vorzubereiten, dass der nächste Papst die dringend notwendigen Reformen angehen kann. ('La Chronica de Hoy", Mexico, 20.04.2005)
- Der katholische Glauben ist eine Weltreligion, also sollte man voreilige Spekulationen über dieses neue Pontifikat unterlassen. ("Le Monde", Frankreich, 20.04.2005)
Benedikt XVI. (lateinisch: Benedictus PP. XVI), bürgerlich Joseph Alois Ratzinger (* 16. April 1927 in Marktl, Bayern), ist der derzeitige Papst der Römisch-Katholischen Kirche. Er wurde am 19. April 2005 nach nur 26 Stunden Konklave (Wahl) im vierten Wahlgang zum Nachfolger von Johannes Paul II. gewählt. Er ist der achte deutsche Papst insgesamt und der erste seit 482 Jahren, betrachtet man Hadrian VI. als Deutschen.
Benedikt XVI., der 265. Papst in der Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche, war vor seiner Wahl zum Papst Dekan des Kardinalskollegiums und Präfekt der Glaubenskongregation. Er war damit einer der bedeutendsten Kardinäle und galt theologisch und kirchenpolitisch als rechte Hand seines Vorgängers. In der öffentlichen Wahrnehmung gilt Benedikt XVI. als konservativ und war in der Vergangenheit sowohl innerkirchlich als auch in der Außenwahrnehmung in vielen Punkten umstritten. Hoffnungen werden in seine intellektuelle Brillianz gesetzt, die nicht frei von Widersprüchen und Brüchen ist.
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Werke
- Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg i. Brsg. 2005, ISBN 3-451-05592-9
- Unterwegs zu Jesus Christus, Augsburg 2003, ISBN 3-936484-21-X
- Glaube - Wahrheit - Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen, 2. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2003, ISBN 3-451-28110-4.
- Erklärung Dominus Iesus, Februar 2001, ISBN 3-717-11087-X
- Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens. Hrsg. von Horn, Stephan Otto/ Pfnür, Vinzenz, Augsburg 2001.
- Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Welt. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Köln 2000.
- Der Geist der Liturgie. Eine Einführung, 4. Aufl., Freiburg i. Brsg. 2000.
- Einführung in das Christentum (2000), ISBN 3-453-87942-2
- Aus meinem Leben. (1927-1977), Stuttgart 1998, ISBN 3-453-16509-8
- Vom Wiederauffinden der Mitte. Texte aus vier Jahrzehnten, Freiburg i. Brsg. 1997.
- Salz der Erde. Christentum und katholische Kirche an der Jahrtausendwende. Ein Gespräch mit Peter Seewald, Wilhelm Heyne Verlag, München, 1996, ISBN 3-453-14845-2
- Wahrheit, Werte, Macht. Prüfsteine der pluralistischen Gesellschaft, Freiburg/ Basel/ Wien 1993.
- Zur Gemeinschaft gerufen. Kirche heute verstehen, Freiburg/ Basel/ Wien 1991.
- Auf Christus schauen. Einübung in Glaube, Hoffnung, Liebe, Freiburg/ Basel/ Wien 1989.
- Abbruch und Aufbruch. Die Antwort des Glaubens auf die Krise der Werte, München 1988.
- Kirche, Ökumene und Politik. Neue Versuche zur Ekklesiologie [Robert Spaemann zum 60. Geburtstag zugeeignet], Einsiedeln 1987.
- Politik und Erlösung. Zum Verhältnis von Glaube, Rationalität und Irrationalem in der sogenannten Theologie der Befreiung (= Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften: G (Geisteswissenschaften), Bd. 279), Opladen 1986.
- Theologische Prinzipienlehre. Bausteine zur Fundamentaltheologie (= Wewelbuch, Bd. 80), München 1982.
- Das Fest des Glaubens. Versuche zur Theologie des Gottesdienstes, 2. Aufl., Einsiedeln 1981.
- Eschatologie, Tod und ewiges Leben, Leipzig 1981.
- Glaube, Erneuerung, Hoffnung. Theologisches Nachdenken über die heutige Situation der Kirche. Hrsg. von Kraning, Willi, Leipzig 1981.
- Umkehr zur Mitte. Meditationen eines Theologen, Leipzig 1981.
- Zum Begriff des Sakramentes (= Eichstätter Hochschulreden, Bd. 79), München 1979.
- Die Tochter Zion. Betrachtungen über den Marienglaube der Kirche, Einsiedeln 1977.
- Der Gott Jesu Christi. Betrachtungen über den Dreieinigen Gott, München 1976.
- Dogma der Verkündigung, 3. Aufl., München 1973, ISBN 3-879-04050-8
- Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie (Topos-Taschenbücher, Bd. 1) Düsseldorf 1972.
- Die Einheit der Nationen. Eine Vision der Kirchenväter (= Bücherei der Salzburger Hochschulwochen), Salzburg u.a. 1971.
- Das Problem der Dogmengeschichte in der Sicht der katholischen Theologie (= Arbeitsgemeinschaft für Forschungen des Landes Nordrhein-Westfalen: Geisteswissenschaften, Bd. 139), Köln u.a. 1966.
- Die letzte Sitzungsperiode des Konzils (= Konzil, Bd. 4), Köln 1966.
- Ereignisse und Probleme der dritten Konzilsperiode (= Konzil, Bd. 3), Köln 1965.
- Die erste Sitzungsperiode des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ein Rückblick (= Konzil, Bd. 1), Köln 1963.
- Das Konzil auf dem Weg. Rückblick auf die 2. Sitzungsperiode des 2. Vatikanischen Konzils (= Konzil, Bd. 2), Köln 1963.
- Die christliche Brüderlichkeit, München 1960.
- Die Geschichtstheologie des heiligen Bonaventura (Habilitationsschrift), München u.a. 1959.
- Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre von der Kirche (= Münchner theologische Studien 2/7, zugl. München, Univ., Diss., 1951.), München 1954.
Literatur
- John L. Allen: Cardinal Ratzinger. The Vatican's enforcer of the faith. Continuum, New York 2000. Englisch: ISBN 0826413617, Deutsch: ISBN 3491724570
- Aidan Nichols: The Theology of Joseph Ratzinger. An Introductory Study. T & T Clark, Edinburgh 1988. Englisch: ISBN 0567291480
- Karl Wagner: Kardinal Ratzinger. Der Erzbischof in München und Freising in Wort und Bild. Pfeiffer, München 1977. ISBN 3790402532
Wikilinks
Weblinks
- Offizielle Biographie des Papstes auf den Web-Seiten des Vatikans
- Ansprachen und Werke von Kardinal Ratzinger
- Interview der Zeitung "Die Welt" mit Joseph Ratzinger, November 2004
- Kardinal Ratzinger Fanclub (Es ist umstritten, ob diese Webseite die Ansichten Ratzingers korrekt wiedergibt.)
- Interview des Senders "EWTN" mit Joseph Kardinal Ratzinger
- Stellung Ratzingers zu den Naturwissenschaften
- Ratzingers Ämter in der kirchlichen Hierarchie (englisch)
- Kritik an Ratzingers Ausführungen zu gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften
- Artikel des Papstes in der Sueddeutschen Zeitung zur Seele Europas
- Bilderserie des Papstes auf der Internetseite seines Geburtsortes Marktl
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Personendaten | |
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NAME | Benedikt XVI. |
ALTERNATIVNAMEN | Ratzinger, Joseph Alois |
KURZBESCHREIBUNG | 265. Papst, Bischof von Rom, Staatsoberhaupt des Vatikans |
GEBURTSDATUM | 16. April 1927 |
GEBURTSORT | Marktl (Landkreis Altötting) |