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Berliner Sportpalast

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Der Berliner Sportpalast (erbaut 1910, abgerissen 1973) war eine vielseitig nutzbare Veranstaltungshalle in der Potsdamerstr. 72 in Berlin Schöneberg. Je nach Art der Veranstaltung und Bestuhlungsvariation bot er bis zu 10.000 Menschen Platz und war damit für lange Zeit die grösste Halle der Stadt.

Bei der Eröffnung im Jahr 1910 war die grösste Attraktion die Kunsteisbahn, die für Eishockeyspiele und Eisschnellauf genutzt wurde, aber auch dem Publikum zugänglich war.

Seit 1911 fand als weiteres Grossereignis das jährliche Sechstagerennen statt, das bis heute eine Berliner Tradition geblieben ist.

Desweiteren ist der Sportpalast der Ort grosser Boxkämpfe mit u.a. Hans Breitensträter und Max Schmeling gewesen.

Auch als Lichtspielhaus wurde der Palast genutzt und wurde 1919 als grösstes Kino der Welt angepriesen.


Mit Beginn der Weimarer Republik ist der Sportpalast zunehmend von den grossen Parteien für ihre Parteitage angemietet worden. Mit der Aufhebung des Verbots der NSDAP in Berlin im September 1928 sind auch deren Veranstaltungen im Sportpalast immer zahlreicher geworden. Joseph Goebbels erkannte früh das propagandistische Potential dieser Halle und bezeichnete sie als "unsere Tribüne". Folgerichtig sind nach der Machtergreifung 1933 keine oppositionellen Parteien mehr im Sportpalast zugelassen worden. Als wichtigstes politisches Ereignis in der Halle ist daher auch Goebbels Sportpalastrede im Februar 1943 anzusehen.

Wenig später ist der Sportpalast bei mehreren Luftangriffen weitgehend zerstört worden. In der Nachkriegszeit ist es erst ab 1951 zu einem schrittweisen Wiederaufbau gekommen, bei der Wiedereröffnung 1953 war die Halle noch ohne Dach; das grosse Foyer fehlte und ist auch später nicht wiedererrichtet worden.

In den folgenden Jahren ist der Palast überwiegend als Konzerthalle genutzt worden, mit Auftritten von z.B. Pink Floyd, Beach Boys, Jimi Hendrix. Die frühere Beliebtheit des Sportpalasts wurde jedoch nie wieder erreicht; hinzu kam mit der relativ nah verlaufenden Zonengrenze und schliesslich dem Bau der Mauer 1961 ein Verlust der zentralen Lage und ein stark beschnittenes Einzugsgebiet.

Der Betrieb der Halle war nicht mehr wirtschaftlich, und so ist sie 1973 geschlossen und zugunsten eines Wohnungsbauprojektes abgerissen worden. Das an gleicher Stelle errichtete Hochhaus wird heute noch "Sozialpalast" genannt.

Literatur

Arena der Leidenschaften - Der Berliner Sportpalast und seine Veranstaltungen 1910-1973, Herausgeber Alfons Arenhövel, Berlin 1990