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Kreta

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Vorlage:Infobox Verwaltungsregion Griechenland Kreta (Vorlage:ELSneu, Kriti (f. sg.)) ist die größte griechische Insel und mit 8331,231 km² Fläche sowie 1040 km Küstenlinie die fünftgrößte Insel im Mittelmeer. Die mit zur Verwaltungsregion Kreta gehörende, vor der kretischen Südwestküste liegende Insel Gavdos markiert den südlichsten bewohnten Punkt Europas.

Die Insel hat insgesamt 600.159 Einwohner (Stand 2001). Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum Kretas ist Iraklio, mit etwa 140.000 Einwohnern gleichzeitig die größte Stadt Kretas.

Etymologie

Zur Herkunft des Toponyms Kreta (Vorlage:ELSalt2) gab es in der Antike unterschiedliche Auffassungen. Vier gehen auf weibliche Figuren namens Krete zurück: Genannt werden eine Tochter Europas namens Krete, eine Geliebte des ägyptischen Königs Ammon, die mit ihm auf die Insel Idaia geflohen sei, die daraufhin in Krete umbenannt wurde, eine Krete der Hesperiden und eine Tochter Deukalions dieses Namens. Eine weitere Deutung führt den Namen auf den mythischen ersten König der Insel zurück, nämlich Kres, Sohn des Zeus und einer Nymphe namens Idaia[1]. Auch die Kureten wurden als mythische erste Einwohner der Insel zur Herkunft des Namens genannt[2]. In der Linearschrift B der Mykenischen Kultur findet sich die Bezeichnung ke-re-si-jo, sie wird als *Krēsios Κρήσιος ‚Kreter‘ gedeutet und ist möglicherweise vorgriechischen Ursprungs[3]. In Homers Ilias (so im Schiffskatalog, Buch 2, Vers 645) sind die Kreter als die griechischsprachigen Bewohner der Insel in der Form mit t belegt, die vorgriechische Bevölkerung nennt Homer Eteokreter (Vorlage:Polytonisch ‚wahre Kreter‘)[4]. Im Griechischen hat sich die alte Form fast unverändert erhalten (nur der Vokal [ɛː] lautet heute [i]), über lat. Creta wurde der deutsche Name Kreta vermittelt.

Geografie

Geografische Lage

Topografische Karte von Kreta

Kreta liegt 160 Kilometer südlich des griechischen Festlands. Sie ist die größte griechische Insel und nach Zypern die zweitgrößte des östlichen Mittelmeeres. Die Insel hat eine gestreckte Form, sie misst in Ost-West-Richtung über 260 Kilometer bei einer größten Breite von 60 Kilometer. An ihrer schmalsten Stelle (bei Ierapetra) ist Kreta 12 Kilometer breit.

Die Insel bedeckt eine Fläche von 8331 km², ihre Küstenlinie ist 1040 Kilometer lang. Das Meer im Norden wird Kretisches Meer genannt (gr.: Κρητικό Πέλαγος), das im Süden Libysches Meer (gr.: Λιβυκό Πέλαγος), Kretas Ostende erstreckt sich in das sogenannte Karpathische Meer.

Kreta ist sehr gebirgig und wird durch eine von West nach Ost reichende Gebirgskette bestimmt, die zumeist zur Südküste hin steiler, zum Norden hin flacher abfällt. Diese Kette bildet den überseeischen Teil eines vom Peloponnes über Kreta, Karpathos und Rhodos bis zum anatolischen Festland reichenden Gebirgsmassivs. Die vier höchsten Erhebungen auf Kreta sind:

Diesen Gebirgen verdankt Kreta die fruchtbaren Hochebenen Lasithi, Omalos und Nida, Höhlen wie die Diktäische Höhle und tiefe Schluchten wie die bekannte Samaria-Schlucht. Die Messara-Ebene im Süden ist mit etwa 140 km² die größte Ebene der Insel. Sie wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.

Kreta bildet mit einigen kleineren bewohnten und unbewohnten Inseln eine Inselgruppe.

Geologie

Landschaftsbild von Kreta

Der steil aufsteigende Archipel von Kreta liegt unweit der tiefsten Stellen des gesamten Mittelmeers. Die Region ist insgesamt tektonisch gesehen stark aktiv. So verläuft hier der sogenannte Griechische Bogen oder die Hellenische Subduktionszone, ein knapp 1000 km langer tektonischer Graben zwischen der europäischen und der afrikanischen Platte bei der die afrikanische unter die europäische Platte geschoben wird. Sie wird als der dominierendste Bereich für Erdbeben in der gesamten Kontinentalregion betrachtet. Erdbeben können ständig auftreten, haben ihr Epizentrum jedoch fast ausschließlich in großer Tiefe (je weiter nördlich desto tiefer) und richten deshalb in der Regel kaum nennenswerte Schäden an. Die Bevölkerung hat entsprechend eine gewisse Gelassenheit zu diesem Naturphänomen entwickelt.

Historische Beispiele:

  • Zerstörung des Palast von Phaistos ca. um 1900 v. Chr. (lt. www.boarding-time.de)
  • Zerstörung der ersten großen Palastanlage von Knossos um ca. 1700 v. Chr. (lt. www.wdr.de)
  • allem Anschein nach Erdbeben im Vorfeld des Vulkanausbruchs von Santorin (ca. 1500 v. Chr. oder eher. um ca. 1630 v. Chr.)
  • Zerstörung des neuen Palasts der Minoer ca. 1450 v. Chr. (lt. www.wdr.de)
  • ein großes Seebeben südlich von Kreta am 21. Juli 365 n. Chr., dabei u.a. Zerstörung des Leuchtturms von Alexandria (lt. anabell.de und Ammianus Marcellinus)
  • Zerstörung der Festung von Kastro (Koules) um 1500 n. Chr. (lt. www.boarding-time.de)
  • mehrfach sukzessive Zerstörung der Kirche Agios Titos aus dem 15. Jahrhundert (lt. www.boarding-time.de, Beben ohne Datierung)
  • Zerstörung der mittlerweile zur Moschee umgebauten Kirche Agios Titos im Jahr 1856 (lt. www.boarding-time.de)

Aktuelle Beispiele:

  • Magnitude 5,1 im Meer vor dem östlichen Inselteil (lt. www.wetterspiegel.de, Meldung vom 14. September 2001)
  • Magnitude 6,1 im Meer in 40 km Entfernung Richtung Peloponnes (lt. www.abendblatt.de, Meldung vom 23. Mai 2002)
  • Magnitude 5,0 im Meer in 97 km Tiefe und 105 km nördlich (lt. earthstation.4thdimension.info, am 7. Juni 2002)
  • Magnitude 4,5 im Meer südlich Ierapetra (lt. www.abendblatt.de, Meldung vom 20. August 2002)
  • Magnitude 5,4 im Meer 175 km nordöstlich von Iraklio in 33 km Tiefe (lt. www.scinexx.de, Meldung, am 7. Februar 2004)
  • Magnitude 5,3 zwischen Kreta und Peloponnes in 73 km Tiefe (lt. www.scinexx.de, Meldung vom 4. November 2004)
  • Magnitude 4,4 ca. 60 km südlich von Iraklio an der Nordküste Kretas (lt. www.toponline.ch, Meldung vom 2. Mai 2005)
  • Magnitude 6,5 bis 7,1 im Meer in 37,7 km Tiefe rund 92 km nordwestlich der Insel (lt. de.wiknews.org, am 8. Januar 2006)
  • Magnitude 6,9 im Meer in rund 70 km Tiefe in Richtung Peloponnes (lt. www.stern.de, Meldung vom 8. Februar 2006)
  • Magnitude 4,5 im Meer grob 90 km östlich von Kreta (lt. www.gfz-potsdam.de, am 31. März 2006)
  • Magnitude 5,0 südöstlich von Kreta (laut www.zamg.ac.at, am 21. Mai 2007)
  • Magnitude 6,7 nordwestlich von Kreta (laut www.zamg.ac.at, am 14. Februar 2008)

Siehe auch: Erdbeben erschütterte Griechenland

Klima

Auf dieser Insel herrscht ein gleichmäßiges Mittelmeerklima. Kreta ist mit seinen ca. 300 Tagen Sonnenschein pro Jahr zusammen mit Zypern die sonnigste Insel im Mittelmeerraum. Der Sommer ist heiß und trocken, wobei insbesondere an der Südküste sehr hohe Temperaturen gemessen werden. Der Winter ist regenreich und mild, die Hochlagen der Gebirgszüge sind schneereich. Kreta ist durch mehrere Klimazonen geprägt. Die Spanne reicht von trocken-heißen bis zu feucht-alpinen Zonen.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kreta
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 12,0 12,1 13,4 16,3 19,8 23,5 25,7 25,6 23,1 19,7 16,6 13,8 18,5
Mittl. Tagesmax. (°C) 15 15 16 20 23 27 29 29 27 24 20 16 21,8
Mittl. Tagesmin. (°C) 9 9 10 12 15 19 22 22 20 17 14 11 15
Niederschlag (mm) 59,8 48,0 46,2 21,5 8,2 1,1 0,4 1,0 6,1 26,5 55,9 72,6 Σ 347,3
Sonnenstunden (h/d) 3 5 6 8 10 12 13 12 10 6 6 4 7,9
Regentage (d) 14 9 10 6 4 1 1 1 2 6 11 14 Σ 79
Wassertemperatur (°C) 16 15 16 16 19 22 24 25 24 23 20 17 19,8
T
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59,8
48,0
46,2
21,5
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0,4
1,0
6,1
26,5
55,9
72,6
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

In den Gebirgsregionen können die Werte von den in der Tabelle angegebenen Durchschnittswerten erheblich abweichen. An der südöstlichen Küste ist es in den Sommermonaten um einige Grade wärmer.

Flora

Kretischer Aronstab (Arum creticum) im Frühling

Trotz jahrtausendelanger Besiedelung und sommerlicher Trockenheit ist die kretische Flora sehr artenreich, so gedeihen hier alleine etwa 140 endemische Pflanzenarten. Besonders im Frühling fällt die hohe Anzahl unterschiedlichster Blütenpflanzen ins Auge.

Typisch für die Insel ist das Vorkommen zahlreicher Kräuter wie Oregano, Thymian, Rosmarin oder Diptam, deren Verbreitung bis in die Hochlagen der Gebirgszüge reicht.

Zum typischen Bewuchs der von Ziegen und Schafen beweideten Flächen siehe: Phrygana und Macchie.

Wald und Bäume

Die Gebirgszüge der Weißen Berge (Lefka Ori) und des Ida-Gebirges sind teilweise noch mit Kalabrischen Kiefern (Pinus brutia), Restbeständen von Zypressen (Cypressus sempervirens) und Steineichen bewaldet, der Osten Kretas hingegen zählt zu den kargsten und trockensten Regionen Europas. Dort wachsen neben wenigen kultivierten Ölbäumen nur noch die widerstandsfähigen und austrocknungsresistenten kugelbuschartigen Pflanzen der Phrygana. Endemisch ist die Kretische Dattelpalme (lat. Phoenix theophrasti), die an einigen Standorten der Südküste und im äußersten Osten am Palmenstrand von Vai vorkommt. Weitere häufig zu sehende Bäume sind der Johannisbrotbaum und entlang von Bachläufen laubwerfende Platanen.

Neophyten

Auf Kreta gibt es eine große Zahl Neophyten - Pflanzenarten, die erst durch beabsichtigten oder unbeabsichtigten menschlichen Eingriff auf der Insel heimisch wurden. Einige dieser Arten sind sogar landschaftsbildprägend geworden:

Nickender Sauerklee
  • Im Winter und Frühling sind große Gebiete Kretas bedeckt vom einem Teppich aus Nickendem Sauerklee (Oxalis pes-caprae). Erst vor 200 Jahren erreichte die kleeähnliche Pflanze die griechische Insel, ursprünglich stammt sie aus Südafrika.
  • Die oft an Felshängen und Mauern in Meeresnähe zu sehende rot- oder gelbblühende Mittagsblume stammt ebenfalls aus Südafrika. Sie wurde zuerst als Bodenfestiger und Zierplanze kultiviert.
  • Auch die überall auf Kreta anzutreffenden Amerikanische Agave wurden zuerst als Zierplanze eingeführt. Die mittelamerikanische Pflanze fand hier für sie ideale Klimabedingungen vor und wilderte aus.
  • Der ebenfalls aus Mittelamerika stammende Feigenkaktus konnte sich über das gesamte Mittelmeergebiet ausbreiten. Er wurde als Zierplanze und wegen seiner genießbaren Früchte eingeführt.
  • Der aus China stammende Maulbeerbaum wurde zusammen mit der Seidenraupenzucht nach Kleinasien und Griechenland eingeführt. Heute dient er vor allem in Dörfern und Städten noch als schnellwachsender, formbarer Schattenspender, die großen Blätter werden als Futtermittel verwendet.

Auch die Rizinuspflanze, der Götterbaum und der Blaugrüne Tabak waren ursprünglich nicht auf Kreta heimisch. Man schätzt, dass ungefähr ein Drittel aller Planzenarten der Insel erst seit der Erstbesiedelung durch den Menschen eingebürgert sind, darunter ca. 80 erst in jüngerer Zeit.

Fauna

Die kretische Fauna ist verglichen mit seiner Pflanzenwelt relativ artenarm. Typische und häufige Vertreter der Mittelmeerfauna sind Grillen, Zikaden, Eidechsen und Fledermäuse. Augenscheinlich wird die Tierwelt dominiert von verschiedensten Rassen domestizierter Ziegen und Schafe, die vom Meer bis in die Hochgebirgsregionen weiden.

Säugetiere

Prähistorie
Kreta-Zwergelefant

In Prähistorischen Zeiten bis hinein in die Jungsteinzeit gab es auf Kreta deutlich mehr Arten von endemischen Großsäugern. Es wurden Knochen unter anderen von einer Zwergelefantenart, einer Flusspferdart und von verschiedenen Rehen gefunden. Auch die Reste eines sehr großen Insektenfressers sind unter den Fossilien. Es fehlen dagegen die Nachweise irgendeines großen Raubsäugers wie Bären, Großkatzen oder Hundeartige, so dass vermutlich der wichtigste Selektionsdruck für die Pflanzenfresser die begrenzt vorhandene Nahrung war. Es gibt also Gründe anzunehmen, dass Kreta schon vor der Besiedelung durch Menschen mit ihren Haustieren ähnlich stark beweidet wurde, wie danach. Manche Autoren ziehen daraus den Schluss, dass die Genese der heutigen kretischen Landschaft nicht so vom Menschen beeinflusst ist, wie es meist angenommen wird. Die ehemalig fast vollständig bewaldete Insel, von der Platon berichtet, und die angeblich später durch menschlichen Raubbau zu einer „ruinierten Landschaft“ verkam, hat es nach dieser Theorie in historischer Zeit nie gegeben (siehe Literaturhinweis: Rackham and Moody).

Gegenwart
Kretische Wildziege
(Capra aegagrus cretica)

Die sehr seltene endemische Kretische Bergziege (Agrimi oder Kri-Kri) kommt nur noch an einem natürlichen Standort in den weißen Bergen (Lefka Ori) vor. Bereits seit 1928 wird versucht, ein Teil der Bestände auf unbewohnte Felseninseln umzusiedeln (z. B. nach Dia, gelegen direkt vor Iraklio). Vermutlich sind die Agrimi keine ursprünglich auf Kreta heimische Art, sondern Nachkommen von zu Zeiten frühester menschlicher Besiedelung ausgewilderter Tiere.

Häufig vorkommende Säugetiere auf Kreta sind die Kreta-Stachelmaus, die Etrusker-Spitzmaus und zwölf verschiedene Fledermaus-Arten. Durch Pestizid-Einsatz bedroht ist der Weißbrustigel, durch übermäßige Bejagung selten geworden der kretische Feldhase. Als wildlebende Landsäuger sind noch der Steinmarder, das Mauswiesel, der Siebenschläfer und der kretische Dachs vertreten, von dem – geht man von der Anzahl überfahrener Exemplare am Straßenrand aus – noch eine hohe Population zu bestehen scheint.

Im Jahr 1996 wurde arschiloch

noch ein Exemplar der kretischen Wildkatze gefangen, die bis dahin als ausgestorben galt. Ebenfalls stark in ihrer Existenz bedroht ist die Mittelmeer-Mönchsrobbe, von der letzte Exemplare u. a. noch bei den Paximadia-Inseln und an den Küsten Südostkretas leben sollen.

Vögel

Bartgeier

Neben den auf Kreta heimischen Vogelarten dient die Insel vielen Zugvögeln als Zwischenquartier auf ihrem Weg von Afrika nach Nordeuropa. Manche Arten orientieren sich in ihrer Flugroute am Verlauf bestimmter Schluchten auf Kreta.

Greifvögel

In abgeschiedenen Bergregionen und Schluchten der Lefka Ori brüten noch wenige Paare des heute sehr seltenen Bartgeiers, der früher wegen seines schlechten Image als Lämmer-Reißer (daher auch fälschlich „Lämmergeier“ genannt) gnadenlos gejagt wurde. So selten wie die Vögel sind auch die von ihnen angelegten „Knochenschmieden“ geworden. Noch wesentlich häufiger als die Bartgeier sind die ebenso großen Gänsegeier anzutreffen, die man häufig über Berghänge oder Schluchten kreisend beobachten kann. Sie ernähren sich hauptsächlich von an Steilhängen abgestürzten Schafen und Ziegen. Auf Kreta lebt fast die Hälfte der für ganz Griechenland geschätzten Population dieser Geierart. Eine andere nur noch selten auf Kreta anzutreffende Greifvogelart ist der Fischadler, vor allem an der Südküste um Lendas. Sehr verbreitet dagegen sind Mäusebussarde und Turmfalken, ebenfalls selten die Eleonorenfalken, Wanderfalken, Steinadler und Habichtsadler. Von den Nachtjägern ist vor allem die Zwergohreule verbreitet.

Reptilien und Amphibien

Neben verschiedenen Eidechsenarten und ungiftigen Schlangen gibt es auch eine giftige Schlangenart auf Kreta. Es ist die Katzennatter, allerdings ist sie für Menschen ungefährlich, da ihre Giftzähne so tief im Rachen liegen, dass sie nur gegen ihre Jagdbeute eingesetzt werden können. Die beiden häufigsten Eidechsenarten sind die Riesen-Smaragdeidechse und die viel kleinere Mauereidechse. Daneben gibt es einige Gecko-Arten, den Walzenskink und das erst in den 1930er Jahren entdeckte europäische Chamäleon. Landschildkröten gibt es auf Kreta nicht, aber einige der auch im Sommer Wasser führenden Bäche werden von der Kaspischen Bachschildkröte (Mauremys rivulata) bevölkert. Als marine Art muss die stark bedrohte Karettschildkröte erwähnt werden, welche einige kretische Strände (u. a. Matala, Komos) zur Eiablage nutzt.

Als Vertreter der Amphibien sind der Laubfrosch, der Seefrosch und die Wechselkröte in Gegenden mit stehenden oder fließenden Gewässern zu finden.

Gliederfüßer und Weichtiere

Süßwasserkrabbe an einer Landstraße bei Asomatos

Einzig der Stamm der Gliederfüßer, vor allem Insekten, Spinnentiere und Hundertfüßer ist artenreich vertreten. Auch Skorpione sind relativ häufig zu finden, sowohl in Meeresnähe als auch im Landesinneren: Vorsicht beim Hochheben von Steinen oder beim Griff in Felsspalten ist durchaus angebracht. Die Stiche sind zwar nicht tödlich, doch sehr schmerzhaft. Grillen und Zikaden sind so häufig, dass an manchen Orten ihr abendliches Zirpen eine Unterhaltung im Freien unmöglich machen kann.

In manchen ganzjährig fließenden Quellen oder Bächen leben noch Süßwasserkrebse, die bei ihren Wanderungen von Gewässer zu Gewässer auch im Trockenen gefunden werden können.

Besonders im Frühjahr ist die große Anzahl von Gehäuseschnecken auffällig, deren essbare Arten passend zur vorösterlichen Fastenzeit die Speisekarte der Einwohner bereichern.

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl Kretas beläuft sich auf knapp über 600.000 (Stand 2001). Weit über die Hälfte der Kreter wohnt in den schnell wachsenden städtischen Ballungsräumen von Iraklio, Chania, Rethymno, Agios Nikolaos und Ierapetra. Der Rest lebt in Kleinstädten mit unter 10.000 Einwohnern, in Dörfern oder auf Einzelhöfen.

Sprache

Die Landessprache ist Griechisch. Viele vor allem ältere Leute sprechen noch den kretischen Dialekt, der auch Ausländern ohne Griechischkenntnisse durch den Austausch des „K“ vor „i“ oder „e“ durch ein italienisch klingendes „tsch“ auffällt. Der kretische Dialekt ist stärker als das Standard-Neugriechische durch die archaische dorische Variante des Griechischen geprägt. Seine stärkste Ausprägung erfährt der Dialekt in der Sfakia, der ehemals abgeschiedenen Landschaft der Weißen Berge (Lefka Ori). Auch für griechische Muttersprachler ist der kretische Dialekt oft schwer bis gar nicht verständlich. Das Kretische weicht nicht nur lautlich, sondern in Teilbereichen auch lexikalisch (andere Wortstämme, z.T. abweichende Pronomen) als auch grammatisch (z.B. durch Beibehaltung des Augments in unbetonter Stellung) erheblich vom Standard-Neugriechischen ab.

Illegaler Waffenbesitz

Etwa die Hälfte der illegalen Waffen in Griechenland werden auf Kreta vermutet. Dies hat vor allem traditionelle Ursachen. Seit alters her gilt der Besitz von Waffen auf Kreta als Merkmal einer stolzen und wehrhaften Sippe.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Kretas
Karte von Kreta aus dem Jahr 1861

Kreta war nachweislich etwa ab 6000 v. Chr. besiedelt. Ab dem dritten vorchristlichen Jahrtausend entstand auf der Insel mit der Minoischen Kultur die erste Hochkultur auf europäischem Boden. Etwa um 1100 v. Chr. übernahm mit den Mykenern eine erste griechischsprachige Bevölkerung die Paläste ihrer Vorgänger; durch den Zuzug weiterer griechischer Stämme, die in den folgenden Jahrhunderten auf Kreta siedelten, wurde die Sprache der Minoer allmählich gänzlich verdrängt.

In klassischer Zeit lag Kreta am Rand des griechischen Kulturraums, es galt als „Insel der 100 Poleis“, war also in zahlreiche kleine Stadtstaaten zergliedert. Der in Stein gehauene Gesetzestext der damals mächtigen Polis Gortys ist der einzige vollständig erhaltene Codex dieser Art der griechischen Antike. Zur Zeit des Hellenismus gewann Kreta wieder an strategischer Bedeutung. Die ab 67. v. Chr. herrschenden Römer verwalteten Kreta in der Provinz Creta et Cyrene von Gortyn aus zusammen mit der heute libyschen Küste.

Hafen von Rethymno

Die von 395 bis 1204 währende byzantinische Epoche wurde nur 824 bis 960 durch Besetzung durch die Sarazenen unterbrochen. Nach dem Vierten Kreuzzug und der Eroberung Konstantinopels fiel Kreta an die Republik Venedig, die die Insel als Regno di Candia von Iraklio aus verwaltete. 1645 eroberten die Türken die Insel und verleibten sie als Girit (osmanisch گريد) dem Osmanischen Reich ein. Zahlreiche Aufstände der Bevölkerung im 19. Jahrhundert gegen die Besatzer wurden blutig niedergeschlagen. 1898 erzwang die Intervention Frankreichs, Russlands und des Vereinigten Königreichs eine fast vollständige Autonomie Kretas unter der Oberhoheit der Hohen Pforte. Durch den Vertrag von London von 1913 wurde Kreta schließlich Teil des griechischen Staates, durch den im Vertrag von Lausanne 1923 vereinbarten umfassenden Bevölkerungsaustausch mussten rund 50.000 Türken die Insel verlassen, viele Griechen aus Kleinasien siedelten in Kreta.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde die an strategisch wichtiger Position gelegene Insel Kreta im Mai 1941 mit der Luftlandeschlacht um Kreta von der deutschen Wehrmacht erobert und bis 1945 besetzt gehalten. Massenerschießungen und andere Repressalien der Besatzer gegen die Bevölkerung erhöhten die Bereitschaft der Kreter zum Widerstand gegen die Wehrmacht. Der Partisanenkrieg der politisch unterschiedlich positionierten Widerstandsbewegungen gegen die deutsche Besatzung ging ab 1946 fast nahtlos in den Griechischen Bürgerkrieg über.

Siehe auch Kreta-Namenforschung

Politik

Politische Gliederung

Hafen von Chania

Kreta bildet zusammen mit den kleineren umliegenden Inseln eine der 13 Verwaltungsregionen (περιφέρεια, „Periferia“) Griechenlands. Sie umfasst vier Präfekturen (νομός, „Nomos“), welche wiederum in insgesamt 68 Stadtgemeinden (δήμος, dimos) und 4 Landgemeinden (κοινότητα, kinotita) eingeteilt sind. Die Insel Gavdos und die Ortschaft Asi Gonia – beide im Nomos Chania – waren zum Zeitpunkt der Volkszählung 2001, der die vorliegenden Zahlen entstammen, keiner Gemeinde zugeordnet.

Präfekturen und ihre Hauptorte


Agios Nikolaos
Präfektur Verwaltungssitz Einwohnerzahl (2001)
Chania Chania 148.163
Rethymno Rethymno 81.781
Iraklio Iraklio 295.312
Lasithi Agios Nikolaos 75.903

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Musik

Psarandonis und seine Tochter

Auf Kreta hat sich eine eigene Richtung der griechischen Volksmusik ausgeprägt. Vorherrschende Instrumente sind die Lyra (eine Art Kniegeige), verschiedene Arten des Bouzouki und die Laúto (eine Form der Laute). Zeitgenössische Vertreter sind u.v.a. der verstorbene Nikos Xylouris oder sein Bruder Antonis, der unter dem Künstlernamen Psarandonis bekannt geworden ist. Sirtaki, obwohl auf zahlreichen CDs vertreten und in vielen Tavernen gespielt, ist dagegen keine originär kretische Musik.

Mantinades

Mantinades (Plural von Mantinada) sind eine weit verbreitete traditionelle Lied- und Vortragsform auf Kreta. Die kretischen Mantinades sind 15-silbige Reimpaare im lokal vorherrschendem Dialekt und werden von wechselnden Sängern als Sprechgesang vorgetragen. Die Reimpaare enden meistens mit End- oder Kreuzreimformen oder werden benutzt, um auf einen zuvor vorgetragenen Reim zu antworten. Neben einer großen Anzahl feststehender und bekannter Strophen werden von den Sängern abgewandelte oder ganz improvisierte Strophen eingeschoben, was im Wechselspiel der verschiedenen Vortragenden zu einer Art Wettbewerb werden kann. Die Menge an notierten Reimen ist groß, die Themen Liebe, Hoffnung, Trauer, Exil, Krieg und Blutrache bilden dabei meistens die Schwerpunkte. Die traditionellen Mantinades werden zum größten Teil von dem kretischen Instrument, der Lyra begleitet.

Die Ursprünge der kretischen Mantinades liegen im 15. Jahrhundert, als Kreta von Venetien besetzt war. Die kretische Kultur war damals von europäischen Dichtern und Denkern stark beeinflusst. Der griechische Dichter Vitsentzos Kornaros und sein Werk Erotokritos waren maßgeblich an der Entstehung der Mantinades beteiligt. Aber auch schon in der Antike waren Reime und Lyrik Bestandteil der kretischen Kultur. So verkündete der kretische Philosoph und Seher Epimenides seine Prophezeiungen stets in gereimten Versen, genauso wie Iophon von Knossos, der seine seherischen Fähigkeiten im Orakel von Amphiaraos mit Hilfe von Reimen zum Ausdruck brachte.

Mantinades werden nicht ausschließlich auf Kreta vorgetragen. Auf den griechischen Inseln Kasos und Karpathos gibt es ähnliche Reimlieder, die auch Mantinades genannt werden. Auf verschiedenen ionischen und ägäischen Inseln, findet man ähnliche Formen des musikalischen Vortrags. Sogar auf Zypern existieren sie unter dem Namen Tsatista. Da in früheren Jahrhunderten die wenigsten Mantinades schriftlich notiert wurden, wurde im kretischen Dorf Korfes ein „Haus der Mantinades“ eröffnet, in dem alle Bestandteile dieser Musikkultur besichtigt werden können.

Archäologische Stätten

Datei:Palast von Knossos.jpg
Palast von Knossos
Phaistos (Festos)

Naturschauplätze

Spinalonga und Kalidonia
Blick vom Gramvousa-Gebirge
Strand bei Elafonisi
Palmenstrand von Preveli

Gewässer

Hochebenen

Strände und Buchten

Schluchten

Sonstige Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Hafen von Sitia (Ostkreta)

Hauptwirtschaftszweig ist der Fremdenverkehr. Landwirtschaftlich wird die Insel vor allem für Wein-, Oliven- und Obstanbau genutzt. Ein großer Teil des kretischen Weinbaus dient der Produktion von Rosinen. Die wenigen Ebenen Kretas im Südosten, die Lasithi-Hochebene sowie die Messara-Ebene sind von zahlreichen Treibhauskulturen geprägt, in denen Gemüse und Salate sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Export angebaut werden. Die Insel gehört zu den größten Olivenölexporteuren der Europäischen Union, Ende der 1990er Jahre wuchsen auf 44 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche rund 16 Millionen Ölbäume. Bei Kavousi in Nordostkreta steht einer der ältesten Olivenbäume der Welt. Aus seinen Ästen wurden die Olivenzweige geschnitten, die während der Olympischen Spiele 2004 in Athen den Sportlern aufgesetzt wurden.

Kreta besitzt drei Flughäfen in den Städten Iraklio, Chania und Sitia, wovon Sitia nur national angeflogen wird. Fährverbindungen gibt es vor allem nach Piräus (Athen), ganzjährig auch nach Thessaloniki, Santorin, Karpathos, Rhodos oder zur Saison auch von Kissamos nach Gythio auf dem Peloponnes. Wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel der Insel ist der Busverkehr der staatlichen Gesellschaft KTEL. Eine Eisenbahnlinie gibt es auf Kreta nicht.

Das Straßennetz ist besonders seit dem EU-Beitritt Griechenlands stark ausgebaut worden. Viele Straßen, die noch in aktuellen Reiseführern als Schotterpisten beschrieben sind, sind in der Zwischenzeit asphaltiert, so zum Beispiel die Ost-West-Verbindung durch die Asfendou-Ebene von Asi Gonia bis Imbros. Gerade der bis dahin benachteiligte Süden Kretas profitierte von dem Ausbau.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Kreta einen Index von 81,5 (EU-25:100) (2003).[5]

Kreta besitzt zwei Universitäten: die Universität Kreta und die Technische Universität Kreta sowie einige Hochschulen: Technisches Ausbildungsinstitut Iraklio etc.

Persönlichkeiten

Kazantzakis' Grab in Iraklio

Literatur

Überblick

  • Klaus Gallas: Kreta. Von den Anfängen Europas bis zur kreto-venezianischen Kunst. 8. Auflage. DuMont, Köln 1995
  • Theocharis E. Detorakis: Geschichte von Kreta. Heraklion 1997 (Umfangreiche historische Darstellung bis zum Ende der kretischen Autonomie. Ein kleines Schlusskapitel reicht bis zur deutschen Besatzung.)
  • Oliver Rackham, Jennifer Moody: The making of the Cretan landscape. 1996, Manchester University Press, ISBN 0-7190-3647-X Buchbesprechung

Minoische Zeit / Altertum

  • Hans Einsle: Ich, Minos, König von Kreta (historischer Roman), 1987 u. 1992
  • J. Lesley Fitton: Die Minoer. 1. Auflage. Theiss, Stuttgart 2004 (Fasst den aktuellen Wissensstand zu Alltag, Landwirtschaft, Architektur, Religion, Wirtschaft und Gesellschaft auf Kreta von ca. 3000 v. Chr. bis um 1200 v. Chr. zusammen.)

Neuzeit ab 19. Jahrhundert

Zur deutschen Besatzungszeite 1941 - 1945:

  • Kadelbach, Ulrich: Schatten ohne Mann Sedones 5, Mähringen 2002 ISBN 3-9806168-5-1
  • Raeck, Karina u.a: Andartis - Monument für den Frieden Athen, 2.Auflage 2005 (Griechisch und Deutsch) ISBN 3-9804575-2-4

Reiseführer

  • Eberhard Fohrer: Kreta. Reisehandbuch mit vielen praktischen Tipps. Müller, Erlangen 2007, ISBN 3-89953-365-8
  • Dagmar Lange, Monika Wächter: Reiseführer Natur Kreta. BLV, München 1999, ISBN 3-405-15524-X

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Dr. Vollmers Wörterbuch der Mythologie aller Völker, Dritte Edition, Stuttgart 1874, Reprint Leipzig 1990, ISBN 3-921695-13-9
  2. Harry Thurston Peck: Harpers Dictionary of Classical Antiquities, New York (Harper and Brothers.) 1898 (online)
  3. Fritz Gschnitzer: Elis-Eleia und Verwandtes. Zur Bildung griechischer Länder- und Völkernamen, in: Kleine Schriften zum griechischen und römischen Altertum, Stuttgart 2001, ISBN 9783515078054, S. 90
  4. Odyssee, Buch 19 Vers 176 (online)
  5. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]
Wiktionary: Kreta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Kreta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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