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Islamische Organisationen in Deutschland

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Islamische Organisationen entstanden in Deutschland vor allem durch die Immigration von "Gastarbeitern", die an ihren jeweiligen Wohnorten Gebetsstätten einrichteten. Sie schlossen sich in Verbänden zusammen, die sich an den religiösen Strömungen in ihren Heimatländern orientierten.

Einzelne Vereinigungen

Türkische Sunniten

  • Verband der Islamischen Vereine und Gemeinden e.V. (Islami Cemaat ve Cemiyetler Birligi/ ICCB): Diese Organisation ist eine radikale Abspaltung von Milli Görüş, die 1984 von Cemalettin Kaplan (bekannt als Khomeini von Köln oder Kalif von Köln). Sie propagiert den Umsturz der säkularistischen Staatsordnung der Türkei, die Errichtung eines "Kalifatsstaates" sowie die Abschottung von der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Nach dem Tod Kaplans 1995 spaltete sich die Bewegung, weil nicht alle Anhänger dessen Sohn Metin Kaplan als Nachfolger anerkannten. Die Anhängerschaft war gering, Schwerpunkte waren Köln, Bayrisch-Schwaben und Ostwürttemberg. 2002 wurde die Organisation wegen ihrer verfassungsfeindlichen Zielsetzung verboten.

Arabische Sunniten

Andere Sunniten

  • Zu der vom Pakistaner Tahir ul-Qadri geführte Bewegung Minhaj ul-Quran ("die koranische Methode", Link zur Gesamtorganisation[1]) gehören einige Gemeinden in Deutschland.

Schiiten

Sondergruppen

  • Ahmadiyya: Das deutsche Zentrum der Ahmadiyya befindet sich in Frankurt am Main. Die Anhänger sind vorwiegend Pakistani, hinzu kommen Deutsche, Türken, Bosnier usw. Am letzten Augustwochenende findet die größte islamische Versammlung Europas in Mannheim zusammen (Jalsa Salana), bei der zuweilen der Kalif der Gemeinschaft zugegen ist. Die Ahmadiyya waren schon vor dem Zweiten Weltkrieg für kurze Zeit in Deutschland präsent, bauten in Berlin die älteste Moschee Deutschlands und kehrten 1949/50 wieder zurück.
  • Aleviten: Almanya Alevi Birlikleri Federasyonu

Dachverbände

In zwei Dachverbänden sind mehrere islamische Organisationen zusammengeschlossen:

Der Generalsekretär des Islamischen Konzils leitet die MSV und IGD. Der ehemalige Leiter des Islamischen Konzils, der Universitätsrektor Abdullah al-Turki, steht der Islamischen Weltliga vor.

  • Zentralrat der Muslime in Deutschland: Diese Organisation vertritt, anders als ihr Name suggeriert, nur eine Minderheit der Muslime in Deutschland. Er wird von Mitgliedsverbänden dominiert, die der Muslimbruderschaft angehören, die im Verfassungsschutzbericht in die Kategorie «Sicherheitsgefährdende und extremistische Bestrebungen von Ausländern» fallen und als «islamistisch» eingestuft werden, sowie als «Keimzelle zahlreicher auch militanter islamistischer Organisationen» (Verfassungsschutzbericht 2003, S. 184). Bekanntestes Ehrenmitglied des «Zentralrats» war Annemarie Schimmel.

Regionale Organisationen

In mehreren Bundesländern wurden im Umfeld von Milli Görüş und des Zentralrats Islamische Föderationen gegründet. Ihr Hauptziel ist die Durchsetzung des islamischen Religionsunterrichts unter ihrer Regie. In diesem Zusammenhang hatten die Kultusministerien nämlich wiederholt auf die Problematik verweisen, dass es keine den Kirchen vergleichbare Organisationen gebe, welche die Verantwortung für den Religionsunterricht tragen könnten.

Quellen

"Das Kopftuch ist nicht so wichtig", Interview mit Rıdvan Çakir, DIE ZEIT, 3. Juni 2004

Dokumentationen

Literatur

  • Udo Ulfkotte: Der Krieg in unseren Städten. Wie radikale Islamisten Deutschland unterwandern; Frankfurt 2003 (Eichborn), ISBN 3-8218-3978-3 (Leseprobe)
  • Spuler-Stegemann, Ursula: Muslime in Deutschland: Informationen und Klärungen. Freiburg im Breisgau 2002. ISBN 3-451-05245-8. – Abgesehen von ärgerlichen satztechnischen Mängeln derzeit wohl die ausgewogenste Darstellung des Islam in Deutschland. Die Autorin, Tochter des renommierten Orientalisten Berthold Spuler, lehrt an der Universität Marburg.

Siehe auch:

Islamische Organisationen in Österreich, Islamische Organisationen in der Schweiz, Religionen in Deutschland