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Henning von Tresckow

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Henning Hermann Robert Karl von Tresckow (* 10. Januar 1901 in Magdeburg; † 21. Juli 1944 in Ostrow bei Białystok, Polen) war Generalmajor der Deutschen Wehrmacht sowie tätig im militärischen Widerstand gegen Hitler.

Leben

Kindheit und Jugend

Henning von Tresckow stammte aus einer alten preußischen Adelsfamilie, die auf eine lange Reihe von Offizieren in den verschiedensten Heeren zurückblicken konnte. Sein Vater war bei der Kaiserkrönung im Spiegelsaal von Versailles zugegen gewesen und hatte es in der kaiserlichen Armee bis zum General der Kavallerie gebracht.

Der am 10. Januar 1901 geborene Henning wuchs in dieser monarchisch geprägten Umgebung auf dem väterlichen Gut Wartenberg - das auch bis in den Zweiten Weltkrieg hinein für ihn einen wichtigen Rückhalt darstellte - auf. Er wurde zunächst mit seinem Bruder von einem Privatlehrer, später im Realgymnasium des Alumnats des Klosters Loccum unterrichtet und trat nach seinem Notabitur 1917 in die kaiserliche Armee ein.

Karriere

Bereits im Juni 1918 wurde Tresckow zu einem der jüngsten Leutnants der Truppe ernannt, im Juli erhielt er das Eiserne Kreuz. Am 11. Dezember wurde Hennings Regiment aufgelöst, er blieb jedoch noch bis zum November 1920 Offizier.

Nun begann jedoch eine bemerkenswerte Episode in seinem Leben, die ihn später von den meisten Offizieren im Generalstab unterscheiden sollte: Er begann ein Studium, trat Anfang 1923 in ein Bankhaus ein und arbeitete an der Börse. 1924 begann er eine Weltreise, die er aber abbrechen musste, um mit seinem Vermögen das Familiengut zu retten. Er wurde Geschäftsführer einer kleinen Fabrik, heiratete und trat 1926 wieder in die Reichswehr ins Infantrie-Regiment 9 ein, das in der Nähe von Potsdam stationiert war.

Tresckow sah den Versailler Vertrag als Schmach für Deutschland an und betrachtete deshalb den Aufstieg der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik zunächst mit Wohlwollen. Erste Bedenken gegen diese Bewegung kamen dem am 1. Mai 1934 zum Hauptmann beförderten Tresckow wohl erst in Folge des Röhm Putsches, den er als Bruch jeden Rechtsgrundsatzes verurteilte.

Von 1934 bis 1936 absolvierte Tresckow die Kriegsakademie und galt als der bei weitem Beste seines Jahrgangs. Im September 1936 trat Tresckow seine neue Stelle in der 1. Abteilung des Generalstabs im Reichsministerium an. Er erkannte in dieser Stellung die militärischen Kräfte Deutschlands in einem Zwei-Fronten-Krieg im Osten und Westen als unzureichend, was aus seiner Sicht das Reich zu einer Politik des Friedens verpflichtete. Erstmals bekam Tresckow so zumindest teilweise Einblick in Hitlers außenpolitische Ziele und erkannte sie als ein für das Reich äußerst gefährliches Vabanquespiel, da naheliegende Gegenzüge der mächtigen Nachbarstaaten in der Planung einfach übergangen wurden.

Der nächste Schritt, der Tresckow vom NS-Regime innerlich weiter entfernte, war die Blomberg-Fritsch-Krise im Februar 1938. In der Folge hatte Tresckow erstmals Kontakt mit oppositionell eingestellten militärischen wie zivilen Kreisen im Umfeld des späteren Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben.

Der Zweite Weltkrieg

Ab 1939 diente Tresckow als 1. Generalstabsoffizier der 118. Infantriedivision und verdiente sich in dieser Tätigkeit das Eiserne Kreuz Erster Klasse. Ab 1940 war Tresckow 1. Generalstabsoffizier (Ia.) des Stabes der Heeresgruppe B. Er erfuhr von Judenerschießungen durch die Einsatzgruppen der SS und vom "Kommissarbefehl". Tresckow versucht mehrmals seinen Onkel, Generalfeldmarschall Fedor von Bock, davon zu überzeugen offiziellen Protest gegen den Befehl einzulegen.

Im September 1941, nachdem Tresckow zunehmend auch Berichte über die Zustände in den Konzentrationslagern bekommen hat, nimmt er Kontakt zur Berliner Widerstandsgruppe um Ludwig Beck, Carl Friedrich Goerdeler und Hans Oster auf.

Am 1. April 1942 wird Tresckow zum Oberst im Generalstab ernannt. In dieser Stellung entwirft er verschiedene Attentatspläne mit der Pistole oder mit Sprengstoff. Zusammen mit Fabian von Schlabrendorff schmuggelt Tresckow am 13. März 1943 ein als Cognacflaschen getarntes Sprengstoffpaket in Hitlers Flugzeug, das jedoch nicht explodierte.

Wenige Tage später, am 21. März 1943, hatte Rudolf Christoph Freiherr von Gersdorff, den Tresckow kurzfristig in die Pläne der Verschwörer eingeweiht und auf seine Seite gezogen hatte, die Möglichkeit, bei einer Ausstellungseröffnung sich und Hitler in die Luft zu sprengen. Auch dieser Versuch schlug fehl.

Im August und September 1943 gelang es Tresckow zusammen mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg die Pläne des Unternehmens "Walküre" (ein militärischer Einsatzplan für das "Ersatzheer" in der Heimat im Falle eines Umsturzversuches) so umzuändern, dass die in den Plänen vorgesehenen Einheiten im Sinne der Verschwörer agierten. Damit stiegen die Chancen, bei einem Umsturzversuch tatsächlich erfolgreich die Staatsgewalt übernehmen zu können. Für ein erfolgreiches Unternehmen fehlte jedoch nach wie vor ein Attentäter.

Tresckow selbst gelang es nicht, einen Posten zu erreichen, der ihm Zugang zum Führer verschafft hätte. Zunächst wurde er im Oktober 1943 Kommandeur eines Grenadierregiments, im November des gleichen Jahres dann Chef des Stabes der 2. Armee. In dieser Stellung war er von den Vorgängen in Berlin eher isoliert, Stauffenberg wurde zum neuen Zentrum der Verschwörer.

1943 wird Tresckow Chef des Stabes der 2. Armee. Er wird zum Zentrum einer Widerstandsgruppe. Er entwickelt mehrere Attentatspläne gegen Hitler. 1944 wird er zum Generalmajor ernannt. Neben Stauffenberg ist er die treibende Kraft hinter dem Umsturzplan des 20. Juli 1944. Nach dem Scheitern des Staatsstreichs tötet sich Henning von Tresckow am 21. Juli 1944 durch eine Handgranate an der deutschen Ostfront selbst.

Der 20. Juli 1944

"Das Attentat muss erfolgen, coûte que coûte. Sollte es nicht gelingen, so muss trotzdem in Berlin gehandelt werden. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat. Alles andere ist daneben gleichgültig." (Nachricht Tresckows an Stauffenberg, Sommer 1944).

Im Juni und Juli 1944 hatte der inzwischen zum Generalmajor ernannte Tresckow an der Ostfront auf seinem Posten alle Hände voll zu tun, er erfuhr erst am Nachmittag des 20. Juli 1944 von dem Attentatsversuch Stauffenbergs und dass dieser offenbar gescheitert sei. Gewissheit erlangte er erst gegen Mitternacht, als er über die Rede Hitlers im Rundfunk informiert wurde.

Um nicht bei der erwarteten Untersuchung die Namen weiterer Beteiligter preisgeben zu müssen, entschloss sich Tresckow zum Selbstmord. Er fuhr am Morgen des 21. Juli an die Front und nahm sich mit einer Gewehrgranate das Leben. Sein Leichnam wurde zunächst nach Wartenberg überführt und dort beerdigt, da seine Verstrickung in die Verschwörung erst allmählich bekannt wurde. Ende August wurde der Sarg jedoch wieder ausgegraben und im Krematorium des KZ Sachsenhausen verbrannt.

"Jetzt wird die ganze Welt über uns herfallen und uns beschimpfen. Aber ich bin nach wie vor der felsenfesten Überzeugung, dass wir recht gehandelt haben. Ich halte Hitler nicht nur für den Erzfeind Deutschlands, sondern auch für den Erzfeind der Welt. Wenn ich in wenigen Stunden vor den Richterstuhl Gottes treten werde, um Rechenschaft abzulegen über mein Tun und mein Unterlassen, so glaube ich mit gutem Gewissen das vertreten zu können, was ich im Kampf gegen Hitler getan habe. Wenn einst Gott Abraham verheißen hat, er werde Sodom nicht verderben, wenn auch nur zehn Gerechte darin seien, so hoffe ich, dass Gott auch Deutschland um unsertwillen nicht vernichten wird. Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Nessushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben hinzugeben." (Tresckow am 21. Juli 1944 zu Schlabrendorff)

Literatur

  • Sigrid Grabner u. Hendrik Röder: Henning von Tresckow. Ich bin, der ich war. 2001.
  • Christoph von Lestocq: Soldat in drei Epochen. Eine Hommage an Henning von Tresckow. 1990.
  • Bodo Scheurig: Henning von Tresckow. Eine Biographie. Oldenburg/Hamburg 1973. (ISBN 3549072120)
  • Fabian von Schlabrendorff: Offiziere gegen Hitler. Neue, durchgesehene und erweiterte Ausgabe von Walter Bußmann. Berlin 1984.

Siehe auch: Liste der Beteiligten des Aufstandes vom 20. Juli 1944, Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Seine Heimatstadt Magdeburg hat eine Straße (Henning-von-Tresckow-Straße) nach ihm benannt.