Arnulf Baring

Arnulf Baring (* 8. Mai 1932 in Dresden aus einem deutschen Zweig der deutsch-britischen Bankiersfamilie Baring) ist ein deutscher Jurist, Journalist, Politikwissenschaftler, Zeithistoriker und Autor.
Leben
Baring studierte Jura in Hamburg, Berlin, Freiburg im Breisgau, New York und Paris. 1966 wurde er wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin (FU Berlin). 1969 übernahm Baring dort einen Lehrstuhl für Politikwissenschaft, den er bis zu seinem Wechsel auf den Lehrstuhl für Zeitgeschichte und internationale Beziehungen (Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin) im Jahr 1976 innehatte. Er wurde nach den alten Regeln vor der Reform in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät 1968 habilitiert und nach einem einjährigen Forschungsaufenthalt auf Einladung Henry Kissingers am Center for International Affairs der Harward University im herbst 1969 zum ordentlichen Professor in der Philosophischen Fakultät der FU berufen.In Berlin lehrte er bis zu seiner Emeritierung 1998. Als Hochschullehrer öffnete er sein Haus vielen begabten Studenten, die teilweise kostenfrei bei ihm wohnen konnten.
1983 wurde Baring, weil er Hans-Dietrich Genscher im Bundestagswahlkampf unterstützt hatte, aus der SPD ausgeschlossen. In den 90er-Jahren wurde er mit seinen Büchern Scheitert Deutschland? und Es lebe die Republik, es lebe Deutschland! außerhalb der Wissenschaft mit liberalen und patriotischen Anschauungen bekannt.
Heute steht er keiner Partei nahe, unterstützt aber Stiftungen wie die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Er fordert insbesondere einschneidende Reformen des Sozialstaats.
Im November 2002 erschien in der FAZ ein vielbeachteter Artikel mit dem Titel Bürger auf die Barrikaden [1], in dem Baring das „erstarrte Parteiensystem“ für die Reformschwäche der Bundesrepublik verantwortlich macht. Weiter heißt es in diesem Artikel: „Wir dürfen nicht zulassen, dass alles weiter bergab geht, hilflose Politiker das Land verrotten lassen.“
2003 zeigte sich Baring als einer der einflussreichsten Kritiker des Ausschlusses Martin Hohmanns aus der CDU.
Baring ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.
Das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielt Baring 1998. [2] Weiterhin ist Baring Träger des Europäischen Kulturpreises für Politik [3].
Biographie
- Besuch des Zehlendorfer Gymnasiums in Berlin
- Studium an den Universitäten Hamburg, Berlin (FU), Freiburg, New York (Columbia University) und Paris
- Beide juristische Staatsprüfungen, Promotion zum Dr. jur., M.A. der Columbia University
- 1962–1964 Redaktionsmitglied des Westdeutschen Rundfunks in Köln
- 1964–1965 Arbeit an einem Forschungsauftrag über die Anfänge der Ära Konrad Adenauer
- 1966–1968 wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin (FU Berlin)
- 1968–1969 war Baring Fellow am Center for International Affairs der Harvard University
- 1969–1976 ordentlicher Professor für Politikwissenschaft, und zwar die Theorie und vergleichende Geschichte der politischen Herrschaftssysteme am Otto-Suhr-Institut und für amerik. Politik am John-F.-Kennedy-Institut, beide an der FU Berlin
- 1976–1998 ordentlicher Professor für Zeitgeschichte und internationale Beziehungen am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin
- anschließend Emeritierung
- 1976–1979 im Bundespräsidialamt tätig
- 1986–1988 an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Ebenhausen, als Fellow am Woodrow Wilson Center for Scholars in Washington D.C. und als Senior Research Associate am Institute for East-West Security Studies in New York
- 1992/1993 Member des Institute for Advanced Study in Princeton
- 1993/1994 Fellow am St. Antony's College in Oxford
- 2003 Ehrengast der Villa Massimo in Rom
Kritik
Gegenstand von Kritik war Barings vermeintliche Haltung zur deutschen Vergangenheit. Bei einem Auftritt während einer CDU-Veranstaltung soll er laut Medienberichten die Auffassung geäußert haben, die Darstellung der Judenvernichtung als „einzigartiges und unvergleichbares Verbrechen“ sei übertrieben. SPD und Grüne warfen ihm daraufhin Relativierung von Nazi-Verbrechen vor.[4] Baring wies die Vorwürfe zurück, seine Äußerung, die einer frei gehaltenen Rede entnommen wurde, sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. Man versuche ihn in die „rechtskonservative Ecke“ zu stellen.[5] Auf der gleichen Veranstaltung soll Baring gefordert haben, statt von einer „Integration“ von Ausländern von „Eindeutschung“ zu sprechen. Daraufhin wurde ihm vorgeworfen, die „kulturelle Identität der in Deutschland lebenden Ausländer“ in Frage zu stellen.[6]
Werke
- Kanzler, Krisen, Koalitionen. Siedler, Berlin 2002, ISBN 3-88680-762-2
- Es lebe die Republik, es lebe Deutschland! Stationen demokratischer Erneuerung 1949 - 1999. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1999, ISBN 3-421-05194-1
- Scheitert Deutschland? Der schwierige Abschied von unseren Wunschwelten, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1997, ISBN 3-421-05095-3
- Machtwechsel - Die Ära Brandt-Scheel, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1982, ISBN 3-421-06095-9
- Im Anfang war Adenauer. Die Entstehung der Kanzlerdemokratie, München 1982, ISBN 3423100974
Weblinks
- http://www.arnulf-baring.de/ - Website von Arnulf Baring mit Kontaktmöglichkeiten
- Vorlage:PND
Einzelnachweise
- ↑ http://www.arnulf-baring.de/html-dateien/presse_buergeraufdiebarrikaden.htm
- ↑ Berliner Kurier vom 12. März 1998 Hoher Orden für Professor Arnulf Baring
- ↑ Die Europäischen Kulturpreisträger
- ↑ hr-online vom 9. September 2006 Empörung über Historiker-Rede auf CDU-Veranstaltung
- ↑ hr-online vom 15. September 2006 Baring weist Vorwürfe zurück; „Das ist widerwärtig“ focus, 25. September 2006
- ↑ HR-Online
Personendaten | |
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NAME | Baring, Arnulf |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler und Zeithistoriker |
GEBURTSDATUM | 8. Mai 1932 |
GEBURTSORT | Dresden |