Benutzer Diskussion:AlexR
Kaum hatte Konrad Adenauer diese Welt verlassen, machte ich mich auch schon auf den Weg. Zu meinem Geburtstag wurde zwar Hair uraufgeführt, aber davon kam in der Eifel-Provinz, wo ich aufwuchs, nichts an. Da wohnten ordentliche Leute, und nicht so langhaarige Terroristen, die alle ordentlichen Leute aus der Welt bomben wollten! Weswegen auch alle Langhaarigen sicherheits- und ordungshalber in Arbeitslager gehörten - und das war die liberale Position. Und weswegen ich mich schon recht früh fragte, ob ich da wirklich hingehörte. Das hat sich meine gesamte Verwandtschaft auch gefragt ... Zumal das auch noch so aussah, als wäre aus mir kein ordentliches Mädchen mehr zu machen. Da hatten sie allerdings recht. Und wie recht sie hatten ... Hätten mal auf mich hören sollen, habe ich doch schon immer gesagt!
In dem Jahr, als an der Startbahn West gekämpft wurde, und eine halbe Million Menschen in Bonn gegen die Nachrüstung demonstrierten, zog ich endlich nach Köln, und damit in doch etwas liberalere Verhältnisse. Prompt fing ich an, komische Musik zu hören (BAP und Stones), komische Leute kennezulernen (Langhaarige! Und das in der Schule!) und noch komischere Ansichten zu pflegen (ein kurzer Ausflug in den Kommunismus). Am komischsten allerdings war die Idee, die ich nur wenig später hatte, nämlich die, daß eine Menge meiner Probleme daher rührten, daß ich mich nicht weiblich genug geben würde. Es folgte eine Phase, die man nur als Drag bezeichnen kann. Aber versucht habe ich es! Während in der UdSSR Glasnost und Perestroika begannen, bekam ich meine eigene Freiheit, nämlich von der Schule dank Abi (und Frau Lehrerin: Ich habe sie NICHT vermisst. Nicht eine Sekunde!) und eine eigene Wohnung dank Mama.
In den nächsten Jahren schleppte ich mich durch ein Studium der Philosophie, Religionswissenschaften und Angelistik. Die meiste Zeit allerdings verbrachte ich mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften anhand eines besonders interessanten Beispiels in der Kölner Südstadt und der theoretischen Musikwissenschaften anhand der einen oder anderen Band. Noch versuchte ich, dieses seltsame Unbehagen mit mir und der Welt dadurch aus dem Wege zu gehen, indem ich mein eigenes Frauenideal versuchte zu erreichen. Was ich so ungefähr zu der Zeit erreichte, als es auch in Jugoslawien anfing zu krachen. Am Ziel stellte ich nämlich fest, daß ich den falschen Weg eingeschlagen hatte. Den ganz falschen Weg.
Was mein Interesse an der Weltpolitik doch auf ein wesentlich geringeres Maße zurechtstutzte, und mich in die Tiefen der Gender-Politik einführte; auch wenn das damals, da wo ich drauf stieß, noch keineswegs so hieß. Da war man entweder transsexuell oder nix. Ein Zustand, den abzuschaffen ich seitdem beschäftigt bin, mit zunehmender Intensität. Sogar in den Vorstand eines Vereins (wenn auch als Sprecher, und nicht als Vereinsvorsitzender) brachte mich das, und in die Niederungen der (Partei-)Politik. Was man nicht alles tut der Sache wegen. Und so lange ... bis heute.
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