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Völkerschlachtdenkmal

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Völkerschlachtdenkmal 2003
Völkerschlachtdenkmal mit nächtlicher Beleuchtung während der bis 2013 dauernden Sanierung
Das Denkmal mit Spiegelung im vorgelagerten Tränenteich der gefallenen Soldaten

Das Völkerschlachtdenkmal ist eines der Wahrzeichen Leipzigs in Erinnerung an die Völkerschlacht von 1813 und heute eine Außenstelle des Stadtgeschichtlichen Museums. Als das größte Denkmal Europas bildet es eine weithin sichtbare Landmarke mit markanter Silhouette.

Es wurde maßgeblich durch die Bildhauer Christian Behrens (1852-1905) und Franz Metzner (1870-1919) gestaltet.

Daten[1]

  • Grundsteinlegung: 18. Oktober 1898
  • Einweihung: 18. Oktober 1913
  • Baudauer: 15 Jahre
  • Höhe: 91 m
  • Höhe der Kuppelhalle (Innenhöhe): 68 m
  • Fundamentplatte: 70 m × 80 m × 2 m
  • Anzahl der Fundamentpfeiler: 65
  • Gesamtzahl der Stufen bis zur Plattform: 500
  • Fußbreite: 126 m
  • Masse aller baulichen Anlagen: 300.000 t
  • Anzahl der verbauten Natursteinblöcke: 26.500
  • Menge des verbauten Betons: 120.000 m³
  • Kosten: 6 Millionen Goldmark

Geschichte

Vom 16. bis 19. Oktober 1813 fand vor den Toren der Stadt Leipzig die sogenannte Völkerschlacht statt. Sie führte im Rahmen der Befreiungskriege zu einer Niederlage Napoleons gegen die Truppen der Österreicher, Preußen, Russen und Schweden. In der Schlacht, die bis zum Ersten Weltkrieg als die größte der Geschichte galt, mussten Deutsche auf beiden Seiten mitkämpfen.

Da Sachsen in der Schlacht auf Seiten Napoleons stand und dafür mit erheblichen territorialen Einbußen „bestraft“ wurde, war der Wille, dieser eigenen Niederlage ein Denkmal in Leipzig zu setzen, gering - darum wurde dieses Projekt erst nach der Vereinigung im Kaiserreich angegangen.

Der Grundstein für das Denkmal wurde am 18. Oktober 1898 gelegt. 1913 wurde es im Südosten der Stadt eingeweiht, errichtet nach Entwürfen des Berliner Architekten Bruno Schmitz. Bauherr war Clemens Thieme, Vorsitzender des Deutschen Patriotenbundes [1] und Leipziger Altlogenmeister der Freimaurerloge Apollo, auf den auch der Einbau der Krypta zurückzuführen ist[2]. Finanziert wurde es durch eine speziell eingerichtete Lotterie und durch Spenden.

Das Denkmal

Krypta mit Totenwächter

Es ist 91 m hoch und steht an einem ehemaligen Brennpunkt des Kampfgeschehens. Vom Beginn des Sockels bis zur Aussichtsplattform auf der Spitze sind es 500 Stufen, die größtenteils in engen Wendeln nach oben gehen. Seit kurzem existieren zwei Personenaufzüge, die bis zur mittleren Aussichtsplattform in 57 Meter Höhe führen. In der Kuppeldecke der Ruhmeshalle sind 324 fast lebensgroße Reiter abgebildet. Die vier 9,5 Meter hohen Statuen der Totenwächter in der Ruhmeshalle stellen Personifikationen der Tugenden dieser Schlacht (Tapferkeit, Glaubensstärke, Volkskraft, Opferbereitschaft) dar. Als Vorbilder der monumentalen Statuen dienten die altägyptischen Memnonsäulen bei Theben.

Kranz auf der bronzenen Grabplatte

Die Krypta nimmt das gesamte Mittelrund der Halle ein und stellt das symbolische Grab der über 120.000 bei der Völkerschlacht Gefallenen dar. In ihrer Mitte ist eine meist kranzbeschmückte bronzene Grabplatte in den Boden eingelassen, an den Wänden wachen acht Zweiergruppen von solemnen steinernen Kriegern.

Figur des Erzengels Michael am Fuße des Denkmals

Die Figur an der Basis stellt den Erzengel Michael dar, welcher bei vielen anderen deutschen Schlachten als Beistand (Schutzpatron der Soldaten) galt. Diese gigantische Skulptur trägt die Inschrift „GOTT MIT UNS“. Zu seinen Seiten befinden sich an den Sockelmauern zwei jeweils 19 Meter hohe und 30 Meter breite Reliefs, die den Erzengel in einem Streitwagen auf einem Schlachtfeld zeigen, sowie allegorische Frauenfiguren, welche für die Kriegsfurie stehen.

In der unmittelbaren Nähe zum Denkmal befindet sich der Napoleonstein. Dieser steht an der Stelle der ehemaligen Quantschen Tabaksmühle, an der Napoleon am 18. Oktober 1813 seinen Befehlsstand eingerichtet hatte und steht in einem engen Bezug zum Völkerschlachtdenkmal.

Einige Autoren (Rolf Affeldt, Frank Heinrich) versuchen, den Bau des Denkmals als freimaurerisches Gedankengut zu vermitteln. So orientierte man sich beim Bau an der Einteilung des Salomonischen Tempels - Vorhalle, Hauptsaal, Heiligtum. Auch sonst ist das Gebäude mit vielen Symbolen der Freimaurerei versehen.

Das Völkerschlachtdenkmal ist sanierungsbedürftig. Im Jahr 2003 begannen Rekonstruktions- und Sanierungsmaßnahmen, die bis zum 200-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht im Jahr 2013 beendet werden sollen. Die Kosten werden sich auf etwa 30 Millionen Euro belaufen. Die Finanzierung erfolgt über die Stiftung Völkerschlachtdenkmal, den Freistaat Sachsen, die Stadt Leipzig und Spenden.

Musik

Das Völkerschlachtdenkmal besitzt einen eigenen Chor, der regelmäßig Konzerte im Denkmal gibt. Des Weiteren werden Orgelkonzerte an einer Digitalorgel veranstaltet. Die Akustik des Denkmals, das im besonderen die Obertöne reflektiert und verstärkt, ist einzigartig. Der Nachhall kann bis zu 10 Sekunden betragen. Auch im Rahmen des alljährlich in Leipzig stattfindenden Wave-Gotik-Treffens werden Konzerte in der Krypta des Denkmals veranstaltet.

Literatur

  • Baensch: Der Napoleonstein am Thonberge bei Leipzig. Leipzig 1871
  • Heroux, Spitzner: Das Völkerschlachtdenkmal. Weiheschrift. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1913
  • Wolle: Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig. Selbstverlag, Leipzig 1913 (Bildband zum Bau des Denkmals)
  • Hartmann: Völkerschlachtdenkmal. Brockhaus, Leipzig 1971
  • Erich Loest: Völkerschlachtdenkmal. Hoffmann und Campe, Hamburg 1984
  • Hutter, Peter: Die feinste Barbarei. von Zabern, Mainz 1990
  • Poser, Steffen: Die Jahrhundertfeier der Völkerschlacht und die Einweihung des Völkerschlachtdenkmals zu Leipzig. In: Katrin Keller (Hrsg.): Feste und Feiern. Zum Wandel städtischer Festkultur in Leipzig, Leipzig 1994, S. 196-213.
  • Hoffmann, Stefan-Ludwig: Sakraler Monumentalismus um 1900. Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal. In: Koselleck/Jeismann: Der politische Totenkult: Kriegerdenkmäler in der Moderne. München 1994, S. 249-280.
  • Keller, Katrin/Schmid, Hans-Dieter (Hrsg.): Vom Kult zur Kulisse. Das Völkerschlachtdenkmal als Gegenstand der Geschichtskultur. Leipzig 1995.
  • Schmid, Hans-Dieter: Völkerschlachtdenkmal, Völkerschlachtgedenken und deutsche Freimaurerei im Jubiläumsjahr 1913. In: Marlis Buchholz u.a. (Hrsg.): Nationalsozialismus und Region. Festschrift für Herbert Obenaus, Bielefeld 1996, S. 355-379.
  • Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Testament der Freimaurer - Das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig, MdG-Verlag, Leipzig 2000, ISBN 3980729516
  • Affeldt, Rolf; Heinrich, Frank: Das Geheimnis des Medaillons - Unter der Krypta des Völkerschlachtdenkmals, MdG-Verlag, Leipzig 2000, ISBN 3980729508
  • Rodekamp, Volker: Völkerschlachtdenkmal. Verlag DZA, Altenburg 2003
Commons: Category:Völkerschlachtdenkmal – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Ähnliches Bauwerk

Voortrekkermonument in Pretoria

Einzelnachweise

  1. a b Plakat im Fundament des Völkerschlachtdenkmals Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Plakat“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  2. Thieme, Clemens

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