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Zarah Leander

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Zarah Leander (* 15. März 1907 in Karlstad, Schweden; † 23. Juni 1981 in Stockholm) war eine schwedische Schauspielerin.

Familie

Zarah Leander wurde als Tochter des Instrumentenbauers und Grundstücksmaklers Anders Hedberg und seiner Frau Matilda Hedberg geb. Vikström geboren und wuchs mit vier Brüdern auf. Ihr Bruder Gustav Hedberg wurde später ebenfalls Schauspieler. Eine Urgroßmutter aus der väterlichen Linie stammte aus Hamburg.

Infolge ihres deutschen Kindermädchens und ihres deutschen Klavierlehrers war sie bereits früh mit deutscher Sprache und Kultur vertraut. Mit vier Jahren erhielt sie Unterricht in Violine sowie Klavier und trat 1913, mit 6 Jahren, bei einem Chopin-Wettbewerb auf. Bis 1922 besuchte sie ein Gymnasium und ging dann nach Riga, wo sie ihr Deutsch perfektionierte.

Anfänge als Schauspielerin

Bereits früh war sie von der Welt des Theaters und der Musik fasziniert. 1926 bewarb sie sich um Aufnahme an die Königliche Schauspielschule in Stockholm und fiel durch. 1927 heiratete sie den jungen Schauspieler Nils Leander, der ihr zu kleinen Rollen am Theater verhalf. 1927 und 1929 wurden ihre zwei Kinder geboren: ihre Tochter Boel und ihr Sohn Göran. Zwischendurch arbeitete sie auch als Verlagssekretärin beim Lindfors-Buchverlag in Stockholm. 1931 kam es zur Scheidung von ihrem ersten Ehemann.

1929 sang sie dem schwedischen Revuekönig Ernst Rolf mit ihrer prägnanten Altstimme vor und wurde durch ihn zum Star. Mit der schwedischen Schallplattenfirma Odeon schloss sie einen Vertrag ab und nahm für sie bis 1936 80 Lieder auf. Von 1929 bis 1935 wirkte Zarah Leander gemeinsam mit Karl Gerhard in zahlreichen Revuen mit und drehte in Schweden drei Spielfilme. In zweiter Ehe war Leander seit 1932 mit dem Journalisten Vidar Forsell, einem Sohn des Intendanten der Oper in Stockholm, verheiratet, der sich 1948 von ihr trennte.

Filmstar

1936 holte sie der dänische Operettenbuffo Max Hansen für sein Singspiel Axel an der Himmelstür nach Wien an die Bühne. Parallel dazu drehte sie in Österreich ihren ersten deutschsprachigen Film (Premiere). Danach wurde die UFA auf sie aufmerksam. Filmminister Joseph Goebbels ging zu ihr zunächst auf Distanz, war dann aber von ihrem Erfolg an der Kinokasse beeindruckt.

Von 1937 bis 1943 entstanden ihre berühmtesten Filme: Zu neuen Ufern (1937), La Habanera (1937), Heimat (1938), Es war eine rauschende Ballnacht (1939), Die große Liebe (1942), Der Weg ins Freie (1941), Damals (1942), einige davon unter der Regie von Carl Froelich, dem späteren Präsidenten der Reichsfilmkammer. Sie stieg zum höchstbezahlten weiblichen Filmstar in Hitler-Deutschland auf, blieb aber dennoch schwedische Staatsbürgerin und bezeichnete sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges stets als unpolitische Künstlerin.

1943 verließ sie Deutschland und kehrte auf ihr Gut Lönö nach Schweden zurück, das sie 1939 erworben hatte. Das stattliche Gut wies eine Fläche von 59.000 m² auf, bestand aus Äckern, Wäldern, 22 Inseln und einem zweistöckigen Haus mit 39 Zimmern. In Schweden wurden ihre deutschen Filme ebenfalls gerne gesehen. Erst nach dem Fall von Stalingrad kühlte sich das Verhältnis der Landsleute zu ihr merklich ab.

Nachkriegskarriere

Ihre Karriere nach dem Krieg begann 1947 in der Schweiz. Der Komponist Ralph Benatzky vermittelte ihr Auftritte beim Genfer Rundfunk. Dort entstanden auch die ersten Nachkriegs-Schallplattenaufnahmen. Weitere Konzertauftritte in Bern, Basel und Zürich folgten. 1948 traf sie Michael Jary und unternahm mit ihm und seinem Filmorchester eine Deutschland-Tournee (1948/49), die großen Anklang fand. 1949 trat sie auch zum ersten Mal wieder in ihrer schwedischen Heimat, in Malmö auf, und heiratete im Januar 1956 in dritter Ehe den Kapellmeister Arne Hülphers.

1950 drehte Zarah Leander erstmals seit sieben Jahren wieder einen Film. Unter der Regie von Geza von Cziffra entstand Gabriela. Das Mutter-Tochter-Drama war mit vielen Anleihen aus ihren früheren Spielfilmen wieder ein typischer Zarah-Leander-Film. Aber sie war sieben Jahre gealtert, was man ihr auf der Leinwand anmerkte. Von der Kritik wurde sie verrissen. An der Kinokasse war der Film aber trotz allem ein Erfolg, da immer noch Millionen Menschen in vielen Ländern sie wiedersehen wollten. Leander war über das Ergebnis selbst unzufrieden und begab sich 1951 erneut auf Tournee, die sie in mehrere Länder führte. Auch die anschließenden Kinofilme Cuba Cubana (1952) mit O. W. Fischer als Liebhaber an ihrer Seite und Ave Maria (1953) waren finanziell einträglich, aber von der früheren filmischen Qualität meilenweit entfernt. Damit neigte sich zugleich ihre Karriere als Kinostar dem Ende zu.

Seitdem widmete sie sich mehr der Darbietung ihrer Lieder. Peter Kreuder komponierte für sie die Musicals Madame Scandaleuse und Lady aus Paris mit Texten von Ernst Nebhut und Karl Farkas. In Schweden und Deutschland entstanden in den frühen 60-er Jahren Fernseh-Shows mit ihren Evergreens. Außerdem folgte ein Auftritt in dem Musical Das Blaue vom Himmel von Friedrich Hollaender.

Während einer Aufführung des Musicals Das Lächeln einer Sommernacht in Stockholm erlitt sie 1978 eine erste Gehirnblutung. Im Juni 1979 gab sie in einer Pressekonferenz ihren endgültigen Abschied von der Bühne bekannt. Die Leander zog sich auf ihr Gut nach Lönö zurück, wollte nur mehr engste Familienangehörige und Bekannte sehen, war an den Rollstuhl gefesselt, litt an Sprachstörungen und mußte mehrere Male im Krankenhaus behandelt werden. Eine weitere Gehirnblutung setzte ihrem Leben ein Ende.

Filmografie

Operetten und Musicals

  • 1931 Franz Lehár, Die lustige Witwe
  • 1936 Ralph Benatzky, Axel an der Himmelstür (Rolle der Gloria Mills)
  • 1958 Ernst Nebhut u. Peter Kreuder, Madame Scandaleuse (Rolle der Helene)
  • 1960 Oscar Straus, Eine Frau, die weiß, was sie will (Rolle der Manon Cavallini)
  • 1964 Karl Farkas u. Peter Kreuder, Lady aus Paris (Rolle der Mrs. Erlynne)
  • 1968 Peter Thomas, Ika Schafheitlin u. Helmuth Gauer, Wodka für die Königin (Rolle der Königin Aureliana)
  • 1975 Stephen Sondheim u. Hugh Wheeler, Das Lächeln einer Sommernacht (Rolle der Madame Arnfeldt)

Autobiographie

Literatur

  • Antje Ascheid: Hitler's heroines. Stardom and womanhood in Nazi cinema. Philadelphia: Temple University Press. 2003. ISBN 1-56639-984-X
  • Kaethe Brinker: Zarah Leander. Eine große Karriere. Berlin: Wendt. O.J. (1937)
  • Micaela Jary: Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n. Das Leben der Zarah Leander. Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verlag. 2001. ISBN 3-7466-1751-0
  • Guido Knopp: Hitlers Frauen und Marlene. München: Bertelsmann. 2001. ISBN 3-570-00362-0
  • Ulrike Sanders: Zarah Leander - Kann denn Schlager Sünde sein? Köln: Pahl-Rugenstein. 1988. (= Pahl-Rugenstein-Hochschulschriften Gesellschafts- und Naturwissenschaften; 251) ISBN 3-7609-5251-8
  • Paul Seiler: Zarah Leander. Ein Kultbuch. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 1985. ISBN 3-499-15497-8
  • Paul Seiler: Zarah Leander. Ich bin eine Stimme. Berlin: Ullstein. 1997. ISBN 3-548-35711-3
  • Cornelia Zumkeller: Zarah Leander. Ihre Filme – ihr Leben. München: Heyne. 1988. ISBN 3-453-02623-3

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