Motorenbau Werk Kassel
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Der Motorenbau Werk Kassel (MWK) in Kassel war während des Zweiten Weltkrieges ein Zweigwerk der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG Dessau und Zulieferer von Hochtechnologiebaugruppen u. a. für das erste serienreife Turbostrahltriebwerk Jumo 004B der Welt. Im Jahr 1945 arbeiteten dort über 5000 Menschen. Ab 1948 wurden das Areal und die Gebäude von der AEG genutzt und übernommen.
Geschichte
Ursprünglich war das Werk in der Lilienthalstraße 150 in Kassel der Standort der Gerätebau GmbH, die eine Tochtergesellschaft der Fa. Gebr. Thiel, Seebach (kurz Thiel) war. Die Gründung dieser Tochtergesellschaft war Bestandteil einer Auftragserteilung vom Oberkommando des Heeres (OKH) an Thiel am 16. Februar 1938, ebenso wie der Abschluss eines Pachtvertrages zwischen der Grundstückseigentümerin, die Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie (kurz Montan), und der Gerätebau GmbH.[1] Diese Vorgehensweise entsprach dem Montan-Schema.
Das Werk wurde durch Thiel termingerecht gebaut und mit Anlagen, Maschinen und Einrichtungen ausgerüstet. Infolge einer Drosselung der Munitionserzeugung wurden auch weniger mechanische Zeitzünder benötigt, und so wurde am 12. Juli 1940 vom Reichsminister für Beschaffung und Munition entschieden, dass die Gerätebau GmbH an die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG Dessau (JFM) abzutreten sei. Dazu gehörten auch 8 Wohnhäuser und das Bereitschaftslager für 1000 Mitarbeiter am Forstbachweg 2. Das Werk war zu diesem Zeitpunkt stillgelegt.
In diesem Werk sollten zur Entlastung der Junkers Flugmotoren-Serienfertigung Motorenzubehörteile und speziell Pumpen sowie Ladedruckregler für die Motore Jumo 205, Jumo 211 und später für den Jumo 213 hergestellt werden. Am 5. August 1940 übernahmen die JFM den neuen Standort, auch die vorhandene Thiel-Belegschaft von ca. 100 Personen wurde übernommen. MWK zahlte für das gesamte Objekt eine Pacht an die Montan. Parallel dazu führte Thiel, wie vertraglich vereinbart, die noch ausstehenden Bau- und Ausrüstungsarbeiten des „Projektumfanges Thiel“ weiter. Zum Ende des Junkers-Geschäftsjahres am 30. September 1940 waren bereits 800 Mitarbeiter im Werk tätig; die Fertigung der Geräte wurde angefahren. Ende des Jahres 1940 begann MWK mit dem weiteren Ausbau des Werkes. Dafür war eine Investitionssumme von 33,5 Mio RM angesetzt. Im Bereitschaftslager Forstbachweg 2 wurden 22 Baracken für 1000 Personen fertiggestellt, ebenso die ersten 18 Werkswohnungen.
Die weitere Ausstattung der Gebäude mit der notwendigen Infrastruktur wie z.B. Pressluft, Gas, Elektrotechnik usw. machte im Jahr 1941 unter der Regie von Thiel Fortschritte. MWK konnte im Geschäftsjahr 1941 das geplante Produktionsprogramm nicht erfüllen. Man hatte die Anlaufproblematik des Werkes offenbar unterschätzt. Mit diesen Geräten belieferte man das Reichsluftfahrtministerium (RLM), und die JFM -Motorenbauten. JFM war mit dem Pachtverhältnis des Werkes von der Montan nicht zufrieden und stellte am 30. Dezember 1941 den Antrag auf Kauf der Werksanlage.
Die von MWK in Auftrag gegeben Bauaktivitäten gingen 1942 zügig voran. Thiel teilte am 10. März 1942 der Montan mit, dass die „Fertigungsstelle K“ für sie abgeschlossen sei. Das Produktionsprogramm für das Geschäftsjahr 1942 konnte fast erfüllt werden.
Das Jahr 1943 war überschattet von den schweren Luftangriffen auf Kassel. MWK blieb davon nicht verschont und wurde mehrmals getroffen. Besonders große Schäden entstanden bei den Tagangriffen am 28. und 30. Juli 1943. Nach Angaben der Werksleitung ging der Leistungsgrad des Werkes im August um 75% und im September um 50% zurück. Als Reaktion auf die Angriffe im Juli erfolgten umfangreiche Auslagerungen der kaufmännischen und teilweise der technischen Büros auf verschiedene Stellen im Stadtgebiet Kassel. Ebenso baute man Teilbereiche der Fertigung außerhalb von Kassel neu auf wie z.B. in Veckerhagen, Ziegenhain, Autobahnbrücke Söhrewald und Venusberg/Erzgebirge. Das Kasseler Werk wurde bei den Nachtangriffen am 3. und 22. Oktober 1943 erneut in Mitleidenschaft gezogen. Den entstandenen Gesamtschaden bei den vier Luftangriffen schätzte man auf ungefähr 20 Mio RM.
Trotz der Bombenschäden war im Jahr 1943 die Serienfertigung im vollen Ablauf. Der Wert der Jahresleistung hatte eine beträchtliche Steigerung mit 33% gegenüber dem Vorjahr. In diesem Jahr wurden die ersten Baugruppen für das Turbostrahltriebwerk Jumo 004B gefertigt und abgeliefert.
Infolge der Kriegseinwirkungen auf die Industrie standen 1944 immer weniger Daten zur objektiven Berichtserstattung über MWK zur Verfügung. Für das Geschäftsjahr 1943/44 endeten die Finanzdaten zum 31. Juli 1944. Die Auswertung dieser Daten ergab, dass in diesem Geschäftsjahr im Vergleich zum Vorjahr ungefähr 25% weniger Geräte abgeliefert wurden.
JFM erwarb von der Montan das Werksgelände und die Flächen mit Wohnungen in der Lilienthalstraße sowie am Faulswiesenweg. Die Auflassung erfolgte am 8. September 1944.
Am 5. April 1945 wurde Kassel-Bettenhausen von der 80th Infantry Division der US-Army besetzt und damit auch die Betriebe in der Lilienthalstraße. Nach Angaben der zuständigen US-Militärstellen waren am 31. Januar 1945 beim MWK 5115 Mitarbeiter tätig, diese teilten sich auf 4537 Arbeiter und 578 Angestellte. Die Arbeiter teilten sich auf in 649 Stammpersonal, 1074 von der Wehrmacht abkommandierte, 1824 größtenteils dienstverpflichtete Ausländer und 990 Kriegsgefangene und die Angestellten in 543 Stammpersonal und 35 Ausländer.
Ende 1946 verließen die Amerikaner das Werksgelände. Der frühere kaufmännische Leiter des MWK übernahm in diesem Jahr zur Abwicklung des Standortes die Funktion eines Treuhänders. Es erfolgten Vermietungen der ehemaligen MWK Gebäude an andere Unternehmen.
Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft –Zentralverwaltung Westzonen (AEG), hatte 1948 etliche der MWK Gebäude angemietet und beschäftigte dort Anfang 1950 bereits 700 Arbeiter. Mit Beschluss vom 15. April 1950 stimmte der Hessische Landtag dem Kaufvertrag zwischen dem Land Hessen und der AEG in Kassel über das Gelände der Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG in Dessau, gelegen in Kassel, Lilienthalstraße zu. Der Grundbucheintrag erfolgte am 19. April 1950.
Einzelnachweise
- ↑ Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar 480/251-261 Schreiben
Literatur
- Buch: Kassel, Lilienthalstraße 150, Geschichte eines Industriestandortes 1940-1950, Autor Rolf Nagel, Baunatal
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