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Rudolf Rößler

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Rudolf Rößler (auch Rudolf Rössler) (* 22. November 1897 in Kaufbeuren; † 11. Dezember 1958 in der Schweiz) war ein Agent (Deckname: Lucy), der während des zweiten Weltkrieges geheime Informationen an die Sowjetunion und den Schweizer Nachrichtendienst (Bureau Ha) weiterleitete.

Leben

Rößler war der Sohn eines bayrischen Forstbeamten. Er absolvierte seine Ausbildung in Augsburg und wurde während des I. Weltkrieges zum Militärdienst rekrutiert. Nach dem Krieg begann er als Journalist zu arbeiten; zuerst als Reporter in Augsburg und dann als Literaturkritiker in Berlin. Er war mit vielen Künstlern und Schriftstellern befreundet, die von den Nazis verfolgt wurden und wurde dadurch auch zum Nazigegner.

1933 verließ er Deutschland und zog nach Luzern, wo er den Kleinverlag Vita Nova betrieb. Dazu baute er seinen Bekanntenkreis auch in Deutschland weiter aus zu einem Netzwerk, mit dem er sich trotz des NS-Medienmonopols Informationen über die tatsächliche Situation in Deutschland beschaffen konnte.

Unter anderem soll er der sowjetischen Führung Einzelheiten übermittelt haben über die Operation Zitadelle, einer entscheidenden Schlacht an der Ostfront im Kursker Bogen. Mit dieser Legende versuchten revanchistische Kreise immer wieder, eine Neuauflage der Dolchstoßlegende für den Zweiten Weltkrieg zu begründen, obwohl Der Spiegel bereits 1972 nachgewiesen hatte, dass: „Wo immer auch in Deutschland Roessler Informanten unterhielt – in militärischen Schlüsselpositionen können sie nicht gesessen haben. Das bewiesen vor allem seine unzutreffenden Berichte vor der Schlacht von Kursk im Juli 1943.“[1]

Die Quelle seiner Informationen, die mit dem Decknamen "Werther" abgegeben wurden, blieb lange ungeklärt: Laut Rößlers Erklärungen nach dem Krieg stammten sie von hochrangigen Militärs, die gegen die Nazis eingestellt waren und die Rößler bereits aus Vorkriegszeiten kannte. Generaloberst Alfred Jodl, Chef des Wehrmachtführungsstabes, sagte im Nürnberger Prozess aus, dass die Meldungen eher in Moskau waren, als auf seinem Schreibtisch.

Möglicherweise war Rößler und der gesamte „Lucy spy ring“ aber nur ein Werkzeug und ein Weg für die Briten, Informationen, die sie durch die Entschlüsselung der Enigma-Codiermaschine erhalten hatten, unverdächtig an die Sowjetunion weiterzuleiten. Das Geheimnis der Entschlüsselung von Codes mittels Maschinen sollte selbst der alliierte Verbündete Stalin während des Krieges von den Briten nicht zu wissen bekommen, da man es nach Kriegsende eventuell auch gegen die Sowjetunion einzusetzen gedachte. Rößler soll seine Tätigkeiten auch nach dem zweiten Weltkrieg noch fortgesetzt haben. Er lieferte dabei Informationen von Westdeutschland in den Osten. Das wurde ihm zum Verhängniss, er wurde verhaftet und wegen Spionage für ein Jahr inhaftiert. Nach seiner Entalssung war er ein geknickter Mann und starb bald.

Schriften

  • Die Kriegsschauplätze und die Bedingungen der Kriegführung Vita Nova Verlag: Luzern 1941
  • Schauspiel 1929/30 Bühnenvolksbundverlag: Berlin 1930
  • Schauspiel 1928/29 Bühnenvolksbundverlag: Berlin 1929

Literatur

Einzelnachweise

  1. http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=42920274&top=SPIEGEL