Zum Inhalt springen

Internierungslager

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2008 um 13:07 Uhr durch Schlesinger (Diskussion | Beiträge) (Erster Weltkrieg: Bild aus dem Bundesarchiv+). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Internierungslager wurden bisher verschiedene Haftorte in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten bezeichnet.

Die internierten Personen waren oft Zivilisten, Kriegsgefangene oder Soldaten neutraler Mächte (zum Beispiel Armée de l’Est oder die deutsche Schutztruppe 1916 in Kamerun).

Erster Weltkrieg

Internierungslager der deutschen Palästina-Truppen in Konstantinopel, 1919

Frankreich

In Frankreich wurden Deutsche und Österreicher im Internierungslager Le Vernet in den Pyrenäen festgehalten.

Österreich-Ungarn

In Österreich-Ungarn ließ das Abwehramt vor allem im Waldviertel mehrere Internierungslager einrichten, um o.g. Personengruppen festzuhalten. Dies waren in Drosendorf, Grossau, Illmau, Karlstein an der Thaya, Kirchberg an der Wild, Markl sowie Sittmannshof.

Zweiter Weltkrieg

USA

So wurden Kriegsgefangene oder politisch nicht Erwünschte bzw. für gefährlich gehaltene Bürger interniert, in den USA während des Zweiten Weltkriegs beispielsweise 120.000 Japaner und Landsleute japanischer Abstammung (Internierung japanischstämmiger Amerikaner) und in kleinerer Anzahl Deutsch-Amerikaner, Mexikaner und Italiener.

Großbritannien

Die britische Regierung beschloss 1940, alle männlichen deutschen Emigranten als „feindliche Ausländer“ zu internieren. So wurden dort in den Internierungslagern während des Zweiten Weltkrieges auch nach Großbritannien geflüchtete Juden aus Deutschland, wie etwa Gerhard Leibholz, sowie deutsche Antifaschisten interniert.

Schweiz

Zu erwähnen sind auch die Internierungslager, die während des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz bestanden. Hier haben die Schweizer Behörden insbesondere Personen, die aus dem Deutschen Reich geflüchtet waren und die sich auf Verlangen der Nazis nicht in der Schweiz frei bewegen sollten, verhaftet und eingesperrt. Politische wie auch rassisch verfolgte Flüchtlinge wurden hier angehalten und wie alle Gefangene zu diversen Arbeiten benutzt so z.B. zur Austrocknung der Sumpfgebiete im Rhonetal im Kanton Wallis. Auch prominente Persönlichkeiten wie der spätere österreichische Diplomat Emanuel Treu oder der weltberühmte Opernsänger Joseph Schmidt wurden in Internierungslager gefangen gehalten. Josef Schmidt starb 1942 im Internierungslager Girenbad in Folge einer unzureichenden medizinischen Behandlung.

Frankreich

Nach dem Rückzug der deutschen Besatzungsmacht wurden in Frankreich ab Oktober 1944 (im Zusammenhang mit "Säuberungen" (épuration) und etwa 10.000 - 15.000 Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren) 170 Lager mit 60.000 Internierten, die der Kollaboration verdächtigt wurden, eingerichtet [1].

Nachkriegszeit

Deutschland

Im Zuge der Entnazifizierung und der Re-education wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Angehörige nationalsozialistischer Organisationen und mutmaßliche Kriegsverbrecher bis zum Beginn der Nürnberger Prozesse in Internierungslagern unter Arrest gestellt, darunter aber auch viele Unschuldige [2] [3].

Es gab sowjetische Lager, US-amerikanische, französische und britische Lager. Nach der Befreiung des KZ Dachau wurde das KZ Dachau von der amerikanischen Besatzung als Internierungslager Dachau genutzt. Hier fanden die Dachauer Prozesse statt, darunter auch der Buchenwald-Hauptprozess. Im Internierungslager Bad Nenndorf saßen vor allem Personen ein, die von den Briten als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden, Offiziere der deutschen Abwehr, höchste Wehrmachtsfunktionäre und Diplomaten. Bis Internierte vor die Spruchgerichte gestellt wurden, vergingen viele Monate, teilweise sogar bis zu drei Jahre. Mit Lagerhaft von dieser Dauer wurde die Strafe teilweise schon vorweggenommen.

DDR

In der DDR wurde vom Ministerium für Staatssicherheit eine solche Einrichtung („Vorbeugekomplex“) geplant, aber nie umgesetzt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Joel Kotek, Pierre Rigoulot: Das Jahrhundert der Lager. Gefangenschaft, Zwangsarbeit, Vernichtung, Propyläen 2001, ISBN 3-549-07143-4
  2. Peter Reif-Spirek/Bodo Ritscher (Hg.): Speziallager in der SBZ, Berlin, Ch. Links Verlag 1999, ISBN 3-86153-193-3
  3. Heiner Wember, Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands, Essen 1991, ISBN 3-88474-152-7 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens; Bd.30), S.7f.
Wiktionary: Internierungslager – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen