Zum Inhalt springen

Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2008 um 00:23 Uhr durch Feetjen (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona existiert seit 1601. Die jetzige mennonitische Gemeindekirche wurde 1915 eingeweiht.

Geschichte

Die ersten Mennoniten kamen 1575 als Glaubensflüchtlinge aus den damals katholischen südlichen Niederlanden nach Hamburg und Altona. 1601 erlaubte ihnen der Schauemburger Graf Ernst die Gründung einer Gemeinde im damals noch holsteinischen Altona. In der Blütezeit der Gemeinde im 17. und 18. Jahrhundert zählten viele Kaufleute, Reeder (Walfang), Unternehmer und Handwerker zu den Mennoniten.

Die Mennoniten versammelten sich in den ersten Jahren in Privathäusern. Im Jahr 1675 errichteten mennonitische Walfangreeder aus 5 Prozent des Erlöses einer Walfangsaison eine Holzkirche an der Großen Freiheit. Die Große Freiheit bezieht ihren Namen von den Religions- und Gewerbefreiheiten, die Glaubensgemeinschaften und zunftfreie Handwerker damals in Altona genossen. Unter dem Schwedenbrand im Großen Nordischen Krieg wurde die mennonitische Holzkirche zusammen mit großen Teilen der Stadt Altona zerstört. Doch schon 1715 wurde an gleicher Stelle eine neue Steinkirche aufgebaut, die bis 1915 in Gebrauch war. Nachdem sich das Viertel um die Große Freiheit immer deutlicher in ein Amüsierviertel wandelte, entstanden erste Pläne für einen Umzug der Gemeinde. 1915 wurde die neue Kirche an der Mennonitenstraße in Altona-Nord eingeweiht, die bis heute der Gemeinde als Versammlungsort dient. Die frühere Mennonitenkirche an der Großen Freiheit wurde an die Stadt verkauft und schließlich im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Bis 1795 hielt die Gemeinde noch am Niederländischen als Gottesdienstsprache fest. Im 19. Jahrhundert sank die Anzahl der Gemeindemitglieder vor allem durch Übertritte zur evangelisch-lutherischen Landeskirche bis auf 338 Mitglieder (1941). Nach 1945 wuchs die Zahl der Gemeindeglieder in Hamburg infolge des Zustroms mennonitischer Vertriebener aus West- und Ostpreußen zeitweise auf über 1000. Durch Aus- und Abwanderung sowie Übertritte zur Landeskirche pendelte sich die Mitgliederzahl auf heute cirka 430 Getaufte ein.

Die Gemeinde ist heute Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg und nimmt am Ökumenischen Forum in der HafenCity teil.

Kirche

Die jetzige Kirche Kirche ist 1915 in neubarockem Stil fertiggestellt worden. Das Kirchengebäude besteht aus einem Kirchenraum mit Vorhalle und einem Pastorat. Ein 1915 ebenfalls fertiggestellter Gemeinderaum und ein Küsterhaus wurden später verkauft. Wie in anderen mennonitischen und reformierten Kirchen nimmt nach dem Prinzip einer Predigtkirche die Kanzel den zentralen Platz ein. Vor der Kanzel befindet sich der Abendmahlstisch.

Die neue Kirche wurde in vielen Elementen der früheren Kirche an der Großen Freiheit nachgebaut.

Bibliothek

Seit 1770 besitzt die Gemeinde eine eigene Bibliothek, die aus dem Nachlaß des Gemeindepredigers Hendrik Teunis de Jager entstand. Über die Jahre wurde der Bestand mittels Schenkungen und dem Ankauf von Büchern weiter aufgestockt. Heute hat die Bibliothek einen Gesamtbestand von etwa 5000 Bänden [1]. Thematische Schwerpunkte bilden Allgemeine und Mennonitische Theologie und Geschichte des 16. bis 19. Jahrhunderts. Die Titel des 16. bis 18. Jahrhunderts sind zum Großteil noch in niederländischer Sprache. 1890 erschien erstmals ein gedruckter Bibliothekskatalog. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Bibliothek ausgelagert. Die Kirchenbibliothek wird heute von einer Bibliotheksgruppe der Mennonitengemeinde betreut.

Friedhof

Neben der Mennonitenkirche besitzt die Gemeinde in Hamburg-Bahrenfeld auch einen eigenen Friedhof. Der Mennonitenfriedhof ist mit 6932 m² der kleinste Friedhof der Hansestadt Hamburg. Die Begräbsnisstätte wurde 1873 eingeweiht. Die Aufsicht über den Friedhof führt der Kirchenrat der Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona.

Bis 1936 besaß die Gemeinde auch einen Friedhof an der Großen Roosenstraße, der jedoch überbaut wurde. Achtunddreißig unter Denkmalschutz stehenden Grabplatten des alten Friedhofes sind heute in den neuen Friedhofes in Bahrenfeld integriert. Die älteste dieser Grabplatten stammt aus dem Jahr 1679. Hausmaken, Familienwappen und zum Teil noch in Niederländisch verfasste Inschriften geben Aufschluss über die damals in Hamburg und Altona lebenden mennonitischen Kaufmannsfamilien.

Fußnoten

  1. Hamburger Bibliotheksführer