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Römisch-katholische Kirche

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Dieser Artikel befasst sich mit der Römisch-katholischen Kirche, andere Bedeutungen unter Katholische Kirche (Begriffsklärung).


Die Römisch-katholische Kirche (auch nur Katholische Kirche genannt) ist die zahlenmäßig größte Konfession innerhalb des Christentums. Das Wort "katholisch" kommt von griechisch καθoλικoς (katholikos) das Ganze betreffend, allgemeingültig.

Gründung

Die katholische Kirche versteht sich, in abgestufter Gemeinschaft mit den anderen christlichen Kirchen, als das von Christus gegründete Volk des Neuen Bundes. Sie leitet sich in ununterbrochener geschichtlicher Kontinuität aus dem Stiftungswillen Jesu Christi ab (sakramental dargestellt in der Weihe der Bischöfe - Apostolische Sukzession). Die Sukzession teilt sie mit anderen Kirchen, etwa der Orthodoxen Kirche oder der Anglikanischen Kirche.

Als Gründungsmoment gilt die Geistausgießung am Pfingsttag (Apg. 2). Als unverzichtbares Strukturelement wird das Petrusamt angesehen, das gemäß katholischer Lehre von Petrus (Matthäus 16,18) auf alle seine Nachfolger im römischen Bischofsamt übergeht. Ihre Mitte und zugleich die Begründung ihrer bischöflich-priesterlichen Amtstruktur findet die katholische Kirche im Auftrag Jesu beim letzten Abendmahl: "Tut dies zu meinem Gedächtnis". Anders als westliche säkulare Staatsformen, bei denen demokratische Strukturen selbstverständlich geworden sind, ist die katholische Kirche darum hierarchisch strukturiert.

Struktur

An der Spitze der katholischen Kirche steht der Papst. Er ist höchste Autorität in Fragen der Lehre und der Kirchenordnung (s. Päpstliche Unfehlbarkeit).

Unter dem Papst kommen in hierarchischer Reihenfolge die Bischöfe, Priester, Diakone und schließlich die nicht geweihten Gläubigen (Laien). Die Bischöfe sind Leiter der lokalen Kirche, ihre Mitarbeiter sind die Priester und für den nicht priesterlichen Dienst die Diakone. Die Gläubigen selbst sind lokal zu Pfarreien (regional auch Pfarren) zusammengeschlossen, denen ein Priester vorsteht.

Daneben gibt es zahlreiche Gemeinschaftsformen, von losen Bewegungen über Säkularinstitute bis hin zu Ordensgemeinschaften. In Deutschland sind viele katholische Jugendverbände im Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) organisiert. Die Zahl vom BDKJ unabhängiger Jugendbewegungen, die vor allem in neuen geistlichen Gemeinschaften beheimatet sind, wächst.

Alle Stände und Gemeinschaften der Kirche bilden gemeinsam das Gottesvolk. Jeder Katholik hat durch Taufe und Firmung Anteil an der Sendung der Kirche in die Welt (Laienapostolat, vgl. Zweites Vatikanisches Konzil).

Glaubensinhalte

  • Dreifaltigkeit: Jesus als Sohn Gottes ist eines Wesens mit Gott selbst (s. Menschwerdung Gottes); Gott ist Vater (Jesu und der Menschen), Sohn (Gottes) und Heiliger Geist. Durch sein geschichtliches Leben und Wirken, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat der Sohn Gottes die Sünde der Welt auf sich genommen und den Weg zu Gott für alle Menschen geöffnet.
  • Gottes Wirken in der Welt: Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern greift aus Liebe zu jedem einzelnen Menschen aktiv in die Welt ein; sein Handeln ist jedoch nach menschlichen Maßstäben nicht komplett begreifbar (siehe Theodizee-Frage).
  • Die katholische Kirche sieht sich in der Nachfolge der Apostel, deren Glaubensbekenntnis sie in der Kraft des Heiligen Geistes durch die Zeiten bewahrt, vertieft und angesichts neuer Fragestellungen klärt. Diese Tradition der Kirche bildet zusammen mit der Heiligen Schrift ihre Lehrgrundlage.
  • Sakramente: Gott schenkt den Menschen das Heil durch die Sakramente. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße und Versöhnung (Beichte), Krankensalbung, Priesterweihe, und Ehe. In den Sakramenten, vor allem in der Eucharistie, kommt die Kirche selbst als universales Heilssakrament zur Erscheinung.
  • Endgericht und Leben nach dem Tod (Eschatologie): Die katholische Kirche erwartet das Wiederkommen Christi in Herrlichkeit und das Gericht über alle Menschen. Maßstab des Gerichts wird der Glaube und die (nach dem Maß der Gaben) verwirklichte Liebe sein. Die Erlösten empfangen paradiesisches, ewiges Leben in Gottesnähe ("Schau" Gottes von Angesicht zu Angesicht, himmlisches Hochzeitsmahl). Für jeden Menschen gibt es auch die Möglichkeit endgültiger Verlorenheit ("Hölle"). Die Hoffnung des Christusglaubens lässt sich jedoch nicht begrenzen.
  • Marien- und Heiligenverehrung: Menschen, die ein christuszentriertes Leben geführt haben, können anderen Glaubenden als Vorbilder dienen. Gott ist besonders in Beziehungen zwischen Menschen erfahrbar, und da solche Beziehungen nach dem Tod nicht abbrechen müssen, kann die Beschäftigung mit solchen Vorbildern (Heiligen) sehr hilfreich sein. Die Heiligen gelten auch als Fürsprecher bei Gott. Die universale Heilsmittlerschaft Christi, auf den alle Heiligen verweisen, wird dadurch nicht in Frage gestellt, sondern unterstrichen.

Morallehre

Die Morallehre der katholischen Kirche ist seit den Anfängen geprägt von dem doppelten Bestreben, an den Forderungen der Bergpredigt festzuhalten und zugleich den Bedingungen der fortbestehenden irdischen Realität durch Kompromisse Rechnung zu tragen. In früheren Jahrhunderten war regelmäßig der Vorwurf zu großer Laxheit Grund für Kritik und Abspaltungen (Montanismus, Novatianismus, Donatismus, Katharer, Waldenser). Heute entzündet sich der Widerspruch meist an vermeintlich zu hohen Idealen, gepaart mit dem Vorwurf der Heuchelei und Doppelmoral.

Der Bergpredigt folgend sind die zentralen katholischen Wertsetzungen Liebe, Wahrheit, Gewaltlosigkeit, Besitzverzicht, Treue, Keuschheit. Die Umsetzung in kirchliches und, wo möglich, staatliches Recht geschieht in immer neuen Anläufen und unter innerkirchlichen und gesellschaftlichen Konflikten.

Lange waren Themen wie Eid, Wehrpflicht oder Kapitalismus umstritten (hier ist die katholische Morallehre traditionell eher kompromissbereit). Seit etwa 1968 (Enzyklika Humanae vitae, zeitgleich mit den soziokulturellen Umwälzungen) steht fast ausschließlich die Ehe- und Sexualmoral im Mittelpunkt der Beachtung und Auseinandersetzung. Das kirchliche Lehramt hat sich immer wieder eindeutig im Sinn der Zusammengehörigkeit von Sexualität, lebenslanger Treue und Fortpflanzung und damit gegen Ehescheidung, "künstliche" Empfängnisverhütung und die Gleichwertigkeit der Homosexualität ausgesprochen. Kompromisslos wird heute auch der Lebensschutz vertreten und Abtreibung, Euthanasie, Klonen und Todesstrafe abgelehnt.

Die katholische Moraltheologie geht davon aus, dass die Werte des Evangeliums dem Naturrecht nicht widersprechen, sondern sein letzter und höchster Ausdruck sind. Darin erkennt sie die Basis für einen Dialog über ethische Fragen mit allen "Menschen guten Willens".

Siehe auch: Evangelische Räte

Beziehungen zu anderen Glaubensgemeinschaften

Die Verständigung und der Austausch mit anderen Glaubensgemeinschaften wird gesucht und gepflegt, insbesondere mit den evangelischen und der orthodoxen Kirchen (Ökumene). Die katholische Kirche ist jedoch aufgrund ihres Kirchenverständnisses nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Aufgrund ihres Kirchen- und Eucharistieverständnisses ist die katholische Kirche gegen Interzelebration.

Siehe auch

Geschichte der Römisch-Katholischen Kirche
Papst
Papstwahl
Vatikan
Kirchenjahr
Volksfrömmigkeit
Homepage des Vatikan
Katechismus der Katholischen Kirche